Dokumente 4

Die Zeichen der Freireligiösen als Bekenntnis zum Faschismus im Jahr 2000

In Nr. 5/1933 der Zeitschrift "Freie Religion" stellte Georg Pick das neue Symbol der Sekte, das Sonnenkreuz, vor, das er selbst entworfen hat und das bis heute das Zeichen der Sekte ist und an der Außenwand ihres Gemeindehauses Gartenfeldstraße 1 in Mainz zu sehen ist.

 

September 2000 am Gebäudekomplex der Freireligiösen Gemeinde Mainz.

Auf diesen Artikel Picks von 1934 bezieht sich die heutige "Pfarrerin" der Sekte, Elke Gensler, 1992 am Ende ihres Artikels "Sonne und Kreuz" der heuigen Freireligiösen-Zeitschrift "Wege ohne Dogma" (WOD) (WOD 2/1992, S. 34 ff), in dem sie das Zeichen der Sekte behandelt.

Georg Pick hebt 1934 in "Freie Religion" die "Darstellung des heiligen Ja" durch das Sonnenkreuz hervor (S. 65) und schreibt, das neue Zeichen der Sekte "steht schließlich in einem ergänzenden Verhältnis zu dem Wahrzeichen des neuen Deutschland, dem Hakenkreuz" (S. 66), und schließt ab: "Darum haben wir das Sonnenkreuz zum Symbol und Erkennungszeichen aller Freireligiösen erwählt, die im Verbande Freireligiöser Gemeinden, der künftigen 'Freien Religionsgemeinschaft Deutschlands', zusammengeschlossen sind"(ebd.).

Gensler schreibt 1992 in WOD über das Sonnenkreuz: "Es ist dieser Religionsgemeinschaft Symbol seit dem Jahr 1934" (S. 34) und hebt bei der Betrachtung der inhaltlichen Bedeutung des Zeichens hervor: "Dieselbe Funktion kann auch das Kreuz allein übernehmen, zumal wenn es in der Funktion des Hakenkreuzes, der indischen Swastika, auftritt" (S. 37) und schließt mit dem Hinweis auf Picks "Darstellung des 'ja'" von 1934 (S. 39).

Die faschistische Kontinuität wirkt bis heute fort:

 

Türschild der Freireligiösen Gemeinde Mainz und des Dachverbandes "Freie Religionsgemeinschaft Rheinland" - der Nachfolgerin der "Freien Religionsgemeinschaft Deutschlands" - in der Gartenfeldstraße 1 in Mainz im September 2000.

1935 zeigt das Titelblatt der Zeitschrift "Freie Religion" auch das Sonnenkreuz und den Spruch "Mensch werde wesentlich", der 1959 auch dem BFGD-Selbstdarstellungs-Buch "Wesen und Auftrag" vorangestellt wird, das auf dem Titel ebenfalls das Sonnenkreuz zeigt. In Nr. 1/1934 von "Freie Religion" erscheint erneut ein Artikel zum Sonnenkreuz, wo es heißt: "In diesem einfachen, dem kosmischen Geschehen nachgebildeten Zeichen des Sonnenkreuzes sind enthalten, aus ihm heraus entwickelten sich mannigfache Abwandlungsformen, darunter das Hakenkreuz, das als Sinnbild des sieghaften aufsteigenden Lichtes das Zeichen des Dritten Reiches der Deutschen geworden ist" (S. 5), und: "In sinnvoller Weise deutet Georg Pick das Kreuz im Kreise als Zuzählzeichen und so als 'Darstellung des heiligen Ja'" (S. 6). Sodann zitiert man hier breit Alfred Rosenberg "über Weltanschauungsfragen" (S. 109) und erklärt in Nr. 1/1936 unter der Überschrift "Politik und Religion": "Vor der nationale Erhebung (von 1933) zogen die uns angeschlossenen Gemeinden einen dicken Strich zwischen die beiden Begriffe Politik und Religion: Wir sind religiöse Gemeinden sagten wir, und halten uns fern von jeder Politik. ... Das ist heute völlig anders geworden. Wir stehen mit unseren religiösen Zielen im Dienste des politischen Wollens der deutschen Nation. Unsere religiöse Gemeinde sieht sich als ein Stück, als eine Seite der politischen Bewegung des neuen Deutschland. ... Wir ahnten das neue Deutschland und kämpften dafür von der Seele her" (S. 9). Weiter: "Noch nie in der Weltgeschichte hat der Begriff der Politik eine so innerliche, den Menschen an der Wurzel erfassende Bedeutung gewonnen, wie im Staate Adolf Hitlers. Für uns als Freireligiöse gibt es keine innere Möglichkeit, unser religiöses Leben außerhalb dieses Neubaus der deutschen Volkskultur zu stellen, es ist ein Teil dieses Ganzen. ... Der politische Mensch im deutschen Sinne ist jetzt zugleich religiöser Mensch. ... Auch die Religion muß den Anspruch auf Totalität erheben" (S. 10). Sodann wird die Satzungsänderung der Sekte bekanntgegeben: "Die Gemeindevorstände verpflichten sich, die Gemeinden in Treue zum nationalsozialistischen Staat, seinen Gesetzen und Zielen zu leiten" (S. 11). Diese Regelung wurde bis heute niemals aufgehoben und gilt ebenso fort, wie manche Ehrenbürgerschaft deutscher Städte für Hitler.

Bis heute wird dieses Zeichen der Freireligiösen
auch von militanten Neonazis verwendet.

 
 
Die englische antifaschistische Zeitschrift "Searchlight" brachte 1979 dieses Titelbild, das das Symbol einer militanten Neonazi-Organisation zeigt. 1982 brachten Neonazis in den Niederlanden Georg Picks Buch "Die Religion der freien Deutschen" von 1937 als Reprint heraus, in dem Pick Adolf Hitler zum Gott der Freireligiösen ausruft. Das Buch wird heute von Neonazi-Antiquariaten und Neonazi-Buchversandfirmen vertrieben. Im August 1999 dokumentierte "Searchlight" dieses rassistische Flugblatt britischer Neonazis, das ebenfalls Picks Sonnenkreuz verwendet.

 .

Das Zeichen war auch bei der SS in Gebrauch.
Hier das Titelbild eines Konvoluts der "SS-Leithefte":


 

In Nr. 1/1941 der Zeitschrift "Freie Religion" erscheint auf dem Heftrücken erneut eine Anzeige für Georg Picks Buch "Die Religion der freien Deutschen" von 1937 mit dem Text: "Das führende Werk dieser Glaubensrichtung ist das Buch von Georg Pick ...". Diese Werbung wird mehrfach wiederholt. Wiederum werden auch Bergmann (S. 47) und Schwarz (S. 82) angepriesen und "das Feldherrntum des Führers" besungen (S. 83). Kurz bevor kriegsbedingt die Papierzuteilung an die Zeitschrift (wie an fast alle privaten Zeitschriften im Machtgebiet der Nazis) gestoppt wird, bringt Pick noch seinen Artikel "Die Freie Religionsgemeinschaft Deutschlands in der religiösen Entwicklung der deutschen Gegenwart" (S. 93 ff), in dem er erneut das Bekenntnis der Freireligiösen ablegt:

"Der Nationalsozialismus erstrebt vom Politischen her, was wir vom Religiösen her erstreben" (S. 96).

Dann wird noch einmal Picks "Religion der freien Deutschen" als das "Hausbuch freier deutscher Religion" angepriesen, das "im Besitz aller freireligiös denkenden Familiensein (sollte)". Auf dieses Buch leitete die "Pfarrerin" der Freireligiösen Gemeinde Mainz noch 1992 ihre "Religion" ab.

Prominentestes Mitglied der Freireligiösen Gemeinde Mainz ist heute Dr. Eckhart Pick, 1998 bis 2002 Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Justiz und Sohn von Georg Pick.

Auch andere freireligiöse Gemeinden verwenden Picks Zeichen, z.B. die hessische Gemeinde, die mit der Gemeinde in Mainz eng zusammenarbeitet. Die hessische Gemeinde verwendet zusätzlich die Flamme, ebenfalls ein altes faschistisches Zeichen. Die Flamme ist heute in der einen oder anderen Form bekannt, z. B. als Zeichen der faschistischen Parteien Italiens (MSI) und Frankreichs (Front National).

 
Neben der Flamme in der Schale ist auch die Fackel ein schon in den 20er Jahren von Faschisten verwendetes Zeichen. Neben dem Gemeindehaus der Freireligiösen Gemeinde Mainz an der Gartenfeldstraße steht das "Fackelträgerhaus", ein Wohnhaus, dessen Stirnseite mit dem "Fackelträger" zur Gartenfeldstraße zeigt. Im Hintergrund Häuser des Freireligiösen-Komplexes,
mit dem Sonnenrad an einer Seitenwand.

 
 

Die enge Verbindung der Nazi-Sekten untereinander zeigt die Annonce des "Religiös-Weltanschaulichen Pressedienstes" aus der Zeitschrift "Der Humanist" des Bundes Freireligiöser Gemeinden Deutschlands vom Oktober 1982. Den Pressedienst hatten die Freireligiösen gemeinsam mit den Deutschen Unitariern gegründet, das Büro war in Mainz in der Gartenfeldstraße 1, dem Haus der Freireligiösen Gemeinde Mainz.

 

Auch die Zeichen der Deutschen Unitarier sind faschistische Zeichen:

...Dokumente 5: Die faschistischen Zeichen der Deutschen Unitarier

...Übersicht: Dokumente zu den Freireligiösen
 

...zurück zur Übersicht: Faschismus "religiös"

...zurück zur Übersicht: Themen des BIFFF...

...Eingangsseite