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Dieser Text der Buchausgabe von 1991 wurde gegenüber der broschierten Erstveröffentlichung von 1989 wesentlich erweitert und überarbeitet und um einen Abschnitt über den heutigen Stiftungs-Geschäftsführer Heinrich Meier ergänzt. 
 
 
 
 
 
Siemens zum Beispiel ...
 
Kapitalinteressen an der "Neuen Rechten"
  
 
Von Peter Kratz
 
"Die Adresse das erste Kavaliershaus rechts vom Nymphenburger Schloss, ist exklusiv, die Veranstaltungen sind es auch. In das gelbgestrichene Haus mit dem hübschen Garten kommt nur hinein, wer eingeladen ist. Das Ritual erinnert an angelsächsische Sitten. An schönen Sommertagen könnte man glauben, sagen wir, in Oxford zu sei: ein schwarz gekleideter Portier öffnet die Tür, persönliche Begrüßung, weitläufige Geschäftsräume, grüner Rasen, auf dem Getränke gereicht werden, zwischen den Reden ein gediegenes Büffet, dessen Schüsseln und Platten von der Hausdame und ihren Helfern selbst gerichtet werden. Und das, was hier an Vorträgen geboten wird, hat ebenfalls Oxford-Format", findet die FAZ am 4. April 1989. 

Weit gefehlt. Die Rede ist von der "Carl Friedrich von Siemens Stiftung" in München, einem Hort der Ideologiebildung der "Neuen Rechten". Den weltläufigen Kosmopolitismus des liberalen Oxford Heimstatt der Wissenschaften, welcher die bürgerliche Demokratie bedarf, wie die Fische des Wassers sucht man in dieser rechten Denkfabrik oft vergebens. Grünen Rasen und schwarz gekleidete Herren gab es auch auf dem Obersalzberg, sie machen sowenig wie das Verprassen der von den Siemens-Arbeiter/innen erarbeiteten Gewinne den Liberalismus aus, dessen Flair Oxford beherrscht. Die Siemens-Stiftung wurde vielmehr jahrzehntelang vom Nestor der neofaschistischen "Neuen Rechten" in Deutschland, Armin Mohler, geleitet und geprägt, ein erklärter Feind des bürgerlichliberalen Denkens. Sein Nachfolger Heinrich Meier kommt aus derselben Schule. 

Claus Leggewie widmet der Siemens-Stiftung in seinem sonst so geschwätzigen Buch "Der Geist steht rechts. Ausflüge in die Denkfabriken der Wende" (1) gerade mal ganze dreißig Zeilen. Dabei handelt es sich hier um die vielleicht wichtigste Einrichtung "neurechter" Ideologiebildung und ihrer Vernetzung mit konservativer Politik und Kapitalinteressen im deutschsprachigen Raum. 

Am 30.10.1958 wird die Stiftung in München, am Stammsitz der Siemens AG, gegründet. Sinnigerweise trägt sie den Namen desjenigen Familienmitgliedes, das während der Nazizeit das "Haus Siemens" leitete. 

Leibliche Nachkommen des Firmengründers Werner von Siemens nehmen in der Stiftung die obersten Ehrenämter ein, Unternehmensmanager der Siemens AG oder mit ihr kooperierender anderer Hightech-Unternehmen sowie Vertreter des technischwissenschaftlichen Know-How aus Universität/Technischer Hochschule bilden den 8köpfigen Stiftungsrat. Karlheinz Kaske, Vorstandsvorsitzender der Siemens AG, ist hier höchstpersönlich mit Sitz und Stimme vertreten, auch Heribald Närger, Aufsichtsratsvorsitzender des Elektro und Hightech-Konzerns. Die Familienmitglieder Ernst von Siemens (als Ehrenvorsitzender) und Peter von Siemens repräsentieren im Stiftungsrat die biologische Kontinuität, der gerade in den Ruhestand getretene Generaldirektor der NASA-Konkurrenz European Space Agency, Reimar Lüst, der Generaldirektor der Deutschen Agentur für Raumfahrtangelegenheiten, Wolfgang Wild, und der Präsident der Bayrischen Akademie der Wissenschaften, Arnulf Schlüter, sitzen hier als Anwälte der Verbindung von staatlicher Forschungsförderung mit Kapitalinteressen. Die Mehrheit des sechsköpfigen Stiftungsvorstandes bilden Mitglieder der Vorstandsetagen der Siemens AG (2). Wir haben es demnach nicht mit einer unbedeutenden Organisation am Rande des Konzerns zu tun, vielmehr behält die Konzernspitze das Geschehen innerhalb der Stiftung fest in der Hand. 

In eigenen wissenschaftlichen Vortragsreihen und Gesprächskreisen der Stiftung, mittlerweile aber auch als Gastgeber von Einrichtungen und Studentenvereinigungen der Münchner Uni, wird seit 1961 auch die geistige Grundlage eines Weltbildes rechts von der Demokratie erarbeitet und diskutiert. Das hindert Politiker wie Klaus Töpfer, Peter Glotz oder auch den Vorsitzenden des Ausschusses für Forschung und Technologie des Deutschen Bundestages, den SPD-Politiker Wolf-Michael Catenhusen, nicht, sich der Siemens-Stiftung als Referenzen zur Verfügung zu stellen. 

Ihr heutiger Geschäftsführer Heinrich Meier, Jahrgang 1953 und ein gewitzter Senkrechtstarter der "Neuen Rechten", gibt 8.000 Gäste pro Jahr im alten Kavaliershaus der Wittelsbacher Könige an: "Die Münchner wissenschaftliche Welt trifft sich bei uns". 

Armin Mohlers Lebenswerk 

Inhaltlich geprägt wurde die Carl-Friedrich-von-Siemens-Stiftung durch Armin Mohler, von 1961 bis 1964 stellvertretender Geschäftsführer der Stiftung, von 1964 bis 1985 ihr Geschäftsführer. 

Mohler gilt heute als eine Graue Eminenz des bundesdeutschen Neofaschismus. Kein neurechtes Intellektuellenblatt, von "Criticon" bis "Junge Freiheit", möchte ohne Mohler auskommen. Der Mann zeigt eine bemerkenswerte Kontinuität. 

Noch als Student meldet sich der "Salonfaschist" (Leggewie) Mohler freiwillig zur SS, um in der ersten "europäischen Armee", der Waffen-SS, den Sozialismus niederzukämpfen und einem deutsch geführten Europa die Stellung als erster Weltmacht zu verschaffen. Die SS jedoch will den Intellektuellen nicht, der sich selbst am Ende seiner Zeit so einschätzt: "Ich bin kein Tat-Mensch" (3). Trotz der Abfuhr bleibt Mohler danach dem Ziel der Waffen-SS, ein "Europa der Vaterländer" mit Deutschland als Primus inter Pares zu schaffen, treu. In den ersten Jahren nach dem Sieg über den Nationalsozialismus geht Mohler, als gelte es, zu retten, was zu retten ist, daran, die geistigen Grundlagen des Faschismus zu sammeln, die ideologischen Wegbereiter des Nationalsozialismus von der Mitschuld an den Nazi-Verbrechen freizusprechen und die in den Fraktionsauseinandersetzungen schließlich siegreiche Hitler-Linie des deutschen Faschismus als die unechten Faschist/innen, als Abweichlertum von der reinen Lehre einer breiteren "Deutschen Bewegung" zu brandmarken. Diese reine Lehre sieht er von den faschistischen Intellektuellen vertreten, die unter dem Begriff "Konservative Revolution" zusammengefasst werden. In Mohlers 1950 als Buch erschienenen Dissertation "Die Konservative Revolution in Deutschland 1918 - 1932. Grundriss ihrer Weltanschauungen", einem der geistigen Grundlagenwerke des Neofaschismus, geht er wie selbstverständlich von den "Verzahnungen der 'Konservativen Revolution' mit dem politischen Geschehen nach 1933" aus und sieht die Praxis des Nationalsozialismus als einen der "politischen Verwirklichungsversuche" der "Konservativen Revolution" an (Mohler 1950, S. 11). Zu den Vertretern der "Konservativen Revolution" zählt Mohler fast alle geistigen Wegbereiter des Hitler-Regimes und seiner Verbrechen, auch z.B. den Nazi-Chefideologen Houston Stewart Chamberlain, den obersten NS-Rassisten Hans F.K. Günther, den Hitler-Putschisten von der Feldherrnhalle Erich Ludendorff, Mitbegründer der rechtsextremen Sekte "Bund für Gotterkenntnis - Ludendorffer", oder den faschistischen Religionswissenschaftler Wilhelm Hauer, der im Nazi-Kirchenkampf die Sekte "Deutsche Glaubensbewegung" anführte und zusammen mit Hans F.K. Günther rassistischreligiöse Schriften herausgab. Sie und andere sind für Mohler die "'Trotzkisten' des Nationalsozialismus" (S. 12). Zur Frage des Zusammenhanges der "Konservativen Revolution" mit dem "Dritten Reich" und der "Verantwortung für den Nationalsozialismus" erklärt er kategorisch: "Es kann nicht unsere Aufgabe sein, diesen Knäuel zu entwirren und die Hauptstränge von den Nebensträngen zu sondern" (S. 17). Ein "Knäuel" also bildeten nach der Selbsteinschätzung des "konservativen Revolutionärs" Armin Mohler die völkische Bewegung, die elitären Jungkonservativen, die antikapitalistischen Nationalrevolutionäre, die Bündischen oder die Landvolkbewegung (von ihm so aufgezählt) mit der plebejisch-populistischen Massenbewegung des Nationalsozialismus. Weiter: "Die Frage, die sich hier stellen würde, wäre die, wie weit eine Theorie für eine ihr nicht entsprechende Verwirklichung verantwortlich gemacht werden kann" (S. 17f). 

Dieses ideologische "Knäuel" trotz des politischen und militärischen Zusammenbruchs des europäischen Faschismus am 8. Mai 1945, seiner moralischen Selbstdiskreditierung durch Auschwitz oder der Sozialpolitik des Todes (Euthanasie), seines sozialpolitischen Glaubwürdigkeitsverlustes (mit Kriegswirtschaft gegen Arbeitslosigkeit, mit Betriebsführern gegen die demokratische Betriebsverfassung) für die Interessen des Kapitals wieder nutzbar zu machen, stellt sich Mohler bereits 1950 als Lebensaufgabe. Die antidemokratischen, elitären hehren Ziele der "Konservativen Revolution" im weiteren Sinne sollen trotz des 25jährigen Skandals ihrer politischen Praxis im Faschismus als Herrschaftsideologie des europäischen Kapitals wiederverwendbar werden. 

Nachdem er einige Zeit Privatsekretär des "konservativen Revolutionärs" Ernst Jünger ist, zieht es Mohler vorübergehend nach Frankreich, wo er bereits in den 50er Jahren den heutigen Kopf des europäischen Neofaschismus, Alain de Benoist, trifft (4). In der heute Kapitaleigenen Tageszeitung "Die Welt" des Springer-Konzerns publiziert er ebenso wie im "Bayernkurier" der CSU und in dem vordergründig katholische Blatt "Christ und Welt" des früheren "Konservativen Revolutionärs" und SS-Sturmbannführers Giselher Wirsing (5). Unter dem Pseudonym "Michael Hintermwald" schreibt er in Gerhard Freys "Deutscher National und Soldatenzeitung", dem Sudelblatt des Neonazismus (6). In den 60er Jahren setzt Mohler als rechter Gaullist (7) auf eine "Europäisierung Europas auf einer Achse Paris - Bonn" (8) gegen die Sieger des Zweiten Weltkriegs, USA und UdSSR, gleichermaßen, die die französische "Nouvelle Droite" in den 70er Jahren aufgreifen wird. Für Leggewie (1987, S. 195) ist Mohlers 1965 erschienenes Buch "Was die Deutschen fürchten" die weit herausragende "Programmschrift eines deutschen Gaullismus" und "Folie für Straußens 'Entwurf für Europa'", dem Versuch, diese Konzeption der globalen Führungsmacht Europa ohne allzu große internationale Verwerfungen in praktische Politik umzusetzen (9). 

Gleichzeitig bestimmt Mohler von Beginn der 60er Jahre an die inhaltliche Arbeit der Siemens-Stiftung im wesentlichen. Die Top-Manager der Siemens AG begleiten dies als Verantwortungsträger der Stiftungsorgane. 

Mohler findet sich niemals zurecht im christlichen Konservatismus der bundesrepublikanischen Restaurationszeit, in der die Abs und Pferdmenges Abstand von den gescheiterten neuheidnischen Ideologen des Faschismus und Zuflucht bei Kardinal Frings suchen (10). "Ich bin ein Heide durch und durch", bekennt Mohler 1987 und meint dies politisch: "Das Christentum ist für mich ein Feind" (11). Ende der 70er Jahre ist Mohler im deutschsprachigen Raum der eifrigste Förderer der in Frankreich unter dem Namen "Nouvelle Droite" reformierten und dort bereits im konservativen Spektrum populären neofaschistischen Ideologie. Wie der Hauptteil der historischen Vordenker des Faschismus gehen sie von einem germano-keltophilen Neuheidentum als geistiger Basis einer Wiedergeburt Europas aus. In zahlreichen Büchern und Artikeln, unter anderem in dem konservativrechtsextremen Elite-Blatt "Criticon", macht Mohler die Ideen Alain de Benoists bekannt, des Kopfes der europäischen "Neuen Rechten", dessen Diskussionszirkel in Frankreich bis weit in die Partei der Gaullisten hineinreichen. Mohler engagiert sich im "Thule-Seminar", dem deutschen Ableger der "Nouvelle Droite" unter Pierre Krebs (Kassel), dessen Name sich an die historische "Thule-Gesellschaft" anlehnt, aus der die NSDAP entstand. Mohler schreibt auch ein Vorwort zur deutschsprachigen Ausgabe des Benoist-Buches "Kulturrevolution von rechts". Dass er bei seiner Zusammenarbeit mit Pierre Krebs an jemanden geraten ist, der sich in einem T-Shirt der militant-neonazistischen "Nationalistischen Front" Bielefeld ablichten lässt und dort auch auf einem Schulungsseminar als Referent auftritt, schient ihn nicht zu stören: Theorie und Praxis ver"knäuelt". 

1982 erscheint im rechtsextremen Sinus-Verlag ein Reader zur "Deutschen Identität", dem Schlüsselbegriff der "Neuen Rechten", der nach außen hin an die Stelle des Rassebegriffs des alten Faschismus getreten ist. Herausgegeben ist das Buch von Caspar von Schrenck-Notzing und Armin Mohler; mit den Autoren Hans-Joachim Arndt, Helmut Diwald oder Robert Hepp trifft Mohler hier alte Bekannte (Referenten nämlich) aus der Siemens-Stiftung wieder, mit Uwe Sauermann sogar einen ehemaligen Bundesvorsitzenden des nationalrevolutionären NPD-Studentenbundes NHB, mit Robert Hepp einen der führenden Vertreter rassistischer "Ausländer raus!"-Forderungen der Bundesrepublik. Diwald schrieb 1989 am neuen Parteiprogramm der REPs mit - auch hier das "Knäuel". 

Die Dynastie der Schrenck-Notzings - man hält ja rechts so viel von "Sippe" - verknüpft auch anderweitig Fäden. Das derzeitige Oberhaupt der sich bis zum Jahre 1214 zurückverfolgenden, selbsternannten Elite-Familie, Caspar von Schrenck-Notzing, ist Herausgeber der von ihm 1970 gemeinsam mit Mohler gegründeten Zeitschrift "Criticon" (Leggewie 1987, S. 197). In ihr schreiben sowohl konservative CDU/CSU-Rechtsaußen als auch neofaschistische Vertreter der "Neuen Rechten". Seit Mitte der 70er Jahre beteiligt sich "Criticon" an der Verbreitung der faschismusreformerischen Ideen Alain de Benoists und seiner Mitstreiter. Mohlers Nachfolger als Geschäftsführer der Siemens-Stiftung, Heinrich Meier, darf hier schon als Student publizieren. Der Sohn des WMF und BASF-Großaktionärs Caspar, Alexander von Schrenck-Notzing, war Mitbegründer und herausragender Kopf des Hochschulverbandes der REPs (RHV). Er hat eine außergewöhnliche Ahnentafel: Caspars Großvater, Alexanders Urgroßvater, Albert von Schrenck-Notzing, war zu Beginn dieses Jahrhunderts ein herausragender Okkultist und "Parapsychologe", der in dem damaligen "Knäuel" aus Esoterik, Okkultismus, Geheimbündelei und völkischer Bewegung zu Hause war. Er hatte Verbindungen zu der späteren Ehefrau des Hitler-Putschisten Erich Ludendorff, Mathilde Ludendorff, der Chefideologin der antisemitischrassistischen Sekte "Bund für Gotterkenntnis-Ludendorffer", die in den 60er Jahren bis Mitte der 70er von den Innenministern verboten war. Der von Albert gegründeten "Münchner psychologischen Gesellschaft" gehörten die zum Umfeld der "Konservativen Revolution" gezählten Mitbegründer der "Lebensphilosophie" Ludwig Klages und Max Scheler an. Zu Alberts engen Freunden zählte der Elektroindustrielle Geheimrat Prof. L. Graetz; Schrenck-Notzing wollte ihn dafür gewinnen, die von ihm "parapsychologisch" untersuchten Infrarot-Strahlen "zu Kontroll- und Registrierzwecken" (A. von Schrenck-Notzing 1962, S. 24) wissenschaftlich zu erforschen und kommerziell auszubeuten - ein gar nicht mehr weltabgewandtes, sehr handfestes Vorhaben eines "Okkultisten". Das damalige okkultesoterischvölkische "Knäuel" entwickelte und vertrat eine ganzheitlichkosmische Weltanschauung, die als Alternative gegen jegliche materialistische Weltanschauung gesetzt wurde, insbesondere gegen den Sozialismus. Aus einem Teil dieser Szene, der okkulten, völkischrassistischen "Thule-Gesellschaft" heraus, wurde 1919 die NSDAP mitbegründet - ein ebenfalls sehr handfestes Vorhaben (12). 

Enkel Caspar veröffentlichte 1965 im rechten Seewald-Verlag das Buch "Charakterwäsche. Die amerikanische Besatzung in Deutschland und ihre Folgen", in dem er anti-aufklärerisch gegen die westliche Demokratie und die Prinzipien Freiheit, Gleichheit, Solidarität zu Felde zieht, die deutscher Mystik, deutscher Innerlichkeit und deutscher Weltanschauung fremd seien und nach 1945 durch die "amerikanische Umerziehung" den eigentlichen deutschen Nationalcharakter, die "nationale Identität" der Deutschen zerstört habe. Es ist die alte Leier aus der völkischen Bewegung, im Nachkriegsgewandt. 

Caspar von Schrenck-Notzing und der Geschäftsführer der Siemens-Stiftung Armin Mohler sind seit langem enge politischweltanschauliche Weggefährten, wie ihre langjährige Zusammenarbeit bei "Criticon" oder das erwähnte Buch "Deutsche Identität" zeigen. Ihr gemeinsames Lebenswerk ist der Kampf gegen den ideologischen "Westen", vom Judentum über das Christentum, den Liberalismus bis zum Marxismus, kurz: gegen alle Vertreter des Gedankens der Gleichheit der Menschen. 

Der Kern der "Neuen Rechten" 

Die von ihnen geförderte neofaschistische Weltanschauung der "Neuen Rechten" knüpft an alle Teile des Mohlerschen "Knäuels" der "Konservativen Revolution" an. Die maßgeblichen geistigen Wegbereiter des Nationalsozialismus aus den 20er Jahren sind die Quellen, auf die man sich in den Büchern und Zeitschriften der "Neuen Rechten" um Alain de Benoist oder um das heutige deutsche "Thule-Seminar" seit den 70er Jahren beruft. Die vom "Thule-Seminar" herausgebrachten beiden Übersichtsbände "Das unvergängliche Erbe. Alternativen zum Prinzip der Gleichheit" (mit einem Beitrag von Mohler und der Creme der französischen "Nouvelle Droite", 1981 im rechtsextremen Grabert-Verlag erschienen) und "Mut zur Identität. Alternativen zum Prinzip der Gleichheit" (1988 im Verlag für ganzheitliche Forschung und Kultur erschienen, der der Ludendorffer-Sekte nahe steht) enthalten die umfassendste in deutscher Sprache verfügbare Wiedergabe der aktualisierten und europäisierten faschistischen Ideologie. 

Auf den Kern gebracht, stellt sich die Ideologie der "Neuen Rechten" so dar: 
Von einer antijüdischen und antichristlichen Weltanschauungskritik ausgehend werden die Ideen von Freiheit-Gleichheit-Solidarität als letztlich vorderasiatischsemitisch und deshalb uneuropäisch abgelehnt, das Christentum als Erbe des Judentums (Gleichheit aller Menschen vor Gott), der Liberalismus als Erbe des Christentums (Gleichheit aller Menschen vor dem bürgerlichen Gesetz) und der Sozialismus mit seiner Grundforderung nach sozialer Gleichheit der Menschen als Erbe aller drei Weltanschauungen abgelehnt. Das Prinzip der Gleichheit der Menschen mit seiner Konsequenz der Demokratie werde Europa als Fremd-Weltanschauung vor allem von den USA aufgedrängt, die seit dem Sieg über den Faschismus gemeinsam mit der UdSSR Europa kolonialisierten; die Gleichheitsidee diene heute dem japanischen, vor allem aber dem als "Hauptfeind" (Benoist) gebranntmarkten US-Kapital dazu, seine Produkte in gleicher Weise überall auf einem egalitären Weltmarkt zu verkaufen. Das "System von Jalta" (die Machtverteilung in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg) sei ebenso wie das damalige "Joch von Versailles" (nach dem Ersten Weltkrieg) ein Mittel wirtschaftlicher Unterdrückung durch kulturelle Überfremdung. Europa müsse sich von dieser Kolonialisierung durch "raumfremde Mächte" mit einer "Kulturrevolution von rechts", mit einem Bekenntnis zu seinen angeblich "eigenen" Wurzeln, Werten und Anschauungen, die gegen angeblich "fremde" der oben aufgeführten Weltanschauungen gesetzt werden, befreien. Ideologisches Instrument hierfür sei ein europäischer "Befreiungsnationalismus", der eine neue wirtschaftliche (und kulturell gestützte) "Großraumordnung" Europas zu schaffen habe. Der Entwicklung der Märkte angepasst ist die Hebung des Nationalismus, der "nationalen Identität", auf die europäische Ebene, was ideologisch bereits bei H. St. Chamberlain angelegt war. Der "Identität Europas" entspreche eine Weltanschauung des Neuheidentums, aus der das Prinzip der Ungleichheit der Menschen mit seiner Konsequenz der Eliteherrschaft weniger selbsternannter Führer abgeleitet wird. Die Traditionslinie vom angeblich ureuropäischen Heidentum zum Prinzip der Ungleichheit wird der obigen Traditionslinie der Gleichheitsforderungen als die "eigene" Alternative entgegengestellt: die beiden Hauptbücher des "Thule-Seminars" tragen beide den Untertitel "Alternativen zum Prinzip der Gleichheit" und führen im Haupttitel das "Erbe" bzw. die "Identität" an. Allgemein gültige Menschenrechte gebe es ebenso wenig wie "die Menschheit"; vielmehr bestimmten sich Weltanschauung, Moral, Recht, soziale Position, Staatsverfassung völkisch, nach angeblichen Volksbesonderheiten ("Identitäten") je verschieden. 

Nordeuropa wird dabei als völkischkulturelle Einheit verstanden, in der lediglich regionalistische Unterschiede bestünden; es ist das alte Postulat der Einheit der "nordischen Rasse". Wesentliche Differenzen bestünden dagegen zu außer-nordeuropäischen Völkern. Wenn für Israel oder die angeblich jüdisch beherrschten USA Demokratie und Gleichheit der Menschen gut sei, dann noch lange nicht für Europa. Getrennte Entwicklung kulturellbiologischer Einheiten (Apartheid) sei zum Erhalt der jeweiligen "Identitäten" nötig, ein Zerfall der "Identitäten" führe zur Dekadenz, zum gesellschaftlichen und Volks-Verfall bis hin zu psychosomatischen Krankheiten aufgrund von "Überfremdung". Angeblich ureuropäische Naturmythen, die auch im New Age anzutreffen sind und in der historischen faschistischen Ideologie als "indogermanische" bzw. "indo-arische" Weltanschauung ausgegebenen wurden, begründen in der neurechten Ideologie einen radikalen Biologismus, in dem "Natur" mit all ihrer Ungleichheit zwischen ihren Elementen und nicht etwa gesellschaftliche Vereinbarungen gleicher Menschen sogar die Geschichte bestimmen soll. "Natur" wird einerseits als göttlich mystifiziert, andererseits pseudowissenschaftlich mit den Naturgesetzen gleichgesetzt, die eine kosmosweite All-Geltung beanspruchten und damit auch Geltung in den gesellschaftlichen Verhältnissen. 

Der als altgermanisch ausgegebene Glaube an das "Schicksal", das alles vorbestimme und kaum eine Entscheidungsfreiheit, sicher keine Durchlässigkeit der Gesellschaft zulässt, prägt die Vorstellung von Gesellschaft und Staat: eine "Gemeinschaft", ein ganzheitliches Gefüge, in dem jedes Individuum seinen vorgegebenen Platz hat, an dem es sich bewähren muss (Mohler, Schrenck-Notzing oder Kaske "natürlich" oben, die Siemens-Arbeiter/innen "natürlich" unten). "Ganzheit" als angeblich ureuropäisches Konzept, aus "Natur" und "Kosmos" als Ordnungsregel abgeleitet, wird politisiert und gegen "Atomisierung" gesetzt, gegen das demokratische Konzept der lauter Gleichen. Das neurechte Staatsprojekt ist antidemokratisch, eine Diktatur der angeblich wissenden Elite. Nur der Glaube an "Schicksal", an "kosmische Vorbestimmtheit" und das Sich-Einfügen in seine "Identität" verschaffe Zugang zum "Heil", nicht etwa der Glaube an ein besseres Jenseits oder die konkreten Bemühungen um ein besseres Diesseits. Die Bedingungen der Verteilung der individuellen und völkischen "Schicksale" bleiben in der neofaschistischen Ideologie selbst okkult, nur für Wissende und allenfalls über "deutsche Mystik" und (nicht erst neuerdings) über eine Annäherung an "kosmisches Bewußtsein" zugänglich. "Kosmos", synonym mit "Natur" als die All-Erscheinung des Göttlichen schlechthin verstanden, dient hier zwei Zwecken: der Rechtfertigung der vorgefundenen Herrschaftsstrukturen als "natürlich" und gleichzeitig der Reservierung des Durchblicks durch die angeblichen Bedingungen und Prinzipien dieser Strukturen für eine "wissende", herrschende Elite. Jede Veränderbarkeit der Wirklichkeit durch die angeblich unwissenden Massen ist hier also zweifach ausgeschlossen. Aus einem nur mystisch erfahrbaren Pantheismus, der das kosmische Göttliche in gleicher Weise in den Phänomenen der Natur und der Geschichte erkennen will, also auch in jedem Handeln des "arischen" Menschen, wird die Göttlichkeit des (Nord-) Europäers gefolgert: "Wir handeln an Gottes Statt", meint Sigrid Hunke, die herausragende deutschsprachige Ideologin der europäischen Neuen Rechten, die noch auf der Basis der rassistischen Weisheiten des berüchtigten SS-Organs "Das Schwarze Korps" promovierte und heute in der Tageszeitung "Die Welt" publiziert. Der (Nord-) Europäer darf in dieser Weltanschauung alles tun. Der so konstruierte "faustische Mensch": einerseits schicksalsergeben und naturreligiös, andererseits seine ihm je verschieden vorgegebenen Möglichkeiten mystisch wie wissenschaftlich erkundend und qua eigener Göttlichkeit in jedem Falle für die Mehrung seines Nutzens ausprobierend, fordert schließlich selbst die Evolution heraus. Denn: Die Identität des Europäers teile sich in gleicher Weise in die weltanschauliche Verankerung im Naturmystisch-Okkulten wie in die doch gerade von ihm entwickelte Technik, beides erst mache den "faustischen Menschen" aus. Seiner Identität werde der Europäer nur gerecht, wenn er die Technik auf ihrem jeweiligen Stand der Entwicklung nutze und ausschöpfe, heute also insbesondere die Hochtechnologie, die Astronomie/Weltraumforschung und die Gentechnik. Anderen, die angeblich eine andere "Identität" hätten, stünde der Nutzen der Technik dagegen nicht zu. 

Im Prinzip ist diese weltanschauliche Basis des Faschismus bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Ideologen wie Paul de Lagarde (nur scheinbar romantischzivilisationskritisch) oder Houston Stewart Chamberlain (der von den technischen Fortschritten der europäischen Zivilisation ebenso begeistert war wie von der Botschaft des Goethe-"Faust" und Goethes naturreligiösen Ansätzen) vollständig ausgearbeitet. Alain de Benoist bezieht sich in der Zeitschrift "Nouvelle Ecole", deren Chefredakteur er ist, sogar ausdrücklich auf Chamberlain (Ausgabe Frühjahr 1979), den er überschwänglich lobt: "Alle Gaben der Intelligenz, ein unfehlbarer Scharfblick, ein Urteil, das sich niemals irrte, und dazu eine Redlichkeit ohnegleichen" (13). Die Nazis adoptieren Chamberlain dann als ihren hauptsächlichen Vordenker und "Seher des Dritten Reiches". Insbesondere die ideologische Verbindung von romantizistischer Zivilisationskritik mit (technologischen) Modernisierungsbestrebungen, wie sie der historische Faschismus dann auch praktischpolitisch verwirklichte, wurde von Vertretern der "Konservativen Revolution" geleistet, die sich ja gerade deshalb diesen Namen gaben. Die "Neue Rechte" der 70er/80er Jahre bringt im Vergleich z.B. zu Chamberlains Hauptwerk "Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts" (1899), eines Basiswerkes des historischen Faschismus, lediglich Aktualisierungen, die die alte Ideologie den neuen Problemen und den Elite-Zielen am Ende des 20. Jahrhunderts anpassen. So leistet sie dieselbe Aufgabe für die 90er Jahre, die die Vertreter der "Konservativen Revolution" für die 20er Jahre leisteten. 

Vier Zitate aus dem "Thule-Seminar"-Buch "Mut zur Identität", die das neue "Wir"-Gefühl auf europäischer Ebene illustrieren, seine ökonomische Zielsetzung klären, seien angeführt: "Es ist ... wichtig, zumal sich unsere Götter nun im Kosmos befinden, diese europäische technowissenschaftliche Kultur mit der Eroberung des Weltraums fortzusetzen, die für die Europäer ferner den Schlüssel zu ihrer strategischen und militärischen Unabhängigkeit bildet" (S. 250). "Der faustisch gewordene europäische Mensch überschreitet durch die Wissenschaft und die Technik, was alle Zivilisationen - das Judao-Christentum inbegriffen - nicht zu verletzen wagten, nämlich die offenbare Ordnung der Natur" (S. 245). "Da virtuell nicht die 'Geschichte', sondern die Techno-Wissenschaft die Verlängerung der natürlichen Evolution ist, wäre es dann denkbar, dass die Europäer, sich hierbei von den anderen Völkern unterscheidend, die göttliche Kühnheit zeigen, die Technik - ihre Technik - zu benutzen, um eine steigende Selbstmodifizierung zu vollziehen, was Nietzsche metaphorisch als den Marsch zum Übermenschen bezeichnete?"(S. 256). "Worum handelt es sich? Um die Tatsache, dass die Völker, die die künftige Techno-Wissenschaft fest in die Hand nehmen, sich vor allem durch die Beherrschung der Genetik und der zugehörigen Wissenschaften die Möglichkeit zu einer Selbstmutation geben werden mit allen Gefahren, aber auch mit allen Möglichkeiten, die diese Wette bzw. Wagnis beinhaltet. Anstatt vereinheitlichend und einebnend zu sein, wird die Techno-Wissenschaft den Völkern, die sich ihr hinzugeben wagen, als das wichtigste Mittel erscheinen, ihre Verschiedenheit gegenüber den anderen zu behaupten und zu gestalten - wird gewissermaßen die differenzierende Logik der natürlichen Evolution ablösen" (S. 257). 

So schreibt es Guillaume Faye, die Nummer Zwei der französischen "Nouvelle Droite" hinter Alain de Benoist. Erscheint diese Vision, die Europäer mit Hilfe der Gentechnologie zu einer neuen Herrenrasse aufzublasen, auch vorerst als phantastische Übertreibung, als faschistische Science Fiction, so macht der Bezug der "Neuen Rechten" auf Hightech und Gentechnik für das EU-Kapital ebenso Sinn wie der Angriff auf das Prinzip der Gleichheit: Mit der Hochtechnologie wird - auf verschiedenen Wegen, von der Militärtechnik über den Würgegriff ökonomischer Konkurrenz bis zum erpresserischen Vorenthalten des Rohstoffes "Chip" - der Anspruch des Südens auf gleiche Teilhabe am Wohlstand des Nordens abgewehrt. 

Die "Nouvelle Droite" konnte in Frankreich einen großen Einfluss auf die rechtskonservative Intelligenz gewinnen und schließlich sogar Personen ihres Umfeldes als Minister in das gaullistische Kabinett Chirac schicken. Populistische Vereinfachungen hievten Le Pen und seine neofaschistische Partei Front National, mit der Schönhuber und seine REP eine Zeitlang gern zusammenarbeiteten, auf eine stabile politische Position. Der französische Antifaschismus hat es durch intensive Arbeit geschafft, das faschistische Wesen der "Nouvelle Droite" herauszustellen und Le Pen, dessen zweites "e" in Sprühparolen oft als Hakenkreuz erscheint, als das zu brandmarken, was er tatsächlich ist: eine modernisierte Nazi-Option des Kapitals. 

Die Siemens-Stiftung als "neurechte" Denkfabrik 

1985 erschien eine von Armin Mohler zusammengestellte Dokumentation "Fünfundzwanzig Jahre Carl Friedrich von Siemens-Stiftung", die eine Auflistung der Veranstaltungen der Stiftung seit ihrer Gründung enthält. Aus den Inhalten ist zu schließen, dass die Siemens-Stiftung seit dem Beginn der 60er Jahre alle Komponenten des "faustischen Menschen" darstellen und behandeln ließ, dass immer die neuesten wissenschaftlichen Ergebnisse und Anschauungen auf ihre Brauchbarkeit für eine Reform der altrechten Ideologie abgeklopft wurden. Diese Tendenz wurde in den 70er und 80er Jahren am deutlichsten, als die "Neue Rechte" ihren vehementen Aufschwung nahm. Von den jeweils konkreten Anknüpfungspunkten abstrahiert und auf die Ebene des Wesentlichen gebracht, erscheint Mohlers Auflistung wie ein moderner Querschnitt durch die Themen von Chamberlains "Grundlagen des 19. Jahrhunderts". Es findet sich in der Siemens-Stiftung die Diskussion von Elite-Konzeptionen, die Darstellung neuheidnischer "Heils"-Wege wie Okkultismus, "Parapsychologie", europäische Urmythen, Goethe-Exegesen oder Anthroposophie (14), es finden sich Darstellungen "konservativer Revolutionäre" wie Oswald Spengler. Als wollte Mohler keinen Zweifel aufkommen lassen, macht er eine Veranstaltung zur historischen "Thule-Gesellschaft". Biologistische Veranstaltungsreihen (z.B. "Natur und Geschichte") sollen die gesellschaftliche Ungleichbehandlung der Menschen wissenschaftlich absichern, Vortragstitel wie "Die biologische Grundlage unseres sozialen Verhaltens", "Die Illusion der sozialen Gerechtigkeit" oder "Herrschen und Dienen - Gleichheit und Ungleichheit" zeigen, was beabsichtigt ist. Betrachtungen zu einer ganzheitlichkosmischen "ökologischen Ethik", die aus der Natur abgeleitet wird, wo der Kampf ums Dasein herrscht, eine Vortragsreihe zum "Schicksal" finden sich ebenso wie die für einen Elektrokonzern interessanten neuesten naturwissenschaftlichen Ergebnisse, Astronomie und Hightech-Weltraumforschung, die naturwissenschaftlichen Grundlagen "kosmischen Bewusstseins" eben, eine Reihe zur Gentechnik, völkische Betrachtungen und Stammesgeschichte, die Konzeption des "Europa der Vaterländer", der europäischamerikanische Konflikt, "abendländische" Kunst (durchaus auch im Sinne Chamberlains) oder Überlegungen zum "Ernstfall", dem diktatorischen Ausnahmezustand im Sinne des Nazi-Kronjuristen Carl Schmitt, als dessen Anhänger sich Mohler gern präsentiert. Auch populistische Übersetzungen faschistischintellektueller Theorie wie das Thema des angeblichen Aussterbens der Deutschen fehlen nicht. 

Die Referentenliste kommt Antifaschist/innen zum Ende hin immer mehr wie ein kleines "Who is Who" der "Neuen Rechten" in den 80er/90er Jahren vor. Es treten bei der Siemens-Stiftung - oft auch mehrmals - auf: Karl Steinbuch, Otto Habsburg, Konrad Lorenz, I. Eibl-Eibesfeld, Helmut Diwald (ausgerechnet er zum "Ernstfall"!), Paul Carell, (ein Autor apologetischer Bücher über die Schlachten der deutschen Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg, die von rechtsextremen Buchdiensten angepriesen werden; in Wahrheit trägt Carell den Namen Karl Paul Schmidt und war vor 1945 SS-Untersturmbannführer und Propaganda-Chef des Nazi-Außenministers und Kriegsverbrechers Ribbentrop; Carell spricht ebenfalls - man kennt sich ja noch aus - über den "Ernstfall"), Heinz-Dietrich Ortlieb (ein Südafrika-Rassist, der häufig in der neofaschistischen Zeitschrift "MUT" des ehemaligen NPD-Bundestagskandidaten Bernhard Wintzek schreibt; er sprach bei Siemens zum Thema "Entkolonialisierung als Ernstfall am Beispiel Schwarzafrika"), der weit rechts angesiedelte evangelische Theologe Helmut Thielicke (er veröffentlicht in demselben Verlag, der auch ein schmeichelndes Buch über die rechtsextreme Sekte "Deutsche Unitarier Religionsgemeinschaft" herausbrachte (15)), Peter Berglar von der Humboldt-Gesellschaft und dem Opus Dei, ausgerechnet er über Wilhelm von Humboldt (16), Bodo Scheurig (ein Publizist aus dem nationalrevolutionären rechtsneutralistischen Umfeld, vgl. Anm. 19), Hermann Lübbe, Günter Bartsch (aus der nationalrevolutionären Szene), der Carl-Schmitt-Apologet Julien Freund (über den faschistischen Vordenker Georges Sorel), Hans-Jürgen Eysenck (der 1981 ein Vorwort in dem "Thule-Seminar"/Grabert-Buch "Das unvergängliche Erbe" schrieb, in dem auch Mohler publizierte), der Schönhuber-Berater Bernhard Willms, Robert Hepp, Christa Meves, Peter Hofstätter (der 1941 die Judenselektion mit damals neuen psychologischstatistischen Methoden rationalisieren wollte), Ernst Nolte (der hier bereits 1980 den Historikerstreit beginnt), Hans Jürgen Syberberg, der gerade jetzt wieder von der "Neuen Rechten" wegen seiner faschistophilen Äußerungen gelobt wird, der Carl-Schmitt-Apologet Helmut Quaritsch, der deutschnationale Politikwissenschaftler Hans-Joachim Arndt usw. 

Die Siemens-Stiftung macht 1980 eine Veranstaltungsreihe mit dem Titel "Neue Anthropologie"; die Anspielung auf die gleichnamige rechtsextremistische Zeitschrift des einschlägig bekannten Hamburger Rechts-Anwaltes Jürgen Rieger, in dessen "wissenschaftlichen Beirat" auch Alain de Benoist sitzt, ist offenbar gewollt. 

Helmut Diwald ist 1989 am Entwurf des Parteiprogramms der REPs beteiligt. Konrad Lorenz und sein Schüler Eibl-Eibesfeld sind die modernen, scheinbar unverdächtigen Quellen für den Biologismus Alain de Benoists und der gesamten "rassistischen Internationale" (vgl. Billig 1981), weil man ja den Nazi-Rassisten Hans F.K. Günther nicht mehr so offen zitieren kann. Günter Bartsch ist der herausragende Insider-Kenner der nationalrevolutionären Szene der 70er/80er Jahre in der Bundesrepublik. Julien Freund ist ein Vordenker der Neuen Rechten und schreibt z.B. in der "Thule-Seminar"-Zeitschrift "Elemente" mit Pierre Krebs, Benoist, der langjährigen Vize und Ehrenpräsidentin der "Deutschen Unitarier" Sigrid Hunke oder Guillaume Faye (J. Freund über Carl Schmitt; Benoist über den 20erJahre"Jungkonservativen" Moeller van den Bruck, Hunke über Neuheidentum usw.). In der von Quaritsch mit herausgegebenen Zeitschrift "Der Staat" lässt sich Freund über die Möglichkeiten einer Amnestie für NS-Verbrecher aus als "ein politischer und kein ethischer Akt, genauso wie Soldaten ins Gefecht ziehen", als "Preis für den Normalzustand" (S. 187/189) und als "Ausnahmezustand" im Sinne Schmitts. Quaritsch selbst lobte z.B. in seiner Zeitschrift anlässlich einer Buchbesprechung der "Festgabe für Carl Schmitt zum 80. Geburtstag" Julien Freund; bei der Gelegenheit ließ er sich über Schmitts Vortrag "Völkerrechtliche Großraumordnung mit Interventionsverbot für raumfreie Mächte" aus, Begriffe der Zeit des Nazi-Weltkrieges, die z.B. das Europa-Programm der NPD heute wieder aufgreift, die vor allem aber in den neuen Ost-Phantasien des deutsch geführten EU-Kapitals ihre aktuelle, materielle Entsprechung finden. 

Einzelne Veranstaltungen der Siemens-Stiftung lohnen eine nähere Betrachtung. Quaritsch, der zu Beginn der 70er Jahre als Ministerialdirektor die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages reorganisierte und heute als Professor für Öffentliches Recht an der Hochschule für Verwaltungswissenschaften Speyer die zukünftigen oberen beamten ausbildet, erregte 1981 mit seinem Siemens-Stiftungs-Vortrag "Einwanderungsland Bundesrepublik Deutschland? - Aktuelle Reformfragen des Ausländerrechts" Aufsehen. Dass sich die ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger in der Bundesrepublik "trotz Anwerbestopps noch vermehren werden", biologisch nämlich, gefiel ihm gar nicht. Das deutsche Asylrecht habe "zum Missbrauch eingeladen" (S. 47 seines veröffentlichten Vortrags). "Ließe sich das Problem der unechten Asylbewerber vielleicht durch Erschwerung der Aufenthaltsbedingungen, z.B. durch Verweigerung der Aufenthaltserlaubnis, noch halbwegs steuern, so ist der natürlichen Vermehrung keine Grenze zu setzen; die generative Reproduktionsrate, wie Volkswirte es wohl nennen, liegt bei den Ausländern höher als bei den Deutschen". Dies sei das "deutsche Selbstmordprogramm der letzten 15 Jahre" (S. 48), das nur "durch einen massenhaften Exodus" der Ausländer und ihrer Familien gestoppt werden könne. Quaritsch denkt in der nazistischen Kategorie des "Lebensraumes", wenn er ausführt: "Die Deutschen haben vor gar nicht langer Zeit ein Drittel ihres Siedlungsgebietes verloren. Es wäre sehr merkwürdig, wenn ein solcher Raumverlust nicht besonders empfindsam machte gegenüber indirekter Landnahme durch Zuwanderergruppen, die jede Akkulturation als Zumutung und Beeinträchtigung nationaler Identität abwehrten, als seien sie in ein herrenloses Land gezogen" (S. 75). Deutlicher kann man kaum noch an die Ideologie der Herrenmenschen anschließen. Der Carl-Schmitt-Anhänger Quaritsch nennt auch gleich die Gründe für seine Ablehnung der Ausländer und Ausländerinnen: Die Südländer hätten kein Verhältnis zum Staat. "Die Integration wäre deshalb z.B. sehr erschwert, wenn die italienischen oder griechischen Zuwanderer ihren Nationalsport, die Steuerhinterziehung, auch in Deutschland betrieben" (S. 77). Zur Steuerehrlichkeit der Flick, Siemens usw. schweigt er sich lieber aus. Statt dessen macht er noch einmal deutlich, um was es ihm mit seinen 1981er Vorüberlegungen für ein neues Ausländergesetz hauptsächlich geht. Ein Wahlrecht für Nichtdeutsche müsse in jedem Falle verhindert werden, denn: "Die Ausländer in der Bundesrepublik gehören überwiegend der sog. Unterschicht an ... Man braucht aber kein guter Wahlsoziologe zu sein, um das Wählerverhalten von Mitgliedern der Unterschicht vorhersagen zu könne. Sie wählen Parteien, die herkömmlich die Interessen der Arbeitnehmer, besonders der Unterschicht vertreten, also Sozialisten und Kommunisten" (S. 51) - woran Siemens allerdings kein Interesse haben kann. 

Quaritschs geistiger Bruder Julien Freund ließ sich 1975 vor der Siemens-Stiftung über den faschistischen "Konservativen Revolutionär" Georges Sorel aus, der heute eine geistige Basis für die "Nouvelle Droite" um Alain de Benoist abgibt und auch vom deutschen "Thule-Seminar" zur Lektüre empfohlen wird. Freund: "Genau gesehen ist die Demokratie nach Georges Sorels Ansicht diejenige Staatsform, die den Verfallsprozess einer Kultur beschleunigt" (S. 19). Sorel lehne die Demokratie wegen ihres Gleichheitsprinzips ab, das zur Dekadenz führe; hier herrsche nicht Elite, sondern Mittelmäßigkeit, hier werde der weitere Aufschwung des Menschen gehemmt, er werde "von jeder hohen Tat" abgehalten (S. 21). Sorel, der an die Lebensphilosophie, vor allem an Henri Bergson anknüpft (17), sei ein "Theoretiker des Mythos"; der Mythos (18) sei "im Grunde identisch mit den Gesinnungen einer Gruppe" (S. 25), modern ausgedrückt: der "nationalen Identität", dem Grundbegriff "neurechter" Ideologie, der an die Stelle der "Rasse" und der "Rassenhygiene" getreten ist. Verbunden mit völkischem Denken und Sorels Theorie der Gewalt ergibt sich die brauchbare Mischung für eine Ideologie, die den Carl Schmittschen "Ausnahmezustand", die Diktatur des faschistischen Terrors gegen den politischen "Feind" eben, rechtfertigt. Julien Freund machte vor der Siemens-Stiftung kein Hehl daraus, wo das alte neue Idol des Rechtsextremismus die Verwirklichung seiner Ideen suchte: "Er suchte sie bei der Action Francaise (19), im Bolschewismus und im Faschismus" (S. 35), wobei ihn - wie den deutschen Nationalrevolutionär Ernst Niekisch (20) - am Bolschewismus die Brutalität des "Rote Terrors" faszinierte, nicht etwa die Idee der sozialen Gleichheit. In dem von der Siemens-Stiftung veröffentlichten Vortrag Freunds lässt sich Armin Mohler noch einmal fast ebenso lange über das Leben und die Schriften Sorels aus. 

Frederic Durand, ehemals ein Mitglied der französischen Widerstandsbewegung gegen die nazistische Besetzung, schafft 1978 unmerklich den Übergang zum altbekannten nordischen Mythos. Sein Vortrag zur "Nordistik" erscheint wissenschaftlich, hat jedoch im Reigen der Stiftungsvorträge seine besondere Funktion, erst recht, weil sein Autor des Faschismus so unverdächtig erscheint. Durand findet "drei Generalnenner" in der nordischen Literatur, die allerdings als Grundpositionen der Ideologie des Faschismus und der "Neuen Rechten" bereits bekannt sind: "Natur und Naturgefühl, der Einzelne und die Gesellschaft" (S. 35). "Natur als Schicksal - dieses Thema ließe sich durch die Jahrhunderte skandinavischer Literatur verfolgen" (S. 39). Im folgenden lässt er sich über die angeblich spezifische skandinavische Seele aus (die man früher "germanisch" oder "nordisch" nannte), deren Religiösität von Heidentum, Pantheismus, "Annäherung an indische Weisheit" und "ostasiatische Weisheit" (S. 43; vgl. die New Age-Beziehung) geprägt sei und hinziele auf "ein arbeitsames, frommes und frohes Leben im Einklang mit Gott und der Natur" (ebd.). Der Vortragsveröffentlichung hat Mohler eine Bibliographie zur Nordistik angehängt, in der zahlreiche deutsche Veröffentlichungen aus der Zeit des Nationalsozialismus aufgeführt sind. 

Selbstverständlich darf in dieser Szene auch Peter Glotz nicht fehlen, der gescheiterte Bundesgeschäftsführer der SPD mit der ausgeprägten Vorliebe für alles Elitäre. 1985 spricht er im Rahmen der "Umweltpolitischen Abende" der Stiftung zum Thema "Mensch und Tier". Sein Koreferent Benno Hess, Direktor des Max-Planck-Instituts für Ernährungsphysiologie und Vizepräsident der Max-Planck-Gesellschaft, lässt sich zuvor, orientiert an Goethe, über das biologistische (organischkosmische) Weltbild aus, das in der faschistischen wie in der New Age-Ideologie gleichermaßen vertreten wird. Glotz verfährt anschließend unentschieden. Einerseits wendet er sich gegen den marxistischen Philosophen Georg Lukacs, "der die gesamte romantische Bewegung als Zerstörung der Vernunft und als Vorlauf zur Hitler-Barbarei deuten wollte" (S. 43); andererseits wendet er sich aber auch gegen die heutigen, teilweise rationalethisch, teilweise romantiziatisch-zivilisationskritisch vorgebrachten Forderungen nach einer Beschränkung des "faustischen Menschen", wenn er sagt: "Zugleich aber bin ich gegen die verbreitete Tendenz, insbesondere die Grundlagenforschung ethisch zu binden und zu steuern" (S. 45). Damit ist er ohne Zweifel näher bei dem "faustischen" Neurechten Faye (vgl. die obigen Zitate) als an den Gesetzentwürfen seiner eigenen Bundestagsfraktion, z.B. zur Gentechnik, jedenfalls aber sehr dicht am Interesse des Biotech, Hightech, Atomtech-EU-Kapitals. 

Verknüpfungen von Wissenschaft, Kapitalinteressen und "neurechter" Politik 

1986 spricht der Astronom Hans Elsässer über "Die neue Astronomie" und schlägt damit - wie Durand rein wissenschaftlich auftretend - den Bogen zum "kosmischen Weltbild" des historischen Faschismus und der "Neuen Rechten" wie des New Age. Es handelt sich um einen Beitrag in der "Vortragsreihe aus Anlass des 75jährigen Jubiläums der Max-Planck-Gesellschaft", die die Siemens-Stiftung 1986 gemeinsam mit der Max-Planck-Gesellschaft veranstaltet. Der Naturwissenschaftler Elsässer erwähnt nur ein einziges Mal ein nichtwissenschaftliches Wort: "Faszination" des Kosmos (S. 56). Dennoch ist die ganze Veranstaltung darauf angelegt, die innige Verbindung des "Hauses Siemens" (und seiner ökonomischen Interessen) mit dem altbekannten "Neuen Weltbild" klarzumachen. Sowohl Reimar Lüst, gleichzeitig Generaldirektor der European Space Agency (und damit eine Schlüsselfigur des EU-Kapitals auf dem Sprung in den Weltraum) und Mitglied des Stiftungsrates der Siemens-Stiftung, als auch Heinz Staab, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, erinnern in Kurzvorträgen bei derselben Veranstaltung an alte Traditionen des "Neuen Weltbildes". Staab dankt zuerst einmal dem rechtsextremen Armin Mohler "dafür, dass Sie die Initiative (zu dem Abend, d.V.) so bereitwillig aufgegriffen und weiterverfolgt haben" (S. 8). Er erinnert sodann an die Geschichte der Max-Planck-Gesellschaft, die ab 1911 als "Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft" die deutsche Wissenschaft zum Nutzen des deutschen Kapitals fördern sollte. Wissenschaftler bedürfen der weltanschaulichen Sinngebung für ihr Tun und dieser Name war Programm: Kaiser Wilhelm gehörte zu den eifrigsten Lesern des herausragenden faschistischen Ideologen Houston Stewart Chamberlain, der um die Jahrhundertwende bereits die Inhalte der eher romantizistisch-zivilisationskritischen völkischen Bewegung mit den Modernisierungsbestrebungen des Kapitals verbunden hatte. Wilhelm II. hatte einen Chamberlain-Lesekreis gegründet und führte einen regen Briefwechsel mit dem späteren NSDAP-Chefideologen. 

Staab vor der Siemens-Stiftung: "Aber auch an der Gründung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft war das Haus Siemens beteiligt: Zu den 191 ersten Mitgliedern der Gesellschaft und zu ihren prominentesten Spendern, die innerhalb dreier Jahre aus privater Initiative die für die damalige Zeit gewaltige Summe von rund 12 Millionen Mark aufbrachten, gehörten Wilhelm von Siemens und sein Schwager, Professor Carl Harries. Wilhelm von Siemens war auch einer der ersten zehn Senatoren, die vor 75 Jahren von der Gründungsversammlung in den konstituierenden Senat der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft gewählt wurden und von Kaiser Wilhelm II. ihre Bestätigung erhielten. Sein Bruder Carl Friedrich von Siemens, der Namensgeber dieser Stiftung, wurde 1937 Senator und kurz darauf Zweiter Vizepräsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft ... Auch der Max-Planck-Gesellschaft war das Haus Siemens seit ihrer Gründung vor 40 Jahren eng verbunden; so beispielsweise durch die Mitgliedschaft aller Vorstandsvorsitzenden dieser Jahre im Senat der Max-Planck-Gesellschaft. 75 Jahre Kaiser-Wilhelm-/ Max-Planck-Gesellschaft sind also zugleich auch 75 Jahre eines engen Kontaktes zur Familie und Firma Siemens" (S. 8ff) - und zur faschistischen Weltsicht. Es ist hier nicht der Ort, auf die enge Beziehung der Entwicklung faschistischer Ideologie, besonders bei Chamberlain, der 70 Jahre späteren Entwicklung der New Age-Ideologie und der Krise des Weltbildes der Physik zu Beginn des 20. Jahrhunderts einzugehen (21). Reimar Lüst lässt es sich nicht nehmen, vor der Siemens-Stiftung die enge Beziehung der Zertrümmerung des alten Weltbildes durch die neue Physik im damaligen Deutschland zur Arbeit der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft hervorzuheben. Auf Werner Heisenbergs philosophische Schriften, z.B. "Die Einheit des naturwissenschaftlichen Weltbildes", Leipzig 1942, stützt sich heute die "Neue Rechte" bei der pseudowissenschaftlichen Rechtfertigung ihrer Sicht der Welt (vgl. z.B. Krebs 1988, S. 388, Hunke 1969, S. 489, S. 536). Dem für Hitlers Atombombe forschenden Heisenberg "kommt das Verdienst zu, 1947 die astronomische Forschung in der Max-Planck-Gesellschaft durch die Errichtung einer Sonderabteilung Astrophysik ... verwirklicht zu haben", so Lüst vor der Siemens-Stiftung 1986 (S. 18). 

Bei der "Neuen Rechten" ist heute, wie damals z.B. bei Chamberlain (vgl. sein "Kant"-Buch), der pseudowissenschaftliche Bezug auf naturwissenschaftliche, insbesondere astrophysikalische Forschungen zur "Absicherung" der faschistischen Ideologie angesagt. Nicht nur, dass neben einer Hauptquelle wie Heisenberg auch Max Planck selbst heute für vieles herhalten muss: Hunke (1969) z.B. führt ihn gleich mehrfach als Kronzeugen an. Auch in der renommierten Max-Planck-Gesellschaft selbst scheut man sich nicht vor Kontakten. Am Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht in Heidelberg, also einer anderen, aber nicht minder brauchbaren Wissenschaftssparte, arbeitet Theodor Schweisfurth, der 1990 in dem Buch "Gedanken zu Großdeutschland" gemeinsam mit Alain de Benoist und einem REP-Nationalrevolutionär publiziert. Im selben Verlag erschienen und mit demselben Prospekt angepriesen: "Tanz der Elemente. Kult und Ritus der heidnischen Gemeinschaft", ein New Age-aufgemachtes Buch zum faschistischen Weltbild; Inhalt: "Heide sein..., Meditation, Runen, Mensch und Kosmos" usw.. Alain de Benoist hatte Anfang der 80er als Veröffentlichung des "Thule-Seminars" im rechtsextremen Grabert-Verlag bereits das Buch "Heide sein zu einem neuen Anfang" publiziert und sich darin auf Hunke (1969) gestützt. SPD-Mitglied Schweisfurth war in den 80er Jahren nicht nur mehrfach als Autor in der Zeitschrift "Die Neue Gesellschaft" (Chefredakteur: Peter Glotz) vertreten, wo er sein Konzept zur Wiedervereinigung propagierte, sondern trat auch beim "Norddeutschen Forum" auf, einer im Verfassungsschutzbericht 1986 des Bundesinnenministers als rechtsextremistisch eingestuften, vom "Bund Heimattreuer Jugend" ausgerichteten Veranstaltung; er veröffentlichte die "Denkschrift Friedensvertrag, Deutsche Konföderation, Europäisches Sicherheitssystem", die von bekannten Rechtsextremisten wie Wolf Schenke oder Hubertus Mynarek (22) unterzeichnet worden und teilweise vorab in der nationalrevolutionären Zeitschrift "wir selbst" des späteren Koblenzer REP-Funktionärs Siegfried Bublies erschienen war. Schweisfurth wurde im November 1989 in der BILD-Zeitung als Vater der Idee einer Konföderation BRDDDR gefeiert, die damals als mögliche Option einer Wiedervereinigung gehandelt wurde und bereits im Neofaschismus der 50er/60er Jahre propagiert worden war. Dem hinterstehenden Konzept einer völligen Neuordnung Europas im Interesse eines deutschen Europa-Mittelpunktes, die von Kaiser Wilhelm und vom deutschen Faschismus mit Unterstützung auch des "Hauses Siemens" zweimal vergeblich auf kriegerischem Wege versucht wurde - und für das Peter Glotz neuerdings den Begriff "Zwischeneuropa" des "Konservativen Revolutionärs" und späteren SS-Sturmbannführers Giselher Wirsing, noch später ein Unterstützer Mohlers, wiederzubeleben versucht (vgl. Kratz 1990c) -, ist das deutsch geführte EU-Kapital inzwischen sehr nahe. Konföderationskonzepte als Hilfsmittel zur Zerschlagung des "Jalta-Systems" der Sieger über den Faschismus benötigen die "Neue Rechte" und ihrer Interessenten heute nicht mehr. 

Im Rahmen der "Vortragsreihe aus Anlass des 75jährigen Jubiläums der Max-Planck-Gesellschaft" spricht vor der Siemens-Stiftung 1986 auch der Nobelpreis-Träger Manfred Eigen, Direktor am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie, über "Konservative und evolutive Biotechnologie". Ganz im Sinne der - allerdings deutlich faschistischen – Gentech-Science-Fiction eines Guillaume Faye schreibt Eigen in der Ankündigung seines Vortrages: "Während konservative Gentechnologie bereits ihren Weg in die Praxis gefunden hat, ist evolutive Gentechnologie noch eine Zukunftsvision, deren Grundlagen nichtsdestoweniger in Laboratoriumsversuchen manifest sind. Beide Technologien werden den Menschen in die Lage versetzen, komplexe Produkte, wie sie sonst nur in der Natur entstehen, künstlich herzustellen, das heißt aber auch, Kunstprodukte der Natur besser anzupassen". Hier ist der Wille des Forschers zum faustischen Antasten der "offenbaren Natur" im Sinne Fayes ebenso herauszuheben wie der verräterische Begriff "Produkt", der auf die vom Kapital beabsichtigte Verwendung der Gentech-Monster als Ware verweist. 

"Mein Freund Franz Schönhuber" 

So wie Le Pen der Populist der "Nouvelle Droite", ist der REP-Chef Franz Schönhuber der Populist ihres deutschen Ablegers, der "Neuen Rechten". Armin Mohler zählt zu den Beratern Schönhubers, er ist seit Anfang an "dabei". In seinem Interview mit Leggewie (1987, S. 201) bezeichnet Mohler den REP-Vorsitzenden als seinen Freund. Am 26./27. November 1983 gründete sich in München die Partei "Die Republikaner". Am 7. Dezember 1983 gründete sich ein Gremium namens "Deutschlandrat", in dem extremistische Intellektuelle die Ideologie der Neuen Rechten auf ein massenpolitisch brauchbares und wählbares Niveau herunterkonkretisierten. Teilnehmer: Franz Schönhuber, Armin Mohler, Hellmut Diwald, Hans-Joachim Arndt, Robert Hepp, Bernhard Willms und Wolfgang Seiffert, fast alle Referenten der Siemens-Stiftung. Ihr in "Criticon" veröffentlichter Aufruf fordert: "Wir wollen wieder eine normale Nation sein". Den Namen "Deutschlandrat" übernahm man von einer Einrichtung der nationalrevolutionären rechtsneutralistischen Gruppen der 50er/60er Jahre um den Publizisten Wolf Schenke, wie viele seiner damaligen Mitstreiter ein ehemaliger HJ/SA-Funktionär, also dem "konservativrevolutionären" Flügel innerhalb der NSDAP angehörig, in den 50er und 60er Jahren und in den 80ern mit dem Niekisch und dem Strasser-Flügel des deutschen Faschismus für ein wiedervereinigtes, militärisch starkes, blockfreies Deutschland als sein eigener, eurohegemonialer Block aktiv (vgl. Kratz 1990a). 

In Schrenck-Notzings "Criticon" schreibt Mohler (November/Dezember 1981, S. 284) eine Rezension des Schönhuber-Waffen-SS-Buches "Ich war dabei". Mohler: "Dieses Buch ist ein Markstein in der wechselvollen Geschichte der deutschen Vergangenheitsbewältigung", weil Schönhuber "sein Leben im Dritten Reich nicht als geheimen Widerstand oder als ohnmächtiges Erleben des Bösen, sondern als summa summarum freudiges Mitmachen schildert. ... Es handelt sich wohlverstanden nicht um eine Apologie des Dritten Reiches, sondern um das Geständnis, dass diese Zeit wie jede andere Gutes und Schlechtes unmittelbar nebeneinander enthielt, und zwar nicht nur am Rande, sondern auch mitten in den NS-Organisationen. ... Ein Buch, aus dem man mehr über die Wirklichkeit des Dritten Reiches erfährt als aus ganzen Stapeln von Bewältigungsliteratur. ... In 'republikanischem' Elan erlebt er (Schönhuber, d.V.) das Dritte Reich als die erste deutsche Gesellschaftsform, in der man aus der Schicht der kleinen Leute aufsteigen konnte, wenn man nur begabt und leistungsbewusst war. ... Kennzeichnend auch, dass die spezifische NS-Utopie, die einer nach dem Sieg durchzuführenden 'zweiten Revolution', durch Schönhubers Erinnerung geistert". Mit dem letzten Satz spielt Mohler auf die Utopie der "Konservativen Revolutionäre" im weiteren Sinne an. 

Niemand wundert sich mehr, dass der Leiter der Landeskommission für Wirtschaft der REP in Berlin, W. Bogen, auch stellvertretender Vorsitzender der Berliner Elektroindustrie war Siemens hatte den größten Elektrobetrieb in West-Berlin. 

Auch zur militanten Seite hin haben sich die heutigen Ideologen der "Neuen Rechten" praktisch "verknäuelt". Pierre Krebs, Chef des Kasseler "Thule-Seminars", als Referent bei der "Nationalistischen Front" (NF) in Bielefeld ist nur ein Beispiel. Will man Mitglied des geheimen engsten Kreises des "Thule-Seminars" werden, so muss man "auf relevante Militanz für das THULESEMINAR verweisen" können, wie es in einem internen Rundschreiben des Kasseler "neurechten" Think-Tanks heißt. Mohler selbst präsentiert sich ungeniert sogar als Bewunderer des neonazistischen Terroristen Manfred Roeder (Leggewie 1987, S. 202). 

Die "neue" Siemens-Stiftung: Heinrich Meier setzt Mohlers Tradition fort 

Seit dem 1. August 1985 leitet Heinrich Meier als Geschäftsführer die Siemens-Stiftung inhaltlich. Meier gehört zu den intellektuell fortgeschrittensten Vertretern der "Neuen Rechten", mit dem Geburtsjahrgang 1953 förmlich ein Senkrechtstarter, und versucht, den Fehler Mohlers zu vermeiden, allzu deutlich Partei für die extreme Rechte zu ergreifen. Er geht sogar öffentlich auf vorsichtige Distanz zu Mohler, wenn er betont, einzelne Referenten der "alten" Siemens-Stiftung tauchten unter seiner Verantwortung nicht mehr auf (23). "Mohler befasste sich mit Vergangenheitsbewältigung", so Maier (24), "ich sehe in die Zukunft" was sich allerdings nicht ausschließen muss. 

Mit seiner anti-egalitaristischen Rousseau-Interpretation (25) ist Meier einer der größten Coups der "neuen Rechten" in den 80er Jahren gelungen. In der für die Beschäftigung mit der politischen Philosophie Rousseaus wegen der einzigartigen Wissenschaftlichkeit der Textwiedergabe inzwischen allgemein als unentbehrlich bewerteten Neuedition des Rousseau-Werkes "Diskurs über die Ungleichheit" durch Meier bürstet dieser die Ideen des großen Aufklärers, Predigers der Gleichheit der Menschen und Vordenkers der Französischen Revolution gegen den Strich: Meier rettet Rousseau für die "Neue Rechte", indem er dessen Hauptwerk, eine der größten Schriften des Egalitarismus, zu einer Apologie der Ungleichheit der Menschen uminterpretiert. In seinem "einführenden Essay" kritisiert Meier, Rousseaus Schrift sei bisher immer "als ein Diskurs gegen die Ungleichheit gelesen worden" (S. XXI). Rousseau, der fundamental von der natürlichen Ungleichheit der Menschen ausgegangen sei, habe dagegen angeblich selbst darauf hingewiesen, dass nur wenige Auserwählte diese Schrift verstanden hätten, "jene, die zu verstehen wissen", wie Meier Rousseau zitiert (S. XXII). An diesen kleinen Halbsatz hängt Meier seine Contra-Interpretation auf, behauptet weiter, Rousseau habe sich "der bewusst verhüllenden Darstellung" bedient (S. XXIII); seine Schrift weise eine "exoterisch-esoterische Ambiguität" (26) auf (S. XXV), die der Autor angeblich gewählt habe, um offen zu den vielen Egalitaristen zu sprechen (exoterisch), zu den wenigen einer wissenden Elite jedoch geheimbündlerisch (esoterisch) das Gegenteil zu sagen. Meier will Rousseau vor allem "zwischen den Zeilen ... lesen" (S. XXX), was jedoch erst einmal "einzuüben" sei (S. XLVII). Er will also gewissermaßen die beim Erstdruck 1755, zu Lebzeiten Rousseaus, weiß gebliebenen Teile der Seiten gegen die bisherige politische Wirkung des Autors wenden. Rousseau habe angeblich "die natürlichen Ungleichheiten unter den Menschen" erkannt, und zwar "der Individuen wie der Ethnien, der Geschlechter wie der Lebensalter" (S. LVII), dies sei jedoch "für die 'gemeinen Leser' kaum erkennbar" (S. LVIII). Meier in seinem "einführenden Essay": "Was für Sokrates gut ist, ist es noch lange nicht für Athen oder für die Menschheit" (S. LXXIII); "die geglückte Existenz eines Hottentotten unterschiedet sich von der eines Spartaners, die eines Genfers von der eines 'Orang-Utang'" (S. LXXVI); jeder habe seine eigene Identität, sein "Beisichselbstsein" (ebd.) - der "neurechte" Ethnopluralismus wird diesmal von Rousseau abgeleitet, seine Konsequenz, Apartheid oder antiquiert: Rassenhygiene, bleibt dieselbe. 

In Meiers Begründung der Contra-Interpretation spielt vor allem die Zensur des Ancien Regime eine Rolle, wegen der Rousseau die "verhüllende Darstellung" habe wählen müssen: "Solange es Philosophen gibt, die ihre Philosophie öffentlich mitteilen, solange bedienen sie sich der exoterisch-esoterischen Darstellungsweise, wenn es gilt, sich, die Person wie die Sache, gegen die Intoleranz der Gesellschaft zu schützen, in der sie leben und in der sie ihre Philosophie entwickeln" (S. XXVII). Dann freilich, so möchte man Meier entgegenhalten, hätte Rousseau unter der Herrschaft des letzten absolutistischen Königs von Frankreich nicht sein angeblich gemeintes Lob des "Droit a la Difference" (27) "esoterisch" verstecken müssen, sondern vielmehr seine offenen, "exoterischen" Ausführungen, die eben gegen diese Ungleichheit der Menschen gerichtet sind. Bei Meier aber scheint es weniger um die Logik des Arguments zu gehen, ihm kommt es vor allem darauf an, durch eine neue Übersetzung und neue Auslegung des "Diskurs über die Ungleichheit" die in ihm angeblich "esoterisch" enthaltene Apologie der Ungleichheit der Menschen aufzudecken und durch zahllose Fußnoten, Quellenverweise und das Anführen der scheinbar unerschöpflichen Rousseau-Detailkenntnisse des Editors die Contra-Interpratation plausibel zu machen. So absurd Meiers Anliegen erscheinen mag, in den zugänglichen Rezensionen seiner Rousseau-Edition wird zugunsten des Anerkenntnisses der (allerdings "neurechts" interessierten) Wissenschaftlichkeit darüber hinweggesehen. Die "Neue Rechte" kann dank Meier heute mit Rousseau gegen die Gleichheitsforderungen der Linken vorgehen. 

Mit diesem Glanzstück "neurechter" Theoriebildung, mit dem allein sich Meier bereits die Nachfolge Mohlers als Chef der Siemens-Stiftung verdient hätte, ist es lange nicht getan. Bereits als Student 1976 publiziert Meier in Schrenck-Notzings und Mohlers "Criticon" einen langen Artikel über Konrad Lorenz, einen beliebten Vordenker der "Neuen Rechten" (vgl. Billig 1981) und bis Ende 1973 Direktor des Max-Planck-Instituts für Verhaltensphysiologie. Meier gibt sich für Antifaschist/innen hier als Rassist mit NS-Anknüpfungen zu erkennen, der Mohlers "konservativrevolutionären" Bezügen auf Nazi-Rassisten wie Hans F.K. Günther oder Wilhelm Hauer kaum nachzustehen scheint: Michael Billig (1981, S. 60 ff und 145 ff) hebt in einer der ersten kritischen Untersuchungen über die Theoriearbeit der "Neuen Rechten" insbesondere auf die rassistische Arbeit Konrad Lorenz' von 1943 "Die angeborenen Formen möglicher Erfahrung" ab, in der Lorenz den "Wert der Reinrassigkeit" unter Bezug auf den Nazi-Genetiker Eugen Fischer betont habe. Lorenz habe hier, so Billig, die Ansicht vertreten, "dass der einzige Ausweg aus dem genetischen Verfall 'eine bewusste, wissenschaftlich unterbaute Rassenpolitik' sei" (Billig 1981, S. 60f). Billig zitiert auch einen Artikel von Lorenz aus dem Jahre 1940 ("Durch Domestikation verursachte Störungen arteigenen Verhaltens"), in dem dieser die Nazi-Rassenpolitik mit dem Satz gelobt habe: "Der rassische Gedanke als Grundlage unserer Staatsform hat schon unendlich viel in dieser Richtung geleistet" (ebd.) (28). Meier nun bringt 1976 als Ergänzung seines "Criticon-Autorenporträts" von Lorenz eine kommentierte Bibliographie, in der er den 1943er Aufsatz anpreist: "Eine der wichtigsten Arbeiten von Lorenz ... Bisher keine Wiederveröffentlichung!" und zu dem 1940er Aufsatz mit dem Nazi-Bekenntnis ebenso unkritisch bemerkt: "Enthält u.a. frühe Kulturkritik" (29). Eine Distanzierung von den nazirassistischen Inhalten dieser Lorenz-Artikel bringt Meier nicht. 

Er bekennt sich statt dessen in diesem "Criticon"-Beitrag kritiklos zu Lorenz und dessen Biologismus, der Erkenntnisse aus der Tierverhaltensforschung in die menschliche Gesellschaft übertrug und hier aggressives Verhalten gegen Mitmenschen ebenso wie die soziale Ungleichheit als angeblich natürlich rechtfertigte. Der damalige Student der Philosophie, Politischen Wissenschaft und Soziologie in Freiburg Heinrich Meier beklagt in "Criticon" "die bislang geringe Bereitschaft der Sozialwissenschaften und der Philosophie, auf Konsequenzen der vergleichenden Verhaltensforschung einzugehen und ihre vielfältigen Denkanstöße aufzunehmen" (S. 204). "Die Tragweite der Evolutionsforschung, der Genetik und der Ethologie für das Welt und Menschenbild" werde "vielfach nicht erkannt ... und die Resultate dieser Wissenschaften" blieben "gerade dort unberücksichtigt ..., wo ihnen die größte Bedeutung zukommen könnte" (S. 206 f). "Biologische Wurzeln ethischer Normen (etwa Inzesttabu), genetische Dispositionen für soziale Rangordnung, Territorialität sind belegt", findet Meier (S. 209) und hebt damit auch unter expliziter Nennung bekannter Namen "neurechter" Rassisten wie Eysenck oder Jensen auf integrale Konzepte der "Neuen Rechten" wie den angeblichen "Territorialtrieb" (vgl. Koelschtzky 1986, S. 22 ff) oder die angeblich rassisch gebundene Vererbung sozialer Ungleichheit, wie sie Jensen mit seiner Intelligenz-Vererbungs-Hypothese vertritt, ab. Der Egalitarismus des Liberalismus und des Marxismus, so Meier, habe das bisher angeblich genetisch gebundene "ethische (!) und ästhetische Wertempfinden" geschwächt und nicht nur zur "Entfremdung von der Natur" geführt, sondern auch "die wachsende Unlustintoleranz" (etwa gegen die Arbeitsbedingungen an den Siemens-Fließbändern?), "Verweichlichung, Langeweile, das Schwinden der Fähigkeit zu starken Gefühlen" (Vaterlandsliebe bis zum "Heldentod"?) zu verantworten (S. 210). Die Schriften von Lorenz, insbesondere "Die Rückseite des Spiegels" und auch seine "Acht Todsünden der zivilisierten Menschheit" von 1971 - wo Lorenz die Ansicht, "dass alle Menschen potentiell gleichwertig (!) seien" , als "Lüge" der "Machthaber Amerikas, Chinas und der Sowjetunion" diffamiert (zit.n. ebd.) - enthalten nach Meiers Meinung den Ausweg: "Noch ist die Wirkung der Arbeiten von Lorenz für Anthropologie, Soziologie, Philosophie und die politische Theorie (!) ... weit mehr zukünftige Möglichkeit, denn gegenwärtige Wirklichkeit" (S. 204). 

Billig (1981, S. 14 ff) hebt den intensiven Rückgriff der "Nouvelle Droite" um Alain de Benoist auf Lorenz hervor und zitiert Benoist aus dessen Zeitschrift "Nouvelle Ecole" (Winter 1974/75), es sei "bedeutsam, dass ein Wissenschaftler wie Konrad Lorenz nicht gezögert hat, ... als Philosoph und auch als Moralist tätig zu sein. Seine letzten Werke, 'Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit' und 'Die Rückseite des Spiegels', bezeugen diese neue Inspiration" (zit. n. Billig, S. 146). Billig (S. 147) zitiert ein Exklusivinterview, das Benoist mit Lorenz für die "Nouvelle Ecole" im Winter 1974/75 führte und in dem Lorenz klar ausgesprochen habe: "Es ist nicht wahr, dass wir alle gleich sind". Billig zu diesem Interview: "Er (Lorenz, d.V.) behauptete weiter, dass "die Ungleichheit der Menschen eine der Grundlagen und eine der Bedingungen der gesamten Kultur ist ... Dieser Ungleichheit liegt ein Unterschied in den Fähigkeiten zugrunde.' Nachdem er sich so über die Unterschiede zwischen den Individuen geäußert hatte, erklärte Lorenz schlichtweg und ohne entsprechendes Beweismaterial, dass "es bei den rassischen Gruppen dasselbe ist'" (ebd.). 

Der Rassehygieniker Lorenz ist nicht nur Träger der "Goldenen Humboldt-Medaille" der Humboldt-Gesellschaft (vgl. den Beitrag im vorliegenden Band), sondern auch - wie Sigrid Hunke - Träger des "Schiller-Preises" des rechtsextremistischen "Deutschen Kulturwerkes Europäischen Geistes" (DKEG) des Mitbegründers der Sekte "Deutsche Unitarier Religionsgemeinschaft e.V." und früheren SA-Dichters Herbert Böhme. 

Das Mohlersche "Knäuel" ist also auch bei Meier wirksam. Die von ihm 1986 gestaltete "Sondervortragsreihe" der Siemens-Stiftung "Die Herausforderung der Evolutionsbiologie" ist ein Beispiel dafür, dass die alte Tradition in der Stiftung weiter wirkt (29a). Der neue Geschäftsführer knüpft mit dieser Reihe ebenso nahtlos an seinen "Criticon"-Artikel von 1976 wie an den antiegalitären Biologismus der "Neuen Rechten" an. Das wird schon deutlich an der Grafik, die den Ankündigungsprospekt der Stiftung für die Vortragreihe ziert: Der Grafiker Pierre-Yves Tremois, von dem die Zeichnung stammt und der für die "Nouvelle Droite" um Alain de Benoist arbeitete, hatte dasselbe Motiv "L'homme et le singe" (ein fast unbekleideter Mann blickt nachdenklich auf einen Affen) wenige Wochen vorher bereits für die erste Ausgabe der Zeitschrift "elemente" aus dem "neurechten" Kasseler "Thule-Seminar" gestaltet; hier illustriert es neben Fotos von Werner Heisenberg oder Konrad Lorenz einen Artikel über das "biologische Menschenbild" (30). 

Die Ende 1988 als "Veröffentlichung der Carl Friedrich von Siemens Stiftung" in Buchform herausgebrachten Vorträge der "Evolutionsbiologie"-Reihe strahlen Sozialdarwinismus in Reinkultur aus. In seiner Einleitung betont Meier noch einmal "den Anspruch, den die neue Disziplin aus der Ferne gegenüber den Human und Sozialwissenschaften erhebt" (Meier 1988, S. 7) und führt die "neurechten" Begriffe der "Soziobiologie" und vor allem der "Biopolitik" ein (S. 8). "Weitgehende Einigkeit", so Meier, "besteht unter Ethologen, Soziobiologen und Vertretern der Biopolitik auch darin, dass das Versprechen des Darwinismus noch der Einlösung harrt" (ebd.). Explizit gegen den Marxismus und seinen Rückgriff auf "das Ensemble der gesellschaftlichen und ökonomischen Verhältnisse" (so Meier S. 12, vgl. die sechste Feuerbach-These von Marx) gerichtet, meint der Siemens-Stiftungs-Geschäftsführer vererbungstheoretisch: "Wenn der Mensch nicht als Tabula rasa das Licht der Welt erblickt, sondern über ein phylogenitisch erworbenes Erbe verfügt, das den Rahmen seiner Entwicklungs und Verhaltensmöglichkeiten absteckt, dann sind der politischen (!) Gestaltungsmacht Grenzen gesetzt": der Mensch "lässt sich nicht nach Wunsch sozialisieren und befreien" (!; ebd.). Lorenz und die Ungleichheit der Menschen werden von Meier auch hier in einem Atemzug beschworen (S. 13) und der angebliche "Wissensverzicht" bei Soziologen, Politologen und Politikern beklagt (S. 17), die den Sozialdarwinismus ablehnen. 

Direkt an faschistische "Blut"-Mythologie knüpft dann der Genetiker Richard Dawkins an, der seinen Siemens-Vortrag so beginnt: "In einigen Kulturen unserer Spezies sind die Ahnen Gegenstand religiöser Verehrung. Und sie mögen das sehr wohl sein, denn es sind die Vorfahren und nicht die Götter , die den Schlüssel zum Verständnis der Frage liefern, warum Lebewesen so sind, wie sie sind" (S. 53). Die Grundlage des Sippen und Herrenmenschen-Denkens ebenso ungeniert wie populistisch beschwörend, fährt er fort: "Nicht ein einziger meiner Ahnen war zu unattraktiv, um nicht wenigstens einen Paarungspartner zu finden; noch war er als Elternteil zu egoistisch, um nicht wenigstens ein Kind zu ernähren, bis es selbständig war. Tausende von Zeitgenossen meiner Vorfahren versagten in allen diesen Hinsichten, aber nicht ein einziger meiner Vorfahren versagte" (ebd.). Der Bezug zur neofaschistischen Bevölkerungspolitik (vgl. den Beitrag von Ursel Döhmann im vorliegenden Band) ist unmittelbar deutlich. Dawkins stimmt sodann Darwin darin zu, dass die Selektionsgesetze der biologischen Evolution auch im moralischen und allgemein gesellschaftlichen Bereich der Menschen Wirkung hätten; "die Welt wird eines Tages von erfolgreichen Stämmen beherrscht werden" (S. 58). 

Der Verhaltensforscher Norbert Bischof, ein Schüler von Lorenz, lässt in seinem Vortrag erkennen, dass die extreme Rechte immer schon hierbei dem von ihr kritisierten Positivismus, aber auch der Linken überlegen ihre "ganzheitliche" Wissenschaftstheorie hatte, die antiegalitäre Naturhierarchien als "Heuristiken" auch in den Gesellschaftswissenschaften erfolgreich einsetzt. Dabei knüpft er explizit an Vorstellungen von "Ganzheitlichkeit" und "Gestalt" an, die bereits Chamberlain für seine faschistische Ideologie nutzte (31), und verweist auf ihre Anwendungen in der "Soziobiologie" (S. 124). Wenngleich sich Bischof doch deutlich von der New Age-Ideologie distanziert, so bringen seine gründliche Untersuchung verschiedener "Heuristiken", vor allem auch der "kosmischen Harmonie", und sein Bezug auf Mystik oder das Anführen einiger Adoptiv-Ahnen des alten und neuen Faschismus wie Giordano Bruno, Johannes Kepler, Goethe und selbstverständlich Lorenz den Anhängern des New Age und der "neurechten" Ideologie Klarheit. Insbesondere lässt Bischof immer wieder deutlich erkennen, dass es um die Schaffung von Rechtfertigungsideologie für die Taten "faustischer" Techniker geht. Schließlich kommt er über genetische Erwägungen zu einer - ebenfalls von der Rechten bevölkerungspolitisch einsetzbaren - Vernichtung des Individuums als Wert, das er wegen der "unausweichliche(n) Mortalität der Individuen" durch den "Stamm" als dem Garanten genetischer Kontinuität ersetzt (S. 115), der den "Genotyp (eines Stammes, d.V.) damit potentiell unsterblich" mache (S. 116). Gentheoretisch ist der Stamm zugleich als Träger eines evolutionären "Sinnes" ausgemacht: in der Biologie stamme "der Sinn aller systemspezifischen Funktionen letzten Endes aus dem Imperativ, sein Genom zu verbreiten" (S. 120). In der "Biopolitik" angewandt, ist diese "Heuristik" vortrefflich zur Rechtfertigung eines politisch, ökonomisch und militärisch aggressiven Expansionismus geeignet. 

Hieran anknüpfend, verlangt der "Biopolitiker" Richard D. Alexander vor der Siemens-Stiftung eine Anwendung der Darwinschen Gesetze auch in den Bereichen der Moral, des Gewissens, auch der Homosexualität (S. 129). Er will das, "was wir über die biologische Evolution wissen, anwenden, um uns selbst besser zu verstehen und eine Welt zu schaffen, in der wir uns alle glücklicher, wohler und sicherer fühlen werden" (ebd.). Dazu sei die Entwicklung einer biologisch statt ökonomisch fundierten "Theorie der menschlichen Interessen" (S. 133 ff) nötig, die an dem schon von Bischof angeführten Grundgesetz der Verbreitung des genetischen Materials als oberstem Interesse ansetzen müsste. Alexander entwickelt ein auf Brutpflege und "Fortpflanzungserfolg" fixiertes Weltbild, das nicht nur - unausgesprochen - auf dem Konzept der Sippe aufbaut, sondern auch jeder faschistischen Bevölkerungspolitik die scheinwissenschaftliche Basis abgeben kann. Schließlich fordert er zur Absicherung des "Fortpflanzungserfolgs" "monogame Kernfamilien", eine "starke Regierung" und eine "Einigkeit" der Gesellschaft, die als faschistoides Formierungskonzept erscheint und sich - ausgesprochen - "gegen von außen kommende, der Gesellschaft feindliche Kräfte" richten soll (S. 141). Dies alles diene dem einen Ziel, "der Erweiterung der Größe von Gesellschaften und Staaten" nämlich (S. 142). 

In seinem Beitrag über "Gruppenführung bei Tier und Mensch in evolutionärer Sicht" führt Hans Kummer nicht nur biologische Grundlagen der Euthanasie an, wenn er aus eigenen Studien des Verhaltens von Primaten berichtet: "Auf ein krankes oder verletztes Mitglied warten die nächsten Angehörigen eine Weile ..., aber die Notwendigkeit, den Gruppenanschluss nicht zu verlieren, schränkt solche Rücksicht ein. Geschwächte finden sich bald allein und fallen Raubtieren zum Opfer" (S. 180). Wie sehr auch Kummer tierisches Verhalten als "Heuristik" ansieht, macht ein Satz wie der folgende deutlich: "Unter den menschlichen Gruppenentscheidungsprozessen ist derjenige der Basseri-Nomaden im Südiran dem der Mantelpaviane auffallend ähnlich" (S. 187). Es ist erstaunlich, dass "die Münchner wissenschaftliche Welt" (so Meier über die Besucher der Siemens-Stiftung) sich derartiges anhört. 

Der Anthropologe Christian Vogel, in der Siemens-Stiftung noch bekannt von den Einladungen, die Mohler an ihn richtete, führt Darwin-Zitate über die "Konkurrenz zwischen den Völkern und Stämmen" und darüber an, welche von diesen "über andere Völker den Sieg davontragen" könnten (S. 203). Er fordert die Stärkung der Sippe, ein altes faschistisches Konzept, das diesmal gentheoretisch begründet wird. "Hat also ein 'Held' oder ein 'Genie' auch selbst keine oder wenige direkte Nachkommen, so kann er durch seine 'Heldentaten' oder seine geistigen Werke doch seine 'Gesamtfitness' (32) erheblich dadurch steigern, dass sein Handeln seinen nächsten Verwandten zu erhöhtem Fortpflanzungserfolg verhilft" (S. 206), die ja über einen sehr ähnlichen Satz von Genen verfügen wie der vielleicht im Felde gefallene "Held", dessen Verwandtschaft sich die Volksgemeinschaft angenommen haben mag. "ingroup"- und "outgroup"-Kriterien, nach denen die "biopolitischen" Praktiker dann z.B. die Ausländer/innen-Gesetze gestalten, entsprechen nach Vogel "offenbar unseren natürlichen Verhaltenstendenzen" (S. 211). "Die Proklamation allgemeinverbindlicher Menschenrechte, einer alle Völker und Rassen überspannenden 'Gleichheit' und 'Brüderlichkeit' ist also zumindest ziemlich 'naturfern'", so Vogel (S. 213); Benoist schreibt dies in dem "Thule-Seminar"-Buch "Mut zur Identität" (Krebs 1988) nicht anders. Doch will Vogel schließlich "'naturfernere' ethische Ansprüche an uns" verwirklicht sehen, die allerdings mit den naturnahen "tatsächlich praktizierten 'Moralen'" immer in Konkurrenz stünden. 

Roger D. Masters bringt am Ende der "Sondervortragsreihe" der Siemens-Stiftung "Evolutionsbiologie, menschliche Natur und Politische Philosophie" zusammen, und zwar - unter Bezug auch auf Meiers Rousseau-Interpretation - in der Weise, die auch Meier vorzuschweben scheint. "Erklärt die Soziobiologie die Ursprünge der sozialen Kooperation und des Staates, vermag sie mithin einen Beitrag zur Lösung eines der zentralen Probleme der politischen Theorie und der Sozialwissenschaften zu leisten?", fragt Masters anfänglich (S. 251), um dann keine Zweifel aufkommen zu lassen: "die Evolutionsbiologie hat ein tieferes Verständnis der Ursprünge des Menschen und der Entwicklung der politischen Institutionen möglich gemacht" (S. 253); "die Gesetze und die Regierungen" seien "bis zu einem gewissen Grade natürlich" (S. 256), das heißt: der Veränderbarkeit durch die Massen entzogen. Er zieht dann Insektengesellschaften als "Heuristiken" für die menschliche Gesellschaft heran und hebt auf "die Verpflichtung, Regierungen zu gehorchen" ab (S. 270 f), die naturgeschichtlich im Menschen angelegt sei. Masters will "neodarwinistische evolutionäre Prinzipien (als) das Fundament politischer und ethischer Maßstäbe" (S. 279); man müsse "Politik als ein biologisches Phänomen" begreifen (S. 284). Der ehemalige Kulturattache der USA in Paris Masters präsentiert die Grundlage der "Biopolitics" als Alternative zum Sozialismus bzw. auch schon zu der wissenschaftlichen Basis einer nur sozialdemokratischen Klempnerei: "So kann man etwa unschwer erkennen, dass die Biowissenschaften jedenfalls einen komplexeren und weniger doktrinären Zugang zum sozialen und politischen Verhalten der Menschen eröffnen, als er sowohl für die marxistische wie für die 'behavioristische' Perspektive in den Sozialwissenschaften typisch war" (S. 279). Er predigt die "Rückkehr zur natürlichen Gerechtigkeit" (ebd.), deren ethnopluralistische Anwendung in der "Achtung vor den kulturellen Unterschieden" sogleich folgt (S. 280), mit der unausgesprochenen Konsequenz der weiteren Unterentwicklung des ausbeutbaren Südens der Erde. - Die "natürliche Gerechtigkeit" verlange, so führt er aus und meint sicher die Massen, nicht die Eliten, "aufopfernde Handlungen, die zum kollektiven Gut ohne die Hoffnung auf Gegenseitigkeit beitragen" (S. 282) - den "Heldentod" starben jedenfalls nicht die Wehrwirtschaftsführer der Siemens AG! 

Ohne Zweifel verschaffte sich Meier 1986 mit dieser "Sondervortragsreihe" die Anerkennung der "Neuen Rechten". Er konnte zudem auf eine Vorläuferreihe der Siemens-Stiftung zurückgreifen, die Mohler zu Beginn der 80er Jahre unter dem Titel "Natur und Geschichte" verantwortet hatte (33). Die "Neue Rechte" hat Meier inzwischen auch als einen der ihren akzeptiert. Der Buchdienst der Zeitschrift "Junge Freiheit" vertreibt im Januar 1991 nicht nur Mohlers Werke, sondern auch Heinrich Meiers Buch "Carl Schmitt, Leo Strauss und 'Der Begriff des Politischen'. Zu einem Dialog unter Abwesenden" (Stuttgart 1988), mit dem Meier ein ähnlicher Coup wie mit seiner Rousseau-Edition gelungen ist (34). Während die "Neue Rechte" noch immer nahe und unkritisch an Carl Schmitts faschistischer politischer Philosophie klebt (35), gelingt es Meier, Schmitt weiter konsequent zu faschisieren. Mit Hilfe des jüdischen (!) Wissenschaftlers Strauss und dessen Schmitt-Kritik von 1932/33 kann Meier Schmitts "Begriff des Politischen" mit den Argumenten der "Neuen Rechten" als letztlich biblisch und damit uneuropäisch kritisieren. Indem sich Meier auf einen unverdächtigen jüdischen Autor stützt (36), kann er unauffällig eine Kritik an Schmitts Freund-Feind-Dualismus und seinem Fußen auf der - von der "Neuen Rechten" als "uneuropäisch" (sprich: "un-arisch") abgelehnten, weil mit dem Konzept des "faustischen Menschen" unvereinbaren - biblischen Sündhaftigkeit des Menschen vorbringen, die auf einer Linie mit den Thesen Sigrid Hunkes oder Alain de Benoists gegen den "Dualismus" des "Judaochristentums" als der Hauptursache allen Übels auf der Welt liegt. Leo Strauss, von 1925 bis 1932 Mitarbeiter der Akademie für die Wissenschaft des Judentums in Berlin, von Heidegger beeinflusst und vor dem 30.1.1933 zeitweise ein Schützling Carl Schmitts, ist auch deshalb ein idealer Kronzeuge für den sich etablieren wollenden Neofaschismus, weil er selbst einen angeblich unaufhebbaren Unterschied zwischen antikgriechischem und jüdisch beeinflusstem Denken herausarbeitete und sich auf die Seite eines Griechentums stellte, das man z.B. bei Hunke (1969) oder bei der "Sokratischen Gesellschaft" (vgl. den Beitrag zur "Humboldt-Gesellschaft" im vorliegenden Band) als eine Grundlage des Antiegalitarismus und einer "eigenen europäischen" Weltsicht findet. Meier macht mit seinem Buch eine Auseinandersetzung zwischen Strauss und Schmitt aus den Jahren 1932/33 der Öffentlichkeit wieder und z.T. erstmals zugänglich und sein Buch deshalb wiederum unentbehrlich für jede Beschäftigung mit Schmitt , die sich um die zentrale Idee Schmitts zur ideologischen Absicherung faschistischterroristischer Herrschaft dreht. Dabei wird aber das zur Zeit der Auseinandersetzung noch nicht sichtbare Ziel der Schmittschen politischen Philosophie, die Ausübung des "Ernstfalles" durch den "Faschismus an der Macht", keineswegs angegriffen, sondern die nach Meinung der fortgeschrittensten Denker der "Neuen Rechten" unbrauchbare, weil letztlich jüdische, Begründung des Freund-Feind-Denkens. Carl Schmitt wird gewissermaßen entjudaisiert und dadurch noch radikaler faschistisch, indem das Konzept der "Schuld" und der "Sünde", das dem nordeuropäischen, "an Gottes Statt" handelnden "faustischen Menschen" bei seinen Taten im Wege ist, eliminiert wird. Meiers überragende Leistung, dies mit Hilfe der Kritik des dann rassisch verfolgten Emigranten Strauss am Faschisten Schmitt fertig gebracht zu haben, kann für die Etablierung "neurechter" Ideologie gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. 

Ohne Zweifel betreibt Meier eine geschickte Imagepflege, um die Siemens-Stiftung in der Öffentlichkeit aus dem neofaschistischen Feld Mohlers zu holen. Er hat damit bei einer interessierten Öffentlichkeit große Erfolge, wie z.B. Übersetzungen der Meier-Arbeiten, deutschsprachige und internationale Rezensionen sowie Artikel in der FAZ (4.4.1989), der "Süddeutschen Zeitung" (30.1.1985) oder selbst der "Allgemeinen jüdischen Wochenzeitung" (23.9.1988) zeigen, in denen der Zusammenhang zur "Neuen Rechten" aus Unkenntnis über ihre Ideologie nicht erkannt wird. Dennoch dürfte Meiers Einsatz bei näherem Hinsehen nicht mehr als dünn aufgetragene Kosmetik sein. Sieht man sich die neuesten Veranstaltungen und Ankündigungen der Siemens-Stiftung an, so wird dieses Bild einer Kontinuität bis heute bestätigt. Ende 1989 sprach Luis Dumand über "Das Ganze und die Teile Was Indien mich gelehrt hat": seine Studien mündeten "in ein Gesamtkonzept der Kastengesellschaft". Anfang 1990 sprach Joseph Jurt über Georges Bernanos, der von der präfaschistischen Acion Francaise beeindruckt war. Für März 1991 war der Lorenz-Schüler Norbert Bischof über "Die psychologische Bedeutung der Schöpfungsmythen" angekündigt, die "zu einem unschätzbaren Kompass in der Welt der emotionalen Selbstorganisation des kindlichen Bewusstseins" würden. 

Ein "Knäuel" aus ökonomischen Interessen und neofaschistischer Ideologie 

Warum lässt eines der größten elektrotechnischen Unternehmen der EG (nach Umsatz das zweitgrößte Metallunternehmen Westeuropas, nach Beschäftigtenzahl das größte; nach Umsatz das fünftgrößte Industrieunternehmen des EU-Binnenmarktes; nach Umsatz der zweitgrößte Computer-Anbieter in Europa, hinter IBM) in der von ihm finanziell und personell unterstützten und kontrollierten Denkfabrik die neofaschistische Ideologie der "Neuen Rechten" mitentwickeln - freilich immer so, dass es auf den ersten Blick ganz unverfänglich wirkt? 

In den nächsten Jahrzehnten werden etliche industrielle Schwellenländer die Fertigprodukte selbst herstellen und billiger auf den Weltmarkt werfen, von denen das EU-Kapital vor zwanzig Jahren noch lebte. Eine Umstellung Europas ist nötig. Als Ziel ist das Hochtechnologie-Monopol angepeilt, weil das EU-Kapital hier einen uneinholbaren Vorsprung vor den regionalen Kapitalien der Trikont-Länder sieht. Mit der Schlagzeile "Unser Kraftwerk für die Dächer der Welt" wirbt die Siemens AG 1990 für ihre Solarzellen, denn: "Der Weltmarkt ist unsere Stärke. Siemens". 

Gegen die Produktionspreise der Billiglohnländer kommt das EU-Kapital nicht an; Alternativen sind gefragt. Eine seiner Zeitschriften, das "Industriemagazin", brachte im April 1989 einen "High-Tech Report" als Sonderheft heraus, der eine Lösung des Problems in der EDV-Durchstrukturierung der Produktionsprozesse sieht: "Höchste Automation contra Billiglöhne", computergesteuerte Fertigungsprozesse, in die in den nächsten Jahren Milliarden Deutsche Mark investiert werden. 

Als mögliche High-Tech-Konkurrenten sind lediglich das japanische und das US-Kapital zu fürchten. Der Wettlauf um den 64-Megabit-Chip, den Computer-Superchip, ist in vollem Gange. Die EU finanziert die Entwicklung dieses unentbehrlichen Bausteins für die demnächst unentbehrlichen Großcomputer mit mindestens 8 Milliarden D-Mark, die direkt aus dem Steueraufkommen stammen. Siemens selbst gibt für die Chip-Entwicklung nach den neuesten Angaben des strategischen Kopfes des Konzerns, Hermann Franz, jährlich etwa 2 Milliarden D-Mark aus (vgl. SPIEGEL-Gespräch, Nr. 38/1990). Laut Franz will Siemens, das neuerdings gemeinsam mit dem Hightech-Riesen IBM den 64-Megabit-Chip entwickelt, als Nahziel den US-Monopolisten in Europa vom ersten Platz der Computer-Unternehmen verdrängen. Nach Meinung des Wissenschaftlers Ingolf Ruge, seit 20 Jahren (also über die Regierungen und Parteigrenzen des Establishments hinweg) Berater des Bonner Forschungsministeriums, wird der Superchip als industrieller Rohstoff in zehn Jahren die Stellung einnehmen, die das Erdöl vor zehn Jahren hatte: Ziel des EG-Kapitals muss es also sein, ihn konkurrenzlos zu verkaufen. Im Wettlauf um dieses Weltmonopol sind nach Ruge (SPIEGEL-Interview, Nr. 17/1989) nur noch die EG und Japan auf aussichtsreichen Positionen. "Die Chips werden künftig, anstelle des Rohöls, der alles entscheidende Rohstoff sein. ... Wenn die Japaner allein die Hand auf der Mikroelektronik haben, können sie natürlich letztlich auch einer Weltfirma wie BMW die Technik diktieren. Wollen Sie das?" Siemens-Franz im Gleichlaut mit Ruge: "Nahezu die gesamte Unterhaltungselektronik ist den Japanern in die Hände gefallen"; das dürfe in der zukünftigen Chip-Technik nicht auch der Fall sein. Ohne Eigenentwicklung dieses "Rohstoffes" wären "Siemens oder andere europäische Hersteller von Elektronik ... in jeder Form erpressbar von den Lieferanten aus Fernost. ... Gerade deshalb dürfen wir Europäer das Feld der anwendungsspezifischen Bausteine nicht kampflos aufgeben" (SPIEGEL-Gespräch, Nr. 38/1990). "Wir Europäer", das sind Siemens-Manager Kaske schicksalsmäßig oben, die Siemens-Arbeiter/innen schicksalsmäßig unten, über ihre ökonomischen Interessensgegensätze hinweg durch die "nationale Identität" auf der europäischen Stufe zur altbekannten "Gemeinschaft" zusammengeschweißt. 

Die Japaner (von Ruge im Stil des Nazi-Antisemitismus als hinterlistige asiatische Dämonen beschrieben: "Das Ziel der Japaner - die haben ja ein Ziel, die haben ja für alles Ziele - ist das Weltmonopol für Chips. ... Ich halte die Japaner für noch schlauer, als wir ohnehin schon glauben") haben nach Meinung des Regierungsberaters Ruge einen entscheidenden Vorteil: "Es stört den Stolz und das Selbstverständnis der Japaner, irgendwo abhängig zu sein. ... Der Erfolg der Japaner liegt einmal in ihrem Fleiß, in ihrer Sorgfalt, in ihrem Nationalbewusstsein, zum anderen aber in ihrem System der engen Kooperation zwischen Staat und Wirtschaft. Davon können wir nur lernen." Preußische Sekundärtugenden, nationale Identität und faschistische Planwirtschaft - Faktoren, die die Zeitschrift "Criticon" bereits Mitte der 70er Jahre (Heft Nr. 44, November/Dezember 1977, S. 324) in einem Bericht über die französische "Nouvelle Droite" als die zentralen Punkte von deren Diskussionspapier "Les racines du Futur. Demain la France", als die Grundlagen eines altbekannten kelto-germanischen (37), deutschfranzösischen Europa-Programms herausstellte: "In ihren (der "Nouvelle Droite", d.V.) Augen wurzelt das soziale Modell Europas vorgeschichtlich in der dreifachen Funktionsgliederung, die der von der Durkheim-Schule beeinflusste französische Religionsgeschichtler Georges Dumezil (38) in den Mythologien der indo-europäischen Völker nachgewiesen hat. Sie gliedert die göttliche Gesellschaft (und spiegelbildlich auch die 'ideale' menschliche) in drei Funktionen: an der Spitze die souveräne Funktion, dann die kriegerische, schließlich die produktive." Nach Meinung der "Nouvelle Droite", so "Criticon", komme es jetzt darauf an, "ein neues Gleichgewicht der drei Grundfunktionen zu schaffen: Durch Verstärkung der eigentlichen politischen Autorität (sie berufen sich dabei auf ein Wort von General de Gaulle 'Der Staat wird niemals gerecht und stark werden, solange er nicht entlastet, von sekundären Aufgaben befreit wird'), durch Wiederherstellung einer militärischen Elite, durch klare Bezeichnung des (sowjetischen) Feindes im Sinne der Freund-Feind-Scheidung von Carl Schmitt, dessen Einfluss in dem Buch zu spüren ist, und durch eine präzise Zuweisung von Aufgaben an die Wirtschaft". Außenpolitisch werde "eine neue europäische Einheit" vorgeschlagen, "die vom Kampf gegen den gemeinsamen Feind (die Sowjetunion) ausgehend auf einer deutschfranzösischen Achse ruht", die de Gaulle, der Propagandist des ethnopluralistischen "Europa der Vaterländer", bereits vorgeschwebt habe. Dass nun, 14 Jahre später, manches in Europa anders aussieht als in dem Papier des "Club de l'Horloge" von 1977, entwertet nicht den Hinweis auf die grundsätzliche Übereinstimmung der Konzepte der "Nouvelle Droite" und des Hightech-Wissenschaftlers und Beraters bundesdeutscher Politiker Ingolf Ruge zur Frage der Organisation und Ideologisierung eines im Weltmarkt-Konflikt schlagkräftigen Europa. Als "gemeinsamer Feind" ist die Sowjetunion abgetreten. Alain de Benoist hatte immer schon die liberalistischen USA als den "Hauptfeind" angesehen. Noch im Dezember 1990 darf er in der "taz" schreiben: "Und wenn es eines Tages einen Dritten Weltkrieg geben muss (!), werden ihn die USA und der europäische Kontinent gegeneinander austragen" (39). 

Neben der Computertechnologie und - schon wieder weniger historisch als noch vor Jahren - der "faustischen" Atomindustrie (Siemens z.B. als Hersteller von Atomkraftwerken: KWU, und Atombrennstoffen: ALKEM und RBU) ist es vor allem die Biotechnologie, von der sich das EU-Kapital den Aufstieg zur Nummer 1 in der Welt erhofft. Da kommt die oben zitierte faschistische Science Fiction von Guillaume Faye aus dem "Thule-Seminar"-Buch "Mut zur Identität" (Krebs 1988) gerade recht. Nach einem Bericht der IG Metall-Zeitung "metall" vom 25.8.89 ist man in der Brüsseler EG-Bürokratie davon überzeugt, die Biotechnologie werde zur "Schlüsselindustrie, von der angeblich Europas Wohlstand abhängt". Der Vorstandsvorsitzende der Volkswagen AG, Carl Hahn, vertrat bei einem Vortrag des Gesprächskreises "Wirtschaft und Politik" der Friedrich-Ebert-Stiftung am 13.10.1988 die Meinung, die Biotechnologie sei "die neue Zukunftsindustrie, die revolutionär ist und die Welt bereits verändert". Die Weltausstellung des Jahres 2000 wird mitten in Europa stattfinden, in Hannover, der hauptsächlichen Ausstellungs- und Exportstadt des EU-Kapitals, vielleicht parallel mit Olympischen Spielen in Berlin. Weltausstellungen haben Symbolcharakter: Bei der Ausstellung 1958, in der politischen und administrativen Europa-Hauptstadt Brüssel und erst 13 Jahre nach den Atombomben von Hiroshima und Nagasaki, stand die Propagierung der friedlichen Nutzung der Atomkraft an; das Zeichen der Weltausstellung war das Atomium, ein weithin sichtbares Gebäude in Form einer Atomstruktur, in dem man auf Rolltreppen zwischen den Elementen des Atoms hin und her fahren und im Elektron Kaffee trinken kann. Für das Jahr 2000 in Hannover ist als Zeichen die DNS-Spirale im Gespräch: die Etablierung der Biotechnologie steht an, die sich noch in der "Einstiegsphase" befindet, wie die "Biotechnica '90, Internationale Messe und Kongress für Biotechnologie" im September 1990 in Hannover gezeigt habe (HANDELSBLATT, 21. 9. 1990). "Die Verabschiedung des Gentechnik-Gesetzes", so belehrt das HANDELSBLATT naive zivilisationskritische Naturschützer beiläufig über die wahren Beweggründe des Gesetzgebers, "habe nach den Feststellungen von Ausstellern und Besuchern der Fachmesse noch nicht den erwarteten Nachfrageschub gebracht". Das Jahr 2.000 könnte das Jahr des deutsch geführten europäischen Kapitals werden, mit Olympischen Spielen in Berlin (mal wieder) als Friedensschalmeien für die Welt. 

Als den Hauptgrund für die Daimler-Benz-MBB-Fusion nannte der Vorstandsvorsitzende der Daimler-Benz AG Edzard Reuter immer wieder den Aufbau einer europäischen Luft und Raumfahrtindustrie über die Daimler-MBB-"Deutsche Aerospace AG" (DASA, heute in der EADS aufgegangen). Da kommt es gelegen, wenn sich die Götter der "neurechten" Ideologen, wie es Guillaume Faye schreibt, bereits im Weltraum befinden. MBB brachte das Know How der Luft und Raumfahrt als Mitgift ein: Airbus (35 Prozent Weltmarktanteil bei Zivilflugzeugen), Spacelab und der Science-Fiction-Raumtransporter "Sänger" (als Nachfolgemodell des Space Shuttle) sind MBB-Projekte. Hauptsächlich dem Aufbau einer US-unabhängigen Luft und Raumfahrt dient auch die Zusammenarbeit der Weltkrieg-Zwei-Rüstungsgiganten Daimler-Benz-MBB und Mitsubishi, die - eine alte Praxis des Kapitals - jetzt erst einmal da zusammengehen, wo voreilige Konkurrenz beiden schaden könnte erst recht, wenn die USA als "Hauptfeind" ausgemacht sind. Wenn es, wie in der Luft und Raumfahrt, nicht gegen das japanische Kapital geht wie noch bei Siemens , dann eben fürs erste gemeinsam so bei Daimler-Benz-MBB. Die aus dem historischen Faschismus wohlbekannte "Achse Berlin (der Stuttgarter Auto und Rüstungskonzern demnächst am Potsdamer Platz !) Tokio" nimmt die Sowjetunion, die Märkte Eurasiens und die sibirischen Rohstoffe in die Zange. Gegen diese Achse kämpfte die Anti-Hitler-Koalition auf Okinawa oder in Stalingrad den Faschismus und seine Pläne einer Neuaufteilung der Welt in deutsch und japanisch beherrschte Großwirtschaftsräume nieder. Die Sieger über den Faschismus wollten auch die ökonomischen Mächte, die das organisierte politische Verbrechen zu ihrem wirtschaftlichen Vorteil genutzt hatten, zerschlagen: der machtvolle Mitsubishi-Konzern, der in ganz Fernost das Kriegsgetöse donnern ließ, wurde von den USA (selbstverständlich nicht ohne Eigeninteresse des US-Imperialismus) aufgeteilt offenbar vergeblich, das zeigt sich 45 Jahre später: gruppieren sich die alten Allianzen neu? Edzard Reuter drängte die führende Wirtschaftsgruppe Ostasiens seit März 1990 zu dieser altneuen Allianz, wie der Chef des von den Mitsubishi-Teilen nun gemeinsam angegangenen Daimler-Benz-Kooperations-Projektes bei der ehemaligen Waffenschmiede des mit Hitler-Deutschland verbündeten Japan, Yoshio Taniguchi, in einem taz-Interview sagte (40). Das HANDELSBLATT (20. 9. 1990) zählt die Kooperationsprojekte auf: "Vertrieb der Medizintechnik (Nierenstein-Zertrümmerer)" (das Gerät hatte die DASA-Tochter MTU als "Abfallprodukt" der Weltraumforschung entwickelt; Siemens hat gerade einen Ultraschall-Röntgen-Bildgeber entwickelt, mit dem sich die Nierenstein-Zertrümmerer-Kanone besser auf das Ziel ausrichten lässt), "technische Entwicklung, etwa in der Luft und Raumfahrt", "Entwicklung und Produktion von Geländewagen mit Vierradantrieb" (zur Durchquerung der sibirischen Steppe?), "Konsumgüterelektronik (Fernseh- und Videogeräte)", "Raumfahrttechnik, Ultraschall-Flugzeug, mittelgroßes Passagierflugzeug, Flugzeugantriebsaggregate" besonders hier ist der "Hauptfeind" USA führend, besonders hier wirkt die Daimler-Fusion mit MBB, dem "Airbus"-Hersteller. Taniguchi zur "taz": "Die Luftfahrt ist eine Zukunftsindustrie. Boeing, Douglas, General Dynamics und Airbus sind die Marktführer. Wir in Japan haben zwar die Technologie, aber nicht den benötigten Markt. Für uns ist es deshalb besonders wichtig, mit dieser Technologie gemeinsam mit anderen ins Geschäft zu kommen". Und: "Wir reden über alles". Reuter habe gesagt: "Auch Daimler könne im 21. Jahrhundert nicht überleben, wenn man nur Autos baue. Es gebe drei Bereiche, die die Zukunft bestimmten, nämlich die neuen Werkstoffe, die neuen Kommunikationsmittel und die Mikroelektronik einschließlich der Halbleitertechnik. Ohne die Entwicklung dieser Bereiche könnten auch so große Unternehmen wie Daimler nicht viel von der Zukunft erwarten. Ich glaube, das trifft auch auf uns zu", soweit Taniguchi. 

Der Londoner "Economist" kommentierte die altneue Achse im März 1990: "Wenn zwei der weltweit größten Industriegruppen eine Allianz erwägen, ist sicher, dass sie dabei viele Leute unglücklich machen. Wenn das Paar auch noch aus Japanern und Deutschen besteht, dann erst recht." 

Weltraumfahrt, bemannt oder unbemannt, braucht Ideologie, um ihre horrenden Kosten für die Masse der Menschen akzeptabel zu machen. Das hat seit Jules Verne funktioniert. Der französische "Neurechte" Guillaume Faye hat dies erkannt, wie sein o.a. Zitat zu den europäischen "Göttern im Kosmos" zeigt. Die Kosten des von Bundesforschungsminister Riesenhuber aufgestellten Weltraumprogramms beliefen sich nach Angaben des SPIEGEL (Nr.38/1990) bis zum Jahr 2000 auf mindestens 31,2 Milliarden D-Mark. Nach drastischen Streichungen des Bundesfinanzministers blieben Kosten von 24,7 Milliarden übrig. Raumfahrt - "das ist eine Sache, die hat Faszination", so Riesenhuber mit glänzenden Augen, sie gebe der Nation "Selbstbewusstsein, Motivation, Glanz" - kurz: nationale Identität. Der religiöskosmische Touch ist gewollt. "D1Mission" hieß die Große Fahrt der deutschen Astronauten Furrer und Messerschmid, sieben Tage lang im Spacelab. Die "D2-Mission" soll im September 1992 starten, "D" steht für Deutschland, das wiedervereinigte. Missionarischer Eifer kennzeichnet die Höhe der Ausgaben. 1991 gehen ca. 80 Prozent der zusätzlichen Mittel des Riesenhuber-Etats in den Kosmos, "die herkömmlichen Forschungsfelder werden zugunsten des Alls vernachlässigt", kritisiert der SPIEGEL. Allein eine Milliarde Steuergelder soll MBB für den "Sänger" verbraten können. 

Dass Siemens bei all dem All nicht zu kurz kommen wird, dafür hatte die "Carl Friedrich von Siemens Stiftung" in ihrem Stiftungsrat den Generaldirektor der Europäischen Raumfahrtagentur Esa, Reimar Lüst, sitzen. Wer hier für die ideologische Absicherung sorgt, der wird das Ökonomische wohl nicht vergessen. 

Wie praktisch, dass für die Absicherung der Weltmarkt-Weltmacht-Pläne des EU-Kapitals in den Köpfen der Menschen bereits der ideologische Überbau, das Mohlersche "Knäuel" faschistischer Ideologie-Elemente, bereitsteht, wenn es um kapitalistische Konkurrenz statt um Kooperation zum Schutz vor Ressourcen-Verschwendung geht: Die "eigene" europäische Identität gegen die "fremde", vor allem die US-amerikanische als dem "Hauptfeind"; der biologistische Kampf ums Dasein mit dem Recht des Stärkeren, ethisch von Prophet/innen des Neuheidentums wie Hunke oder Benoist als "Handeln an Gottes Statt" abgesichert; die Notwendigkeit der Befreiung von "Amerikanismus" und asiatischer Überfremdung, den "raumfremden Mächten", die Siemens-Top-Manager Hermann Franz schon in der Unterhaltungselektronik, der populistischen Variante der Hightech, erkennt; der "faustische Mensch", der nicht vor der Atomkraft und schließlich auch nicht vor der Gentechnik erschaudert, sondern die Wette des Dr. Faustus willig einzugehen bereit ist, so die Botschaft Guillaume Fayes. Auch für den "Ernstfall" als dem diktatorischen "Ausnahmezustand" ist vorgesorgt. Damit die Massen nicht auf der Basis des Gleichheitsprinzips ihre dem EU-Kapital-Weltherrschafts-Wahn entgegenstehenden Interessen einfordern können, wird der Staat elitär, antiegalitär, ganzheitlichorganisch verfasst. Kämpfe um Interessen sind danach nicht mehr legitim, nur noch Hingabe an okkultes "Schicksal": jeder und jede an seinem und ihrem schicksalhaft vorbestimmten Platz, letztlich als unabänderliche Naturbedingung ausgegeben. 

Exkurs zur Konkurrenz: MBB zum Beispiel... 

Die ideologischökonomischen Verknüpfungen in der "neurechten" Ideologiebildung gehen über den Mutter-Konzern des langjährigen Siemens-Stiftung-Geschäftsführers und Nestors der "Neuen Rechten" in der Bundesrepublik Armin Mohler weit hinaus. Auch bei anderen Hightech-Unternehmen trifft man auf erstaunliche Querbezüge. Dies zeigt z.B. das organisatorische Engagement von Sigrid Hunke, bundesdeutsche Chefideologin der "Neuen Rechten" vom "Thule-Seminar" und auch in dem zitierten Buch "Mut zur Identität" mit einem Grundsatzartikel vertreten. Sie war bis Herbst 1988 fast 20 Jahre lang Vize und Ehrenpräsidentin der neuheidnischen Sekte "Deutsche Unitarier Religionsgemeinschaft e.V." (DUR), in der sich nach 1945 Anhänger und enge Mitarbeiter des NSDAP-Ideologen Alfred Rosenberg, Verfechter des Nazi-Kirchenkampfes und einer quasireligiösen Unterfütterung der NS-Ideologie, zusammenfanden und deren langjähriger Präsident Horst Prem heute leitender Ingenieur bei MBB ist (vgl. Kratz 1990b; MBB ging später in das Unternehmen DASA auf, das heute Teil des europäischen Luft- und Raumfahrt-Konzerns EADS/Airbus ist). Einen selbst gewählten Vordenker der DUR, den Nazi-Kirchenkämpfer Wilhelm Hauer, rechnet Mohler zur "Konservativen Revolution". Überhaupt scheint die DUR Hunkes und Prems ein Exerzierfeld des Mohlerschen Ideologie-Praxis-Knäuels zu sein. 

Prominente der kleinen Sekte (ca. 200 aktive Mitglieder) hatten/haben Verbindungen zum militanten Rechtsextremismus: zu Thies Christophersens Auschwitz-Lügner-"Bauernschaft" etwa oder zum "Nordischem Ring" Jürgen Riegers, des Chefs der Zeitschrift "Neue Anthropologie", in deren "wissenschaftlichen Beirat" Benoist sitzt. Die Kandidaturen prominenter DUR-Funktionäre für neofaschistische Parteien wie die "Kieler Liste für Ausländerbegrenzung", die NPD oder - so der ehemalige Kassenwart der Bonner DUR-Gemeinde - für die REP erscheinen gegenüber den erstgenannten Verbindungen schon fast als harmlos. 

In demselben Buch des "Thule-Seminars" "Das unvergängliche Erbe" (1981), in dem auch Armin Mohler, damals Chef der Siemens-Stiftung, schrieb, publizierte der Nazi-Kunst-Anhänger Richard W. Eichler, ein eifriger Referent bei Seminaren des "Nordischen Rings" und - seit Jahrzehnten - bei der DUR-Sekte bis in die jüngste Zeit. Es versteht sich schon fast von selbst, dass in den Zeitschriften und Mitteilungsblättern der Sekte während der 80er Jahre vehement das Benoist-Buch "Heide sein zu einem neuen Anfang" diskutiert wurde, dass sich prominente "Deutsche Unitarier" zu den Ideen Benoists bekennen. Und niemand wundert sich mehr darüber, dass sich "faustische", sich für arische Quasi-Götter haltenden Sektenmitglieder der DUR in ihren Versammlungen verstärkt mit der Gentechnik befassen, in der Kasseler DUR-Gemeinde im Jahre 1990 z.B. in einer Veranstaltung mit Lothar Stengel-von Rutkowski, früher im Rasse und Siedlungshauptamt der SS tätig und Biograph des führenden NS-Rassisten Hans F. K. Günther, den wiederum Armin Mohler zur "Konservativen Revolution" zählt und auf den sich Alain de Benoists Zeitschrift "Nouvelle Ecole" anfänglich positiv bezog (in Heft Nr. 6). 

Auch wenn die grundverschieden erscheinenden Äußerungen von Siemens und von Daimler-Benz-MBB-Vertretern zur angeblichen "japanischen Gefahr" nicht nur auf Interessensunterschiede zwischen Kapitalfraktionen, sondern auch auf verschiedene Methoden ideologischer Absicherungen der ökonomischen Interessen schließen lassen: Die Gemeinsamkeiten sind nicht nur beim Nierenstein-Zertrümmerer vorhanden, sie sind auch hier im Ideologischen deutlicher, als es die Verschiedenheit der Kooperations- und Konkurrenzstrategien glauben macht. Siemens ist eben nur ein Beispiel für die Verbindung zwischen Großkapital und "Neuer Rechter" und lange nicht das einzige. 

Der seit Ende der 70er Jahre amtierende Präsident der "Deutschen Unitarier Religionsgemeinschaft e.V.", Horst Prem, ist als Ingenieur in der geheimen Entwicklungsabteilung des Waffen und Weltraumkonzerns Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB) in Ottobrunn tätig. Die "Kieler Nachrichten" behaupteten am 16.4.1985 sogar, Prem sei "Vorstandsmitglied von MBB". Das MBB-Lobby-Büro in Bonn dementierte dies im September 1990: Prem sei vielmehr "Ressortleiter" - in der Entwicklungsabteilung des "Sänger" vielleicht? (41) 

Der Onkel (42) des Daimler-Benz-MBB-Fusionörs Edzard Reuter, Otto Sigfrid Reuter, war schon vor 1933 Chef der völkischrassistischen, "deutschgläubig"-neuheidnischen Sekte. Otto Sigfrid Reuter hatte am Beginn des 20. Jahrhunderts das Wort "deutschgläubig" geprägt und damit dem religiösen Flügel der völkischen Bewegung die Vokabel gegeben, in der er seine "Identität" fand. Reuters Schriften (43) werden heute vom "Thule-Seminar" (vgl. Krebs 1988, S. 364 ff) als Basisliteratur empfohlen, ebenso Schriften Günthers. Mohler zählt in seinem Buch "Konservative Revolution" Otto Sigfrid Reuter ebenfalls zu der Linie um die Nazi-Sektengründer Wilhelm Hauer und Erich und Mathilde Ludendorff (S. 82) und den mit ihr und der späteren DUR eng verbundenen Nazi-Rasse-Ideologen Günther und Ludwig Ferdinand Clauß. 1933 ruft Reuters Sekte "Deutschgläubige Gemeinschaft" gemeinsam mit Hauer zur Gründung der "Arbeitsgemeinschaft Deutsche Glaubensbewegung" als religiöser Untermauerung des Hitler-Terrorstaates auf; die "Deutsche Glaubensbewegung" Hauers, der vor 1945 gemeinsam mit Günther und Clauß rassistische Schriften publizierte, gilt der "Deutschen Unitarier Religionsgemeinschaft e.V." heute als eine ihrer personellen und ideologischen Quellen. 

Die "Kieler Nachrichten" schreiben am 16. April 1985 über eine Veranstaltung der dortigen Industrie und Handelskammer mit dem DUR-Präsidenten Prem: "In einem Eingangsreferat führte der Präsident der Deutschen Unitarier und Vorstandsmitglied von MBB, Horst Prem, aus, wie sehr die Bundesrepublik von einer positiven Außenhandelsbilanz abhängig sei. Darum sei es dringen geboten zu begreifen, warum Japan in den Welthandel so massiv hat eingreifen können. Die Gründe dafür seien religiöser Art. ... Horst Prem führte die japanische Überlegenheit letztlich auf den formalen Unterschied zurück, dass wir in der westlichen Welt durch die christliche Prägung ein Denken in einseitigen Abhängigkeiten gewohnt seien, während der Japaner durch seine religiöse Überzeugung die wechselseitigen Abhängigkeiten des Lebens von vornherein voraussetzte und von daher dazu fähig sei, sich wechselnden Bedingungen viel schneller anzupassen" - ganzheitliches Denken und neuheidnische Religion werden ökonomisch nutzbar gemacht (44). 

Offenbar lässt sich sehr leicht eine Linie ziehen von den Zentren faschistischer Ideologieentwicklung zu den Forschungslabors und Manager-Etagen des deutschen EU-Kapitals. Die neofaschistische Ideologie der Neuen Rechten passt exakt zu den Interessen des EU-Kapitals am Ende dieses Jahrhunderts, so lautet unsere Hypothese. Gibt es eine bessere Erklärung für das Aufpäppeln dieser Ideologie durch die Siemens-Stiftung? MBB-Prem in seiner Laudatio bei der Verleihung der Ehrenpräsidentschaft über die DUR-Sekte an Sigrid Hunke 1985: "Liebe Frau Dr. Hunke, sie haben diese geistigen Strömungen, die für uns so wichtig sind, in systematischer Arbeit aufbereitet". 

Sozialer Kahlschlag und Faschismus-Spirale 

Die Hochtechnologie-Entwicklungen kosten Milliarden DM an Investitionen. Milliarden für den Airbus, für die Europäische Weltraumagentur, Milliarden für Jessi und den Superchip, für den "Sänger". Sie kommen überwiegend als staatliche Subventionen aus den Steuergeldern der EU-Bürger und Bürgerinnen oder aus den Gewinnen der Konzerne. Das Geld muss erst mal beschafft werden. 

Zum Beispiel durch Senkung der Unternehmenssteuern, zum Beispiel durch Senkung der öffentlichen Ausgaben für Soziales. Die soziale Einsparungspolitik der Konservativen heißt z.B.: Die Industrie hat an der Facharbeiter/innen-Ausbildung gespart, viele Arbeitsplätze für Facharbeiter/innen sind nicht besetzbar. Trotzdem werden die Aufwendungen der Bundesanstalt für Arbeit für Umschulungsmaßnahmen bei Langzeitarbeitslosen gekürzt. Die Langzeitarbeitslosen können also die freien Arbeitsplätze mangels Qualifikation nicht besetzen. Neben der Wegrationalisierung der Arbeitsplätze als kostengünstiger Alternative stehen nach dem Ende des "Jalta-Systems" auch schon fleißige Massen von DDR-Übersiedler/innen und Osteuropa-Aussiedler/innen bereit, die als qualifizierte Facharbeiter/innen nach kurzer Schulung das Problem viel billiger lösen. Deregulierung heißt: Ankauf der Arbeitskraft zu Dumpingpreisen, zu sozialstaatlichen Minimalkonditionen. Statt in den sozialen Wohnungsbau zu investieren, betrieb die konservative Bundesregierung in den 80er Jahren die Steuerreform für Gutverdienende als "Jahrhundertwerk" und die Subventionierung von Projekten, die dem nun wieder riesigen Deutschland nach Meinung seines Ministers Riesenhuber "Glanz" verschaffen sollen. 

Die DDR als hauseigenes Billiglohnland ist den Strategen einer europäischen Neuordnung so wenig in den Schoß gefallen wie ganz Osteuropa als ausbeutbares Hinterland. Die nationalistischen Ausfälle vom 9. und 10. November 1989, vom 31. Dezember 1989, vom 2. und 3. Oktober 1990 mussten erst in jahrelangen Mühen, auch der "Neuen Rechten", ideologisch erarbeitet und politisch vorbereitet werden. 1985 veröffentlichte Alain de Benoist im Neonazi-Zentrum des Göttinger NPD-Funktionärs Hans-Michael Fiedler seine Schrift "Die deutsche Frage aus französischer Sicht"; Kernsatz: "Als Europäer begreife ich, inwiefern 1945 nicht nur Deutschland niedergeworfen wurde; ganz Europa wurde erniedrigt und besiegt". Das ist jetzt vorbei. Nach "Neuer Rechter" und Historikerstreit, nach getaner Arbeit der Siemens-Stiftung und Hitlers endlichem Begräbnis auf dem Soldatenfriedhof von Bitburg können die alten Herrschaftsstrategien, gereinigt und aktualisiert, recycelt werde. Angesichts einer z.B. von Edzard Reuter und Horst Prem oder von Hermann Franz und Armin Mohler materiell und ideologisch gestalteten möglichen Zukunft erscheinen die von der Linken verlorenen Schlachten der 80er Jahre, um den Paragraphen 116 des Arbeitsförderungsgesetzes zum Beispiel, als Scharmützel. 

Und sollte gar nichts anderes mehr helfen, wird vielleicht die alt erprobte Sozialpolitik des Todes neu propagiert, die kostengünstigste Art, mit Kranken, Behinderten, Alten fertig zu werden, wenn die Finanzmittel für eine menschenwürdige Gesundheitsversorgung als Subventionen in konkurrierende Hightech-Entwicklungen vergeudet werden: Euthanasie ist für den "faustischen Menschen" kein Schreckenswort (45). Hingabe ans "Schicksal" heißt für die Unterschicht des Nordens und für die Massen des Südens Armut als Identität; wem eingeredet wurde, seine soziale Deklassierung liege an den Genen, wird für seine Kinder keine Gesamtschule fordern. 

Die auf der Deregulierungs-Strecke am Leben Gebliebenen, aber Veramten, folgen mangels linker Perspektive den Populisten. Der Mangel an Wohnraum z.B. wird von nationalistisch eingestimmten Deutschen unmittelbar in politisch nutzbare Feindlichkeit gegen die sich angeblich so sehr vermehrenden (vgl. o. den Siemens-Vortrag von Quaritsch) Ausländer/innen umgewandelt. Schließlich herrsche in der Natur ja auch das Recht des Stärkeren. Die Gewerkschaften mit ihren Gleichheits-Forderungen für alle schließlich - so will es Schönhuber laut REP-Parteiprogramm durchsetzen, wenn die Neofaschisten nur stark genug würden und der soziale Flügel der Konservativen nicht mehr auf sie verzichten könne - die letzten Linken fallen dann der Repression anheim, wie die Gegner der Atomkraft und der Gentechnologie heute schon. Die Faschismus-Spirale schlägt alle Fliegen mit einer Klappe. 

Die Siemens AG profitiert von dieser Spirale wie ihre Konkurrenten. Um als Teil des EU-Kapitals auf dem Weltmarkt mithalten zu können, schmiedet Siemens-Vorstandsvorsitzender Karlheinz Kaske zur Zeit einen schlagkräftigen Konzern. Sein Kollege Hermann Franz im April 1989 zum "Industriemagazin": "In fünf Jahren wird Siemens ein anderes Unternehmen sein und in Europa eines der aggressivsten". Aggressivität ist natürlich, lehrt uns Lorenz. Dann geht es los gegen die "raumfremden Mächte", mit einem neu erstarkten "Wir-Gefühl": Was der Nationalismus für die schon historischen nationalen Kapitalien leistete, bringt heute der Euro-Chauvinismus für das mit dem Binnenmarkt ab 1993 und dem Hinterhof von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer zum Platzen starke EU-Kapital. 

Auf dem Weltmarkt herrscht der Kampf ums Dasein, der Schwächere wird weggeputzt, notfalls mit Gewalt. Ethik und Gesetze können angeblich nicht an der "Natur" vorbei. 

Der Verfassungsschutz hält sich bedeckt 

Die Spitzen der Verfassungsschutzbehörden weigern sich beharrlich, die REP als rechtsextremistisch einzustufen und zu beobachten. Dies gilt für vergleichbare Organisationen, die vielleicht in Zukunft stärker werden, ebenso, selbstverständlich auch für die neofaschistischen Denkfabriken wie das "Thule-Serminar", das bisher noch in keinem Verfassungsschutzbericht genannt wurde. Der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz Gerhard Boeden (früher Leiter der Abteilung Terrorismus beim Bundeskriminalamt) sagte am 23.7.89 in dem inzwischen Kapitaleigenen Boulevardblatt BILD AM SONNTAG: "Die Republikaner sind für mich derzeit noch Radikale. Doch: Wenn der Zulauf von NPD und DVU zunimmt, dann werden sie in zwei Jahren rechtsextrem sein. Dann werden sie Herrn Schönhuber aus seinem Amt als Vorsitzenden verdrängen". Solange aber Mohler-Spezi "Herr Schönhuber" im REP-Boot sitzt, lässt der Verfassungsschutzpräsident es nicht untergehen. 

Wie die IG Metall bekannt machte, überwachen die Verfassungsschutzbehörden im Einvernehmen mit dem Bundeswirtschaftsministerium die Arbeitnehmer/innen etlicher Großunternehmen. Dies geschieht ohne gesetzliche Grundlage, teilweise widersprach es den Bestimmungen des Grundgesetzes. Bei der Siemens AG in München wurden, nach einem Urteil des Münchner Arbeitsgerichtes gesetzwidrig, Neueinstellungen nur nach einer Regelanfrage beim Verfassungsschutz vorgenommen. Der Hamburger Verfassungsschutzpräsident Christian Lochte bekannte am 19.1.1988 in der Süddeutschen Zeitung offen, dass derartige Massenüberprüfungen "der politischen Selektion" dienten, weil es Sabotageaktionen (die offizielle Begründung für die Schnüffelpraxis gegenüber Arbeitnehmer/innen) so gut wie gar nicht gebe. Der bayrische Verfassungsschutzpräsident Hubert Mehler machte in der Augsburger Allgemeinen Zeitung vom 21.1.1988 deutlich, um welchen "Sabotage"-Begriff es eigentlich geht: "Sabotage von innen kommt häufiger vor als öffentlich bekannt wird". Dabei brauche nicht grundsätzlich von "extremistischer Gesinnung" ausgegangen zu werden. Der subtilere Weg sei vielmehr der, "durch Kampfparolen Unzufriedenheit in der Belegschaft zu schüren". Die Gewerkschafter/innen erscheinen als die Saboteure. Die Einschüchterung der Gewerkschaften wäre demnach ein Ziel dieses Verfassungsschützers, der von ihm partout nicht beobachteten REPs und der Siemens AG, die durch eine rege Zusammenarbeit über Regelanfragen als Auftraggeber desselben Verfassungsschützers auftritt. 

Wer könnte ernsthaft vom Verfassungsschutz verlangen, die politischen und ideologischen Interessenvertreter seiner Auftraggeber zu überwachen, wo doch diese Auftraggeber gerade erst jahrelang, mühevoll und mit erst anfänglichem Erfolg diese Interessenvertreter durch den Einsatz von Geld und Personal in ihren Denkfabriken aufgebaut haben? 

Mitgearbeitet am neuen "Parteiprogramm 1990" der REP hat auch Klaus Hartel, Amtmann im Kölner Bundesamt für Verfassungsschutz (DER SPIEGEL, Nr. 48/1989). Der Bundesnachrichtendienst BND wurde sogar schon von der Großindustrie finanziell gesponsert: zur RAF-Terroristen-Jagd; allerdings wurde die Geldspende Ende der 70er Jahre von Flick organisiert (DER SPIEGEL, 11.11.1985). 

Siemens hat Tradition 

Die gute Zusammenarbeit des Siemens-Konzerns mit faschistischen Regimes der Nachkriegszeit wie Pinochets Chile, das Brasilien der Militärs (in Sachen Atom) oder Salazars und Caetanos Portugal (Cabora-Bassa-Staudamm-Kraftwerk in der damaligen Kolonie Mosambik) stehen nicht allein als Praxis neben der Theorie in der Siemens-Stiftung. Die amerikanischen Sieger über den Faschismus schrieben in "OMGUS: Ermittlungen gegen die DEUTSCHE BANK" (Nördlingen 1985, S. 124): "Die Firma Siemens war (im Hitler-Deutschland, d.V.) nach den IG Farben und den Vereinigten Stahlwerken der drittgrößte Industriekonzern in Deutschland. Sie war das größte elektrotechnische Unternehmen Europas und das zweitgrößte auf der Welt" zur Zeit der "Neuordnung Europas" durch die Faschisten also. "1937 waren 85 Prozent der Produktionskapazität für die Herstellung von Erzeugnissen eingesetzt, die direkt oder indirekt mit der Wiederaufrüstung zusammenhingen, und während des Krieges ging ein noch größerer Teil der Produktion von Siemens in die Rüstung" (ebd.). 

Georg Siemens, ein Neffe des Firmengründers Werner Siemens, beteiligte sich im Jahre 1870 an der Gründung der Deutschen Bank und wurde ihr oberster Leiter. Ab 1893 war die Deutsche Bank Hauptbank der Firma Siemens. Carl Friedrich von Siemens, Namensgeber der von Mohler und Meier geleiteten Stiftung, Konzernchef von 1919 bis 1941, war Anfang 1938 Mitglied im Aufsichtsrat und dem wichtigen "Arbeitsausschuss" der Deutschen Bank, sein Nachfolger Hermann von Siemens ebenfalls. Die damalige "Siemens-Studiengesellschaft für parapsychologische Wissenschaften e.V." veranstaltete 1933 den "Siemens-Lehrgang suggestive Redekunst" (Bad Homburg 1933) - reich bebildert mit dem als Vorbild ausgegebenen italienischen Faschisten-Führer Mussolini: "Mussolini in einer großen Rede für den Weltfrieden". Peter Ferdinand Koch (1988) dokumentiert eine Rechnung der SS-eigenen "Deutschen Ausrüstungs-Werke", Filiale Auschwitz, an die Siemens-Werke (S. 216). Er nennt unter den Industrieunternehmen, die KZ-Häftlingslöhne abzuführen hatten, auch Siemens (S. 88): "Das jeweilige KZ berechnete die Tagessätze der KZ-Arbeiter den jeweiligen Firmen, die direkt auf das Konto des Wirtschaftsverwaltungshauptamtes bei der Reichsbank überwiesen" Teil der faschistischen Planwirtschaft auch der "Neuen Rechten", "Kooperation zwischen Staat und Wirtschaft", wie sie die "Nouvelle Droite" 1977 forderte, s.o. Zum "Freundeskreis Reichsführer SS" zählt Koch auch Siemens (S. 30); "jährlich wurde ab 1936 eine Million Reichsmark als 'Spende' deklariert an Heinrich Himmler abgeführt" (ebd.), neben Deutscher Bank oder Flick zahlte auch Siemens (46). 

F.C. Delius schreibt in seinem bekannten, von Siemens beklagten und von Gerichten zensierten Buch "Unsere Siemens-Welt" (Berlin 1982; Erstauflage 1972): "Dem 'Freundeskreis der NSDAP' und späteren Keppler-Kreis gehörte der führende Siemens-Mann Rudolf Bingel an; außerdem der mit Carl F. (d.i. Carl Friedrich von Siemens, Namensgeber der von Mohler geleiteten Stiftung, d.V.) eng befreundete Albert Vögler. Erst im Oktober 1931 und weit weg von der deutschen Öffentlichkeit, in New York, vor amerikanischen Industriellen, gab Carl F. von Siemens seine Ansicht 'vertraulich und rückhaltlos' bekannt. Er sprach sich gegen den relativ gewerkschaftsfreundlichen Kurs Brünings aus, gegen Tarifrecht und Sozialpolitik. Er erkannte die Bekämpfung des Sozialismus als das Hauptziel der NSDAP und gab zu erkennen, was ihn, den liberalen Unternehmer, mit Hitler verband: 'Hitler hat seine wirklichen Anhänger zu starker Disziplin erzogen, um revolutionäre Bewegungen des Kommunismus zu verhindern'. Siemens lobte die NSDAP als ein ideelles Bollwerk gegen die materialistischen Bestrebungen und setzte Vertrauen in Hitlers Legalitätspolitik, der er die kommunistische Revolutionsdrohung entgegenstellte, obwohl er als Realpolitiker von der Zerstrittenheit der Arbeiterbewegung wusste. ... Nach dem Stimmenrückgang der NSDAP bei den Wahlen vom November 1932 schrieben die führenden Unternehmer einen Brief an den Reichspräsidenten Hindenburg. Sie begrüßten, 'durchdrungen von heißer Liebe zum deutschen Volk und Vaterland', die nationale Bewegung und empfahlen, das Parlament aufzulösen und die Leitung der Regierung 'an den Führer der größten nationalen Gruppe' zu übertragen. Zu den vorgesehenen Unterzeichnern gehörte, als einer der wenigen Vertreter der (damals noch, d.V.) liberalen Elektro und Chemieindustrie, auch Siemens. Die Weichen für die Machtergreifung waren gestellt" (S. 24 f). Zur faschistischen Planwirtschaft, die die "Neue Rechte" in Schrenck-Notzings "Criticon" wieder vorschlug (s.o.), gehört auch dies: "So berief Hitler 17 führende Industrie und Parteivertreter in einen 'Generalrat der deutschen Wirtschaft', in dem neben Siemens auch Krupp, Thyssen, Vögler und Bosch saßen" (S. 25). "Zur direkten Unterstützung der Parteiaufgaben richtete man die 'Adolf-Hitler-Spende der deutschen Wirtschaft' ein, an die auch das Haus Siemens jährlich etliche Millionen abführte" (S. 26). Delius berichtet, dass mindestens neun Siemens-Vorstände den Titel eines "Wehrwirtschaftsführers" trugen. Weiter: "Wie andere große Konzerne hatte auch Siemens mehrere Firmen-Lager, die oft mit KZs verwechselt wurden. So beherbergte das Lager Berlin-Haselhorst etwa 2.500 Menschen, darunter Kinder von 10 bis 14 Jahren, meist Ausländer. Den Häftlingen ging es nicht wesentlich schlechter als bei andern Firmen, sie verrichteten schwerste Arbeiten und konnten oft nur mit verfaulten Nahrungsmitteln durchgebracht werden. Jeden Monat wurden die jeweils 100 Schwächsten zwecks anderweitiger Verwendung ins KZ Sachsenhausen überführt" (S. 29). 

Ende 1989 erscheint in großen deutschen Illustrierten und Zeitungen die Anzeige der Siemens AG: "Siemens. Problemloser Anschluss hat manche Karriere begründet. Wer wachsen will, muss sich an Größere halten. Denn von Größeren bekommt man oft Dinge, die für die eigene Entwicklung von größtem Vorteil sind". Die Anzeige bezieht sich auf PC's. 

Anmerkungen 

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(1) Berlin 1987, S. 197. 
(2) Z.B. die Siemens-Top-Manager Heinz Gumin, bis zu seiner Ermordung Karl-Heinz Beckurts, Hermann Franz, oder der langjährige Aufsichtsratsvorsitzende der AG, Bernhard Plettner. In früheren Jahren waren in den Stiftungs-Gremien z.B. die Manager Friedrich Bauer (Siemens-Schuckert-Werke AG), Hans Kerschbaum (Siemens & Halske AG), Gerd Tacke (Kaskes Vorgänger als Vorstandsvorsitzender der Siemens AG), Joachim von Oertzen (Siemens AG), Hans Ferdinand Mayer (Siemens & Halske AG), Heinz Soeschel (Siemens-Schuckert-Werke AG), Werner Kleen (Siemens AG), Siegfried Jansen (Siemens AG), Karl Siertz (Siemens AG), Wolfram Sutholt (Siemens AG), Anton Peisl (Siemens AG), Henrich Welker (Siemens AG), Hans Kaufmann (Siemens AG), Wolfgang Seelig (Siemens AG) Mitglied. Den Vorsitz des Stiftungsrates führte immer ein Mitglied der Familie von Siemens, den Vorsitz des Stiftungsvorstandes führte immer ein Siemens-Manager. 
(3) Leggewie 1987, S. 202. 
(4) Vgl. Leggewie 1987, S. 194. 
(5) Der Neuordner der europäischen Landkarte Wirsing publizierte 1932 das Buch "Zwischeneuropa", ein Begriff, den Peter Glotz 1990 zur erneuten Neuordnung Europas unter deutscher Hegemonie zu reaktivieren versuchte, vgl. Kratz 1990c. 1942 verfasste Wirsing die Kriegszieldenkschrift "Vertrauliche Denkschrift 'Die Zukunft der deutschen Herrschaft in Russland'", vgl. Opitz 1977. 
(6) Vgl. Leggewie 1987, S. 197. 
(7) Die de Gaulle zugeschobene Parole "Europa der Vaterländer" ist das alte Ziel der Waffen-SS aus dem Zweiten Weltkrieg. Die französische "Nouvelle Droite" um Alain de Benoist konnte sich zahlreichen Positionen de Gaulles, teilweise modifiziert, anschließen. Mohler erklärt gegenüber Leggewie (1987, S. 203): "Mein größtes politisches Erlebnis war der Gaullismus - die gleichzeitige Distanz gegenüber den USA und der Sowjetunion". 
(8) Leggewie 1987, S. 195. 
(9) Mohler schrieb einige "gaullistische" Reden für Franz Josef Strauß und vermittelte ihm einen persönlichen Referenten, vgl. Leggewie 1987, S. 203. 
(10) Abs und Pferdmenges: zwei führende, mit Bundeskanzler Konrad Adenauer und dem Kölner Erzbischof und Kardinal Frings befreundete deutsche Bankiers. Diese Kölner Viererbande macht in den 50er Jahren bundesrepublikanische Geschichte. 
(11) Leggewie 1987, S. 200 f. 
(12) Das heutige "Thule-Seminar" beruft sich auch explizit auf die alten "Thule"-Mythen der völkischen Bewegung der 20er Jahre, vgl. die erste Ausgabe ihrer Zeitschrift "Elemente", 1986, S. 34. 
Zum "Thule-Orden", dem inneren Geheimkreis der "Thule-Gesellschaft", zählten die NSDAP-Größen Anton Drexler (NSDAP-Gründer), Dietrich Eckart (Schriftleiter des "Völkischen Beobachter"), Hans Frank (Hitlers Innenminister), Gottfried Feder (Autor des NSDAP-Parteiprogramms), Hermann Göring, Karl Haushofer (Chef der Lebensraum-"Zeitschrift für Geopolitik"), Heinrich Himmler, Theodor Morell (Hitlers "Leibarzt"), Alfred Rosenberg, Julius Streicher (Herausgeber des "Stürmer"). 
(13) Zit.n. Billig 1981, S. 155. 
(14) Auf Goethes Pantheismus und seine Naturphilosophie stützt sich der historische Faschismus ebenso wie die "Neue Rechte" und das New Age, vgl. Kratz 1991. Zur Anthroposophie vgl. den Beitrag von Volkmar Wölk im vorliegenden Band. 
(15) Das Buch "Deutsche Unitarier Religionsgemeinschaft e.V." eines Wolfgang Seibert erschien als Veröffentlichung der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW), die sich auf den antisemitischen Autor der 30er Jahre Walther Künneth zurückführt. 1979 machte die Siemens-Stiftung mit der EZW eine Veranstaltung über "Außerkirchliche religiöse Gemeinschaften". Die EZW hat sich offen vor die "Deutschen Unitarier" gestellt, obwohl sie weiß, dass diese Sekte aus dem Nazi-Kirchenkampf stammt. 
(16) Zur Humboldt-Gesellschaft vgl. den Beitrag im vorliegenden Band. 
(17) Vgl. die Beziehung Sorel/Bergson zu Teilhard de Chardin, dieser zur faschistischen Ideologie und zum "kosmischen" New Age, dies wiederum zur Ideologie der "Neuen Rechten"; in: Kratz 1991. 
(18) "Mythus" ist ein Schlüsselbegriff faschistischer und New Age-Ideologie. Vgl. auch den fließenden Übergang zum rassistischen "Mythus des Blutes", den Alfred Rosenberg in seinem Nazi-Kirchenkampf-Buch "Der Mythus des 20. Jahrhunderts" entwickelte, auf das sich der völkischrassistische Religionswissenschaftler Wilhelm Hauer hauptsächlich stützte, den wiederum Mohler zur "Konservativen Revolution" zählt. Hauer ist ein selbst gewählter Vordenker der "Deutschen Unitarier", die z.T. aus dem Rosenberg-Umfeld stammen; er wird ebenso im New Age als "Indologe" präsentiert. 
(19) Zu der noch präfaschistischen Gruppe "Action Francaise" hatte auch Teilhard de Chardin Kontakt, vgl. Anm. 16. 
(20) Ernst Niekisch (18891967), der im Neofaschismus der 70er und 80er Jahre wieder eine herausragende Rolle spielt, wird von Mohler zur "Konservativen Revolution" gezählt; vgl. auch Mohlers Beitrag über N. in "Criticon" Nr. 59, Mai 1980, wo er Niekisch als "zwischen 1926 und 1933 der radikalste deutsche Nationalist" vorstellt; "der Feind, gegen den sich der 'Widerstand' (Niekischs, d.V.) richtet, ist ja nicht Hitler, ... sondern das, was weltanschaulich das Establishment prägt: der Liberalismus" (S. 111). Dem Niekisch-Kreis gehört auch der Referent der Siemens-Stiftung Bodo Scheurig an. 
(21) Vgl. hierzu Kratz 1991. 
(22) Der ehemalige hohe HJ-Funktionär Wolf Schenke, Anhänger des "konservativrevolutionären" Flügels der NSDAP, war eine Zentralfigur des bundesdeutschen "Nationalneutralismus", vgl. Kratz 1990a. Hubertus Mynarek ist heute ein neuer Chefideologe der "Deutschen Unitarier" und Bewunderer Hunkes. 
(23) So schildet es Uwe J. Wenzel in der Neuen Züricher Zeitung vom 15.10.1990. 
(24) Pers. Mitteilung an Verf., Januar 1991. 
(25) Jean-Jaques Rousseau: Diskurs über die Ungleichheit. Discours sur l'inegalite. Kritische Ausgabe des integralen Textes. Mit sämtlichen Fragmenten und ergänzenden Materialien nach den Originalausgaben und den Handschriften neu ediert, übersetzt und kommentiert von Heinrich Meier, Paderborn 1984. 
(26) Esoterik: geheimes Wissen. 
(27) So eine Titelgeschichte der französischen "neurechten" Zeitschrift "Elements", Ausgabe Februar/März 1980. 
(28) Vgl. auch die Kolumne Manfred Bissingers über Lorenz in der Zeitschrift "natur", Nr. 11/1988 mit weiteren entsprechenden Zitaten. 
(29) Criticon Nr. 37, September/Oktober 1976, S. 207. 
(29a) Die Vorträge sind veröffentlicht in: Heinrich Meier (Hrsg.): Die Herausforderung der Evolutionsbiologie, München 1988. 
(30) "elemente für die europäische Wiedergeburt", Nr. 1, 1. Quartal 1986, S. 31. Tremois arbeitete auch später weiter für "elemente", für die er z.B. das Titelbild der Ausgabe Juni/September 1987 über die neofaschistische Frauen und Bevölkerungspolitik der "Neuen Rechten" zeichnete. 
(31) Vgl. hierzu Kratz 1991. Der "Neuen Rechten" kommt heute zunutze, dass der von ihr antidemokratisch interpretierte "Gestalt"-Begriff vor allem von jüdischen Wissenschaftlern weiterentwickelt wurde, die emigrieren mussten. 
(32) Ein evolutionstheoretischer Ausdruck für die optimale Angepasstheit an Umweltbedingungen, aus der der größtmögliche Fortpflanzungserfolg resultiert. 
(33) Die Vorträge wurden veröffentlicht als "Schriften der Carl Friedrich von Siemens Stiftung, herausgegeben von Anton Peisl und Armin Mohler" in: H. Markl (Hrsg.): Natur und Geschichte, München 1983. 
(34) Der "Junge Freiheit"-Buchdienst vertreibt auch Bücher Sigrid Hunkes oder Peter Berglars. 
(35) Vgl. z.B. Mohlers Aufsatz "Links-Schmittisten, Rechts-Schmittisten und Establishment-Schmittisten" über das Carl-Schmitt-Symposium Helmut Quaritschs in Speyer 1986 ("Criticon" Nr. 98, November/Dezember 1986) mit alten Bekannten der Siemens-Stiftung wie H.J. Arndt, Willms, Hepp und Lübbe. Vgl. die erste Ausgabe von "elemente", 1986. 
(36) Ein beliebtes Vorgehen in der "neuen Rechten", die sich heute problemlos auf Spinoza oder Buber beziehen kann. 
(37) Schon Chamberlain betrachtete Kelten, Germanen und Urslawen als rassische Einheit, um den ökonomisch benötigten nordeuropäischen Block faschistischideologisch konstruieren zu können. Henning Eichberg steht ihm heute mit seiner "kelto-germanischen" Fundierung der "neurechten" Ideologie so wenig nach wie Alain de Benoist. 
(38) Georges Dumezil ist heute eine Hauptquelle für die "Neue Rechte", vgl. z.B. den Beitrag "Die Welt der Indoeuropäer" von Jean Haudry in der ersten Ausgabe der "Thule-Seminar"-Zeitschrift "Elemente", 1986, S. 33 ff, oder auch Haudrys Beitrag in dem "Thule-Seminar"-Buch "Mut zu Identität", Krebs 1988. 
(39) Alain de Benoist: Der Westen, so wie er ist, in: "taz" vom 13.12.1990. 
(40) "taz" vom 17. 9. 1990 
(41) Oder entwickelte Prem MBB-Produkte mit, die noch in den 80er Jahren an den Irak geliefert wurden, die mit Ausfuhrgenehmigungen der Bundesregierung zwischen 1985 und 1987 gelieferten Raketenteile zum Beispiel? Das bleibt so geheim wie die Entwicklungsabteilung, deren Ressorleiter Prem ist. Seine Sekte betonte mehrfach und mit Stolz, dass ihre Ehrenpräsidentin Hunke von einem obskuren islamischen Rat als einziges weibliches Mitglied aufgenommen worden sei Antisemiten unter sich: Hunke setzte nach 1945 u.a. die Arbeiten zur "semitischen Rassenseele" fort, die der SS-Rassenpsychologe Ludwig Ferdinand Clauß, Hunkes Doktorvater, während des Faschismus unter anderem in Vorderasien begonnen hatte. Clauß wurde nach 1945 die Lehrerlaubnis entzogen; auf ihn bezogen sich Autoren in der Zeitschrift "unitarische blätter" der "Deutschen Unitarier" noch in den 80er Jahren. Mohler zählt Clauß wie Hauer und andere NS-Vordenker der "Deutschen Unitarier" zur "Konservativen Revolution". 
Im Oktober 1990 - die Golf-Krise ist schon in vollem Gange und die "Neue Rechte" ist inzwischen offenbar gänzlich etabliert - druckt die Wochenzeitung "Die Zeit" über ca. eine Viertelseite eine Anzeige für das neue Buch Sigrid Hunkes "Allah ist ganz anders", Bad König 1990 ("Unser völlig verzerrtes Araberbild wird von 'heiligen Kriegen' und 'Schleiern' geprägt. Sigrid Hunke hält dem entgegen ... Enthüllungen von 1001 Vorurteilen über die Araber"). Gleich mitgeworben wird für Hunkes vorletztes Buch "Vom Untergang des Abendlandes zum Aufgang Europas", Bad König 1989, ihrer bisher letzten Ausarbeitung der neuheidnisch-"neurechten" Weltanschauung der "Deutschen Unitarier", deren Kurzfassung ein Jahr vorher beim "Thule-Seminar" herauskam (als Hunkes Beitrag in: Krebs 1988). Der Werbetext für den "Aufgang Europas" aus der "Zeit"-Anzeige hätte ebenso gut vor 100 Jahren einem Buch Chamberlains gelten können: "Die neue Kultur im europäischen Haus wird ihre Wurzeln in ihrer eigenen Geschichte entdecken. Jedoch ist jetzt die Zeit der ehemaligen 'Ketzer' von Meister Eckhart bis Teilhard de Chardin. Das dualistische, verfeindende Denken wird untergehen damit seiner Protagonisten. Ein neues, zutiefst ganzheitlich orientiertes Europa wird eine grundlegend anders geprägte und doch ureuropäische Kultur hervorbringen." Meister Eckhart musste schon in Alfred Rosenbergs "Mythus des 20. Jahrhunderts" als Quelle faschistischer Ideologie herhalten. Für dieses Hunke-Buch wirbt auch die aus den Verfassungsschutzberichten bekannte militant-neonazistische Zeitschrift "Sieg" (Nr. 9/1990, S. 23) im September 1990, hier erkennt man, welche Leser Hunke hat. Der Herausgeber von "Sieg", Walter Ochensberger, leugnet den Massenmord an den europäischen Juden: "Es gab keine deutsche Massenvernichtung an Juden durch Giftgas!" ("Sieg"-Brief vom 16.9.1988); ebenfalls auf S. 23 derselben "Sieg"-Nummer, gleich neben der Werbung für Hunkes "Aufgang Europas", richtet Ochensberger "eine Bitte an die Leser": "Bitte begleichen Sie in den nächsten tagen die Bezugsgebühr für 1990 ... Die Zeitschrift SIEG kann nur überleben, wenn jeder Leser dieser Bitte nachkommt ... Ein neuer 'Gaskammerprozess' (Strafmaß 5 bis 20 Jahre Gefängnis) wird von der Staatsmacht gegen mich vorbereitet. Helfen Sie deshalb auch mit einem Rechtskampfbeitrag!" Ochensberger meint einen Prozess wegen seiner Auschwitz-Lügen. 
Am 29.1.1991 sendet das ARD-Magazin "Panorama" einen Filmbericht über neofaschistische Solidarität mit Saddam Hussein. Sie reicht von Le Pen und dem REP-MdEP Emil Schlee über Harald Neubauers "Deutsche Allianz" bis zu Michael Kühnen, der im Golfkrieg die Gemeinsamkeiten der Neonazis mit dem Irak aufzählt. "Kriegsfreiwillige" militante Neonazis aus Frankfurt beschwören in "Panorama" ihren neuen Traum von der altbekannten Koalition der 30er und 40er Jahre: Nazis gemeinsam mit Arabern gegen Juden, Großbritannien und USA. 
Breits im November 1990 kommen irakische Regierungsvertreter in neofaschistischen Zeitschriften ("Europa vorn", "Deutsche Stimme") zu Wort. 
Am 22.1.1991, in der ersten Woche des neuen Golfkriegs, druckt die Kapitaleigene Tageszeitung "Die Welt" über vier ganzseitige Spalten Auszüge aus Hunkes "Allah"-Buch, in dem Hunke das Christentum verantwortlich macht für ein falsches Bild vom "Heiligen islamischen Krieg". Bei der "Welt" schrieb nicht nur Hunke jahrelang Kolumnen; der frühere "Welt"-Kulturredakteur Günther Deschner, heute Geschäftsführer des "konservativrevolutionär" ausgerichteten "Straube"-Verlages, war auch einer der ersten deutschen Verbindungsleute zur "Nouvelle Ecole", einer Zeitschrift der "Nouvelle Droite" um Alain de Benoist (vgl. Nr. 37 vom Frühjahr 1982). 
In ihren bereits in den 60er Jahren mehrfach veröffentlichten Arabien-Studien versteckt Hunke hinter viel ideologischem Bombast den machtpolitischen Anspruch eines deutschen Reiches in Richtung Naher Osten. Man kann in den Arbeiten Hunkes eine implizite Linie erkennen vom Kreuzzug Friedrich II., den dieser in Opposition gegen den römischen Papst und als ökonomische Eroberung durchführte und dessen Epoche (es war auch die des Meister Eckhart) Hunke bereits als lehrreich für das kommende Europa darstellte (in: "Das Reich ist tot, es lebe Europa", Hannover 1965), über das schon rassistische zweite deutsche Kaiserreich Wilhelms II. (eines eifrigen Chamberlain-Lesers) und seiner Nahost-Projekte (Bagdad-Bahn) bis zum heutigen Nahost-Engagement. 
In der vom SPIEGEL veröffentlichten Liste der Unternehmen, die an Saddam Hussein waffenfähige Produkte lieferten, fehlen weder MBB noch Siemens, weder Daimler-Benz noch seine Tochter AEG. Antisemitismus ist sicher nicht der Grund deutscher Waffenlieferungen in den Nahen Osten, eher schon die Aussicht auf Riesengewinne. Dennoch passt es merkwürdig zusammen. 
Vgl. Kratz 1990b, 1991 sowie den Beitrag von Hamacher-Lloyd, Heiler und Pinn zur Humboldt-Gesellschaft im vorliegenden Band. 
(42) Der Fall ist bemerkenswert, ohne dass hier dem faschistischen Konzept der Sippenhaft das Wort geredet würde; Edzard Reuter ist sicher nicht für die Taten seines Onkels verantwortlich zu machen. 
Edzard Reuters Vater, der spätere Regierende Bürgermeister von Berlin Ernst Reuter, ging wegen politischer und rassischer Verfolgung während des deutschen Faschismus ins türkische Exil, während sein Halbbruder Otto Sigfrid Reuter im faschistischen Deutschland als Nazi-Sekten-Führer verblieb und 1945 bei einem alliierten Bombenangriff ums Leben kam, vgl. Haack 1981, S. 73 ff. 
(43) Damals erschienen Reuters Schriften in demselben Nazi-Verlag "J.F. Lehmann" wie die Bücher des führenden NS-Rassetheoretikers Hans F.K. Günther oder des Mitbegründers der SS-Organisation zur Erforschung altgermanischer Naturreligion und Mythologie mit Namen "Ahnenerbe", Hermann Wirth, auch des SS-Rassepsychologen Ludwig Ferdinand Clauß, der Doktorvater Hunkes. Alle drei tauchen im DUR-Feld auf, Günthers rassistischreligiöse Schriften werden noch in den 60er Jahren in DUR-Mitteilungen positiv rezensiert. Zu Clauß vgl. Anm. 26. 
(44) Es handelt sich hier um eine Anspielung auf das angeblich "arische" wie "östliche" "ganzheitliche Denken", das dem Judentum und Christentum abgehe. Zur Kritik Hunkes und anderer am "christlichjüdischen Dualismus" vgl. den Beitrag zur Humboldt-Gesellschaft im vorliegenden Band. 
(45) Die "neue" Ethik-Debatte wird ja heute schon breit geführt. "Neurechte" Ideologen, z.B. auch in der DUR-Sekte, führen sie bereits seit Jahrzehnten, so der am Zustandekommen des Nazi-Euthanasie-Programms maßgeblich beteiligte spätere DUR-Ideologe Albert Hartl, vgl. Kratz 1991. 
(46) Heute benutzt die DUR-Sekte die faschistische "Heils"-Rune Himmlers als ihr Zeichen, leugnet jedoch vehement diese Herkunft. 

Literatur 

Alleau, Ren‚: Hitler et les societes secretes, Paris 1969 
Benoist, Alain de: Heide sein zu einem neuen Anfang, Tübingen 1982 
ders.: Kulturrevolution von rechts, Krefeld 1984 
ders.: Die deutsche Frage aus französischer Sicht, Göttingen 1985 
Carl Friedrich von Siemens Stiftung (Hrsg.): Julien Freund: Georges Sorel, o.O., o.J. (München 1975) 
dies. (Hrsg.): Frederic Durand: Nordistik, o.O., o.J. (München 1978) 
dies. (Hrsg.): Helmut Quaritsch: Einwanderungsland Bundesrepublik Deutschland? o.O., o.J. (München 1981) 
dies. (Hrsg.): Benno Hess/Peter Glotz: Mensch und Tier, o.O, o.J. (München 1985) 
dies.: Fünfundzwanzig Jahre Carl Friedrich von Siemens Stiftung, zusammengestellt von Armin Mohler, München 1985 
dies. (Hrsg.): Hans Elsässer: Die neue Astronomie, o.O., o.J. (München 1986) 
Chamberlain, Houston Stewart: Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts, 18. Auflage 1934 (1. Aufl. 1899) 
ders.: Immanuel Kant, 4. Auflage München 1921 
Delius, F.C.: Unsere Siemens-Welt, Berlin 1982 
Gerson, Werner: Le Nazisme, societe secrete, Paris 1969 
Haack, Friedrich Wilhelm: Wotans Wiederkehr, München 1981 
Hunke, Sigrid: Europas andere Religion, Düsseldorf 1969 
Koch, P.F. (Hrsg.): Himmlers Graue Eminenz Oswald Pohl und das Wirtschaftsverwaltungshauptamt der SS, Hamburg 1988 
Koelschtzky, Martina: Die Stimme ihrer Herren. Die Ideologie der Neuen Rechten, Köln 1986 
Kratz, Peter: Gaddafi - Mechtersheimer - Schönhuber. Quellen und rotgrüne Querverbindungen neofaschistischer Deutschland-Vereiniger, hrsgg. von der Bonner Initiative Gemeinsam gegen Neofaschismus, brosch., Bonn 1990a 
ders.: Faschist/innen wollen mit New Age-Image leichtgläubige Menschen ködern (Zu den "Deutschen Unitariern"), hrsgg. von der Bonner Initiative Gemeinsam gegen Neofaschismus, brosch. Bonn 1990b 
ders.: Eine neue Sozialfaschismus-These?, hrsgg. von der Bonner Initiative Gemeinsam gegen Neofaschismus, brosch., Bonn 1990c (verarbeitet in dem 1995 erschienenen Buch "Rechte Genossen. Neokonservatismus in der SPD"
ders.: Die braunen Götter. Rechte Sekten im Schnittpunkt von Faschismus, New Age und etablierter Gesellschaft, Bonn 1991 (in Vorbereitung) (1994 erschienen unter dem Titel: "Die Götter des New Age. Im Schnittpunkt von 'Neue Denken', Faschismus und Romantik") 
Krebs, Pierre (Hrsg.): Das unvergängliche Erbe, Tübingen 1981 
ders. (Hrsg.): Mut zur Identität, Struckum 1988 
Leggewie, Claus: Der Geist steht rechts. Ausflüge in die Denkfabriken der Wende, Berlin 1987 
Markl, Hubert: Natur und Geschichte, München 1983 
Meier, Heinrich: Diskurs über die Ungleichheit. Discours sur l'inegalite, Paderborn 1984 
ders.: Carl Schmitt, Leo Strauss und "Der Begriff des Politischen", Stuttgart 1988 
ders. (Hrsg.): Die Herausforderung der Evolutionsbiologie, München 1988 
Mohler, A.: Die Konservative Revolution in Deutschland, Stuttgart 1950 
ders. und Caspar von Schrenck-Notzing: Deutsche Identität, Krefeld 1981 
OMGUS: Ermittlungen gegen die Deutsche Bank, Nördlingen 1985 
Opitz, Reinhard (Hrsg.): Europa-Strategien des Deutschen Kapitals 1900 bis 1945, Köln 1977 
Schrenck-Notzing, Freiherr Albert von: Grundfragen der Parapsychologie, zweite Aufl. Stuttgart 1962 (1929) 
Siemens-Lehrgang Suggestive Redekunst, Bad Homburg 1933 
Ulbrich, Stefan (Hrsg.): Gedanken zu Großdeutschland, Vilsbiburg 1990 
Zeitschrift Der Staat, 10. Band, Berlin 1971 

(1991)
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