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Materialien zur Sekten-Enquetekommission IX:
 
 
"Arbeitskreis Christlicher Publizisten" (ACP):
Klerikalfaschismus heute
 
Trotz allem kein Thema für die Sekten-Enquetekommission -- Rechtsextreme "christliche" Sekten mit prominenter Unterstützung: Im Interesse der Konzerne -- "Pfingstler", "Charismatiker" und der VPM --  Auch mit dabei: "Völkischer Beobachter" und Hakenkreuz

Bundeswehr und CDU/CSU-Prominenz, Medienstars, Reste des europäischen Hochadels und ein Astronaut - alles findet sich wieder beim rechtsextremen "Arbeitskreis Christlicher Publizisten" und seiner Zeitschrift "Informationsdienst des ACP", der voll auf der Linie der "Neuen Rechten"/"Konservativen Revolution" und den "christlichen" Fransen des New Age liegt. Unterstützt vom Springer-Verlag und Journalisten der FAZ (FAZ-Wolfgang Stock ist selbst ACP-Mitglied), erfreut sich der ACP wachsender Aufmerksamkeit. Schlägt man den "Informationsdienst" auf, so lacht einen das Hakenkreuz an: "Das schnellste Propellerflugzeug der Luftfahrtgeschichte flog erstmals am 26. Oktober 1943: Die Dornier Do 335" - ein stolzes Foto der Nazi-Wehrmacht. "Heroischer Widerstand in den Ruinen Stalingrads" heißt es hier, im Faksimile kommentarlos abgedruckt: Das NSDAP-Blatt "Völkischer Beobachter" vom 27. Januar 1943,Überschrift des ACP: "Zeitgeschichte". Wie menschlich doch die Nazi-Henker waren: "Entgegen der gesetzlichen Regelung wird die Studentin Sophie (Scholl) kurz vor der Urteilsvollstreckung noch einmal mit ihrem Bruder zusammengebracht." Und ACP weiß: "Noch Jahre nach der Hinrichtung erinnerte sich der Scharfrichter: 'Mit solch einer Fassung ist bei mir noch keiner gestorben.'" Der Henker der Geschwister Scholl überlebte.

Der rechtsextreme Ex-General Günter Kießling schreibt in dem ACP-Blatt: "An der Front erfuhr ich die Begegnung mit Jesus Christus." Ansonsten kommt Kießling mit Vorliebe in "nationalrevolutionären" Zeitschriften des REP-Umfelds zu Wort, z. B. in "Criticon", in "wir selbst", in der "Jungen Freiheit", und er begegnet hier den Prommis des Neofaschismus. Der Dominikater-Pater Basilius Streithofen, neuerdings auffällig mit antisemitischen Ausfällen, verteidigt beim ACP die neue Moralenzyklika des Papstes: "Zeitgeist-Zugeständnisse? Nein! Der Papst wiederholt präzisiert die katholische Morallehre in drei Kapiteln" - Waffen-Segnen inbegriffen? Zur "Schlacht um Stalingrad" schreibt der ACP: "Ein Soldat entdeckte die Reste eines zerlesenen Neuen Testamentes. Gierig griffen andere danach, hastig verteilte er die einzelnen Blätter. Einer las: 'Wende Dich zu Deinem Gott, dann wendet er sich auch zu Dir', dann traf ihn die tödliche Kugel..." Tja, stand nicht auch im Neuen Testament "Liebet Eure Feinde!"?

Bundeswehr-Unterstützung

Was sich wie unfreiwillige Komik für die hochbetagte ACP-Prominenz liest (Fast-Kaiser Otto Habsburg: 80; Ex-ZDF-Intendant Karl Holzamer: 87; der wegen Kriegsverbrechen beschuldigte Nazi Theodor Oberländer: 89), erkennt man unschwer als Seelenmassage für kommende Zeiten. Rechtsaußen-Militärbischof Johannes Dyba agitiert: "Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen."

Die Bundeswehr persönlich lädt ein: "ACP-Besuch bei der Bundesakademie für Sicherheitspolitik: 'Deutschland ist Missionsgebiet!'" Stolz im Bild sitzen "Brigadegeneral Hans Peter von Kirchbach und als Gastgeber der Inspekteur des Heeres, Helge Hansen." Kirchbach sitzt im Kuratorium des ACP, neben Bundesminister a. D. Josef Ertl, dem Habsburger, einer leibhaftigen Freifrau und dem Astronauten Charles Duke - zuständig für die UFO-Connection des New Age? Auch CDU-MdB Pfarrer Rainer Eppelmann, letzter Verteidigungsminister der DDR, empfängt anläßlich "einer Besuchsserie (des ACP) in der Bundeshauptstadt Bonn" die Stalingrad-Traditionalisten, die den 20. Juni 1991 (Bonn/Berlin-Beschluß) verschlafen haben. "Oberstleutnant Thorun: Zur Lebensgemeinschaft mit Jesus ermutigen! ... Daß die EKD kein ungeteiltes JA zu den Soldaten findet, schädigt schon heute das Vertrauen der Soldaten zu ihrer Kirche." Und "Oberst i.G. Bringmann" assistiert: "Der Soldat hat Anspruch auf Seelsorge."

Sauberkeit in Herz und Hose

Der ACP sammelt im Übergangsfeld zwischen Konservativen und Faschisten einen wilden Haufen zusammen: christliche Kleinsekten und die rechten Ränder der Großkirchen treffen sich hier einträchtig, Hauptsache autoritär, antiemanzipatorisch und extrem. Gottesneurotiker verschiedenster Provinienz geben beim ACP zum Thema "Geistliche Kampfführung" gute Ratschläge, z. B. Heinrich Rust, ein "Charismatiker": "Der Theologe wandte sich dagegen, als Christ gezielt den offenen Kampf mit den bösen Geistern zu suchen, etwa in Form von Gebetsmärschen", obwohl Joggen doch das Böse effektiv ermüdet.

Unter der Überschrift "Bei Protestanten hat der Pluralismus Grenzen" lacht der Burschenschaftler und Ex-SPD-Bundesminister Dieter Haack, heute vielerorts bei der "Neuen Rechten" aktiv. "An christlicher Ehe darf nicht gerüttelt werden - Keine Trauung Homosexueller" heißt es in dem zugehörigen ACP-Artikel, und CSU-Bundesminister a. D. Jürgen Warnke pflichtet bei: "Die Aufnahme Homosexueller in öffentliche Ämter der Kirche müsse 'von lebendigem Glauben erfüllte Mitglieder vor den Kopf stoßen. Wer sich in Kernpositionen von dem Glaubensbekenntnis entfernt, gehört auch im Rahmen des Pluralismus nicht zu uns.'" Doch besser fragt man nicht nach, wenn Bernhard Vogel dem ACP ein Interview gibt: "Zum dritten Mal besuchten seit 1981 ACP-Mitarbeiter Ministerpräsident Dr. Bernhard Vogel."

VPM-Unterstützung

Die Gruppe und ihre Zeitschrift könnten wohl ohne den umstrittenen "Verein zur Förderung der Psychologischen Menschenkenntnis" nicht existieren: Immer wieder stehen ganzseitige Anzeigen des kapitalkräftigen VPM im ACP-Informationsdienst, in denen z. B. Günter Rohrmoser den "Ruf nach Ethik" als "ein Gebot der Stunde" beschwört. über den prozeßfreudigen VPM darf man laut Urteil des Oberlandesgerichts Köln sagen, er stehe im Ruf einer Psycho-Sekte und wolle vor allem auf Jugendliche Einfluß nehmen.

CDU-Familienministerin Angela Merkel wollte den VPM auf die Sekten-Warnliste setzen und zog sich den Zorn der VPM-Unterstützer Hans Filbinger, Gerhard Löwenthal, der CDU-MdB's Claus Jäger und Heinrich Lummer und des niedersächsischen CDU-Rechtsaußen und Ehrenvorsitzenden Wilfried Hasselmann zu. Diese Politiker werden auch vom ACP breit hofiert. Das "Handelsblatt": "Hasselmann liebt Uniformen und schätzt Uniformierte." Sein damaliger Chef, Ministerpräsident Ernst Albrecht, förderte das New Age finanziell und ideologisch nach besten Kräften, auf seinem Kongreß "Geist und Natur" war der frühere Nazi-Ideologe und heutige New Ager Carl Friedrich von Weizsäcker der Stargast.

New Age-Selbstvergöttlichung

Das gefährliche Potential des ACP liegt nicht in seinen hochbetagten Prommis, sondern in seinem modernen ideologischen Ansatz: Er knüpft an die aktuellen Versuche "christlicher" Pfingstler- und Charismatiker-Sekten an, einen Pantheismus auf biblischer Basis zu konstruieren. Heraus kommt die Selbstvergöttlichung des Tat-Menschen, der sich seine Ethik selbst gibt, fern ab von den Geboten der Bergpredigt, fern vom Gesellschaftsvertrag mit seinen Menschenrechten.

Überall im New Age - "christlich" oder neuheidnisch oder an völkische Sekten anknüpfend - ist diese Selbstvergöttlichung des Täters zur Grundposition geworden. Ihre Vorläufer findet man in den Schriften völkischer, faschistischer und neofaschistischer IdeologInnen wie Paul de Lagarde, Alfred Rosenberg, Sigrid Hunke oder Alain de Benoist. Konsequenz: Wenn das Göttliche in allem wirkt, dann auch in den Tätern von Auschwitz, Stalingrad oder den kommenden Genlabors der IG Farben-Nachfolger - eine erprobte, brauchbare Weltanschauung für die selbsternannten Übermenschen.

"Wir handeln an Gottes Statt", sagt die Neofaschistin Hunke und bezieht sich positiv auf den christlichen New Ager Pierre Teilhard de Chardin, der einen pantheistischen "Kosmischen Christus" in der Atombombenexplosion erkannte. "Selbst Schöpfer sein" ist da angesagt, wo Deutschlands Top-Quantenphysik-New-Ager Carl Friedrich von Weizsäcker und Hans Peter Dürr das Heisenberg-Experiment zur Weltanschauung eines "Neuen Zeitalters" aufblasen.

Modernisierung als faustisches Projekt

Die einen ideologisieren die Physik und die Biologie für das faustische Modernisierungsprojekt der Konzerne; der ACP versucht, die christliche Seite abzudecken. Beide Male entsteht eine neue Ethik, die nicht in der Tradition menschlicher Emanzipation steht, statt dessen aber bisher geächtetes Handeln religiös-pantheistisch rechtfertigt: Mit Bio- und Nukleartechnologie läßt sich eine Menge Geld verdienen, im Sozialbereich läßt sich viel Geld einsparen, z. B. mit der "göttlichen" Rechtfertigung von Armut, z. B. mit dem Töten Behinderter.

"Mut zur Ethik" hieß 1993 der VPM-Kongreß, für den der ACP warb und die Kongreß-Thesen Rohrmosers abdruckte: Sie scheinen bei Peter Singer abgeschrieben zu sein, der das Töten behinderter Kinder aus ökonomischen Gründen befürwortet, denn Behinderte entwickelten kein "Personsein", uneingeschränktes Lebensrecht komme aber nur der "Person" zu, nicht dem Menschen schlechthin. Während es im Grundgesetz, Artikel 1, heißt: "Die Würde des Menschen ist unantastbar", schränkt Rohrmoser bei VPM/ACP ein: "Der Mensch als Person hat Würde und Freiheit."

Auf der Basis einer solchen Un-Ethik läßt sich im Genlabor sogar das menschliche Erbgut manipulieren, wenn man bestimmten Menschen das Personsein wegdefiniert, wie es Singer jetzt schon bei Behinderten tut. Rohrmoser, Multi-Agitator bei zahlreichen neofaschistischen Zirkeln, bürgt für die rechte Interpretation.

"Himmlisches Jerusalem" für die Konzerne

"Gott ruft nicht die Fähigen - er befähigt vielmehr die Berufenen", heißt es in einem ACP-beigehefteten Prospekt für einen "Pfingstler"-Kongreß im Frühjahr 1994. "Dieser Geist Gottes öffnet uns Möglichkeiten, die eigene Fähigkeiten und Begabungen übersteigen." Der "Heilige Geist" pantheistisch interpretiert, das Göttliche im eigenen Selbst erkannt: so funktioniert die Rechtfertigungsideologie der Herrenmenschen, die zu neuen faustischen Taten schreiten.

Und selbst die letzte New Age-Schrulle kommt beim ACP groß raus, auch wenn das Christentum auf der Strecke bleibt: "Grüße aus dem Jenseits. Zwei ACP-Mitarbeiter berichten: Wenn Kinder vor den Eltern sterben." Der Übermensch durchbricht die Todesschranke.

Bei diesem Niveau von Volksverdummung, die eine demokratische, kritische Kontrolle von Naturwissenschaft und Technik verhindert, darf der Vorsitzende des Aufsichtsrates des Axel-Springer-Verlagshauses, Bernhard Servatius, nicht fehlen: "Herzlich willkommen! Der ACP ist hier zu Hause", so begrüßt er "20 leitende ACP-Mitarbeiter" in der Springer-Zentrale, Überschrift: "Das himmlische Jerusalem".

Mit alter New Age-Mystik zur Vorherrschaft

"Jerusalem" war der Sehnsuchtsort der mittelalterlichen "Deutschen Mystik", als Meister Eckhart bei mystischen Übungen das Göttliche in seinem Selbst fand und Kaiser Friedrich II. beim Kreuzzug ins Heilige Land die Goldschätze: als die Deutschen vom Baltikum bis nach Ägypten fast die gesamte bekannte Welt beherrschten. Wie passend: Springers Servatius warnt den ACP, man dürfe "sich nicht den Luxus erlauben", "seinen Blick allein auf das 'himmlische Jerusalem' zu richten", sondern man habe "seinen Auftrag hier und heute. Ich denke, das ist das ständige Thema Ihres Arbeitskreises."

Auf Meister Eckhart und Friedrich II. baute der Chefideologe der Nazis, Alfred Rosenberg, seine Weltanschauung auf: Eroberung Europas, mit Hilfe der Wehrmacht, für die Konzerne. Friedrichs verhinderter Nachfolger Otto Habsburg träumt heute im "Informationsdienst des ACP" von Paneuropa. Sigrid Hunke, damals SS-nah, propagiert heute die Rosenberg-Ideologie als "Europas eigene Religion" und knüpft - abgeschrieben aus den "Nationalsozialistischen Monatsheften" - Welteroberungspläne an Friedrichs "Kaisermantel", den die Kamele Ägyptens zierten. "Das Reich ist tot - Es lebe Europa!", lautet Hunkes imperiale Parole 50 Jahre nach dem Scheitern der "Wüstenfüchse".

Schon vor 60 Jahren trafen sich die Neuheiden der Nazis mit den Klerikalfaschisten auf der Basis gemeinsamer imperialer Interessen. Die selbstvergöttlichende "Deutsche Mystik" des Mittelalters gab einen gemeinsamen ideologischen Unterbau für die kommenden verbrecherischen Taten. Heute treten noch die New Ager unter den Technikern und Managern der Konzerne zum "himmlischen Jerusalem" hinzu. Im New Age wird erneut Meister Eckhart gelesen, um von Neuem - "hier und heute" - selbst Schöpfer zu sein.
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