Dieses Flugblatt erschien 1998.
                    Barnett wurde nach der Wahl 1998 zur Vorsitzenden des
                    Bundestagsausschusses für Arbeit und Sozialordnung gewählt
                    (2002 nahm man ihr den Vorsitz wieder ab),
                    Pick wurde nach der Wahl 1998 Parlamentarischer Staatssekretär
                    im Bundesministerium für Justiz (2002 verschwand er völlig aus
                    dem Bundestag).
 
Wahl-Entscheidung leicht gemacht:
 
SPD-MdB's stützen schwulen- und lesben-feindliche Sekte
 
Chefideologe der "Freireligiösen" rechtfertigt Mordanschläge
und KZ’s für Schwule und Lesben ---
"Ehrenmitglied" der Sekte wirft Antifaschisten vor,
"kulturelles Aids" zu verbreiten ---
SPD-MdB's Doris Barnett (Ludwigshafen) und Eckhart Pick (Mainz) weigern sich, sich von ihrer Sekte der "Freireligiösen" zu distanzieren

Die Sache ist so dreist, daß man sie zuerst gar nicht glauben mag: Die Sekte der "Freireligiösen", die in vielen Bundesländern staatliche Unterstützung von SPD-Regierungen erhält und der die SPD-MdB’s Barnett und Pick angehören, leitete noch 1995 (!) ihre "Religion" aus den Ideen des Alt- und Neonazi Dietrich Bronder ab, der noch 1990 die Nazi-Konzentrationslager rechtfertigte und sich rühmte, 1933 an der Erstürmung des Magnus-Hirschfeld-Instituts durch SA-Horden teilgenommen zu haben. Mordanschläge gehörten 1990 für den langjährigen "Bundessekretär" (Organisationschef) des "Bundes Freireligiöser Gemeinden Deutschlands" (BFGD) und vormaligen hauptamtlichen SPD-Parteisekretär (!) Bronder zur akzeptablen Politik. Dennoch zitiert seine Sekte - die nur noch dank der Unterstützung aus der SPD zu existieren scheint - in ihrer Mitgliederzeitschrift "Wege ohne Dogma" auch 1995 noch unerschütterlich Bronders "Naturreligion" als die Grundlage der eigenen Weltanschauung. Nachdem die Zeitschrift "konkret" dies im Januar 1998 öffentlich gemacht hatte, solidarisierten sich die SPD-MdB’s Barnett und Pick im März 1998 in einem gemeinsamen Offenen Brief nachdrücklich und ohne Wenn und Aber mit der Sekte der "Freireligiösen", der sie selbst angehören. Ausdrücklich wiesen sie die "konkret"-Kritik als unannehmbar zurück. Sämtliche "Pfarrer" der Sekte wiesen ebenfalls im März 1998 in "Wege ohne Dogma" die Kritik an der historischen und aktuellen Nazi-Politik der "Freireligiösen" zurück.

Ein Hohn: In der SPD-Bundestagsfraktion gibt es zwar keine offen schwulen oder lesbischen Abgeordneten, die sich für eine emanzipatorische Politik einsetzen, aber die "Freireligiösen" Barnett und Pick haben wieder sichere Listenplätze für die Bundestagswahl im September 1998 bekommen: Barnett steht auf Platz 2 der SPD-Landesliste Rheinland-Pfalz direkt hinter Rudolf Scharping und gilt als neue Hoffnungsträgerin der rheinland-pfälzischen SPD, Pick bekam Platz 15 der Landeliste. Schwule und Lesben, die bisher auf die emanzipatorischen Wahlaussagen der SPD gehofft haben, müssen wohl umdenken.

Bronder beschrieb 1990 in seiner Autobiografie "Bronders Weltpanorama" offen und ohne Tarnung die Nazi-Wurzeln der "Freireligiösen" und die jahrzehntelange Kontinuität ihrer Nazi-Orientierung. Er selbst wäre gerne Mitglied der SS geworden, wie er schreibt, war dann aber bis Mitte der 80er Jahre einer der wichtigsten Funktionäre der "Freireligiösen". Auf Bronders Ideen will die Sekte auch Mitte der 90er Jahre nicht verzichten und beruft sich weiterhin auf seine Vorstellung vom "Göttlichen in der Natur".

Keine "Unzucht" mit SPD-MdB’s

1990 schrieb Bronder über Hirschfelds Arbeit: "Der Mai 1933 brachte für mich am Zehnten noch etwas Besonderes, was auch Spaß machte: die Besetzung des Instituts für Sexualforschung, das die Weimarer Republik dem jüdischen Professor Dr. Magnus Hirschfeld (1868-1935) am Rande des Tiergartens, in unserer Nähe, errichtet hatte, so eine Art staatliche Versuchsanstalt für Unzucht. Ich machte als HJ-Führer diese Aktionen der deutschen Studentenschaft mit ... Aus dieser Brutstätte der Zersetzung wurden ganze Lastautos voll pornographischer Bilder und Schriften, Akten und Kartotheken zur Vernichtung abtransportiert. ... Wir Konservativen sind diesem Bürgerschreck" (d.i. Hirschfeld) "immer mit Abscheu begegnet, für uns war er ein Zerstörer alter Werte und überlieferter Sittlichkeit. Am Abend des gleichen Tages veranstaltete der Kampfausschuß der deutschen Studentenschaft ‚Wider den undeutschen Geist‘ vor der Berliner Universität Unter den Linden eine große Verbrennung undeutscher Literatur, die auf einem riesigen Scheiterhaufen vernichtet wurde, gleich einer Gesundungsprozedur. ... Sicher ist die Verbrennung von Werken des Geistes kein schöner Akt, aber oft ein notwendiger der Reinigung. Damals war er fällig. Die zu verbrennenden Bücher wurden herangefahren, vorweg eine Büste des Herrn Doktor Magnus Hirschfeld."

KZ’s für Homosexuelle

1990 schrieb Bronder über die Nazi-KZ’s: "Daß es Konzentrationslager im Dritten Reich gab, in welchen politische Gegner eingesperrt und in Schutzhaft genommen wurden, um den Aufbau des neuen Reiches nicht zu behindern, war uns bekannt. ... Im Verlaufe des Krieges kamen dann noch viele andere Menschen dazu, alle, die den Sieg behindern konnten, wie Miesmacher und Meckerer; Saboteure, Diebe, Abhörer von Feindsendern, ... Frauen, die sich mit Fremdarbeitern einließen, Homosexuelle usw. Heute macht man ein großes Geschrei um diese Leute, und mehr noch um jene, welche den harten Strafen des Volksgerichtshofes erlagen. Aber einen Krieg gegen diese Übermacht von Feinden konnten wir nicht führen ohne eine straffe Disziplinierung unseres Volkes. Und wer da zuwider handelte, obwohl er um die Verbote und die Strafen wußte, der mußte die Konsequenzen tragen. ... Schwarze Schafe gibt es wohl überall, die man selektieren muß, um die anderen nicht anzustecken." Im gleichen Atemzug auf derselben Seite des Buches: "Ich war und bin ein Verfechter der Euthanasie und des Gnadentodes, und zwar aus humanitären Gründen, die allerdings nicht nur für die Opfer, sondern in erster Linie für die betroffene Umwelt zu gelten haben. ... Mit welchem Recht füttern wir die Krüppel weiter, die immer mehr werden, von Jahrzehnt zu Jahrzehnt, heute weit über eine halbe Million in der BRD? Sicher nicht nach dem Recht der Natur, die mit ihren Mißgestalten anders umgeht: sie wirft sie einfach aus dem Nest, weil das Kranke, geistig und körperlich Mißgebildete kein Lebensrecht hat". Über einen Vorsitzenden der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN): "Er halste allen Landsleuten die Kollektivschuld auf, sagte als Zeuge im Eichmann-Schauprozeß in Jerusalem aus. Nachdem ich diesen Menschen gesehen und gehört hatte, war mir klar, daß er ins KZ kommen mußte. Man wollte und schon damals vor ihm schützen."

Mordanschlag gegen "All-Sexualisierung"

1990 schrieb Bronder über Attentate: "Ich hatte eine interessante Begegnung mit einem Mörder, einem politischen Attentäter ersten Ranges, der mir als ein Fachmann für den Antisemitismus nicht unbekannt war. ... Er tötete 1925 durch Pistolenschüsse als junger Mann in Wien den Juden Hugo Bettauer, einen Schriftsteller und Herausgeber einer ‚Zeitschrift für Lebenskultur und Erotik‘ ... Er hielt heute noch sein Attentat vor 57 Jahren für einen gerechtfertigten ‚Alarmschuß‘ für das deutsche Volk. Denn Bettauer löste in Wien viel Empörung durch seine sexuelle Freizügigkeit aus, zu der er die deutsche Jugend erziehen wollte." Der Attentäter "sah schon früh, ‚was auf uns Deutsche zukommen würde durch systematische Zerstörung der Sittlichkeit und Identität unseres Volkes, wenn nicht rechtzeitig ein Halt geboten werde: wie er es mit seinen Schüssen tat‘... Ich hätte es als eine vornehmste Aufgabe der Freireligiösen und Humanisten angesehen, dieser All-Sexualisierung entgegenzuwirken, die letztlich auch für Aids verantwortlich ist, die donnernde Antwort der Natur auf menschliche Sünden und Schweinereien."

Über den Mordanschlag auf Rudi Dutschke 1968: "Ich habe das Attentat damals begrüßt, weil endlich ein Exempel statuiert wurde, das abschreckend wirken konnte. Man kann sich nicht alles gefallen lassen." Über die "68er" allgemein: "...die Lehrer unserer Kinder. Ich bedauerte die Eltern, die ihre unschuldigen Kinder diesen Proleten, Fixern, Haschern, Säufern und Homos, Atheisten und Kommunisten, Sexualisten und Anarchisten anvertrauen müssen, weil unser ‚Unstaat‘ das verlangt und es keine Alternative der Ordnung, Sauberkeit und Anständigkeit mehr gibt."

taz und FAZ "mit kulturellem Aids infiziert"

Bronder ist kein Einzelfall. In der Mitgliederzeitschrift der "Freireligiösen" namens "Wege ohne Dogma" schrieb der langjährige "Präsident" der Landesgemeinde Hessen und "Ehrenmitglied" des BFGD Erich Satter 1993: Antifaschisten, die seine Sekte kritisierten, würden "kulturelles Aids" verbreiten und hätten bereits Zeitungen wie "taz" und FAZ "mit ihren Viren infiziert", weil sie negativ über diese Sektenszene berichtet hatten. Der Neonazi Satter, gegen den ein Ermittlungsverfahren wegen Volksverhetzung läuft und der das Büro der "Freireligiösen" in Wiesbaden als seine Wohnadresse angibt, hat sich inzwischen nach Österreich abgesetzt. Bis heute hoch verehrt werden in der Sekte auch die Nazis Wilhelm Bonneß, "Ehrenpräsident" des BFGD und Barnetts "religiöser" Lehrer, der vorher "die Richtigkeit nationalsozialistischer Rassenerkenntnisse" anpries; und Georg Pick, ebenfalls "Ehrenpräsident" des BFGD und Eckhart Picks Vater, der 1937 sogar Adolf Hitler zum Gott ausrief und das rassereine deutsche Herrenvolk für göttlich ausgab – gefährliche Wirrköpfe, denen die "Freireligiösen" bis heute folgen.

Nach allen Forschungsergebnissen über die "Freireligiösen", die auch international von Religionswissenschaftlern bestätigt werden, steht heute fest, daß die Sekte entgegen ihren eigenen Legenden personell und ideologisch dem Nationalsozialismus entstammt und weiterhin Nazi-Ideen anhängt. Das zeigen ihre eigenen Publikationen, und dieses Faktum ist inzwischen auch in der SPD bekannt. Obwohl sich die MdB‘s Barnett und Pick ohne jede Einschränkung mit den "Freireligiösen" solidarisieren, hält die SPD weiterhin blind an den beiden Kandidaten fest, vor allem Fraktionschef Scharping. Sind die Wahlaussagen der Partei zur rechtlichen Gleichstellung von Schwulen und Lesben daher überhaupt ernst zu nehmen ?
 

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