© 2005 by BIFFF... e. V. und P. Kratz.   Jede Verwendung der Texte und der Abbildungen unterliegt dem Urheberrecht.                       


Neue Herausforderungen
Themen des BIFFF...
Bücher und Broschüren
English Texts
E-Mail an BIFFF...




































































Werbung aus dem "Folsom Europe Berlin 2005"-Heft mit Wowereits ersten Grußwort:







Wowis Schützlinge:
Hauptsache Gewalt!















Wowereits Sado-Maso-Straßenfest "Folsom Europe Berlin"
am 3. September 2005:
 
SS ist geil !
 
Der Regierende Bürgermeister von Berlin
verharmlost rassistische Vergewaltigungspornographie
als "Lebensfreude pur"

Zwei Wochen vor der Bundestagswahl legt Klaus Wowereit der SPD noch ein Ei ins Nest: ein öffentliches Straßenfest für Sado-Masochisten, Skinheads und Möchtegern-Milizionäre in der Fugger- und der Welserstraße in Berlin-Schöneberg, voller Gewaltverherrlichung und Nazi-Ästhetik. Im Ankündigungsheftchen schreibt der Regierende Bürgermeister ein Grußwort: "Das erste Septemberwochenende steht ganz im Zeichen von Lebensfreude pur"; das SM-Fest sorge dafür, "dass Skepsis und Vorbehalte einem freundlichen Miteinander weichen".

KZ-Überlebende, denen Wowi sonst so gerne die Hand schüttelt, bleiben Berlin an diesem Wochenende jedoch besser fern, wenn sie nicht an der Straßenecke von Reminiszenzen erschreckt werden wollen. Denn die Werbeanzeigen kommerzieller Sponsoren des Straßenfestes in demselben Heftchen und manche ihrer Produkte sprechen Klartext: an Nazi-Uniformen erinnerndes Lederzeug wird feilgeboten, der Vorschlaghammer eines soldatesk gekleideten Guerilla-Terroristen schwebt über dem Kopf eines Polizisten, Menschen werden gefoltert, erniedrigt und an Ketten geführt, die sexuelle Emanzipation versinkt in Brutalität und Rassismus. Vorbei die Zeit, da die Linke noch lebensfroh die Zeilen Bertolt Brechts sang "... will unter sich keinen Sklaven sehn und über sich keinen Herrn". 

Aus dem "Folsom Europe Berlin 2005"-Heft
mit Wowereits erstem Grußwort:



Wowi-Grußwort als Regierender Bürgermeister von Berlin
mit faksimilierter Unterschrift.

Gestapo und Waffen-SS oder "Lebensfreude pur"?
 
 
Werbung von "Mr B" in demselben "Folsom Europe"-Heft 2005:
Folterzentrum oder falsche "Vorbehalte"?

Längst schon hat die extreme Rechte auch die Sexualität als kulturelles Wirkungsfeld entdeckt, wie vorher schon die jugendliche Musik- und Kleidungsmode. Elemente aus Todeslagern als Lifestyle, eine nachgeäffte "Welt des Grauens" als angebliches Spiel, gerade so, als sei Horkheimers und Adornos "Dialektik der Aufklärung" nie geschrieben worden. Ohne Selbstzweifel werben die "Folsom Europe"-Veranstalter: "Berlin ist seit über 100 Jahren die Kulturmetropole Europas. Das Nachtleben, nicht erst seit den Goldenen Zwanzigern legendär, wird für jeden Besucher zu jeder Stunde ein außergewöhnliches Erlebnis."

Vom Straßenterror damals zum Straßenfest heute ?

Was Wowereit und die Industrie- und Handelskammer, die das Straßenfest als willkommene Verkaufsveranstaltung für Touristen unterstützt, wie einen Halloween-Spaß anpreisen, hat bei näherem Hinsehen ganz andere Botschaften parat. Der Laden "Mr. B", einer der Hauptsponsoren und -aussteller, verkauft die rassistischen "Hun Comics" des US-amerikanischen Neonazi Bill Schmeling, der sich - wie der angloamerikanische Spottname für die deutsche Soldateska - stolz "The Hun" nennt. In den Pornoheftchen (25 Seiten für 25 Euro) wird ein ängstlich dreinblickender blonder Jüngling, der wie die SS-Rune "Sig" heißt, immerzu brutal von monströsen Afrikanern vergewaltigt. In einer "Saga" über "daring Gohr", "our captured hero", der sich aus Folterkellern und Vergewaltigungsverliesen befreien muß, besingt Schmeling pornographisch den Wagemut des echten Nordmannes. Schon die alten Nazis verstanden es, rassistische Botschaften geschickt, mal subtil, mal drastischer, in pornographische Geschichten einzupacken; der als Kriegsverbrecher hingerichtete Herausgeber des einschlägigen "Stürmer", Julius Streicher, hieß nicht umsonst im Volksmund "Reichspornograph".

PR-Partnerschaft mit rechtsextremen Schwulen

Der einzige Printmedien-PR-Partner des "Folsom Europe"-Straßenfestes ist laut Ankündigungsheft die Zeitschrift "Box" aus Köln, selbst seit langem auch Anlaufstelle rechtsextremer Schwuler und Skinheads. Politisch geprägt wird "Box" vom Verlagschef der rechtsextremen Berliner Pädophilen-Zeitschrift "Gigi", Dirk Ruder, der in "Box" politische Kolumnen sowohl gegen die rot-grüne Gleichstellungspolitik für Homosexuelle als auch gegen die US-Politik schreibt, und von dem Saddam-Hussein- Unterstützer, "Gigi"-Autor und Möllemann-Fan Markus Bernhardt, der als "ständiger Mitarbeiter" von "Box" auch schon mal an den Saddam-Unterstützer und schwulen Neonazi Michael Kühnen erinnert. Die Zeitschriften "Gigi" und "Box" bringen dank ihrer Verknüpfung durch Ruder und Bernhardt ähnliche Themen; doch während "Box" hauptsächlich ein Sexblättchen ist, in dem z. B. "tschechische, slowakische, polnische Boys" in Werbeanzeigen für Geld angeboten werden, versucht "Gigi", auf intellektuellem Niveau das Gedenken an Ernst Röhm oder den Röhm-Fan Kühnen wachzuhalten, solidarisiert sich auch mit Jörg Haider oder Ronald Schill und propagiert ideologisch ein "Menschenrecht auf Prostitution" und auf Sex mit Kindern.

Prominente als Feigenblätter

Was widersprüchlich erscheint, paßt sich nur in die altbekannte Querfront-Strategie der extremen Rechten ein. Und nach der "Methode Junge Freiheit" legt Bernhardt Prominente mit Interviews rein. In der "Box"-Ausgabe vom August 2005 interviewte er z. B. die Ex-FDP-Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, in der September- Nummer ist ein Gespräch mit dem SPD-Innenpolitiker Dr. Dieter Wiefelspütz abgedruckt; sie geben demokratische Feigenblätter für "Box" ab.

Dabei war ihnen wohl entgangen, daß "Box" in der August-Ausgabe im redaktionellen Teil für eine Ausstellung mit den Originalzeichnungen Bill Schmelings aus seinen rassistischen "Hun Comics" wirbt, die in der Amsterdamer Filiale von "Mr. B" stattfindet und demnächst auch in der Berliner Filiale gezeigt wird. So entsteht faktisch eine politische Querfront, mit der rechtsextreme Politikinhalte als angebliche sexuelle Emanzipation verbreitet werden.

Sex-Comics für Neonazis bei Wowis "Folsom Europe"-Straßenfest.
Germaniens Bedrohung und "wagemutige" Rettung:
 
            .

Die Botschaft der Bilder:
Germanien ist schwach, Afrika ist in der Überzahl,
Sig ist gefesselt, die Schwarzen greifen schon nach ihm,
der Nordmann kann nur bewaffnet seine Freiheit erkämpfen ---
"Der Stürmer" für SM-Schwule.

Ein "Mister Leather", der sich "Krieger" nennt und laut seiner Homepage als "Sado-Maso-Performance-Tänzer" in Dresden für die Liebhaber des "Leather-Army-Skin-Fetischs" Sex-Veranstaltungen organisiert, schreibt in dem Fest-Heft gleich nach Wowereits Grußwort: "Es erfüllt mich mit Stolz, auch in diesem Jahr einer der Repräsentanten des Fetisch-Straßenfests Folsom Europe sein zu dürfen. ... Ich sehe in diesem Fest einen wichtigen Schritt zur Enttabuisierung des Fetischismus in der Gesellschaft und ein gutes Forum zum kollektiven Protest gegen Diskriminierung unserer Lebensweise. Gemeinsam sind wir stark!"

Krieger für Deutschland

Als Werbeträger für "Box", wo er ebenfalls Kolumnen schreibt, tritt "Krieger" mit schwarzrotgelber Lederscherpe unter der Parole "Deutschland Pride" auf, ein schlaues Wortspiel aus dem Deutschland-Stolz der Rechtsextremen und der "Pride Parade" des Christopher-Street-Day. Von der erotisch-sexuellen zur politischen Verführung ! Zum 60. Jahrestag der Bombardierung Dresdens bewies "Krieger" den Skinheads aus der sächsischen Schweiz in seiner Performance "Dresden bizarre" die Gemeinheit der angloamerikanischen Bomberverbände: mit dem Feuerzeug als Flammenwerfer stellte er laut "Box"-Foto den Feuersturm in seinen Schamhaaren nach. Alles nur Albernheiten?

"Während der Torturen musste das Opfer nackt vor den Peinigern herumkriechen. Dabei brüllte der 21-jährige Daniel K.: 'Du bis nicht arisch! Du bist weniger wert als ein Hund!'", heißt es in einem Bericht der "taz" vom Juni 2005 über einen Strafprozeß gegen Skinheads in Frankfurt (Oder), der mit Haftstrafen bis dreizehneinhalb Jahren endete; die Staatsanwaltschaft hatte auch die "auf tiefster Stufe stehende dumpfe rechtsextremistische Einstellung" der angeklagten Real-SM-Täter angeführt.

Mit Wowi, einem Gott und Nietzsche für den rechten Fetisch

Wowereits Grußwort - ausdrücklich als Regierender Bürgermeister, mit offiziellem Senatsfoto und faksimilierter Unterschrift - wird auch in "Box" abgedruckt, in der September-Ausgabe 2005, rechtzeitig zum "Folsom"-Fest, das in dieser Ausgabe mit sechs redaktionellen "Box"-Seiten und der Titelseite beworben wird. Im selben Heft füllt Bernhardt allein vier Seiten mit Interviews, Ruder eine Seite mit seiner Kolumne. Der Organisator des "Folsom"-Festes, ein Jürgen Rentzel, der im Impressum von "Box" auch als Redakteur des Sexblattes aufgeführt ist, schreibt ebenfalls eine Kolumne, gleich neben Wowis Grußwort. Selbstverständlich setzt Rentzel seine drei Fotos gleich neben das eine des Regierenden Bürgermeisters von Berlin. "Jedem soll ein tolles Wochenende, eine tolle Party oder vielleicht auch geile Erlebnisse beschert werden", schreibt der "Box"-Redakteur in holprigem Deutsch. Und auch ideologisch ist es etwas holprig: "Gott sei Dank gibt es ja weltweit noch genügend Clubs und Vereine, die sich die Arbeit machen, Events und Partys zu organisieren."

"Wichtiges und Großes" sei bereits erreicht worden und noch zu erreichen, so Rentzel weiter, und "alle verbindet doch meistens Eines: Der Wille, etwas zu erreichen. Und davor habe ich großen Respekt. In diesem Sinne wünsche ich allen Veranstaltern und Vereinen für ihre nächsten Events volle Häuser, Tausende zufriedener Leder- und Fetischkerle, altbekannte Miesmacher und Nörgler sowie Jedem das, was er verdient." Und "Jedem" groß geschrieben, damit es jeder versteht, denn "Jedem das Seine" war die Nazi-Parole von den KZ-Toren, nachdem der Wille triumphiert hatte. Was zählte, war der Wille zur Tat, vor allem, wenn sie unmenschlich war: so lautete Nietzsches Botschaft an die Faschisten, die sie dankbar aufgriffen. Beim "Folsom"-Fest und in "Box" paßt es bis zum letzten Satz.

Sexueller Genuß nur mit Gewalt

Schon der bloße Hedonismus, den Wowereits verlogenes "Lebensfreude pur" beinhaltet, steht für nichts, was die Mühen des Menschen lohnte, sich vom Affen zu unterscheiden. Die "Umwertung aller Werte" (auch Nietzsche) durch eine Szene, die sexuellen Genuß nur noch bei Anwendung von Gewalt, bei Erniedrigung, bei Ausübung von Herrschaft empfinden kann, ist, wie schon Horkheimer und Adorno gezeigt haben, das Gegenteil von Emanzipation und Aufklärung, und nicht nur die Linke hatte sie immer zu fürchten.

                                                                               (August 2005)

Die inhaltlichen und personellen Zusammenhänge dieser rechtsextremen (Sex-) Szene, von "Gigi" bis "Box", von Ernst Röhm bis Saddam Hussein, vom SS-"Wehrwolf" bis zur Unterstützung des terroristischen "irakischen Widerstands", haben wir ausführlich in unserem Text  "Queer Jihad" dargestellt.

...was Wowereit im Berliner Abgeordnetenhaus über diesen Text
   und über das BIFFF... sagte

...zur Kurzfassung des Textes "Queer Jihad"

                           ...zurück zur Übersicht: Neue Herausforderungen - Der neue Antifaschismus

                       ...zurück zur Übersicht: Biopolitik

                       ...zurück zur Übersicht: Themen des BIFFF...

                      
...Eingangsseite