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Materialien zur Sekten-Enquetekommission VI:
 
Der Fall Ralf Bernd Abel
 
Der Bundestag machte sich lächerlich: Sein prominentester Sektenjäger ist selbst tief in die Sektenszene verstrickt ---
Abel war jahrzehntelang Top-Funktionär der Nazi-Sekte
"Deutsche Unitarier Religionsgemeinschaft e. V." ---
Er warb für die antisemitische "Ludendorffer"-Sekte und für den
Sympathisanten der Sekte "Universelles Leben / Heimholungswerk" Hubertus Mynarek ---
Verbindungen von Abels Sekte bis zu Nazi-Skinheads, zu Jürgen Rieger und der "Auschwitz-Lügner"-Szene ---
Werbung für den Grabert-Verlag

Prof. Dr. jur. Ralf (Ralph) Bernd Abel aus Schleswig: CDU-Mitglied, Rechtsanwalt und Notar, Fachhochschulprofessor im thüringischen Schmalkalden, von der CDU / CSU benannter Sachverständiger der Enquetekommission "Sogenannte Sekten und Psychogruppen" des Deutschen Bundestages, Rechtsgutachter gegen die "Scientology Church" für die SPD/Grünen-Landesregierung Schleswig-Holsteins, selbsternannter Fachjurist in Sachen Religionsrecht. Abel ist das A und O der Sekten-Enquetekommission: Ihr Anfang und ihr Ende! Denn Abel ist über 30 Jahre im Neonazi-Bereich aktiv gewesen, propagierte die Ideen des "Kirchenkampfes" der Nazis bis in die 80er Jahre und war ein fester Knoten in dem engen Netz, das (neo-) nazistische religiöse Gruppen mit den "neuen" Sekten wie "Scientology Church" oder "Universelles Leben" verbindet. Und Abel versuchte immer wieder persönlich, dies durch platteste Lügen zu vertuschen. Wenn die Sekten-Enquetekommission des Bundestages glaubwürdig sein will, muß sie Abel hinauswerfen. Aber wenn sie ihn hinauswirft, wird sie ihren wichtigsten Rechtsberater los.

Die "Deutsche Unitarier Religionsgemeinschaft e. V." (DUR), für die Abel nachweislich seit den 60er Jahren bis in die 90er Jahre tätig war und in der er nach einem Bericht der Zeitung "Die Woche" vom März 1997 und den Aussagen von DUR-Funktionären heute immer noch zahlendes Mitglied ist, diente nach 1945 als Auffangorganisation für Nazi-Kader und Ideologen der germanentümelnden Rasse-Religion. Ihr erster Chefideologe war der antisemitische und antichristliche Agitator Wilhelm Hauer, der mit späteren DUR-Funktionären schon 1933 die nazistische "Deutsche Glaubensbewegung" (DG) gründete. Hauer hetzte auf Großveranstaltungen, bei denen christliche Zwischenrufer von SA-Schlägern mißhandelt und der Gestapo übergeben wurden, gegen die jüdische und die christliche Religion. In seinem Hauptwerk "Deutsche Gottschau", das er explizit auf Alfred Rosenbergs Buch "Der Mythus des 20. Jahrhunderts" aufbaute, forderte er den "Kampf bis zum Sieg" gegen "vorderasiatisch-semitische Fremdreligionen". Hauer – einer der führenden "Religionswissenschaftler" der Nazis - erhielt nach 1945 Lehrverbot. Die DUR-Zeitschrift "unitarische blätter" (ub) präsentierte jedoch noch 1986 (!) voller Stolz Hauers DG als eine ihrer Wurzeln.

Tarnorganisation für Nazis

Noch 1984 wählte die DUR den früheren "Hauptschriftleiter" der "Nationalsozialistischen Monatshefte" und Leiter der Abteilung "Juden- und Freimaurerfragen" im NSDAP-"Amt Rosenberg", Eberhard Achterberg, zu ihrem obersten theologischen Chef. Achterbergs "religiöse" Ideen aus der Nazi-Zeit druckten die "unitarischen blätter" noch 1986 voller Stolz und mit Jahresangabe der Erstveröffentlichung: 1943. Die "Nationalsozialistischen Monatshefte", in denen Achterberg bis zum Ende der Nazi-Herrschaft eine Reihe späterer DUR-Ideologen schreiben ließ, wurden von Alfred Rosenberg persönlich herausgegeben, dem "Beauftragten des Führers für die gesamte geistige und weltanschauliche Schulung und Erziehung der NSDAP", und enthielten primitive antisemitische Hetze, Kriegstreiberei und ansonsten Propaganda für eine "germanische Religion". Doch der DUR-Funktionär Hans-Dietrich Kahl, in den 80er und 90er Jahren Achterbergs Nachfolger als theologischer Chef der DUR - "Vorsitzender des Geistigen Rates der Deutschen Unitarier", so der aufgeblasene Titel - schrieb 1989 (!) in einer Selbstdarstellung der Sekte, die "Nationalsozialistischen Monatshefte" seien "eine Zeitschrift" gewesen, "die im 'Dritten Reich' unbestritten (was etwas heißen wollte!) als 'lesbar' galt, weil sie Niveau bot und nicht bloß billige Parteipropaganda".

Judenverfolgung als "Niveau", und zwar "unbestritten"!

Diese Selbstdarstellung der DUR, "Strömungen. Die Deutschen Unitarier seit 1945 - ein kritischer Rückblick", verschickt die Sekte auch 1997 noch an Interessenten.

Nazi-Kader als Führungselite

Fast die gesamte Führungselite der DUR bestand seit der Sektengründung 1946 aus ehemaligen Nazi-Kadern, auf die man sich in "Strömungen" bis heute mit Stolz beruft. Z. B. Marie-Adelheid Reuß-zur Lippe, Achterbergs und Kahls Vorgängerin als "Leiterin des Geistigen Rates", vor 1945 enge Vertraute und Mitarbeiterin des "Reichsbauernführers" und Chefs des "Rasse- und Siedlungsamtes" der SS, Walter Darré, 1986 Chefredakteurin des "Auschwitz-Lügner"-Blattes "Die Bauernschaft", bis zu ihrem Tode Ende 1995 liebevoll vom Leiter der DUR-Landesgemeinde Hamburg, Helmut Kramer, betreut, wie dieser selbst erzählte.

Z. B. Herbert Grabert, "Schriftleiter" der DG-Zeitschrift "Deutscher Glaube", nach 1945 Gründer des rechtsextremistischen Grabert-Verlages, in dem später etliche DUR-Größen publizierten und für dessen Bücher die "unitarischen blätter" unter Abels Mitwirkung warben.
Z. B. Dietrich Klagges, der als NSDAP-Innenminister des Landes Braunschweig dem Österreicher Adolf Hitler die deutsche Staatsbürgerschaft verschaffte und nach 1945 als Kriegsverbrecher im Zuchthaus saß, dann zu einem führenden DUR-Ideologen der 60er Jahre wurde.
Z. B. Herbert Böhme, einst "Reichsfachschaftsleiter für Lyrik" in der "Reichsschrifttumskammer" des Propagandaministeriums von Josef Goebbels, dann 1947 mit Achterberg und Kahl Begründer der DUR als Nazi-Auffangorganisation und eine Zentralfigur des bundesdeutschen Neofaschismus, der noch Jahre nach seinem Tod im Verfassungsschutzbericht des Bundesinnenministers namentlich genannt wurde.
Z. B. Karlheinz Küthe, 1939 nach Salzburg entsandt, um dort den "Kampfbund Deutscher Glaube" aufzubauen, später "Präsident" der DUR und Autor der "unitarischen blätter" unter Abels Mitwirkung.
Z. B. Otto Wetzel, NSDAP-Reichstagsabgeordneter, dann NPD-Bundestagskandidat und "Landesgemeindeleiter" der DUR in Nordrhein-Westfalen, später - als Ralf Bernd Abel die DUR-Zeitschrift "glaube und tat" als "Schriftleiter" führte - Autor dieses Blattes, ebenso wie Reuß-zur Lippe.
Z. B. Fritz Castagne, der mit Hauer und dem Nazi-Rassetheoretiker Hans F. K. Günther 1933 die DG gegründet hatte, in den 70er Jahren Abels Vorgänger als "Schriftleiter" der DUR-Zeitschrift war - Abel war zu dieser Zeit Redaktionsmitglied – und unter Abels "Schriftleiter"-Tätigkeit seinerseits Redaktionsmitglied war, dann 1984 die rechtsextremistische "Kieler Liste für Ausländerbegrenzung" gründete und für sie kandidierte - die Partei erschien sogleich im Verfassungsschutzbericht des Landes Schleswig-Holstein.
Z. B. Albert Hartl, ein exkommunizierter katholischer Priester, der von Heinrich Himmler persönlich für den "Sicherheitsdienst Reichsführer SS" (SD) geworben worden war und das KZ Dachau mit christlichen Geistlichen füllte, in der Terrorzentrale des "Reichssicherheitshauptamtes" zum unmittelbaren Vorgesetzten Adolf Eichmanns aufstieg, nach eigenen Angaben maßgeblich am Zustandekommen des Euthanasie-Programms beteiligt war, dann die Mordkommandos der "Einsatzgruppe C" in Osteuropa beaufsichtigte, am Kriegsende beim Organisator der "Rattenlinie" Alois Hudal auftauchte (über die "Rattenlinie" flohen die bekanntesten Nazi-Verbrecher in den Nahen Osten und nach Südamerika, auch Hartls Untergebener Eichmann und der Auschwitz-"Arzt" Josef Mengele). Danach wurde Hartl zu einem Hauptideologen der DUR, wo er seine Euthanasie-Propaganda fortsetzte; noch 1982 bezeichnete der DUR-Präsident Horst Prem - 1990 ein Mandant in Abels Rechtsanwaltskanzlei - Hartl in einem Nachruf als "Wegweiser" der Deutschen Unitarier: Er werde der Sekte sehr fehlen.

Kontinuität bis heute

In den 80er und 90er Jahren beherbergte die DUR in ihrem "Haus der Deutschen "Unitarier" in Hamburg den nazistischen "Freundeskreis Filmkunst e. V." aus dem Umfeld Jürgen Riegers und die rechtsextremuistische "Gesellschaft für freie Publizistik" (GfP), die vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Die Chefs der Hamburger DUR-Landesgemeinde, die die Räume vermietete: Helmut Kramer und seine Frau Christa, die auch Vizepräsidentin der DUR ist. Bis zum Frühjahr 1997 fungierte der Neonazi Kurt Winter als DUR-Gemeindeleiter in Düsseldorf; seit Jahren ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den Verleger Winter wegen des Vorwurfs der Volksverhetzung, seit Jahren gibt es öffentliche Proteste gegen Winters Skinhead-Verbindungen und gegen seine Funktionen in der rechtsextremistischen "Freien Wählergemeinschaft Düsseldorf", die der Verfassungsschutz beobachtet – doch die DUR hielt zu ihm.

Abel als später SS-Schüler

Zu dieser Liste, die sich fortsetzen läßt, paßt Ralf Bernd Abel, der ab 1977 "Schriftleiter" der DUR-Zeitschrift "glaube und tat / unitarische blätter" und später jahrelang ihr "ständiger Mitarbeiter" war. "Ich wünsche Ihnen weiter viel Erfolg für die Schriftleitung", gratulierte ihm Reuß-zur Lippe sogleich – die Alt- und Neonazis wußten, warum sie Abel diesen Posten gaben, und der druckte sogleich einen Text Hauers ab, um die Kontinuität zu beweisen. Vorher schon war Abel "Jugendreferent" der DUR in Niedersachsen und zuverlässiger Mitarbeiter der Sekten-Zeitschrift "glaube und tat" gewesen, "seit 1966", wie er sekten-intern über sich schrieb.

Als seinen "Lehrer", der ihm "einen überzeugenden weltanschaulichen Entwurf jenseits von Marx und Christus" vermittelt habe - "die unitarische Alternative zur allgemeinen Ratlosigkeit" -, bezeichnete Abel den früheren SS-Offizier Alarich Augustin, der eine Außenstelle der SS-Organisation "Ahnenerbe" - von Walter Darré gegründet - in Brüssel aufbaute. Augustin forderte z. B. 1970 in "glaube und tat", die Nazi-Forschungen an dem vermeintlichen Germanenheiligtum der Externsteine müßten wieder aufgenommen werden; er propagierte hier auch die antisemitischen Schriften der Sektengründerin Mathilde Ludendorff und hielt noch in den 80er Jahren bei DUR-Gemeinden Hetzveranstaltungen gegen Ausländer ab: "Geburtenrückgang und ethnische Unterwanderung" seien eine "große Gefahr", "eines Tages sind wir die Minderheit".  

Alarich Augustin als SS-Mann:


Sein Name wird 1999 wieder genannt: als ein enger Mitarbeiter des SS-Hauptsturmführers Hans Ernst Schneider, der als "Abteilungsleiter im persönlichen Stab des Reichsführers SS" (Himmler) im "Ahnenerbe" den "germanischen Wissenschaftseinsatz" an den Universitäten der "germanischen Stammländer" Niederlande, Belgien, Dänemark und Norwegen leitete. Schneider hatte unter dem falschen Namen "Hans Schwerte" nach 1945 eine Universitäts-Karriere als Germanist gemacht und war bis zum Rektor der RWTH Aachen aufgestiegen. Seine Enttarnung durch das niederländische Fernsehen 1995 löste einen Skandal aus. "Schwertes" Studentin und nahe Bekannte Marita Keilson-Lauritz, die heute in der Magnus-Hirschfeld- Gesellschaft aktiv ist, verteidigte ihren Lehrer daraufhin vehement.
Anschließend erschienen zahlreiche Bücher über Schneider/Schwerte und das Schweigen der Mitwisser in der Germanisten-Zunft, darunter ein Schneider/Schwerte verteidigendes Buch "Maskenwechsel" von Joachim Lerchenmüller und Gerd Simon (Tübingen 1999), die das obige Foto Augustins aus dessen Personalakte im Berlin Document Center abdrucken (S. 263) und über Augustin als Schneiders Mitarbeiter schreiben: "Alarich Augustin (geboren am 2. 3. 1912) hatte sich früh der 'Bewegung' verschrieben. Am 1. September 1931 war er in die NSDAP eingetreten, 1932 in den NSD-Studentenbund und in die SA und am 1. April 1933 in die SS. Er studiert von 1930 an in Marburg und Rostock Sport, Geschichte, Deutsch, Volkskunde, Völkerkunde und Philosophie. 1937 schließt er das Studium mit Staatsexamen und Promotion ab. Anschließend ist er in Rostock Assistent und Studienreferendar. 1935 wird er Fachgruppenleiter, 1936 stellvertretender Gaustudentenführer in Mecklenburg und anschließend Studentenführer, bevor er ab 7. 11. 39 sich freiwillig zur Waffen-SS meldet, wo er z. T. als Ausbilder wirkt. Das 'Ahnenerbe' wird schon 1936 auf ihn aufmerksam. Am 15. Juni 1943 stell es ihn bei gleichzeitiger Beförderung zum SS-Untersturmführer im Rahmen des 'Germanischen Wissenschaftseinsatzes' in Flandern ein. Von ihm sind mehrere Tätigkeitsberichte überliefert: Augustin war nach 1945 Studienrat in Wuppertal, überdies zusammen mit Herman Wirth Miglied des Kuratoriums für die Errichtung eines Europäischen Museums für Urgemeinschaftskunde" (S. 203 f). Ludwig Jäger, der in seinem Buch "Seitenwechsel. Der Fall Schneider/Schwerte und die Diskretion der Germanistik" (München 1998) den "Fall" - und die SS-Verbrechen! - weitaus kritischer betrachtet als Lerchenmüller/Simon, beschreibt Augustin als einen der führenden Ideologen des Germanentums in Belgien. Aus den "Jahresberichten", die Augustin über seine SS-Arbeit nach Berlin schickte, geht sein taktisches Verständnis des "germanischen Wissenschaftseinsatzes" als Einfallstor für die SS-Ideologie in die Intelligenzia Belgiens deutlich hervor: Die "Wiederbelebung des germanischen Volks- und Kulturbewußtseins" müsse "mit dem äußerst wirkungsvollen, weil neutral getarnten (!) politischen Propagandamittel der Wissenschaft" geschehen, zitiert Jäger ihn aus einem Bericht vom November 1944 (!) (Jäger S. 174, FN 118); Ziel Augustins war es, "geistige Tiefen- und Breitenwirkung besonders in den Intelligenzschichten Flanderns und Walloniens" zu erreichen und "einen Einbruch zu schaffen in die liberalistisch-humanistische Bildungsfront durch Gewinnung von Inhabern geistiger Schlüsselstellung", so Augustin im selben Bericht (zit. n. Jäger S. 190). Offenbar verfolgte Augustin dieses Ziel nach 1945 mit der "nazistischen Tarnorganisation" DUR weiter.

Abel ist mit der Nazi-Propaganda in der DUR aufgewachsen und hat sie selbst verbreitet. Noch in den 70er Jahren empfahl die Zeitschrift "glaube und tat / unitarische blätter" das Buch "Bauernglaube" des NS-Rassisten Hans F. K. Günther den DUR-Mitgliedern, Achterberg schrieb hier 1972 einen flammenden Nachruf auf Herbert Böhme, dessen 60. Geburtstag 1967 auf dem "Unitariertag" und in der Zeitschrift gefeiert wurde - zu einer Zeit, als Abel nach eigener Aussage schon Mitarbeiter des Blattes war und Böhme längst vom Verfassungsschutz beobachtet wurde. Mehrfach schrieb Abel Lobeshymnen auf die neofaschistische Hobby-"Religionswissenschaftlerin" Sigrid Hunke, die Alfred Rosenbergs "Mythus des 20. Jahrhunderts" immer wieder aufs neue in moderne Sprache übersetzte. Abel veröffentlichte als "Schriftleiter" des DUR-Blattes Texte des Nazi-Theoretikers Hans Grunski, der schon in den 30er Jahren - als Grunski in der "Forschungsabteilung Judenfrage des Reichsinstituts für Geschichte des neuen Deutschlands" arbeitete - von der Hauer-/ Günther-Zeitschrift "Deutscher Glaube" empfohlen worden war.

In den 80ern, als Abel "ständiger Mitarbeiter" der "unitarischen blätter" (ub) war, erschien das rassistische "Ausländer"-Heft der Zeitschrift, in dem die "Erbanlagengemeinschaft" der Deutschen beschworen und die ideologische Grundlage für die militante Verfolgung von Ausländern gelegt wurde: "Die Orientalisierung und Afrikanisierung unseres Landes macht mich zusehends trauriger und aggressiver". Man wolle sich doch als "Teil meines Glaubens ... in meiner Enkelgeneration sowohl im Aussehen als auch im Wesen, im Charakter wie im Empfingen noch wiedererkennen" können, deshalb müßten die meisten Ausländer raus, nur solche "nord- bzw. mitteleuropäischer Herkunft" dürften im Ausnahmefall bleiben, schrieb dort ein Autor - und Abel blieb trotzdem "ständiger Mitarbeiter".

Abels Propaganda für die "Ludendorffer"-Sekte

Unter Abels "verantwortlicher" Schriftleitung der "unitarischen blätter" (ub) wird hier für die Ideen der antisemitischen Sektengründerin Mathilde Ludendorff mit einem Schwerpunktheft geworben. Ludendorff, die von der Entnazifizierungsbehörde als "Hauptschuldige" Schreibverbot erhielt und deren Sekte "Bund für Gotterkenntnis - L" von 1961 bis 1974 wegen ihres militanten Antisemitismus in der Bundesrepublik Deutschland verboten war, sei nach 1945 unschuldig verfolgt worden, so der Eindruck, den Abels "ub" erwecken: "eingesetzte Sonderjustiz der Siegermächte" heißt das hier. Zur Zeit des Verbots der "Ludendorffer" hatte sich bereits Abels publizistischer Ziehvater Fritz Castagne um die Sektenmitglieder bemüht: Mit dem Abdruck von Ludendorff-Texten wollte man offenbar die Klientel zu sich herüberziehen. Von Ludendorffs paranoidem Antisemitismus, der das Zentrum ihrer "Religion" bildet und ihr sogar eine psychiatrische Untersuchung einbrachte, schwieg Abel. Statt dessen kamen Anhänger und Mitglieder der "Ludendorffer" in Abels "ub" breit zu Wort. In den 80er Jahren warben die "ub" dann in Anzeigen und mit dem Abdruck von Textauszügen für Ludendorffs Buch "Triumph des Unsterblichkeitswillens".

"Ich bin Gott"

Das gemeinsame aller rechtsextremen Sekten - ob sie es mit amerikanischen Kunstworten ausdrücken, wir die "Scientology Church", oder ob sie das Adjektiv "deutsch" zu ihrem "Glaubensgut" erklären, wie der theologische DUR-Chef Kahl – ist die Selbstvergöttlichung ihrer Mitglieder. Oder wie es Adolf Hitler in seinen "Tischgesprächen" sagte: "Der Mensch wird Gott, das ist der Sinn". Die Aussage "Ich bin Gott" wird von der DUR und den mit ihr verbündeten "Freireligiösen" als Höhepunkt des religiösen Bewußtseins ausgegeben, das man erreichen könne. In Büchern und in ihrer Sektenzeitschrift - auch unter Abels Mitarbeit - rechtfertigte die DUR immer wieder den Ausspruch eines ihrer Vordenker, des völkischen Ideologen und Mitbegründers der "Deutschen Glaubensbewegung" von 1933 Friedrich Schöll, der vor einer DUR-Versammlung ausgerufen hatte: "Ich bin Gott". Man sei selbst "Wirkort des Göttlichen", das "Schöpferisch-Göttliche im lebendigen Vollzug", "Allnatur", "All-Leben", "All-Gott" usw. - anmaßende Wahnvorstellungen selbsternannter Herrenmenschen, die aus den Hetzflugblättern der "Deutschen Glaubensbewegung" abgeschrieben sind. Das eigene Handeln könne man "nicht selbst willkürlich herbeiführen", so die DUR, sondern es sei göttliches Handeln, und selbst das "Verbrecherische" sei "göttlichen Ursprungs", schrieb "glaube und tat" – die passende Ideologie für die Täter des SS-Staates. "Auch das Böse muß als Möglichkeit und Seinsfunktion dem All-Einen innewohnen. ... Es ist klar, daß mit dieser Auffassung die Begriffe gut und böse relativiert sind." Das alles schrieb "glaube und tat" z. B. 1974, und bis heute wird der Text in einem DUR-Buch verbreitet.

Eigentlich müßte es in der Sekten-Enquetekommission des Bundestages einen Aufschrei geben, wenn eines ihrer Mitglieder über Jahrzehnte Ideologe, Funktionär und Rechtsberater einer Organisation war, die allen Ernstes behauptet, ihre Mitglieder seien göttlich. Doch der vermeintlich selbstgöttliche Ralf Bernd Abel, der in Wirklichkeit kein Gott, sondern nur ein Neonazi war, sitzt bisher unbehelligt als Sachverständiger in der Kommission.

Abels Nazi-Moral

Auch Abel selbst lehnte immer wieder die ethischen Kategorien von Gut und Böse als Leitbilder menschlichen Handelns ab. 1986 schrieb er gemeinsam mit Achterberg, dem "Freireligiösen" Jürgen Gerdes und dem Allround-Ideologen zahlreicher Sekten Hubertus Mynarek in der Zeitschrift "homo humanus aktuell" der DUR-Zweigorganisation "Eekboom-Gesellschaft" (EG). Die EG war nach 1945 unter dem Namen "Vereinigung für freigläubige Feiergestaltung von Alten Nazis gegründet worden und erinnerte mit ihrem Namen an die Abteilung "Volkskunde und Feiergestaltung" des "Amtes Rosenberg" der NSDAP, in dem der Autor der "Nationalsozialistischen Monatshefte" und spätere "glaube und tat"-Autor Thilo Scheller arbeitete - auch hier die alte Clique. Auf die Frage der EG: "Bejahen Sie denn das Böse?", antwortete Abel: "Ihre Frage ist so nicht richtig gestellt. Ich muß das sogenannte Böse als existent akzeptieren, es ist einfach ein Teil des Weltganzen. Das ist einer der Punkte, in denen ich mich von Christen unterscheide. Das Christentum will die Welt und die Menschen gut machen. ... In dieser Hinsicht sind Christen und Marxisten gleicher Ansicht: beide wollen die Welt und die Menschen verbessern. ... Die Welt kann man meiner Meinung nach weder verbessern, noch verschlechtern. ... Das Böse, das Häßliche, das Unangenehme und Negative ist einfach da, es gehört zum Leben. ... Und ich meine auch nicht, daß man es vernichten sollte, wie unter anderem Christen und Marxisten proklamieren. Erstens, weil es eben nicht geht und zweitens, weil auch das Böse in manchen Fällen durchaus seinen Sinn hat. ... Man kann auch keine Katze ohne Krallen und keinen Wolf ohne Zähne schaffen, jedenfalls keine, die überleben." Soweit der Jurist Ralf Bernd Abel, wenn er sekten-intern spricht: Weltanschauung aus der Wolfsschanze.

Abel im Sekten-Netz

Bieten Abels Auslassungen über das "Böse" bereits fließende Übergänge zum Satanismus, so zeigt seine Tätigkeit für die DUR auch seine organisatorische Vernetzung mit der Sektenszene in der Bundesrepublik. Der selbsternannte Sektenjäger half indirekt dabei mit, daß anfänglich kleine Gruppen wie "Scientology" oder "Universelles Leben" zu dem werden konnten, was sie heute sind. Denn die DUR-Zeitschrift "glaube und tat / unitarische blätter" warb immer wieder - auch unter Abels Verantwortung - für die Schriften des Sekten-Ideologen Hubertus Mynarek, der in den letzten 20 Jahren immer mal wieder auch die Propaganda von "Scientology", Baghwan, "Transzendentale Meditation" oder "Universelles Leben" verbreitete. Gleichzeitig schrieb Mynarek für die DUR, trat auf ihren Veranstaltungen auf und hatte schon 1979 für die DUR-Jugendarbeit das Buch "Orientierung im Dasein" geschrieben.

1983 billigte Mynarek in seinem Buch "Religiös ohne Gott?" den Sekten "eine legitime Ausweitung des Vernunft- und Bewußtseinsbegriffs" zu, kritisierte "verzerrte Berichte in den Medien" über Baghwan oder "Scientology": "Mit Recht haben Religionswissenschaftler darauf hingewiesen, daß die meisten Journalisten bei der Darstellung dieser Religionen nur polemisch interessiert sind und sich deshalb im allgemeinen auf den 'Nachweis' beschränken, daß diese Gruppen lediglich Instrumente der Geld- und Machtgier ihrer Führer seien." Dagegen schrieb er anerkennend von "Scientology-Geistlichen", die in seinem Buch breit zu Wort kamen, und bekannte, er selbst wolle "keine negative Bewertung" über diese Sekte aussprechen. 1985 erklärte er, vieles, was er in den Schriften der Sekte "Universelles Leben / Heimholungswerk" gelesen habe, sei ihm "sympathisch": "Das, was sie schreiben, ist durchaus etwas Positives".

In den 80er und 90er Jahren schrieb Mynarek immer wieder in den "unitarischen blättern" (ub) und in Zeitschriften der "Freireligiösen" – als in deren Zeitschrift "Der Humanist" sogar ein "Scientology"-Mitglied für die "Scientology Church" warb. Mynarek sprach auf DUR-Kongressen und bei der "Unitarischen Akademie", die DUR warb für seine Bücher. Abel, der in dieser Zeit "verantwortlicher Schriftleiter" und "ständiger Mitarbeiter" der "ub" sowie Vorsitzender des "Hilfswerks der Deutschen Unitarier" war, sah alledem nicht nur zu, sondern warb als "ub"-Verantwortlicher selbst aktiv für Mynareks Schriften.

In einem "ub"-Schwerpunktheft zum Thema "Jugendsekten" im Jahre 1980, an dem auch Abel und sein Ziehvater SS-Augustin mitarbeiteten, stand gleich zu Beginn ausgerechnet ein Gedicht des militanten österreichischen Neonazi Konrad Windisch, der damals bereits wegen politischer Straftaten im Gefängnis gesessen hatte - Jugendverführung einmal anders. Die Nazis rochen bei den Jugendsekten Morgenluft: "Es erstaunt vielleicht manchen, daß man hier unerwartet auf eine ganze Reihe eigentlich 'aus der Mode' gekommener Vorstellungen trifft, die offenbar wieder an Wert gewinnen und eine starke Anziehungskraft ausüben, wie z. B. Autorität, Disziplin, Askese, Pflicht", schrieb Abels Ko-"Schriftleiter" Günter Pahl hier; Pahl beherbergte in seinem Tagungshaus "Gartenhaus" in Pinneberg auch die völkisch-rassistische "Arbeitsgemeinschaft naturreligiöser Stammesverbände Europas" (ANSE). Die DUR wollte unter den potentiellen Anhängern der "Jugendsekten" selbst rekrutieren: "Mancher Unitarier wird sich fragen, was seine Gemeinschaft diesen suchenden Jugendlichen anbieten könnte. Ein Wegweiser dazu mögen die verschiedenen Beiträge sein, die in diesem Heft veröffentlicht werden." Und auch in diesem "ub"-Heft wurde ein Buch von Hubertus Mynarek als "Wegweiser" der Jugend empfohlen.

Abels verlorene Prozesse gegen Antifaschisten

Am Ende der 80er Jahre führte Ralf Bernd Abel mehrere Prozesse gegen Antifaschisten, die die DUR als "Nazi-Sekte", "völkisch-rassistische Sekte" und "nazistische Tarnorganisation" bezeichnet hatten. Abel wollte die Bezeichnungen verbieten lassen und trat sogar persönlich in Berlin vor Gericht für die DUR auf - wo er keine Gerichtszulassung hat -, um sich für seine Sekte vehement ins Zeug zu legen. Von den Antifaschisten wurden Hunderte Seiten schriftlicher Beweise über die historischen und aktuellen Nazi-Bezüge der DUR vorgelegt und detailliert nachgewiesen, daß hohe DUR-Funktionäre auch für die NPD, die REPs und die "Kieler Liste für Ausländerbegrenzung" zu allgemeinen Wahlen kandidiert hatten, danach aber weiterhin DUR-Funktionäre blieben oder wurden. Abel verlor die Prozesse jeweils durch zwei Instanzen rechtskräftig.

Dennoch log er anschließend gegenüber Freunden der DUR, die besorgt nachgefragt hatten: "An den Vorwürfen ist wirklich nichts dran." Die Wahrheit jedoch kann man in größeren Bibliotheken nachlesen, die die "ub" im Sortiment haben. Abel hatte schon in den Gerichtsprozessen gelogen. Z. B. hatte er wider besseres Wissen behauptet, der DUR-Gründer und aus den Verfassungsschutzberichten bekannte Alt- und Neonazi Herbert Böhme habe sich bereits 1954 von der DUR getrennt, weil sich seine Meinung nicht habe durchsetzen können, und er habe danach keine Rolle mehr gespielt. Doch in Wahrheit hatte die DUR-Zeitschrift "glaube und tat" zu der Zeit, als Abel schon bei ihr mitarbeitete, mehrfach Lobeshymnen auf Böhme abgedruckt, und auch der theologische DUR-Chef Kahl hatte noch 1989 Böhmes Verdienste für die Sekte breit hervorgehoben.

Bundestag machte sich lächerlich

Ralf Bernd Abel hat demnach ein eigenes Interesse an der Sekten-Diskussion: Es sieht so aus, als möchte er anderen Sekten die Klientel abjagen, um die aussterbende Nazi-DUR wieder zu füllen. Daß die Sekten-Enquetekommission jemanden, der in Sachen Sekten wg. Eigeninteresse die Unwahrheit sagt, als Sachverständigen beruft, macht den Bundestag insgesamt lächerlich. Das Gremium, das mit großem Tamtam angetreten ist, Licht in die okkulte Szene zu bringen, hat als Rechtsberater einen Nebelwerfer engagiert, der seine eigene Identität im Dunkeln läßt. Vor allem aber: Die Berufung Abels ist Wasser auf die Mühlen der "Scientology Church", die nun erst recht und immer neu herbeten kann, der deutsche Anti-Sekten-Diskurs sei eine Nazi-Veranstaltung.

Daß diese Sekten-Szene dennoch nicht im Verfassungsschutzbericht auftaucht, mag einen Grund darin haben, daß einer ihrer Leute im Kölner Bundesamt für Verfassungsschutz sitzt, und zwar ausgerechnet in der Abteilung Rechtsextremismus: Armin Pfahl-Traughber, seit Jahren selbst Autor in rechten bis rechtsextremen Zeitschriften, auch in Zeitschriften der "freireligiös-unitarischen Bewegung", wie sich diese Nazi-Szene heute selbst nennt.                                                                    
(Juni 1997)

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