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Flugblatt des BIFFF... e.V. zum 1. Mai 2002 in Berlin-Kreuzberg:
 
Gegen einen 1. Mai
der vereinten Antisemiten !
Statt gegen den größten Sozialabbau seit den 30er Jahren zu demon- strieren, vereinigen sich in Berlin-Kreuzberg Antisemiten jeder Prove- nienz, um einen 1. Mai nach deutschem Geschmack zu feiern wie seit 60 Jahren nicht mehr. Schon beim Intifada-Aufmarsch am 13. April 2002 in Berlin, bei dem die Vernichtung des Staates Israel gefordert und "Juden raus!" gebrüllt wurde, zogen vermeintliche "Linke" ge- meinsam mit islamistischen Terrororganisationen durch die Straßen. Das wird am 1. Mai in Kreuzberg wiederholt und wieder einmal wird Antikapitalismus hin zum Antisemitismus gelenkt.

Es ist das immer gleiche Muster: Bringt der Kapitalismus soziale Not, wie zur Zeit wieder, so wird mit Antisemitismus abgelenkt. Die PDS, die in Berlin massenhafte Sozialkürzungen durch Mitregieren ermöglicht und mitverant- wortet, hat kein Interesse an einem 1. Mai, bei dem ihre Sozialabbau-Politik bekämpft wird. Die PDS lenkt um gegen Israel. In einer Presseerklärung vom April fordert sie die "unverzügliche Einstellung" der israelischen Gegenwehr gegen die Vernichtung der Juden durch die Intifada-Terroristen.

Während die PDS in Bundestagsanträgen zwar noch den Antisemitismus ver- urteilt, sprach ihr außenpolitischer Sprecher Wolfgang Gehrke am 13. April auf dem Alexanderplatz schon vor Hunderten wehender Hisbollah-Fahnen und Kindern mit Sprenggürtel-Attrappen, die die Ermordung von Juden durch Kamikaze-Attentate und Sprengfallen verherrlichten, seine Solidarität mit den Zielen der Intifada aus. Für die Armut (diesmal in Palästina) machte er die Juden (diesmal in Israel) verantwortlich. Bezeichnend: er verbreitet diese Rede nicht auf seiner Internetseite. Dazu ist es wohl noch zu früh.

Hätte man Anfang der 30er Jahre aktiv in "die Geschichte" eingegriffen und die Ausbildungslager der SS gezielt zerstört sowie die SA- und SS-Aktivisten gezielt ausgeschaltet, so wie es Israel heute mit den Intifada-Terroristen macht, dann wäre wohl manches anders verlaufen. Durch den antisemiti- schen Terror der Islamisten sind bisher schon mehr Juden ermordet worden als durch die Nazis bis 1938.

In Kreuzberg wurden vor einigen Jahren in die Bürgersteige vor den Häusern, in denen Juden gelebt hatten, die deportiert und ermordet wurden, Bronze- täfelchen eingelassen, um an die früheren Bewohner zu erinnern. Ähnliche Gedenktafeln gibt es heute auch in Israel an den Stellen, wo Intifada- Terroristen in den letzten Monaten Juden in die Luft sprengten. Wir haben auf der Rückseite dieses Flugblattes das ausgelöschte jüdische Leben in der Kreuzberger Oranienstraße dokumentiert. Die Großeltern des deutschen Teils der heutigen vereinten Antisemiten haben ganze Arbeit geleistet!

Den Kreuzberger Linken stünde es gut an, in Solidarität mit den Terroropfern in Israel am 1. Mai Mahnwachen vor den früheren Wohnhäusern der Opfer des Terrors ihrer Großeltern abzuhalten: Gedenken an die Ermordeten damals und heute und Protest gegen den heutigen erneuten Mißbrauch des 1. Mai. (Wahrscheinlich würden sie jedoch von den vereinten Antisemiten aus "revo- lutionären 1. Mai-Demonstrationen" zusammengeschlagen, wie schon im April 2002 in Berlin Besucher einer Israel-Solidariätsveranstaltung unter den Rufen "Juden raus!" tätlich angegriffen und verletzt wurden und die Gegendemo gegen die Intifada-Terroristen und ihre deutschen Helfer am 13. April wegen deren Angriffen vorzeitig beendet werden mußte.) Doch lieber duldet die Kreuzberger "Linke" die Fahnen der Hisbollah und Hamas als einen Davidstern. Lieber geht sie mit nationalistischen, patriarchal-sexistischen, islamisch- faschistischen Organisationen auf die Demo -- oder nimmt, einem aktuellen Aufruf "Samiras" folgend (dem Anti-Josef-Fischer-Farbbeutel-Werfer), lieber gar keine Stellung mehr, wie damals schon die meisten Eurer Großeltern.

 
Jüdisches Leben in der Oranienstraße - ausgelöscht

Eine unvollständige Liste des jüdischen Lebens in der Berlin-Kreuz- berger Oranienstraße bis 1945, um zu zeigen, was Antisemitismus konkret bedeutet. Die Liste zeigt das ehemals rege jüdische Leben der Straße und des ganzen Kiezes, in dem sich überwiegend ärmere Zuwanderer aus Osteuropa ansiedelten.

Vor einigen Häusern sind in das Pflaster des Gehwegs Bronzetäfelchen eingelassen, die an deportierte (und ermordete) jüdische Mitbür- gerinnen und Mitbürger erinnern, die hier gewohnt haben.

Hausnummer: Nr 1: Möbelgeschäft Abraham Stein
        Arztpraxis Dr. Arthur Loewenthal (heute Brache)
Nr. 2: Rechtsanwalt Dr. Ernst Salinger (Haus 1939 "arisiert"; Selbstmord vor Deportation)
Nr. 6: Dampf-Bügel-Anstalt Abraham Rachmann
Nr. 14: Wohnung Samson und Henny Feuerstein, Sohn Wolfgang und Tochter Ruth (emigriert)
Nr. 15: Krämerladen Lazar Weiß
Nr. 20: Spritzapparate-Fabrik Köhler (Versteck für sechs jüdische Mitbürger bis 1945)
Nr. 28: Schuhgeschäft Samuel Scheimann
Nr. 32: Schuhgeschäft Albert Bluhm
Nr. 34: Schuhhaus Leiser (Julius Klausner)
Zahnarztpraxis Dr. Georg Cohn (ab 1940 NSDAP-Amt für Volkswohlfahrt), Lampenfabrik David Schlesinger, Wohnung Dr. Georg und Frida Cohn (emigiert; Bronzetäfelchen im Pflaster)
Nr. 36: Geschäft Weiß- und Wollwaren Martha Löwinsohn (deportiert ins Ghetto Lodz), Wohnung Salomon Maretzki (deportiert ins Ghetto Lodz)
Nr. 38: Schuhgeschäft Sally Sultan (deportiert nach Theresienstadt)
Nr. 47a: Zahnarztpraxis Dr. Kurt Semmel
Nr. 53/54:erstes Berliner Warenhaus der Gebrüder Wertheim
Nr. 61: Leihhaus Isidor Schnapek, Rechtsanwalt Dr. Manfred Meyer
Nr. 65: Kronleuchter-Fabrik Wilhelm Lefèbre
Nr. 66: Urologische Praxis Dr. Alfred Wiener
Nr. 68: Tanzpalast "Sevilla" des Arthur Lefèbre
Nr. 88: Wohnung Oskar und Tony Levy (deportiert nach Auschwitz)
Nr. 120: Wohnung Moritz Mendel Silberblatt (deportiert nach Theresienstadt)
Nr. 139: Kinderarztpraxis Dr. Heinz Cohn, Wohnung Familie Dr. med. Ignaz Zadek
Nr. 144: Wohung Regina, Manfred, Tana Joel (Regina und Tana deportiert nach Bergen-Belsen)
Nr. 159: Herren- und Damen-Konfektionsgeschäft Heitinger
Nr. 165a: Herren- und Knaben-Konfektionsgeschäft Isidor Heitinger und Meyer Levin
Nr. 165a: Wohnung Antonie Taube-Grobtuch (deportiert nach Theresienstadt)
Nr. 167: Wohnung Henny und Horst Raphael (deportiert nach Auschwitz, Wohnung von deutschen Nachbarn geplündert; Bonzetäfelchen im Pflaster)
Nr. 169: alle jüdischen Bewohner wurden in der Pogromnacht am 9. November 1938 verschleppt
Nr. 174: Arztpraxis Dr. Arthur Besser-Schlesinger
Nr. 175: Alfred und Margarete Berger (deportiert; Bronzetäfelchen im Pflaster)
Nr. 177: Möbelgeschäft Abraham Stein
Nr. 183: Silberwarenfabrik Adolf Kander, Privatminjam (privater Betkreis)
Nr. 184: Kurz-, Weiß- und Wollwaren S. David, Wohnung Julie Klonower (deportiert ins Ghetto Lodz)
Nr. 185: Arztpraxis Dr. Alfred Wiener
Nr. 187: Wohnung Kurt, Ewald, Georg, Irene Gumpert (deportiert; Bronzetäfelchen im Pflaster)
Nr. 191: Herrenausstatter Louis und Emma Zallo, Herrenausstatter Irving Mandel (Haus 1939 "arisiert", 1954 den Erben Zallo zurückgegeben)
Nr. 198: Wohnung Familie Edelstein (Abraham und Bertha, Sohn Günter, Tochter Emma deportiert; Sohn Benno, Tochter Rosa emigiert; Haus "arisiert"; Bronzetäfelchen im Plaster)
Nr. 206/7 "Judenhaus" zur Zwangsunterbringung "gekündigter" jüdischer Mieter ab Mai 1939, Wohnung Channe Schnurmacher (deportiert), Wohnung Albert und Martha Sorauer (deportiert), Wohnung Frida Lessmann, Arztpraxis und Wohnung Dr. Alfred Hohenstein, Dieter und Erna Hohenstein, (alle drei deportiert; Bronzetäfelchen im Pflaster), Wohnung Elsa Goldenthal (deportiert; Bronzetäfelchen im Pflaster), Wohnung Walter Lustig (deportiert; Bronzetäfelchen im Pflaster) (Haus abgerissen, heute Park)
 
Literatur:
Berliner Geschichtswerkstatt e. V.:
Juden in Kreuzberg. Fundstücke, Fragmente, Erinnerungen.
Katalog zur Ausstellung 1991 im Kreuzberg-Museum
Kunstamt Kreuzberg: Kreuzberger Antifaschistisches Gedenktafelprogramm 1985 bis 1990
VVN Westberlin: Antifaschistischer Stadtplan Kreuzberg (mit vielen Hinweisen auf Orte des Widerstands und des Nazi-Terrors im Stadtbezirk) 
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