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Deckname "Humanismus":
 
Schering braucht die PDS
 
Von Hitler zu Singer: Die sozialdarwinistiche Bio-Ethik der Nazi-Sekten hat längst die linken Parteien erreicht ---
SPD und PDS werden mit echt deutschem "Humanismus" die Interessen der Medizin-Konzerne durchsetzen

(Einige Linke haben gelacht, als wir vor der Berliner Abgeordnetenhauswahl 2001 das folgende Flugblatt unter dieser Überschrift herausbrachten. Jetzt, im Januar 2002, wurden die Berliner Landesministerien  (Senatsverwaltungen) neu zugeschnitten, die PDS bekam alle Ministeriumsabteilungen, die für die Biotechnologie in der Bio-Hauptstadt wichtig sind: Wirtschaft/Arbeit, Wissenschaft/Kultur und Gesundheit/Soziales. Wissenschaftssenator wird Thomas Flierl, der seit langem dem Neuheidentum (Abteilung Humanistischer Verband Deutschlands) verbunden ist. Die Biotech-Zunft kann sich freuen, ethische Knüppel bekommt sie vom SPD/PDS-Senat wohl kaum zwischen die Beine geworfen. Unsere Vorhersage vom Sommer 2001 hat sich bewahrheitet.)

Manche glauben, die Love Parade, die Berlin den Techno-Freunden aus der Jungen Union um den Kultur- und Werbeunternehmer Marc Wohlrabe verdankt, sei ein maßgeblicher Wirtschaftsfaktor, den man zum Wohle aller entwickeln müsse. Und so mag ihnen der Ratschlag eines Kapitalistenblattes par excellence wie der Financial Times Deutschland vom März 2001, Berlin möge doch seine ökonomisch-politische Stagnation endlich mit Hilfe einer SPD/PDS/Grünen-Koalition überwinden, nur als wunderliche Regression des dortigen Redaktionsleiters für Politik und Wirtschaft, Thomas Hanke, der den Ratschlag gab, zurück zu seiner Jugendzeit als Kommunist im MSB Spartakus erschienen sein. Doch Berlin ist nicht die Hauptstadt der Techno-Hedonisten aus gutem CDU-Hause, sondern der Gen- und Biotechnologie, der von Kanzler Schröder ausgerufenen neuen Hoffnung für die ganze deutsche Volkswirtschaft. Und Spitzenleute aus SPD, PDS und Grünen, von Gregor Gysi bis Frieder Otto Wolf, vom Berliner SPD-Staatssekretär für Europafragen Gerd Wartenberg bis zur langjährigen Berliner PDS-Fraktionsvor- sitzenden Carola Freundl (Bluhm), machen "Körperpolitik" nicht bei Dr. Motte und seinen schönen nackten Ravern, sondern in einer Kulturorganisation, die der Biotechnologie und der Beseitigung ihrer Hindernisse und unerwünschten Folgen "medizinethisch" den Weg bereitet, und zwar weit über Berlin hinaus: dem Humanistischen Verband Deutschlands (HVD), einer kleinen Gruppe mit großem Namen, die in der Tradition des Sozialdarwinismus und seiner Eugenik- und Euthanasiepolitik, des antikommunistischen Flügels der Freidenker und der völkischen Freireligiösen steht, piefige "Jugendweihen" mit prominenten Festrednern und -rednerinnen wie Gregor Gysi, Petra Pau, Michaele Schreyer, Renate Künast, Christine Bergmann, Guido Westerwelle veranstaltet und die Gentechnik promotet, bis hin zum Klonen von Menschen, nicht der schönen, sondern der brauchbaren. Nicht "sex sells", sondern Biopolitik macht Konjunktur, und dabei stören auch die Bezüge von "Humanisten" zur braunen Tradition keineswegs.

In Berlin herrscht der medizinisch-industrielle Komplex: die Siemens AG z.B., mit Medizintechnik und EDV-Produkten ein Zulieferer der Biotechnologie; die Schering AG, die mit Hormontherapie und Empfängnisverhütung (Weltmarktanteil 30 Prozent) die Reproduktionsmedizin wissenschaftlich und ökonomisch mitentwickelte und schon fast die Hälfte ihres Gesamtumsatzes mit Biotech-Produkten macht und die Freigabe der verbrauchenden Forschung mit Embryonen fordert; oder die Berlin-Chemie AG, die heute wie zu früheren VEB-Zeiten in Osteuropa ein Pharma-Marktführer ist, auch bei gentechnischen Produkten. Berlin hat die meisten Biotechnik-Firmen in Deutschland, mit der Biomedizin als größtem Marktsegment, die Presse schreibt vom "Berliner Biowunder". Ein Großteil der fast zwei Milliarden Mark Subventionen, die Forschungsministerin Edelgard Bulmahn zum "Jahr der Lebenswissenschaften" angekündigt hat, fließt hierher.

Aus dem Berliner Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie, das an Gentherapien zu den ökonomisch interessanten Krankheiten Krebs, Parkinson und Alzheimer arbeitet und eng mit der traditionsreichen Medizinischen Fakultät Charité der Humboldt-Universität verbunden ist, wurden bereits 20 Privatfirmen ausgegründet, z.T. mit Börsennotierung. Mit dem Biomedizinischen Forschungscampus Berlin-Buch im Bezirk Pankow und dem dortigen gen- und biotechnischen Innovations- und Gründerzentrum sind privatwirtschaftliche, aber öffentlich mitfinanzierte Zentren für fast 40 Firmen direkt dem Campus Buch der Charité und dem dortigen Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin zugeordnet, zwei eng verflochtenen, weltweit bedeutsamen öffentlichen Einrichtungen der Genomforschung und Gentechnologie. Vernetzung und Austausch sind gewünscht, die großen Pharmakonzerne kaufen dann die Patente der ausgegründeten Kleinfirmen.

Vernetzt sind auch Bio- und Sozialpolitik. Das "europaweit fast einzigartige, auch vom Wissenschaftsrat ausdrücklich gewollte Modell" des medizinwissenschaftlich-industriellen Komplexes in Berlin ist von der Finanzkrise der Krankenkassen, insbesondere der Berliner AOK, bedroht, die in den Kliniken einen "drastischen Bettenabbau" durchsetzte und so das Menschenmaterial auch im Charité-Klinikum Buch reduzieren könnte, was zum "Weggehen renommierter Forscher" führe, womöglich ins Ausland, so klagen die Charité-Forscher. Für die Bio-Volkswirtschaft müssen nicht nur Forschungsgelder, sondern auch der Sozial- und Gesundheitsetat neu gelenkt werden: Krankenbehandlung oder Entwicklung marktfähiger Bio-Produkte, Patienten oder Patente? Am besten Patente durch Patienten. Es geht um viel mehr als um die Schließung ganzer Großkrankenhäuser, wie in Berlin, und so luden die Bioforscher kürzlich die gesamte SPD-Bundestagsfraktion zur Besichtigung dieses "Wirtschaftsfaktors ersten Ranges" (Fraktionschef Peter Struck) nach Pankow-Buch ein, wo sich Bulmahn sogleich für die bisher verbotenen Gentests an Labor-Embryonen aussprach, so daß zukünftig keine teuren unbrauchbaren Menschen heranwachsen und die Ressourcen der Sozialsysteme nicht nur für die Betten der Biotech-Patienten, sondern auch für die Profite aus den Produkten der "Lebenswissenschaften" frei werden.

Sozialdarwinismus gegen Alte und Kranke

Mit hergebrachter, etwa christlich fundierter Ethik kommt die New Economy nicht weit. Die "Humanisten" des HVD helfen dagegen, mit ihren Zeitschriften, einem "medizinethischen Beirat" und besten Verbindungen bis zum "Medizinethiker" Peter Singer, dem Hauptvertreter der volkswirtschaftlich begründeten, auch erzwungenen Tötung unrentabler Menschen und biotechnischen Nutzung rentabler Embryonen, eine viel praktischere Ethik zu entwickeln.

Die "Berliner Medizinethischen Schriften" (BMeS) des HVD erscheinen im Dortmunder Humanitas Verlag und werden "im Auftrag des HVD" von Uwe Körner herausgegeben, der in der Tradition des Sozialdarwinisten Ernst Haeckel steht, in Jena an Haeckels altem Institut Biologie studierte, in der DDR die Medizinethik mitbegründete und heute Professor für Medizinethik an der Charité in Berlin ist. Der HVD sieht sich selbst in der Tradition von Haeckels "Monistenbund" des frühen 20. Jahrhunderts, einer bürgerlich-materialistischen, teilweise auch naturreligiösen Sekte. Haeckel ließ sich 1904 in Rom von rechten Freidenkern zum "Gegenpapst" ausrufen, unterstützte die Ziele des deutschen Kapitals im Ersten Weltkrieg mit einem flammend-nationalistischen Aufruf und wurde posthum von den Nazis als "Wegbereiter biologischen Staatsdenkens" verehrt. Die DDR dagegen ehrte Haeckel als Wegbereiter des Materialismus vielfach durch "Haeckel-Straßen", "Haeckel-Oberschulen" und einem biologischen Forschungsschiff "Ernst Haeckel" und vergaß dabei ebenso oft, den Weg seines anti-marxistischen Materialismus, des Sozialdarwinismus, in den Faschismus zu problematisieren; nötige politische Kritik wurde überdeckt von Haeckels riesigen biologischen Sammlungen, die der vor hundert Jahren weltbekannte Naturforscher der Universität Jena hinterließ - ein Image-Pfand, mit dem die DDR wucherte und das bis heute wirkt.

Grundtenor der BMeS des HVD ist die utilitaristische, ökonomisch begründete Position des Verhinderns, Tötens, Sterben- bzw. Unbehandeltlassens unbrauchbarer oder zu teurer Menschen, ob Embryonen (auch einfach nur nach künstlicher Erzeugung "überzählige"), behinderte Säuglinge, schwer Kranke oder Alte. Dabei werden Menschen- oder Persönlichkeitsrechte kaum abgewogen, es bleibt weitgehend bei volkswirtschaftlichen Kosten-Nutzen-Betrachtungen, die als "Medizinethik" ausgegeben werden. Warum sollen Autounfallopfer am Leben bleiben, wenn man behinderte Embryonen und Neugeborene beseitigt? So deutlich wird noch nicht gefragt, aber die HVD-Tötungsethik gibt bereits deutliche Antworten. Schwerpunkt der BMeS war bisher die Euthanasie. Mit dem bekannten Euthanasie-Arzt Pieter Admiraal und dessen niederländischer "Humanisten"-Organisation - einer der einflußreichsten in Europa - arbeitet der HVD seit Jahren zusammen. Die Holländer helfen auch mit Lehrmaterial beim "Lebenskunde-Unterricht", den der HVD an den staatlichen Schulen Berlins in Konkurrenz zum Religionsunterricht der Kirchen anbietet; für die weltanschauliche Führung von 25 000 Schülern (zum Großteil Grundschüler in Ost-Berlin) erhält er - vor allem aufgrund der politischen Rückendeckung von SPD und PDS - Millionen Mark aus dem Landesetat. Der Nachwuchs für die Berliner Bio-Industrie wird von Kindesbeinen an "ethisch" geschult. Die "Humanisten" gehören zu den treibenden Kräften der Euthanasie-Legalisierung in den Niederlanden und anderen Staaten. Admiraal ist Mitglied des "medizinethischen Beirates" des HVD schrieb in BMeS und der HVD-Publikumszeitschrift "diesseits", die eher alltagspraktisch orientiert ist und als einer ihrer Schwerpunkte Dienstleistungsprodukte der "Sterbehilfe", "Intensivgespräche" mit HVD-Trauerbegleitern nebst Testamentberatung und Patientenverfügungen gegen die Intensivmedizin sowie Begräbnisdienstleistungen des HVD an Kunden vermarktet. Der Präsident des HVD, der SPD-Bundestagsabgeordnete Rolf Stöckel aus Dortmund, forderte erst kürzlich wieder lauthals die "Möglichkeit der aktiven Sterbehilfe in Deutschland", weil sonst "viele Schwerstkranke ... letztlich ohne Hilfe bleiben", eine kostengünstige "Hilfe".

In den Niederlanden ging die Politik jüngst den nächsten Schritt: die Selbstmord-Pille für sehr alte Menschen, "die mit ihrem Leben abgeschlossen haben", solle verteilt werden, meint die sozialliberale Gesundheitsministerin des sozialdemokratischen Regierungschefs Willem Kok. Auch hierzu haben die BMeS des HVD etwas zu bieten. Unter dem Titel "Verteilungsgerechtigkeit und Generationenkonflikt" fragt hier Prof. Arne Kollwitz, Mitglied der Göttinger Akademie für Ethik in der Medizin und des "medizinethischen" HVD-Beirates: "Uneingeschränkte Gesundheitsleistungen auch für Ältere? Haben die Alten noch ein Recht auf so teure High Tech Medizin? Was kann man zur Eindämmung der Gesundheitskosten tun?". Die Antwort: "Die Ressourcen sind knapp. Nicht jeder kann alles bekommen. Rationierung ist erforderlich". Er stellt die "überproportionale" Inanspruchnahme des Gesundheitssystems durch Ältere dar und zitiert den ehemaligen Gouverneur des US-Staates Colorado, Richard Lamm: "Ältere haben die Pflicht zu sterben und aus dem Weg zu gehen", ohne sich wirklich von Lamm zu distanzieren. Dann empfiehlt Kollwitz, die angeblich nötigen "Rationierungsentscheidungen ... nicht mit moralischen Absolutheitsansprüchen anzugehen", "Egoismus und Anspruchsdenken" zurückzudrängen und, als "größte Dringlichkeit", endlich eine "öffentliche Diskussion über die Stellung der Alten in der Gesellschaft" und "über deren Rechte und Pflichten" zu beginnen; den Diskussionsverweigerern droht er perfide, andernfalls müßten die Einsparungen eben alle treffen.

Eugenik als Auslese der Brauchbaren

Euthanasie und Eugenik sind inhaltlich eng verschränkt. Den Selbstbestimmungsforderungen von Menschen, die von humangenetischer Forschung als "belastet" diskriminiert werden und diese z.T. verhindern wollen, trat in BMeS 1996 die Anthropologin Traute Schroeder-Kurth entgegen: die Forderung "z.B. der Bundeslebenshilfe nach besonderer Berücksichtigung ihrer Interessen bei der Identifizierung von genetischen Defekten" beeinträchtige ihrerseits die "Selbstbestimmung" der "Medizinischen Genetiker", die mehrheitlich in der "Reduktion von Trägern krankmachender Gene in der Bevölkerung ein wichtiges Ziel der (humangenetischen) Beratung" sähen. Sie stellte angebliche eugenische Erfolge eines kompletten genetischen "Screenings für Heiratsvermittlung" in ganzen "ethnischen Bevölkerungen" mit angeblich spezifischen "Gen-Mutationen" vor, die durch erbärztliche Heiratsempfehlungen "ihr größtes Problem im Gesundheitssystem lösen" konnten, das ansonsten "praktisch alle finanziellen Ressourcen verbraucht" hätte, und präsentierte als negatives Beispiel für Eugenik die "Ashkenasi-Juden aus Osteuropa", die angeblich besonders häufig erbkrank seien, aber nicht den Erbarzt - "utilitaristisch begründet" und "die Wohlfahrt der Gesellschaft im Blick", so Schroeder-Kurth - sondern den Rabbiner - "paternalistisch" - über die Heirat entscheiden ließen; einen Literaturnachweis für diese Behauptungen blieb sie schuldig und gab als Quelle "pers. Mitt." an. Der nächste Schritt sind dann wohl Gentests für Zuwanderer. Bekanntlich forderte die "freigeistige" Szene in den 60er Jahren Heiratsverbote auch gegen sozial Mißliebige, z.B. der Freireligiösen-Führer Gerhard v. Frankenberg (vgl. KONKRET 1/1998), für dessen Ideen in "diesseits" noch 1993 geworben wurde; in der DDR wurden sie von seinem Vetter Egbert v. Frankenberg, ein bei DDR-Militärs einflußreicher Führer der NDPD und Militärkommentator im Radio, 1980 als "fortschrittlich" gepriesen.

BMeS druckte 1997 den Vortrag von Prof. Ludwig Grauel, Kindermediziner an der Charité, über "Grenzen der Lebensbewahrung in der Neugeborenen-Intensivtherapie" nebst kritischen Diskussionsbeiträgen: "Das ist doch kein Spaß, die Intensivmedizin", so Grauel, "das kostet auch Geld, und das verbraucht auch Ressourcen. ... Es lassen sich nicht alle Verfassungsgarantien für jeden verwirklichen, das muß man sich auch einmal klarmachen"; "der Arzt", nicht die Eltern, solle entscheiden, ob das Kind lebt oder stirbt, meinte Grauel mit Nachdruck.

Für das Klonen von Menschen

Expertenentscheidungen werden nicht nur beim Kostensparen, sondern auch bei den Biotech-Investitionen favorisiert. 1997 druckte der HVD in "diesseits" einen Aufruf "weltweit angesehener humanistischer Wissenschaftler für das Klonen von Lebewesen" ab: "Die menschlichen Fähigkeiten scheinen sich nur graduell, nicht in der Art und Weise, von denen höherer Säugetiere zu unterscheiden. ... Künftige Entwicklungen des Klonens menschlicher Zellen oder auch das Klonen von Menschen selbst führt nicht zu moralischen Problemen, die mit menschlicher Vernunft nicht zu lösen wären." Ob Mensch, ob Tier, dem wahren Experten ist alles gleich, denn Differenzierungen stören, wo es um die ökonomische Verfügbarkeit von Leben geht. "Wir rufen auf zur Fortsetzung eines verantwortungsvollen Ausbaus der Klon-Technologie", denn "Maschinenstürmerei" sei "historisch gesehen" nicht "produktiv". Unterzeichnet war der Aufruf u.a. von Pieter Admiraal und dem Sozialdarwinisten Richard Dawkins ("Das egoistische Gen"), der Vizepräsident der britischen "Humanisten" ist; die British Humanist Organisation, mit der der HVD ebenfalls zusammenarbeitet, fordert auf ihrer Internet-Seite die Legalisierung der "aktiven Euthanasie" bereits beim "Verlust aller Dinge (!), die das Leben lebenswert gemacht haben", und begründet die selektive Embryonendiagnostik mit der bloß "voraussichtlichen Lebensqualität" aller Betroffenen, ausdrücklich auch der "involvierten" Angestellten des Gesundheitssystems.

Den Klon-Aufruf der "Humanisten" nutzte Körner als "Bundesbeauftragter des HVD für Medizinethik" im anschließenden "diesseits"-Kommentar zur Selbstkritik: "Ein 'weltweites' Verbot des Menschenklonens, wie von mir in einer Erklärung im März des Jahres (1997) noch gefordert, muß nicht sein", wenn das Menschenklonen "prinzipiell allen in geldbestimmter Liberalität verfügbar" sei. Im Jahr 2000 kommentierte Frieder Otto Wolf, ein Führer des linken Flügels der Grünen und Mitglied des Berliner und des Bundes-Vorstands des HVD, in einem "diesseits"-Schwerpunkt zur Gentechnik den alten 97er Klon-Aufruf: "Ein wirklich zeitgemäßer Humanismus steht offenbar hier vor der dringenden Aufgabe, den 'Daniel-Düsentrieb-Optimismus' kritisch zu durchdringen und aufzulösen", was immer das heißen soll, und wandte sich gegen "Denk- und Diskussionsverbote", die die Biotechnologie einschränken könnten; lediglich "die ungehinderte Entfaltung von Gegenexpertisen muß gewährleistet sein", doch die fehlen bisher in "diesseits". Körner verurteilte dagegen nunmehr die Kritik an der Biotechnologie als "ideologisch überzogen" und "sachfremd", warf der damaligen Gesundheitsministerin Andrea Fischer ein "Ideologiespektakel" um den Embryonenschutz und ihrem Ministerium "feste Übereinstimmung mit dem Papst" vor und befürchtete, Fischer könne "eine autistische Fortschreibung der deutschen Verbotspolitik" zur verbrauchenden Embryonenforschung verkünden. "Autistisch" wird zum politischen Schimpfwort, Behinderte mag man wohl nicht beim HVD.

"Lebensunwertes Leben"

Der Menschen verbrauchende medizinisch-industrielle Komplex steht immer vor den Fragen: Wer darf verbraucht werden? Für wen darf verbraucht werden? Für wen - jedenfalls nicht für die Alten aus der AOK! Wer, der embryonale Klon, das Autounfallopfer? Der Unbrauchbare kann am Ende vielleicht doch nützlich sein und dem Brauchbaren Organe spenden. In der HVD-Schriftenreihe "humanismus aktuell", in der auch der Dortmunder Prof. Thomas Meyer (Leiter der Akademie der politischen Bildung in der Friedrich-Ebert-Stiftung und seit 1977 stellvertretender Vorsitzender der Grundwertekommission der SPD sowie Mitglied des HVD-Bundesvorstands) eine Schrift über sein Lieblingsthema "Fundamentalismus" publizierte, betrachtete Körner 1995 die Hirntod-Diagnose als Voraussetzung der Organtransplantation "ethisch", nicht physiologisch. "Fragen zum menschlichen Leben und zum menschlichen Tod" stellte er, denn "da liegt die eigentliche Problematik, eine solche Grenze des Menschseins zu bestimmen, jenseits derer es dann um 'lebensunwertes' und 'erhaltensunwertes' Leben ginge", das "un" immer fett gedruckt. Eine Definition von "Tod" zu finden, obwohl das Individuum lebt, war sein Problem. Seine Lösung ist klassisch "neu-rechts" und "haeckelianisch", also faschistisch, ohne daß es direkt auffällt: "Leben" sei die "Existenzweise des Lebewesens" und bedeute die "ganzheitliche Aktivität des Organismus", was nicht nur "Stoffwechsel", sondern auch "Fortpflanzung" und "bestimmte Teilmomente artspezifischer Sozialstruktur wie Nahrungs- und Brutrevier, Rangplatz in einem Sozialverband u.ä." beinhalte. Wo "keinerlei ganzheitlich umweltbezogene Lebensaktivität" mehr bestehe, sei zwar noch Leben, "es leben Zellen, Gewebe, Organe. Aber der Körper ist kein Organismus mehr, er hat die ganzheitliche Existenzweise des Lebewesens verloren, ist als Individuum tot" und kann ausgeschlachtet werden. Was nun ist die "artspezifische Sozialstruktur" des Menschen? Single ohne Fortpflanzung, Faulheit der Arbeitslosen, Feigheit vor dem Kosovo, wo das Revier verteidigt werden soll? Welcher Menschen Leben ist für die HVD-Spitze "lebensunwert"? Körner gibt keine Antworten auf spezielle Fragen, wie es Haeckel im Ersten Weltkrieg noch tat, denn die "Neue Rechte" hat dazugelernt, auch wenn ihr immer noch mal so etwas herausrutscht wie die "Autismus"-Attacke gegen Andrea Fischer.

Keinen Zweifel über die Ziele des HVD läßt seine Publikums- und Mitgliederzeitschrift "diesseits" zurück, wenn man den Hintergründen einiger Autoren nachgeht. Jahrelang schrieb hier Hubertus Mynarek lange Artikel und propagierte seine biologistische "Öko-Religion". Niemanden störte es offenbar, daß er z.B. 1998 in "diesseits" eine Hierarchie der Natur aufstellte, in der "schwerkranke Menschen" unterhalb von "gesunden Pflanzen" standen. Immer wieder wurde in "diesseits" für sein Buch "Ökologische Religion" geworben, in dem Mynarek die weltanschaulichen Gegner als "Irrläufer der Evolution" bezeichnet, die im Kampf ums Dasein der Vernichtung anheimfallen, und von seinen Anhängern, den "öko-religiösen Menschen", die er zuletzt im HVD fand, behauptet, sie seien "der Sinn der Erde, der Evolution der Natur" und hätten im Gegensatz zu den "Irrläufern" den nächsten Schritt der Evolution bereits vollzogen.

Von Adolf Hitler zu Peter Singer

Mynarek war vorher bereits bei den Deutschen Unitariern aktiv, die man nach einem rechtskräftigen Gerichtsurteil des Berliner Kammergerichts von 1992 als "völkisch-rassistische Sekte" und "nazistische Tarnorganisation" bezeichnen darf, weil sie sich selbst auf die von SS-Leuten gegründete "Deutsche Glaubensbewegung" der 30er Jahre, zu der auch der "Bund freireligiöser Gemeinden" gehörte, und den ideologischen Kreis um den NSDAP-Chefideologen Alfred Rosenberg zurückführten; Ende der 80er Jahre war Mynarek auch für die Freireligiösen aktiv, die 1937 Adolf Hitler zum Gott ausgerufen hatten. Mit Deutschen Unitariern und Freireligiösen, deren Vordenker sich als selbstgöttlich ansahen, steht der HVD heute in engem Austausch, der heutige HVD-Präsident und SPD-MdB Stöckel sah diese drei und den rechten Flügel der Freidenker sowie die "Monisten" Haeckels schon 1990 in "diesseits" ganz selbstverständlich als Teile ein und derselben "freigeistigen" Bewegung an. Als Antifaschisten 1999 aufdeckten, daß Mynarek auch für die z.T. antisemitische Sekte "Universelles Leben" tätig war, die im Rahmen der Sektendebatte der letzten Jahre, ähnlich wie die Scientology Church, gesellschaftlich ausgegrenzt worden war, mußte der HVD um seine öffentliche Finanzierung fürchten und distanzierte sich - nach Monaten interner Diskussion - von einem Buch Mynareks, das gerade in einem Verlag von "Universelles Leben" erschienen war. Von den "öko-religiösen" Tiraden in "diesseits" jedoch distanzierte er sich nicht. Mynarek trat dennoch beleidigt aus dem HVD aus, doch Verbindungen existieren weiter: ein neuer Vielschreiber in "diesseits" ist der Marburger Philosophieprofessor und HVD-Mitglied Joachim Kahl, der v.a. für den HVD-Ableger in Nürnberg Seminare und Diskussionen veranstaltet. Er schreibt auch in der Zeitschrift "Aufklärung und Kritik" einer "Gesellschaft für kritische Philosophie" (GKP), die u.a. von Mynarek und dem Euthanasie-Ideologen Peter Singer herausgegeben wird und deren Themen von der Würdigung Haeckels über Singers "Praktische Ethik" der Euthanasie bis zu Singers "Ethik der Embryonenforschung" reichen. Chef der GKP ist der Multifunktionär Georg Batz aus Nürnberg, der dort auch eine "Ludwig-Feuerbach-Gesellschaft" betreibt, in der sich Mynarek, Kahl, aber z.B. auch der frühere SPD- und heutige PDS-Bundestagsabgeordnete Uwe Hiksch treffen, ein Befürworter der SPD/PDS-Zusammenarbeit. Ihr Verständnis des (älteren) bürgerlichen Materialisten Feuerbach ist so vormarxistisch wie Haeckels (jüngerer) bürgerlicher Materialismus anti-marxistisch war. Und unter derselben Adresse der Singer-Mynarek-Zeitschrift, der GKP und der Feuerbach-Gesellschaft leitet Batz auch noch ein "Aktionszentrum Mittelfranken" der FDP-nahen Thomas-Dehler-Stiftung, über die auch Seminare des HVD Nürnberg finanziert werden - alles nachzulesen auf den von Batz betreuten Internet-Seiten. Der "Humanisten"-Zirkel, der die Beseitigung der Unrentablen ventiliert, besteht also fort, und dies quasi unter den Augen des Verfassungsschutzes: denn der bekannte "wissenschaftliche Mitarbeiter" der Abteilung Rechtsextremismus des Kölner Verfassungsschutzamtes Armin Pfahl-Traughber, der seit Jahren bei den Freireligiösen und im HVD aktiv ist und zahlreiche Artikel in "diesseits" schrieb, schreibt nun auch eifrig bei Singer und Mynarek in "Aufklärung und Kritik". Endlich versteht man das Aussteigerprogramm des Verfassungsschutzes für Rechtsextremisten: Hört auf, Behinderte brutal zusammenzuschlagen, Ihr Sozialdarwinisten, werdet zum Beispiel Medizinethiker!

Vom Nationalsozialismus zum Biosozialismus

Wer die Selektion der Brauchbaren und Unbrauchbaren internalisiert hat, verschwendet Ressourcen, wenn er mit erhobenem rechten Arm nur Wäscheleinen festhält, wie die resozialisierten Neonazis im lustigen Kinospot. Kontaktpersonen für den gesellschaftlichen Aufstieg der Einsteiger in die tolerierte, ja gewünschte Form des Sozialdarwinismus gibt es - neben den anfangs genannten Jugendweihe-Festrednern - viele bei SPD, PDS, Grünen und FDP, man muß nur "diesseits" lesen: z.B. PDS-MdB und HVD-Bundesvorstandsmitglied Maritta Böttcher, oder die Fraktionsvorsitzende der PDS im Berliner Abgeordnetenhaus, Carola Freundl, Vorstandsmitglied des Berliner HVD; ihr langjähriger Lebensgefährte Thomas Flierl, Mitglied des PDS-Bundesvorstands und als einer der einflußreichsten Berliner Landespolitiker der PDS für einen Senatorenposten nach der Abgeordnetenhauswahl im Gespräch (Tagesspiegel), ist ebenfalls HVD-Mitglied. Mitglied der niedersächsischen "Freien Humanisten", die seit Jahrzehnten mit den Berliner Freireligiösen und dem HVD zusammenarbeiten und "diesseits" ebenfalls als ihre Mitgliederzeitschrift eingeführt haben, ist Gerd Andres, wie Bulmahn direkt gewähltes SPD-MdB von Hannover; als Staatssekretär im Arbeits- und Sozialministerium und graue Eminenz des rechten "Seeheimer Kreises" der SPD-Bundestagsfraktion führt er gerade den Kampf gegen die faulen Arbeitslosen an. Der Grüne Frieder Otto Wolf, Landes- und Bundes-Vorstandsmitglied des HVD, hat als wirklich guter Mensch für jeden ein offenes Ohr, ebenso SPD-Staatssekretär Gerd Wartenberg, HVD-Bundesvorstandsmitglied, ex-HVD-Vorsitzender in Berlin und als Opfer einer nächtlichen Gewalttat im Tiergarten besonders sensibel. Die Generalsekretärin der FDP Cornelia Pieper lernte das Rüstzeug für ihren neuen Job schon als Bundesgeschäftsführerin des HVD. Die frühere SPD-Familienministerin Käte Strobel, HVD-Mitglied in Nürnberg, die neuerdings anstelle von Marlene Dietrich aus der einszehner Briefmarke schaut, ist allerdings schon tot.

Wowereits Senatssprecher ein Ex-Neonazi

Neben Wartenberg ist auch Wowereits Senatssprecher Helmut Lölhöffel einschlägig bekannt. Der Sproß des ostpreußischen Junkergeschlechts der Lölhöffel von Löwensprung, das für Kaiser und Führer an der Ostfront kämpfte, war schon wahlberechtigt, als er sich in den 60er Jahren in der "Bundesleitung" des "Bundes deutsch-unitarischer Jugendlicher" (BDUJ), der Jugendorganisation der "Deutschen Unitarier Religionsgemeinschaft e.V." (DUR), rechtsaußen engagierte. Die DUR sah sich noch 1986 selbst als Nachfolgerin des antisemitischen und antichristlichen "Kirchenkampfs" der Nazis. Die Presse schrieb schon Ende der 50er Jahre über den BDUJ und die "Deutschen Unitarier", sie stünden in der Tradition von Alfred Rosenberg, dem Chefideologen der NSDAP

Früher Orientierung an der Hitler-Jugend

Während Lölhöffels Altersgenossen Anfang der 60er Jahre begannen, Bob Dylan zu hören, philosophierte Lölhöffel über den Hitler-Jugend-Marsch. Unter der Überschrift "Unser Wimpel" schrieb er: "'Die Fahne ist mehr als der Tod' hat einmal der Wahlspruch eines bedeutenden Mannes gelautet. Doch darin sind wir uns wohl einig, daß uns ein Menschenleben mehr bedeutet als ein Stück Tuch - auch, wenn dieses ein Symbol darstellt. Aber ist unser Wimpel nicht doch mehr als ein Stück Tuch? ... Auf der einen Seite des Wimpels sind die beiden sich überdeckenden Runen aufgenäht, das Symbol unseres Bundes. ... Und darum wird unser Wimpel zum sichtbaren Ausdruck unseres gemeinsamen Strebens. Überall, wo sich Mädel und Jungen zu unserer Sache bekennen, wird der Wimpel mit unserer Rune auf seiner einen Seite wehen. ... Darum ist er uns mehr als ein Stück Tuch. ... Er wird immer Sinnbild unserer Gesinnung sein - ein Symbol unseres Strebens zur Gemeinschaft!"

"Die Fahne ist mehr als der Tod" ist der letzte Satz des Refrains des "Hitler-Jugend-Marsches", der "bedeutende Mann" muß demnach der "Reichsjugendführer" der Nazis und Kriegsverbrecher Baldur von Schirach sein, der das Lied für den NS-Propagandafilm "Hitler-Junge Quex" schrieb. Die zwei Runen vom Wimpel sind der Lebensrune und der Todesrune der Nazis nachempfunden.

Ein Nazi-Führer als "bedeutender Mann", ein Denkspruch aus einem Nazi-Lied, Runen als Sinnbild und Symbol, ein Neonazi-Blatt als einzig faire Zeitung - in den 60ern konnte man Helmut Lölhöffel zweifellos als Neonazi sehen, der in der Führungsposition eines Jugendverbandes Jugendliche zum Neofaschismus verführte.

1990: Lölhöffel als Informant der Nazi-Sekte

Das alles hätte man getrost vergessen können, auch wenn Lölhöffel damals schon politisch mündig war und das Wahlrecht hatte, also keineswegs "politische Jugendsünden" beging. Doch 1990 betätigte er sich wieder einschlägig: als Informant für seine alte Nazi-Sekte. Die DUR hatte in Berlin Antifaschisten verklagt und verlangte vor Gericht, die Bezeichnung der DUR als "völkisch-rassistische Sekte" und als "nazistische Tarnorganisation" zu verbieten. Nachdem das Landgericht Berlin dies 1990 abgelehnt hatte und sogar ins Urteil schrieb, daß in der DUR "bis in die jüngste Vergangenheit in maßgeblichen Positionen solche Personen tätig waren, die eben nationalsozialistisches Gedankengut vertreten haben", wandten sich Lölhöffels Neonazi-Jugendfreunde, die inzwischen die DUR leiteten, vertrauensvoll an ihn und baten um Hilfe. In seiner Eigenschaft als IG Medien-Vorsitzender gab Lölhöffel sofort bereitwillig über die Antifaschisten (natürlich negative) Auskunft, auch private und persönliche Auskünfte, die die Nazi-Sekte im Berufungsverfahren vor dem Kammergericht verwenden wollte. Es nutzte nichts, die DUR verlor auch vor dem Kammergericht rechtskräftig.

Dennoch hat der HVD heute enge Beziehungen zur DUR, ja, er besorgte sich sogar die damaligen Prozeßakten von der DUR, wie der HVD-Präsident von Berlin-Brandenburg, Horst Groschopp (ein früherer Mitarbeiter des DDR-Kulturministeriums) auf einer öffentlichen Veranstaltung 1999 stolz verkündete.

Rechte Traditionen links gepflegt - für Schering usw.

Heute brauchen Aussteiger der rechten Sekten-Szene nicht einmal mehr abzuschwören, wie am Rande der Freireligiösen-Ausstellung "Kein Jenseits ist, kein Auferstehn" deutlich wurde, die der HVD und die Berliner Freireligiösen 1998/99 auf Betreiben und mit Unterstützung des PDS-geführten Kulturamtes Berlin-Prenzlauer Berg unter HVD-Flierl und seinem Nachfolger Burkhard Kleinert (heute PDS-Kulturdezernent des neuen Großbezirks Pankow) als Imageveranstaltung für den "Humanismus" durchführten. Diese Art der "Kultur" ist nützlich für die Täter der neuen "Lebenswissenschaften", die z.B. in den Biotechnologie-Zentren in Pankow-Buch entwickelt und dann von den Konzernen des medizinisch-industriellen Komplexes vermarktet werden. Die neue Täter-"Ethik", die hinter den Patenten steht und die den Verbrauch menschlichen Lebens für Profite ermöglicht, hat alte Wurzeln in der deutschen Un-Kultur.

Was Antifaschisten im Landesarchiv und in der Staatsbibiothek entdeckten, war dem Image dieses "Humanismus" abträglich und fehlte in der Prenzelberg-"Freireligiösen"-Ausstellung, die die Jahre 1933 bis 1945 sorgsam aussparte: daß der HVD sich durch ausgestellte Bücher, die dem Publikum in zugeschraubten Vitrinen aber verschlossen blieben, selbst in die Tradition der nazistischen Freireligiösen stellte, die Hitler zum Gott ausgerufen hatten; daß die Berliner Freireligiösen 1933 ihren Vorsitzenden mit dem jüdisch klingenden Namen Blum zum Rücktritt zwangen und - wie auch die übrigen Mitglieder des reichsweiten "Bundes freireligiöser Gemeinden" - Alfred Rosenberg zu einem ihrer Vordenker erklärten und 1935, in den Nachwehen der Röhm-Affäre, nur kurzzeitig verboten waren, ab 1937 aber wieder organisiert und sehr radikal die Nazi-Politik unterstützten (wie auch die Gemeinde in Dortmund, die heute den HVD-Präsidenten stellt); daß ihre damaligen Nazi-Führer sie auch nach 1945, ganz ohne "Auferstehn", in deutscher Kontinuität weiter anführten, solange es biologisch ging, als wäre nichts gewesen, und daß dann HVD-Funktionäre ab 1990 in Personalunion auch die Freireligiösen in Berlin übernahmen, als nach den Wiedervereinigungsgesetzen die Rückübertragung einer millionenschweren früheren Freireligiösen-Immobilie in Prenzlauer Berg wg. Wiedergutmachung für angebliches nationalsozialistisches Unrecht anstand.

Im offiziellen Katalog des PDS-geführten Kulturamts für die Freireligiösen-HVD-Ausstellung mußte man den Fußnoten nachgehen, um den Inhalt besser zu verstehen: Man las hier die Bemerkung, das Buch eines Führers der württembergischen Freireligiösen sei die einzige "'echte' freigeistige Bibliographie", liste also die Bücher der "humanistischen" Weltanschauung auf. Doch diese Bibliographie, von Antifaschisten in der Staatsbibliothek schnell gefunden, enthielt auch ein langes Kapitel über die "nationalsozialistische Weltanschauung" und Rosenbergs "Mythus des 20. Jahrhunderts", der Gegenbibel der Nazis, als Teil des vermeintlichen Humanismus. Den Protesten der Antifa begegnete der HVD mit einem Gerichtsprozeß, den er jedoch sofort verlor. Bis heute werden die Nazi-Verbindungen in "humanismus aktuell" geleugnet oder verharmlost. Auch die PDS reagierte auf die Proteste. Im "Neuen Deutschland" und anderen PDS-nahen Blättern wurde der HVD verteidigt: "Hier wird zwar auf den Humanistischen Verband eingeprügelt, aber die PDS ist gemeint." Man besorgte sich bei den Deutschen Unitariern Material gegen die Antifaschisten und "enttarnte" sie als ohnehin verdächtige "Westimporte". Das Bundestagsbüro der PDS-Landesvorsitzenden Petra Pau (Wahlkreis Prenzlauer Berg) impfte schließlich die übrige Presse mit Geschichten über eine mögliche Verfassungsschutz-Steuerung der Antifa gegen die PDS (statt des HVD mit Pfahl-Traughber; bis heute haben die "diesseits"-Leser nicht erfahren, daß ihr Autor, der immer als "Kölner Politikwissenschaftler" vorgestellt wird, in Köln beim Verfassungsschutz arbeitet, aber Carola Freundl erscheint in fast jeder Ausgabe mit Foto). Passend ließ jemand sogar einen Verfassungsschützer namens Schachtschneider auffliegen, der ein paar Monate bei einer anderen Antifa-Gruppe am Prenzlauer Berg und bei der Kommunistischen Plattform der PDS herumgelaufen war, so daß Paus Verdacht plausibel erschien, und SPD/HVD-Stöckel schickte dann auch noch aus seinem Bundestagsbüro eine E-Mail: "An Peter Kratz: Sie haben entweder einen Desinformationsauftrag oder sind völlig vernagelt. Was soll der Scheiß? Wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann, lassen Sie es mich wissen." Bei "Humanisten" geht es wohl immer irgendwie um "Hilfe": Kranke werden so zu Euthanasiefällen, politische Gegner zu Kranken ...

(Juli 2001)

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