© 2006 by BIFFF...
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Faschistische Folter als Lustgewinn, eugenische Tradition als "patriotisches Unterfangen", und Wowereit schreibt schon wieder ein Grußwort: Das BIFFF... beobachtet schon seit vielen Jahren die Beziehungen zwischen Faschismus und Gewaltsexualität. Zum Beispiel: Als 1989 in Berlin die erste deutschlandweite Schwulenzeitschrift, "magnus", gegründet worden war, boten wir dem Redaktionsleiter Bernd Offermann, der händeringend nach kompetenten Autoren suchte, einen Artikel zum Thema "Neofaschismus in der schwulen Fetisch-Szene" an. Nach anfänglichem Interesse - in der Schweiz war das Thema bereits in der Leder-Szene diskutiert worden - lehnte Offermann ab: das könne man jetzt nicht bringen, die Zeitschrift sei noch zu jung, dann habe man gleich ein negatives Image, die Zeitschrift gehe dann vielleicht sofort wieder kaputt usw. "magnus" ging auch ohne unseren Artikel schon bald ein. Offermann ist heute Büroleiter und Anzeigenbeschaffer, d.h. Geldbeschaffer beim Berliner schwul-lesbischen Monatsmagazin "siegessäule", das im Verlag des Fleischverkäufers Reiner Jackwerth erscheint. Heute druckt die "siegessäule" (die im Internet zur Vermeidung des Umlauts als "siegessaeule" firmiert - sollte man besser schreiben: "siegesSAeule"?) das Hakenkreuz auf nacktem Männerbauch als sexuellen Fetisch. 1999 brachte die Berliner Schwulenzeitschrift "sergej" eine Serie über Sadomasochismus mit ausführlichen Handlungsanleitungen. Den schillernden Titel der "sergej"-Serie, "Urlaub von der Selbstkontrolle", hatten schon Jahrzehnte vorher Horkheimer und Adorno im zweiten Exkurs der "Dialektik der Aufklärung", der sich mit Donatien Alphonse Francois Marquis de Sade als Vorherseher der faschistsichen Verbrechen befaßt, auf seinen Kern reduziert: Der private Versuch, von der Zivilisation Urlaub zu nehmen, führt unter den Verhältnissen des Kapitalismus in die gesellschaftliche Barbarei, in den Faschismus. Wie zur Bestätigung brachte "sergej" in der vierten Folge eine detaillierte Beschreibung der faschistischen Foltermethode "Papageienschaukel" als private sexuelle Praxis. Diese Foltermethode ist vor allem aus den Gefängnissen der südamerikanischen Diktaturen der 70er und 80er Jahre bekannt geworden, mit denen die lateinamerikanische Linke bekämpft und soziale Forderungen der Bevölkerungen unterdrückt wurden. Auch in den Nazi-KZ wurde sie bereits angewandt. Gibt man den Begriff in eine Internet-Suchmaschine ein, erhält man z.B. die folgenden Erklärungen: Wikipedia schreibt:
Prof. Dr. med. Volker
Faust schreibt
in seinem Text "Psychosoziale Gesundheit" im Kapitel "Die Folter und
ihre
Folgen": In der
Anti-Folter-Ausstellung von
"amnesty international", die 1995 vom Ulmer Bezirk von "amnesty
international"
als Wanderausstellung »Die Würde des Menschen ist
unantastbar«
erstellt wurde, berichten frühere Folterer: Erst
das
Bewußtsein von der Wirklichkeit der Folterzentren
"sergej" hat zur
Darstellung der
"Papageienschaukel" noch "eine nette Idee" beizutragen: Erst das Bewußtsein von der Wirklichkeit der Qualen außerhalb des sadomasochistischen "Spiels" macht dieses "Spiel" so geil. Die Frage: Wie kann man nach Auschwitz ein Nazi-Outfit als "Fetisch" geil finden?, zeugt vom Unverständnis dem Sadomasochismus gegenüber. Das Nazi-Outfit wird wegen der KZ als geil empfunden, ohne die Millionen gequälter und ermorderter Menschen in der Wirklichkeit brächte es keinen Kick beim "Spiel", könnte es keine Bedrohungssituation "vorspielen", in der Sex stattfinden soll. Die Bedeutung der Gegenstände und Handlungen muß erkennbar sein, um den sadistischen oder masochistischen sexuellen Reflex auszulösen, und diese Erkennbarkeit ist an die historische Wirklichkeit ihrer Funktionen gebunden. Man kann es auch so ausdrücken: Die Gewaltsex-Szene ergötzt sich an Auschwitz. Sie ergötzt sich an der brutalen Unterdrückung sozialer Revolutionen im Lateinamerika oder der Türkei der 70er und 80er Jahre. Oder sie ergötzt sich an den Folterungen der Inquisition und der Hexenprozesse weit vergangener Jahrhunderte. Die Wirklichkeit der Folterzentren ist die Bedingung der Gewaltsexualität, deshalb schämt sich die Szene auch nicht ihrer Herkunft, sondern genießt sie. Es ist ihr nur aus politischer Opportunität manchmal peinlich, wenn der Zusammenhang allzu deutlich wird. Dann versucht sie, das Gespräch über den Zusammenhang zu verbieten. Herrschaft des Kalküls Zum Faschismus führt der scheinbar private Sadomasochismus die Individuen massenweise erst unter der Herrschaft des Kalküls, wie Horkheimer und Adorno darlegten, unter der Frage nach dem größt möglichen Nutzen, die keinen Raum läßt für die Frage: Warum nicht? Das Kalkül der Bilanzen führte Wowereit in der "BILD-Zeitung" schon gleich zu Beginn der Auseinandersetzung um sein Grußwort für das "Folsom Europe"-Sado-Maso-Straßenfest an: "Ein Grußwort ist immer auch Werbung, vor allem für internationale Gäste", und weil es noch nicht deutlich genug war, ergänzte sein Sprecher Michael Donnermeyer am selben Tag laut "Berliner Zeitung": Das Grußwort und die senatsoffizielle Einladung an die Sadomasochisten sei "Teil des Tourismus-Konzepts, einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren der Stadt"; daß dies mit Faschismus zu tun habe, "ist uns nicht bekannt", so Donnermeyer. Als hätte es eines Beweises der Philosophie Horkheimers und Adornos ausgerechnet durch Figuren wie Wowereit und Donnermeyer noch gebraucht! Die "sergej"-Konkurrenz
"siegessäule"
brachte im Januar 2006 mehrere Seiten zu Sadomasochismus, illustriert
u.a.
mit dem Foto eines knabenhaften Mannes, der
sich
ein Hakenkreuz neben das Genital tätowieren ließ, sich den
Arm
aufgeschnitten hatte und sein Blut über Hakenkreuz und Genital
fließen
ließ. Gleich zweimal druckte das Blatt das Bild in
Vollgröße.
Im Februar-Heft machte die Redaktion nicht etwa einen Rückzieher,
sondern druckte das Bild ein drittes Mal, unter der Überschrift
"Mißverständlich".
"sieggessäule" erklärt nun, der Knabe, ein Deutscher namens
Hannes
Gsänger, habe "das Zeichen in Nepal, wo er längere Zeit
gelebt
hat, als altes Glückssymbol kennengelernt und legt Wert auf die
Feststellung,
daß er (sic!) mit dem Nazi-Symbol nichs zu tun hat." Das
wußten
wir schon vorher: Der typisch deutsche Sadomasochist lernt das
Hakenkreuz
in Nepal kennen, wie die SS-Männer, die von Himmler auf
Himalaja-Expedition
geschickt worden waren! "Wir entschuldigen uns, daß wir das
Zeichen
nicht kommentiert haben", schreibt "siegessäule" nun. Sie
entschuldigen
sich nicht bei den Verfolgten der Nazi-Diktatur dafür, daß
ein
faschistisches Zeichen im Jahr 2006 wie selbstverständlich als
sexueller
Fetisch abgedruckt wird und daß sie mit den Pin-ups eines
Schwachkopfs
Geld machen, der glauben machen will, nicht zu wissen, wie das, was er
sich tätowieren ließ, verstanden wird, und präsentieren
den Nazi-Verfolgten eine sadistische "Entschuldigung" dafür, nicht
auf das Glück hingewiesen zu haben, für das dieses
Zeichen
stehe. (Deshalb hat sich der Knabe das Hakenkreuz auch dort
tätowieren
lassen, wo es im Bedarfsfall mühelos von der Badehose verdeckt
wird!)
So funktioniert Sadomasochismus. Er ist politisch. Er braucht das Leid
der Wirklichkeit. Nicht: "doppelt gemoppelt macht zweimal Kasse", wie wir vorher "Gratulation. Eure Titel wird (sic!)
immer besser", schreibt Jörg Litwinschuh,
Geschäftsführer
der neu gegründeten Vereinigung für Verehrer des Eugenikers
und Vordenkers sogenannten lebensunwerten Lebens Magnus Hirschfeld
namens "Queer Nations", zur Hakenkreuz-"siegessäule" einen
Leserbrief.
Und "siegessäule" bringt gleichzeitig mit dem freundlichen
Leserbrief
einen Artikel zu Litwinschuhs Hirschfeld-"Queer Nations"-Verein: eine
Initiative,
so "siegessäule", die "jede denkbare Unterstützung" verdiene.
Queer Nations und Queer Jihad Es ist tatsächlich
"alles
eine Soße", wie wir vorher schrieben:
Litwinschuh, der seit Jahren als "Geschäftsführer" dieser und
jener schwul-lesbischen Organisation tätig ist, gibt gleichzeitig
dem Terrorismus- und Michael-Kühnen-Freak
Markus Bernhardt für die schwule Gewaltsex- und
Fetisch-Zeitschrift
"Box" ein Interview -- kurz nachdem das Landgericht
Berlin unsere Vorwürfe der Unterstützung des deutschen und
internationalen
Terrorismus gegen Bernhardt und "Box" als "wahr" bestätigt hat.
Litwinschuh scheint keine Berührungsängste zu den
Terrorismus-Sympathisanten
von rechtsaußen zu haben - warum auch, denn "Box" bringt immerhin
eine ganze Seite Interview mit ihm für seinen Verein
("siegessäule"
nur eine halbe), gekrönt mit einem feisten Litwinschuh-Foto, das
sagt:
dieser Mann ist die Initiative "Queer Nations"
("siegessäule"
bringt nur das bekannte Foto der nachgemachten
Hirschfeld-Gipsbüste
zum kurzen "Queer Nations"-Artikel). "Uns reicht eine bloße
Stiftung nicht: Wir brauchen ein Haus - ein Symbol in der Mitte der
Republik",
tönt Litwinschuh so feist wie sein Foto im Bernhardt-Interview.
Unter dem Hirschfeld-Motto "Durch
Wissenschaft zur Wahrheit" solle "Queer Nations" stehen, meint
Litwinschuh
und setzt damit die Dialektik der Aufklärung fort, Horkheimers und
Adornos Kritik an ihr bestätigend. "Queer Nations" soll
international
klingen, freilich lachte die internationale Medizinerzunft in den 10er
und 20er Jahren des 20. Jahrhunderts über den seltsamen
Potenz-Pillen-Hersteller
Hirschfeld aus Berlin, der mit Genitalverstümmelungen zwecks
"Heilung"
normabweichender Sexualität viel Geld machte, Homosexuelle
für "degenerierend" hielt und seine
eigene
sexuelle
Orientierung Jahrzehntelang sorgfältig verbarg - "dieser seltsame
Doktor aus Berlin", meinte Sigmund Freud und distanzierte sich eilig.
"Eine
Denkfabrik in der Linie Hirschfelds zu begründen, ist ein
patriotisches
Unterfangen", meint dagegen der Deutsche Litwinschuh; freilich
erwähnt
er trotz seinem Deutschtum nicht, daß
Hirschfeld
das Zwangssterilisierungsgesetz der Nazis ausdrücklich
begrüßt
hatte, weil es seine eigenen jahrzehntelangen Bemühungen zur
Ausrottung
Behinderter und "Alkoholiker" (ein besonderes Feindbild des
Abstinenzlers
Hirschfeld) endlich praktisch werden ließ; ausgerechnet
Benito
Mussolini zustimmend zitierend, wandte sich Hirschfeld lediglich gegen
den völkischen Rassismus der Nazis, unterstützte aber
ausdrücklich den eugenischen. Hirschfeld formulierte seine
Zustimmung
zu und Kritik an dem Nazi-Gesetz noch kurz vor seinem Tod: "Wenn man
wirklich
eine energische Ausjätung betreiben will, hätte man die
Rauschsüchtigen
und unter ihnen die Alkoholiker vor allem ins Auge fassen müssen",
schrieb er 1935 in "Phantom Rasse".
Litwinschuh
muß dies verschweigen, denn zu verräterisch könnte es
für
"Queer Nations" werden, vorschnell damit herauszurücken, was in
Deutschland
ein "patriotisches Unterfangen" konkret bedeutet.
Der Nietzsche-Anhänger Hirschfeld gehörte der biologistischen, naturreligiösen Sekte "Deutscher Monistenbund" an, die Ernst Haeckel gegründet hatte und von der sich Haeckel zum "Gegenpapst" hatte ausrufen lassen - derselbe Haeckel, den die Nazis nach seinem Tode zu einem ihrer Vordenker ausriefen. Daß Berlins Wissenschaftssenator Thomas Flierl nun "Queer Nations" unterstützt, wundert nicht, denn Flierl gehört der Sekte "Humanistischer Verband Deutschlands" (HVD) an, die sich auch als Erbin der "Monisten" sieht. Und warum sollte der von Flierl unterstützte Litwinschuh nicht der Terror-"Box" ein Interview geben, schließlich finanzierte Flierls "Linkspartei.PDS" im letzten Bundestagswahlkampf mit einer Werbeanzeige die "Box" mit! Und der ewige Grußwortschreiber Wowereit, dessen Sado-Maso-Grußwort für das "Folsom Europe"-Straßenfest nebst Wowi-Unterschrift auch die Terror-"Box" im September 2005 abdrucken durfte, ist nun auch bei der "Queer Nations"-Gründung mit einem neuen Grußwort vertreten. Paßt also mal wieder alles. "Box" ist immer ein Stück weiter als die Konkurrenz: "Box" hatte den "German Mister Leather" Philipp Tanzer (der sich "Krieger" nennt, nachdem er ebenfalls in Nepal das Glück gesucht hatte) als ständigen Autor, der hier auch schon mal verklasuliert Toleranz für Neonazis in der Fetisch-Szene forderte, "siegessäule" brachte im März 2005 nur ein "Krieger"-Foto auf der Wiese vor dem Reichstag. "Box" solidarisierte sich im Jahr 2005 selbst mit den faschistischen Magdeburger Terroristen, die sich in die Nachfolge der RAF-Täter stellen, "siegessäule" bringt im Februar 2006 nur eine Filmbesprechung eines Pornofilms, der die Geschichte von Gudrun Ensslin und ihrem schwulen Bruder als Spielhintergrund sadomasochistischer Sexszenen benutzt, unter der Überschrift "queer studies" und mit dem empfehlenden Schlußsatz, der Porno sei "einer der besten Kommentare zum Thema RAF". "sergej" hatte nur ein Foto von der "Papageienschaukel", "Box" hat zur Folterphantasie auch die Elektroschocks im Angebot: Ein "Master David" aus Berlin annonciert in "Box" vom Februar 2006, in derselben Ausgabe mit dem Litwinschuh-Interview, in der Rubrik "Profis werben in BOX" für "sm, sklaven-käfighaltung, ..., ns, elektro usw." - das perfekte KZ vom Professionellen. Und vorher schon druckte "Box" die Werbeanzeigen von Neonazi-Strichern, die "Skinhead Sex: Ficken, Saufen, Oi!" verkaufen wollen. Unterdrückung als Emanzipation Die repressive Gesellschaft dankt. Sadomasochismus läßt Unterdrückung als Bedürfnis erscheinen. Verbindet man Unterdrückung mit Sexualität, erscheint die Toleranz der Repression als Befreiung. So werden autoritäre Herrschaftsmechanismen intelligent im Bewußtsein verankert. Sie werden als legitim, ja liberal wahrgenommen, Unterdrückung wird akzeptiert. Die Linke, die festhält am Gedanken: "Und weil der Mensch ein Mensch ist, will er unter sich keinen Sklaven sehn und über sich keinen Herrn", wird als antiliberal und repressiv verleumdet. "Umwertung aller Werte" nannte dies zuerst Friedrich Nietzsche, Horkheimer und Adorno erklärten die Bedeutung; und "Umwertung aller Werte" war das ständig ausgesprochene Motto der NS-Ideologen Alfred Rosenberg und Joseph Goebbels. Die Poplinke macht sich allenfalls lustig, statt die Bedrohung zu erkennen. Wenn Georg Seeßlen in "Konkret" vom Februar 2006 unter der Überschrift "Why we can't get no satisfaction" zwar den Zusammenhang zwischen Sadomasochismus und Folterzentren anspricht - wie immer bei ihm nur virtuell, auf der Bilderebene: SM-Pornographie/Abu Ghureib-Bilder, und deshalb die faschistische Wirklichkeit verkennend -, aber mit dem Kommentar lächerlich macht: "Der Mainstream würde sich gern ... ein wenig abkühlen ... Vielleicht haben wir ja Angela Merkel als Engel der Entsexualisierung gewählt" (wer ist "wir"?), so zeigt sich, wie auch die bisher an Adorno orientierte Linke den Kompaß nicht mehr lesen kann. Seeßlen verkennt nicht nur in der Trennung von Körper und Geist (er scheint die Ansicht, "Dein Körper gehört dir, ... wie ein geistiges oder historisches Eigentum ... kannst du Heimat in ihm haben", für links zu halten) die Grundlagen linken Denkens. Er fällt auch auf die Ideologie der "Neosexualität" des Sexualwissenschaftlers Volkmar Sigusch herein (der auch schon einmal mehr von Adorno verstanden hatte). Nichts ist neu an der gesellschaftlichen Bedeutung des Sadomasochismus -- allenfalls dann erscheint sie neu, wenn man, wie Seeßlen in seinem "Konkret"-Beitrag, nunmehr die Nazi-KZ über "Abu Ghureib" vergißt, statt die Ungleichheit der Erscheinungsformen aufgrund der Ungleichheit der Wesen klar zu machen und das Gleiche darin korrekt zu benennen: Im "Urlaub" von der Zivilisation tritt das Erbe der schrecklichen Jahrmillionen des Missing Link wieder die Herrschaft an. Der Kapitalismus (für Seeßlen: Neoliberalismus) finanziert nicht das Erbe, sondern den Urlaub, und, wie beim Faschismus ersichtlich war, damit seinen eigenen Untergang. Weil er die Willkür des Zugriffs auf die Opfer nicht sieht, den Terror als Erscheinung statt als Wesen betrachtet - Horkheimer und Adorno zeigen auf das Wesen am Ende des zweiten Exkurses der "Dialektik der Aufklärung" mit der berühmten, meist unverstandenen Formel: "Faschismus, in dem die Herrschaft zu sich selbst gekommen ist" -, und weil er Mitleid als religiös denunziert, statt es als einen Motor der Zivilisation zu erkennen, bleibt Seeßlen auch bei der Betrachtung von "Sexualität im Neoliberalismus" (den er nicht Neokonservatismus nennen kann, weil er den Zusammenhang zur Toleranz der Repression nicht begriffen hat) in seinem Genre, der Popkultur, hängen. Er ist ein Feuilletonist. Das Vergessen und
Verwechseln wurde
leicht gemacht, weil die Aufarbeitung des sexuellen Mißbrauchs
als
Herrschaftsstrategie in den Nazi-KZ und über sie hinaus nicht etwa
nur verabsäumt wurde, sondern verhindert wurde von der sexuellen
Emanzipationsbewegung,
die zur selben Zeit stark wurde, als auch der Antifaschismus stark
genug
war, historische Gesellschaftskritik zu schreiben. Der Hedonismus hat
Adorno
überrollt. Aber, ach!, zu viele Gedanken für die Schwulen-
und
Lesbenbewegung, einfach zu viele Gedanken. (Oktober 2006)
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