© 2011 by P. Kratz und BIFFF... e.V. Jede Verwendung des Textes unterliegt dem Urheberrecht.
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Ein
Wahlabend mit Wowi auf der Couch:
Erst Kasperletheater mit neuer Hänneschen-Frisur im ZDF ... ... dann genervte Ernüchterung im Ersten nach dem Verlust seines Wahlkreises und dem Aus für seine Kanzlerkandidatur: Das wollten viele nicht mehr sehen: Während "tagesthemen extra" kurz vor dem Jauch-Talk noch 5,8 Millionen Zu- schauer/innen sahen, schalteten beim Anblick von Wowi und Co. sogleich 1,2 Millionen ab oder um: "Günther Jauch" mit dem genervten Wowereit und dem zer- schmetterten Rösler sahen nur noch 4,6 Millionen ("Tagesspiegel" 20. 9. 2011). |
Wieder nichts
mit "Hoffnungsträger"! an Zustimmung "Piraten, Piraten, Piraten"! Trau keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast, lautet einer der dümmsten aller dummen Sprüche. "Haha, ich hab meine Diplom-Prüfung in Statistik mit einer Eins bestanden!", meint BIFFF...- Leiter Peter Kratz und zieht den Aldi-Solar-Taschenrechner mit Prozent-Funktion. Die Zahlenangaben der Landeswahlleiterin und die Nachwahl-Befragungen von infra- test-dimap/ARD zur Abgeordnetenhauswahl Berlin 2011 bilden wie beim letzten Mal die Grundlage unserer Wahlanalyse. Erst mit den absoluten Zahlen der abgegebenen Stimmen (Zweitstimmen Abgeordnetennhauswahl) kann man ermessen, wie sich "das Wahlvolk" verhalten hat und was das Wahlergebnis wirklich bedeutet. Setzt man die Verlustzahlen ins Verhältnis zur Anzahl der Menschen, die sie beim letzten Mal noch überzeugen konnten, ergeben sich z.T. viel dramatischere Verluste als bei einem Ver- gleich der bloßen Prozente von 2011 zu 2006. Und die Dramatik könnte noch gestei- gert werden, wenn man die höhere Wahlbeteiligung 2011 in die Rechnung einbezöge; das haben wir uns erspart, weil es eh schon schlimm genug kommt und in eine solche erweiterte Rechnung weniger Zahlen als psycho-soziologische Betrachtungen ein- gingen. Die Veränderungen in der Zahl der Wahlberechtigten, die eine Rolle spielen, wenn man die absoluten Zahlen ins Verhältnis setzt, fallen dagegen weniger ins Gewicht. Die "Links"-Partei ist neben der FDP (die 2011 Dreiviertel (!) ihrer Wähler/innen von 2006 verloren hat) der große Wahlverlierer, denn sie verliert massiv in den Stasi-Hoch- burgen Ost-Berlins (minus 6,6 Prozent in Lichtenberg, minus 5,1 Prozent in Marzahn- Hellersdorf, gerechnet auf das Prozent-Gesamtergebnis 2011, aber jeweils 11 Prozent gerechnet auf ihre Wähler/innen von 2006 in den beiden Bezirken), kann aber im Westen ihren Aufbau nicht fortsetzen, sondern verliert auch in West-Berlin schon wieder. 8 Prozent der Berlin-weiten "Linke"-Wähler/innen der Wahl 2006 haben 2011 nicht mehr "Links"-Partei gewählt, und das, obwohl die Partei zwischenzeitlich mit der WASG fusionierte. Die 40 500 Stimmen der WASG von 2006 aber hat die Landeswahl- leiterin 2011 in der Statistik verschluckt statt sie auszuweisen. Rechnet man sie den "Linke"-Stimmen von 2006 hinzu, hat die fusionierte Partei, die heute "Links"-Partei heißt, 2011 Berlin-weit sogar 32 Prozent derjenigen Stimmenzahl verloren, die 2006 "Linke" plus WASG erhielten. Dagegen erscheinen die
Stimmenverluste der Wowereit-SPD (Zweitstimmen Abgeord- netenhaus)
geradezu als milde. Nach den offiziellen Ergebnissen verlor die Partei
im Osten 1 Prozent und im Westen der Stadt 3,4 Prozent gegenüber
dem Prozent-Ergeb- nis von 2006 (gesamt minus 2,5; stärkste
Verluste in Friedrichshain-Kreuzberg: minus 6,2;
Tempelhof-Schöneberg und Neukölln: je minus 4; Mitte: minus
3,8). Von ihren Verglichen mit den
dramatischen Gewinnen des Bezirksbürgermeisters von Neukölln,
Heinz Buschkowsky (den wir früher, bevor er sich zu rassistischen
Ausfällen hinreißen ließ, als "den letzten linken
Sozialdemokraten" in Berlin bezeichneten), fällt es schon ins
Gewicht, dass die mit SPD-Buschkowsky innerparteilich konkurrierende
Wowereit- SPD im Vergleich mit dem schon recht schlechten 2006er
Ergebnis noch einmal 2,6 Prozent an zustimmenden Menschen verlor. Denn
Buschkowsky gewann in
derselben Zeit für die von ihm geführte Neuköllner SPD
34 Prozent an Menschen, die ihm und ihr die Stimme gaben! Im
offiziellen Prozente-Vergleich der Landeswahlleiterin, der die
Situation für Wowereit schön rechnet, weil er nur die
Prozente von 2006 und 2011 vergleicht, gewann die SPD für die
Bezirksverordnetenversammlung von Neukölln 8,2 Prozent auf 42,8
Prozent der abgegebenen Stimmen. Tatsächlich jedoch erhielt die
Buschkowsky-SPD 12 500 Stimmen mehr als 2006, gerechnet auf das
absolute Stimmenergebnis der Bezirkswahl 2006 sind das 34 Prozent mehr
in 2011. In seinem Wahlkreis
(Erststimmen), den Wowereit 2011 gegen seinen CDU-Konkurren- ten
verlor, konnte der Regierende Bürgermeister überhaupt nur 25
Prozent aller Wahl- berechtigten für sich gewinnen. Mit mageren 7
216 Stimmen fuhr er 897 Stimmen weniger ein als 2006 (bei leicht
gesunkener Zahl an Stimmberechtigten und leicht gesunkener
Wahlbeteiligung im Wahlkreis); das macht ein Minus von 11 Prozent
gegenüber der Anzahl der Menschen, die ihm 2006 in seinem
Direktwahlkreis ihr Ver- trauen aussprachen. Damit verlor Wowereit
auch sein Abgeordneten-Mandat, denn er war nicht über die
Bezirksliste abgesichert: der aus dem Parlament hinaus gewählte
will dennoch Regie- render Bürgermeister werden! Auch Wowereits
Fraktions-Adlatus Christian Gaebler aus dem Nachbarwahlkreis wurde
abgewählt, verlor sein Mandat und schied aus dem Abge-
ordnetenhaus aus. Noch viel viel schlechter
sieht es bei der "Kandidatenbindung" Wowereits für ganz Berlin
aus. Der Wert, den wir berechnet haben, ergibt sich aus der Verbindung
der absoluten Zahl der Wähler/innen der SPD in Berlin mit der Zahl
der insgesamt Wahlbe- rechtigten und dem "Kandidatenfaktor" der
Nachwahlbefragung von infratest-dimap für die ARD, die bei
Menschen durchgeführt wurden, die gerade nach ihrer Stimmabgabe
das Wahllokal verließen: Sie wurden befragt, aus welchem Grund
sie ihr Kreuz bei der SPD (Zweitstimme) gemacht hatten: Partei,
Programm, Spitzenkandidat oder was? Nur ein Drittel der befragten
SPD-Wähler/innen gab 2011 an, wegen des Spitzenkandidaten Wowereit
die Partei SPD gewählt zu haben. Bei der Wahl 2006
errechneten wir hieraus, dass nur 6 Prozent der Wähler/innen
Berlins - umgerechnet auf die Gesamtzahl aller Wahlberechtigten - wegen
Wowereit den Weg zum Wahllokal gegangen waren: ca. 144 100 der
SPD-Wähler/innen. Diese Zahl hat sich 2011 noch weiter gegen
Wowereit verschlechtert: nur noch rund Auch mit Blick auf die
Konservativen ergibt sich ein deutlich anderes Bild als das bisher
veröffentlichte, wenn man auf die absoluten Zahlen der
tatsächlichen Wähler/innen schaut. 47 000 Stimmen hat die CDU
gewonnen, doch davon sind laut Wählerwande- rungs-Untersuchung von
infratest-dimap/ARD 30 000 von der FDP gekommen. Rechnet man gar die
absoluten Stimmen von CDU und FDP zusammen, so hatten sie 2006 Dass die NPD weiter an
Stimmen verliert, bestätigt unsere alte Einschätzung: hier
lauert nicht die faschistische Gefahr. Die drei rechtsextremen Parteien
(NPD 2,1; Wer rechtsextremem Gedankengut nachhängt, z.B. der
Vernichtung "lebensunwerten" Lebens, engagiert sich heute im
Extremismus der Mitte, der abweichendes Verhalten unter den
fröhlichen Gender-Hut zwingt. Gentechnik am Menschen, PID,
Hirnforschung sind heute die rechtsextremen Handlungsfelder. Die
Parteien der Mitte (inklusive der Grünen, die "Linke" der "Neuer
Mensch"-Fabrikation sowieso) sind die Heimat der modernen Biopolitik. Darum ehren sie z.B. Magnus Hirschfeld. (September 2011)
Applaus und Vorhang! |