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Für die Homo-Szene kein Thema: die rechtsextreme Motzstraße
 
Anthros, Nazis, schwule Skinheads
 
Zwischen antisemitischer Literatur, Nazi-Devotionalien, Gewaltsex-Läden und aktuellen und historischen Bars für schwule Nazis und Skinheads feiert die Szene unbekümmert ihr buntes "Lesbisch-Schwules Stadtfest" in der Schöneberger Motzstraße.
Ohne Bewusstsein für die rechtsextreme Geschichte, die nicht thematisiert wird, hat sich in dieser Straße eine neue Schnittmenge der Gewalt etabliert.

Bekannt wurde die Straße nicht nur mit dem schwul-lesbischen "Motzstraßenfest" (das jetzt "Lesbisch-Schwules Stadtfest" heißt), sondern 1998/2001 auch mit den Protesten, den polizeilichen Durchsuchungen und dem Strafprozess gegen einen der vielen Antiquitäten- und Militaria-Händler in der Straße, der über seinen Laden Motzstraße 15 eine persönliche Hakenkreuzfahne Hitlers, zahllose verbotene Nazi-Abzeichen und KZ-Kleidung von Häftlingen, an der noch "Spuren" der Opfer zu sehen gewesen sein sollen, verkaufen wollte und vor Gericht zugeben musste, sogar eine "Zyklon B-Banderole" im "Antik"-Angebot gehabt zu haben. Heute kauft man "Militaria" für Gewaltsex-Orgien der Sado-Maso-Szene auch in den schwulen "Fetisch"-Läden der geschichtsträchtigen Straße. Und manche der "Fetischisten" aus dem harten Teil der Schwulen- und Lesben-Szene, der selbstverständlich beim "Motzstraßenfest" mit dabei ist, fantasieren sich sogar gerne direkt in die Nazi-KZ, um richtig geil zu werden. 

Ob Rot, ob Braun, ob Henna ...






 
Eine Straße nur für echte Männa: Am Beginn der tristen Motzstraße steht auf der tristen Verkehrsinsel, unzugänglich und ohne Erklärung, die phallische Regenbogen-Stele mit aufgesetztem, aber viel zu spitz geratenem Rosa Winkel des "Neue Wilde"-Künstlers Wolfgang Cilarz alias "Salomé" (links), gestiftet vom "Regenbogenfonds e. V." der Wirte der schwulen Bars und Darkrooms und der Inhaber der Gewaltsex- und "Fetisch"-Läden des schwulen Szeneviertels zwischen Nollendorfplatz und Kaufhaus des Westens, das nicht nur ein Rotlicht-Vergnügungsviertel bereits in den "Goldenen Zwanzigern" war, sondern auch ein Zentrum des Antisemitismus und der antisemitischen Pogrome
der Zwanziger und Dreißiger Jahre. Auf der Gedenkplatte im Boden vor der Stele verewigt der "Regenbogenfonds" nur sich selbst (rechts).
Der "Regenbogenfonds e. V." ist der Veranstalter des alljährlichen Straßenfestes in der Motzstraße. Auf seiner Internet-Seite erinnerte er noch an die Nazi-Opfer, auf der Gedenkplatte an der Straße fehlt dies:
"Die Stele vereint zwei Symbole in sich. Zuerst den Rosa Winkel, der die Homosexuellen in den Konzentrationslagern stigmatisierte und dann in den 70er Jahren eine Umwertung erfuhr und zum 1. internationalen Zeichen der Schwulenbewegung wurde, und die Regenbogenflagge, dem 2. internationalen Zeichen der Schwulen und Lesben - ja der gesamten Queer Community. ... Die Regenbogenflagge ist ein Coming-out-Symbol, das für Stolz, Vielfalt, Mut und Stärke steht. - Und für gleiche Bürgerrechte, für eine Demokratie der Geschlechter und eine Demokratie der Sexualitäten. ... Die Regenbogen-Stele ist nicht nur ein Kennzeichen des schwul-lesbischen Traditionskiezes in Schöneberg, sondern auch ein Symbol für das gewachsene Selbstbewußtsein der Homosexuellen. Und sie ist ein Signal an alle, daß wir uns nicht ausgrenzen lassen." Das schreibt der Cheff vonns Jannze, Gerhard Hoffmann, auf der Internetseite des "Regenbogenfonds e. V."
 
Wo man antifaschistische Gedenktafeln gegen die Täter vermuten würde, in einer Straße, in der übelste Geschichte gemacht wurde, findet sich nichts dergleichen. Ideologen und Schläger der deutschen Barbarei waren in den Zwanziger und Dreißiger Jahren in der Straße unterwegs, tobten sich hier aus. Beim antisemitischen Pogrom vom September 1931, an den heute kaum noch jemand denkt, entglasten Berliner SA-Horden vom Kurfüstendamm bis zum Nollendorfplatz die jüdischen Geschäfte und konnten großenteils unerkannt im Straßenpublikum untertauchen. Heute gilt die Motzstraße dank der Rosa-Winkel-Gedenktafel am benachbarten U-Bahnhof Nollendorfplatz und der Rosa Winkel/Regenbogen-Stele am Straßeneingang seltsamerweise als Gedenkstätte der Opfer. Vergessen macht sich breit, Wegschauen ist angesagt beim "Lesbisch-Schwulen Stadtfest", das der "Regenbogenfonds e. V." der schwulen Wirte und die "Fetisch"-Läden alljährlich im Juni in der Motzstraße veranstaltet. Die vielen Antik- und Militaria-Läden, die seit Jahrzehnten schon die Motzstraße und auch die Nebenstraßen besiedeln, haben an diesen Tagen geschlossen. Weit offen sind die Gewaltsex-"Fetisch"-Läden mit zum Teil ähnlichem Sortiment. Zu den besten Zeiten des Straßenfestes, kurz nachdem sich der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit geoutet und bevor er seine rechtsaußen Sozialabbau-Politik offen gezeigt hatte, kamen Hunderttausende, mehr noch neugierige Berliner Familien als die Schwulen- und Lesbenszene selbst, drängelten und schubsten am Fest-Samstag und -Sonntag durch die Straßen des ansonsten langweiligen Wohnviertels, auf denen neben "China-Pfanne" und "Caipi-Dschungel" wie überall sonst auf Straßenfesten nun auch exklusiv sich küssende Männer zu bestaunen und Umsonst-Kondome abzustauben sind. Ist der alleinstehende Nachbar zu sehen oder ein halb durchgegartes Halskotelett vom Qualm-Grill am späteren Abend billiger zu haben? Eine Art von Fleischbeschau, die mit den emanzipatorischen Zielen der Schwulen- und Lesbenbewegung nur noch am Rande zu tun hat. Viele Berliner lieben ihre Straßenfeste, jede Woche in einem anderen Stadtteil, dafür fährt man mit Kind und Kegel gerne quer durch die Stadt, mal zum "Jazz" nach Kreuzberg, mal zu den "Franzosen" nach Reinickendorf, mal zum "Hartz IV"-Fest auf die Neuköllner Sonnenallee oder eben "zu den Schwulen" nach Schöneberg, überall "Caipi-Dschungel" und Grillkoteletts. Die Prominenten, die sich alljährlich mit Bodyguards durch die neugierige Menge schieben, um auch ja gesehen zu werden - von "Tatort"-Folkerts im Sportdress über CDU-Kurth im schwarzen Leder bis zu den großen "Ws" (Westerwelle und Wowereit, mit Lachkanonen-Uecker im Schlepptau), geben auch gerne Autogramme auf die Werbe-Faltblätter des "Regenbogenfonds", die dann wohl in hundert Jahren wieder in den Antik-Läden zu kaufen sein werden, wie heute die Völkerschlachtdenkmal-Postkarten von den damaligen Reichstagsabgeordneten. Das Thema ist heikel, denn die Rechte hat sich seiner denunziatorisch angenommen, in Amerika fährt die religiöse Rechte zur Zeit vollends darauf ab, und die europäische Linke steckt lieber den Kopf in den Sand. Bücher wie das abstruse "Hitlers Geheimnis. Das Doppelleben eines Diktators" von Lothar Machtan oder "The Pink Swastika" von Scott Lively und Kevin Abrams, die interessante neue Fakten zur Geschichte schwuler Nazis bringen, die sie leider zu irren Theorien über die Entstehung des Nationalsozialismus und seiner Verbrechen aus der Homosexualität als solcher heraus verknüpfen, machen es der Linken leicht zu schweigen. Kann es Nazis geben, wo die Regenbogenfahne weht? Darf man darber sprechen? Man möchte Opfer bleiben und hat eine spezielle Geschichtsschreibung entwickelt: Rund um den Nollendorfplatz, wo sich auch schwule Nazis in den Zwanziger und frühen Dreißiger Jahren sexuell vergnügten, zum Teil sogar in Parteiuniform, da hat es nur Opfer des Faschsimus gegeben, keine Täter, keine Schläger, keine ideologischen Vordenker der Verbrechen. Damit das auch klar ist, gibt es unter der "Rosa Winkel"- Gedenkplatte am U-Bahnhof Nollendorfplatz, wo die Motzstraße anfängt, eine Bronzetafel, die erklärt, wer Täter war und wer Opfer, und dass es zwischen beiden keine Schnittmenge gab.

Verschwurblte Geschichte, verharmloste Gegenwart
 
 
Eigenartige Geschichtskonstruktion.
Der Text der Bronzetafel unter dem Dreieck lautet:
"Der 'rosa Winkel' war das Zeichen, mit dem die Nationalsozialisten Homosexuelle in den Konzentrations- lagern in diffamierender Weise kennzeichneten. Ab Januar 1933 wurden fast alle rund um den Nollendorfplatz verteilten homosexuellen Lokale von den Nationalsozialisten geschlossen oder zur Anlegung von 'rosa Listen' (Homosexuellen-Karteien) durch Razzien missbraucht". Keine Rede von den Nazi-Größen, die hier in den Schwulenlokalen gern gesehene Gäste (und Sex-Partner) waren, zu offensichtlich wären Assoziationen an die Gegenwart. Die Rosa-Winkel-Platte wurde 1989 versteckt am U-Bahnhof Nollendorfplatz angebracht, und die verwelkten Blumen scheinen ebenso alt zu sein. Die Berliner Schwulenszene verdient kräftig am Gewaltsex- und Nazi-"Fetisch", hat aber kein Geld für frische Blumen zur Ehrung der eigenen Opfer des Faschismus übrig. (Eine Woche nach der Erstveröffentlichung dieses Fotos durch das BIFFF... im Juli 2007 lagen die vertrockneten Rosen und der vertrocknete Blumenkranz auf einem Haufen am Boden unter der Gedenkplatte, um beim nächsten Einsatz der Berliner Stadt-Reinigung weggekehrt zu werden; der schwere Eisenhaken für den Ehrenkranz war leer.)
 
Und weil die unscheinbare Tafel, die schon ewig hier zu hängen scheint, nach dem Amtsantritt des schwulen Regierenden Bürgermeisters als zu klein erschien, hat der international erfolgreiche "Junge Wilde"-Künstler Salomé die viereinhalb Meter hohe Regenbogen-Stele mit der Rosa-Winkel-Tüte oben drauf gestaltet, die eigentlich ebenfalls an die schwulen und lesbischen Nazi-Opfer erinnern sollte und deshalb zuerst direkt neben der "Rosa Winkel"-Gedenkplatte stand, jetzt aber für einen Tapferkeits-Preis herhalten muss, der alljährlich auf dem Motzstraßenfest vom "Regenbogenfonds" verliehen wird. Die Stele wurde auf die unzugängliche Verkehrsinsel versetzt und weist nun nicht mehr auf die Gedenkplatte an der U-Bahnhof-Seitenwand hin, sondern lenkt von ihr ab und direkt hinein in die Straße mit den "Fetisch"-Läden. Eine Art von Geschichtsrevision. 2007 erhielt die auf Dildo-Größe verkleinerte Salomé-Stelen- Nachbildung, die den "Rainbow Award" (mann kann Englisch!) des "Regenbogenfonds e. V." der schwulen Wirte und "Fetisch"-Laden-Inhaber verkörpert, der Regierende Bürgermeister persönlich. Und im Faltblatt zum Straßenfest des "Regenbogenfonds", das die feierliche Verleihung ankündigt, schreibt der Regierende Bürgermeister sein amtliches Grußwort zum Straßenfest. Peinlich?

Phallus der Tapferkeit, aber: gegen wen?
 
 
Stolz präsentiert die Terrorismus-nahe Gewaltsex-Zeitschrift "Box", die sich auf dem Straßenfest-Faltblatt mit Wowi-Grußwort erneut, wie schon im Vorjahr, durch ihr Logo werbend als "Kooperationspartner" des "Regenbogenfonds" präsentieren darf, ihren Preisträger 2007. Es ist eben doch eine Szene,
und ihre Solidarität ist Korpsgeist. Eine Seite der Gleichgesinnten in "Box" vom Juli 2007: links "Wowi" mit Preis-Phall, rechts Mitte Werbung für "Folsom Europe" am "Box"-Stand auf dem Motzstraßenfest 2007.

Gleich hinterm phallisch geschmückten Eingang der Motzstraße ist der Nazi-Stiefel-Laden "My Style Shop" mit angeschlossenem Übernachtungsbetrieb "My Style Stay", eines der prosperierenden "Fetisch"-Unternehmen, von denen sich in den letzten Jahren mehr und mehr auf der Straße ansiedelten. Man bedient auch Frauen, aber Gewaltsex-Schwule im Nazi-Outfit sind die eigentliche Zielgruppe, wie die Werbeanzeigen von "My Style" erkennen lassen (siehe unten). Und passend werben im Partner-Blatt "Box" ebenso gekleidete männliche Prostituierte um Kunden, die Männer-Sex im Nazi-Style mögen (siehe unten).

Am anderen Ende des "Lesbisch-Schwulen Stadtfestes", Motzstraße 30: ein Bronzeschild im Anthroposophen-Design (bitte keine rechten Winkel!) verkündet: der antisemitische, rassistische Hetzer "Rudolf Steiner, Begründer der Anthroposophie, wohnte und wirkte hier 1903 – 1923". Dass Steiner in dieser Zeit die "Wurzelrassenlehre" über die angeblich hochstehenden "Arier" und die minderwertigeren anderen Rassen vertrat (besonders minderwertig für ihn: "Juden" und "Neger"), verrät das Schild nicht.

"Rudolf Steiner Haus", Motzstraße 30, Berlin-Schöneberg
 
 Gedenktafel für einen Antisemiten.

"Visiten" habe die Berliner Senatsschulverwaltung in den intellektuell auf Steiner rekurrierenden Waldorfschulen angekündigt, nachdem sogar das ARD-Magazin "Report" aus Mainz "Vorwürfe des Rassismus und Antisemitismus gegen den Anthroposophen Rudolf Steiner und einzelne Pädagogen der von Steiners Werk geprägten Waldorfschulen" erhoben hatte, schrieb der "Tagesspiegel" im März 2000. "Angst vor Repressalien" hätten Eltern ehemaliger Waldorfschüler, die "Report Mainz" Informationen lieferten, so die ARD-Sendung in einem Folgebericht im Juli 2000. Und ein Sprecher der "Aktion Kinder des Holocaust" berichtete in der Sendung "von antisemitischen Vorfällen an Waldorfschulen". Die "Report"-Autoren Eric Friedler und Barbara Siebert kommentierten: "Nach Rudolf Steiner lag auf dem untergegangenen Kontinent Atlantis der Ursprung der arischen Rasse. Er beschreibt die Arier als die am höchsten entwickelte menschliche Rasse."

"Judenfeindlich, dogmatisch, altmodisch: Die Waldorfschulen geraten unter Beschuß. Was ist dran an den Vorwürfen, und wie gut sind Rudolf Steiners Schulen heute?", titelte "Die Zeit" im August 2000. Sogar die "taz", die regelmäßig Anthroposophie-Werbe- und Sonderteile bringt, um es ihren finanziellen Sponsoren recht zu tun, schrieb im Februar 2001, dass Steiner "dem Judentum die Existenzberechtigung absprach und gern über das 'semitische Zersetzungsferment' jammerte. ... Steiner meinte", so die "taz" weiter, "die Zionisten trügen die Hauptschuld am Antisemitismus". Autor des selten ehrlichen "taz"-Artikels war Peter Bierl, der Steiners Rassismus ausführlich erforscht hat. Steiner habe "Esoterik mit Nietzsches elitärem Konzept des Übermenschen sowie antisemitischen und germanophilen, völkischen Ideen" zur "Anthroposophie" und ihrer "Wurzelrassenlehre" gemixt, so Bierl. "Egoistisch und wurzellos seien die Juden, meinte Rudolf Steiner fortan, der in den 20er Jahren die Waldorfschulen gründete und heute noch der Ideengeber für die 180 deutschen Waldorfschulen ist", so Bierl in der "taz", die redaktionell ergänzte: "Steiner schrieb in den 20ern, die 'Negerrasse' habe in Europe nichts zu suchen".

Schon 1998 hatten kritische Lokalzeitungen wie das "Darmstädter Echo" über Steiner geschrieben: "Manches früher Gesagte wäre heute strafbar", denn: "Indianer hielt er für 'degeneriert', die 'Malaien' für 'unbrauchbare Menschen'. Und weiße Frauen warnte er, sie sollten während der Schwangerschaft keine 'Negerromane' lesen, sonst bekämen sie 'Mulattenkinder'." Von alledem erfährt man nichts vor der Motzstraße 30, wo der offensichtlich geisteskranke, aber politisch um so gefährlichere Hetzer Rudolf Steiner öffentlich geehrt wird.

"Nicht länger verantwortbar" fand der nordrhein-westfälische Wissenschaftsrat die Medizinerausbildung an der auf Anthroposophie und Steiner-Wahn-Ideologie gegründeten Privatuniversität Witten-Herdecke (mit dem Mediziner, Anthroposophen und heutigen FDP-Bundestagsabgeordneten Konrad Schily, Sohn eines Bankdirektors und Bruder des früheren Terroristen-Anwalts, Grünen-Politikers und nachmaligen SPD-Bundesinnenministers sowie Steiner-Fans und Anthroposophie-Missionars Otto Schily, als Uni-Präsidenten an der Spitze); eine "grundlegende Neukonzeption" der Ärzte-Ausbildung, ohne Steiners Ideologie, verlangte das Aufsichtsgremium im Sommer 2005 von der ehemals anthroposophischen Vorzeige-Einrichtung, sonst drohe die Zwangsschließung der Mediziner-Ausbildung an der Privat-Uni.

Auf Antrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend musste sich im September 2007 sogar die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien mit zwei rassistischen Steiner-Büchern befassen, weil Steiners Ansichten über die Minderwertigkeit von Menschen mit nicht-weißer Haut "geeignet (seien), Kinder und Jugendliche sozialethisch zu desorientieren". Bei den "Rassen diskriminierenden Aussagen" Steiners, hieß es im Indizierungsantrag des Bundesministeriums, handele es sich "keinesfalls um Zufallsprodukte oder durch den Zeitgeist bedingte rassistische Stereotype" (als ob dies eine Entschuldigung wäre!), sondern sie seien "Ausprägungen einer spezifisch Steinerischen esoterischen Rassenkunde", die integraler Bestandteil seiner Anthroposophie ist, wie auch der Berliner Privatdozent für Neuere und Neueste Geschichte an der Humboldt-Universität, Helmut Zander, der 2007 eine Geschichte der Anthroposophie veröffentlicht, gegenüber dem "Spiegel" sagte: "Steiners Rassentheorie ist in seinem Werk verwoben, das waren keine zufälligen Ausfälle" (Der Spiegel 36/2007). Die Anthro-Lobby konnte eine Indizierung Steiners trotz der Bestätigung der Rassismus-Vorwürfe durch die Bundesprüfstelle gerade noch abwenden, indem der Rudolf-Steiner-Verlag als "Selbstverpflichtung" zusicherte, die beiden Bücher zukünftig nur noch "kommentiert" herauszubringen. Am Steiner-Haus in der Motzstraße freilich wird wohl kaum eine "Kommentierung" angebracht werden.

Lang ist die Geschichte der antirassistischen und antifaschistischen Steiner-Kritik, von der man freilich auf der Motzstraße rein gar nichts erfährt. Peter Bierl hatte sie bereits in seinem Buch "Wurzelrassen, Erzengel und Volksgeister. Die Anthroposophie Rudolf Steiners und die Waldorfpädagogik" (Konkret Literatur Verlag Hamburg 1999, überarbeitete und erweiterte Neuausgabe 2005) aufgearbeitet und breit ergänzt. "Die esoterische Variante der 'Auschwitz-Leugnung'" nennt Bierl hier die Arbeiten des 1998 wegen Volksverhetzung verurteilten Tom Hockemeyer alias "Trutz Hardo", einen "esoterischen Antisemiten" tituliert er den Vielschreiber Udo Holey alias "Jan van Helsing", dessen Bücher heute im esoterischen Buchladen im "Rudolf-Steiner-Haus" Motzstraße 30 verkauft werden (siehe unten). Hardo und Helsing bedienen sich eifrig bei Steiners Ideologie, um den Juden die eigentliche Schuld an ihrer Vernichtung zuzuschanzen. "Steiner qualifizierte Sozialdemokratie und Liberalismus als jüdisch ab. ... Marie von Sievers" (Steiners Ehefrau, die auf der Plakette Motzstraße 30 ebenfalls gewürdigt wird, siehe Foto oben) "glaubte an eine jüdisch-bolschewistische Weltverschwörung: Hinter dem Kommunismus und der Sowjetunion stecke 'eine Handvoll jüdischen Rassentums'", zitiert Bierl die Steiner-von Sievers, die sich darin in keiner Weise von der Hetze der Nazis und ihres Ideologen Alfred Rosenberg unterschied.

Ernst Röhm und die SA in der schwulen Motzstraße

Zwanzig Meter vom Rudolf-Steiner-Haus entfernt, Ecke Kalckreuthstraße, zwischen Rudolf Steiner am einen und Salomés Regenbogen-Siegessäule am anderen Ende des Straßenfestes: in dem zur Zeit leer stehenden Ladenlokal war bis 1933 die Schwulen-, Lesben- und Transenbar "Eldorado", in der sich mit Vorliebe schwule Nazi-Schläger vergnügten: die Berliner SA-Spitze um Karl Ernst und Paul Röhrbein ging ein und aus und machte sich Notizen über schwule Linke und schwule Juden, die sie 1933/34 tot schlugen. Stammgast des "Eldorado", wenn er in Berlin "Entspannung" suchte, war auch SA-Chef Ernst Röhm. "Hier biste richtig!" stand in den 20er und frühen 30er Jahren fett über der Eingangstür des Lokals, in dem es kein Hausverbot gab und man tödlich naiv stolz darauf war, dass hier Männer in Frauenkleidern ebenso verkehrten wie in SA-Uniformen, Hauptsache "Fetisch". Und mancher SA-Mann - das ist überliefert, auch wenn seit den 60er Jahren die Parole der schwulen Geschichtsschreibung lautete: WIR waren die Opfer! -, mancher SA-Mann zog sogar abends die braune Uniform aus und das Chiffon-Kleid an und eilte ins "Eldorado", Nebenjob: Animateur, Türsteher, "hostess".

Dass hier überhaupt DAS "Eldorado" war, erfährt kein Straßenfestbesucher, und eine Ecke weiter hat eine neue Bar mit dem alten Namen eröffnet, die immerzu mit dem historischen Lokal verwechselt wird. Aber auf Röhm und Kameraden weist auch diese Bar nicht hin.

El Dorado, das war das kolonialistische Traumbild von der Goldenen Stadt der vorkolumbianischen Südamerikaner, die es zu finden, zu erobern und auszuplündern galt, und müssten die spanischen Konquistadoren auch die "Eingeborenen" dafür erst massakrieren. War der Name Programm? Man hätte sich in der Hauptstadt des Deusches Reiches ebenso nach dem deutschen Märchen "Schlaraffenland" nennen können, wenn es nur ums Schlemmen in den schwulen Freiheiten der "Goldenen Zwanziger" gegangen wäre, tat es aber nicht.

Heimat der SA-Spitze, vorher ...
 


... und nachher:

 
Vom Schwulenlokal zum Sturmlokal: Das "Eldorado" um 1930 (oben) und angeblich im Februar oder März 1933 (unten). Man kannte sich bereits bestens in den Innenräumen aus, das "Weibische" der Transvestiten und der femininen Schwulen, die als "jüdisch-effeminiert" gebranntmarkt wurden, wurde nun vertrieben, zerschlagen, totgeschlagen. Dagegen fand "soldatischer" Sex in Uniform, der von SA-Leuten nicht nur im "Eldorado", sondern schon vorher in den Schützengräben des Ersten Weltkriegs und den Freikorps-Verbänden der Nachkriegszeit als Kameradschaftsdienst ausgeübt worden war, nun zumindest für die nächsten fünfzehn Monate (bis zur Ausschaltung der schwulen SA-Spitze Ende Juni 1934) auch in SA-Kasernen statt.
 
Röhm besuchte zeit seines militaristischen Erwachsenen- und Verbrecherlebens immer wieder ausgiebig das schwule Berliner Rotlicht-Milieu. "Was Sie über Berlin schreiben, hat wieder alle meine Sehnsucht nach dieser einzigen Stadt erweckt. Herrgott, ich zähle schon die Tage, wo ich dort wieder sein kann, und will hier wirklich, wenn's möglich ist, sparen, damit ich dort etwas zum Leben habe. Das Dampfbad dort ist aber doch m. A. nach der Gipfel alles menschlichen Glücks. Jedenfalls hat mir dort die Art und Weise des Verkehrs ganz besonders gefallen", schrieb er einem Freund 1929 aus Bolivien. Röhm hatte eine ganze Clique von Freunden in Berlin, und nach seiner Rückkehr nach Deutschland und der Übernahme der SA-Leitung nahm er gezielt Männer aus seinem Bekanntenkreis in die SA auf bzw. beförderte dort deren Karrieren. 1987, zur 750-Jahr-Feier Berlins, brachten die "Freunde eines Schwulen Museums" (Vorläufer des heutigen Schwulen Museums Berlin), im "Verlag Rosa Winkel" das Buch "750 Warme Berliner" heraus, in dem ganz selbstverständlich und unkommentiert Röhm als Mitglied der Berliner Szene aufgeführt und zwei seiner Sehnsuchts-Briefe aus Südamerika abgedruckt wurden. "Auch wir Schwule begreifen uns als einen Teil der 750jährigen Stadtgeschichte", hieß es im Vorwort. Röhm war Mitglied des "Bundes für Menschenrecht", der grössten Homosexuellenorganisation der Weimarer Republik, der mit Magnus Hirschfelds "Wissenschaftlich-Humanitärem Komitee" ein "Aktionskomitee" zur Abschaffung des Paragraphen 175 bildete. Man muss lange suchen in der Geschichtsschreibung der Schwulenbewegung, bis heutzutage noch Textstellen findet, die auf solche Faken eingehen. Berührungsängste nach rechts außen oder gar eine Ausgrenzung von Nationalsozialisten gab es schon damals nicht in der Schwulenszene, obwohl man doch die Erfahrungen mit dem Terror des italienischen Faschismus und mit den Fememorden der männerbündlerischen Freikorps, die Röhm und der Erste-Weltkriegs-General Erich Ludendorff sowie weitere spätere Nazis ab 1918 organisiert hatten, in Deutschland und Österreich längst gemacht hatte.

Der mit Röhm näher bekannte englische Journalist Sefton Delmer, der ab 1941 die psychologische Kriegsführung der britischen Armee leitete, schrieb über eine Sause mit Röhm durch die Motzstraße: "We dined at Peltzer's, an admirable restaurant in the Wilhelmstrasse much patronised by my embassy friends, of whom none however were there that evening. Then we went on to the Eldorado, a drab dance bar of stale cigarette smoke and soap and sweat, where the much powdered and painted hostesses were all boys dressed up as girls with wigs and falsies and low-cut evening dresses. I was a trifle shocked when one of the 'girls', a huge creature with a very prominent Adam's apple and a distinctly blue chin under the layer of powder, sat down uninvited at our table and began to talk to Röhm about what appeared to have been a most enjoyable party they had been on together several nights earlier. 'Now there you have it, Herr Stabchef,' I said rashly, when 'she' had left us. 'No female tart would approach an ex-client like that and talk to him of their night together in the presence of a stranger.' Röhm, who normally was open and unashamed about his pickups and enjoyed joking about his 'weakness' was suddenly huffy. 'I am not his client. I am his commanding officer,' he said with complete seriousness. 'He is one of my stormtroopers!'"

Im "Eldorado" arbeiteten demnach SA-Leute, auch solche, mit denen Röhm sexuell verkehrte, und konnten so Informationen liefern über linke und jüdische Schwule, die in den ersten Wochen und Monaten der Nazi-Terror-Herrschaft, der Zeit der "wilden KZ", die es zahlreich in Berliner Kellern und Hinterhöfen gab, von der SA totgeschlagen wurden. In der Zeit, als Röhm und seine Kameraden ganz selbstverständlich in dem bekanntesten Homosexuellenlokal auf der Motzstraße Berlins verkehrten, schrieb Röhm als "Neujahrsappell" an die SA am 1. Januar 1933 im "Völkischen Beobachter": "Die Zeichen stehen auf Sturm. Der Endkampf steht bevor. Hie Bolschewismus - hie Nationalsozialismus, das sind heute die Lager, in denen um Deutschland gerungen wird. 1933 muß die Entscheidung bringen. Das Kampfziel des Jahres 1933 ist eindeutig gestellt: Tod dem Bolschewismus."  

Röhm nutzte die Homosexuellenlokale auch für konspirative politische Treffen, auf denen er das weitere politische Vorgehen besprach. Delmer berichtet weiter über die Sause mit "Herr Stabchef", nachdem sie das "Eldorado" verlassen hatten: "It was when we had settled ourselves into one of the balcony boxes of the Silhouette, a night spot which catered for homosexuals of both sexes, and were sipping coffee and brandy, that Röhm at last came out with his great secret. 'What I am going to tell you now, my dear Delmer, is something you must promise me not to publish. It has nothing to do with your newspaper work.' I promised. 'The scheme which I have discussed with M. François-Poncet, and which I would like also to discuss with someone from your embassy or better still from the Secret Service is this. General von Schleicher is anxious to include 250,000 men of the Stormtroops and 50,000 men of the Steelhelmets in the Reichswehr. In my view this is an excellent plan. It would mean that, in place of the present professional army of 100,000 men with all their narrow caste spirit as professional soldiers, Germany would have a people's army of 400,000 men. This would absorb all the best cadres of the Stormtroops. The problem of the private armies which is allegedly causing so much misgiving in Paris and London would be solved once and for all time. And it would help with our unemployment problem.'"

Damals gern gesehen, heute lieber vergessen
 
 
Kein Hausverbot für Uniformträger. Szene-Gäste der Berliner Schwulen-Lokale (v.l.n.r.): SA-Heines, SA-Röhm, SA-Ernst. Die schlimmsten Mörder und Folterer gingen im "Eldorado" ein und aus, amüsierten sich wie selbstverständlich und wurden beim "Röhm-Putsch" am 30. Juni 1934 von der SS erschossen. Vorher hatte sich der Sadist Edmund Heines, ein verurteilter Fememörder aus den Freikorps der frühen Zwanziger Jahre und dann SA-Chef von Schlesien und Polizeipräsident von Breslau, in seinem Privat-KZ austoben können. Karl Ernst, ein Hotelpage und Türsteher, dann SA-Chef von Berlin, gehörte zu den schlimmsten Mördern in den ersten eineinhalb Jahren nach der Machtübertragung an die Nazis. Röhm hatte seine schwulen Parteigenossen an die Spitze der SA geholt und Heines zu seinem Stellvertreter, Ernst zum "Sonderbevollmächtigten der Obersten SA-Führung" für Berlin und Brandenburg gemacht. Sie wussten, welcher Schwule auch links und/oder Jude war.
 
Selbst der Geschichtsrevisionist Günter Grau, eine Größe der deutschen Schwulenbewegung, dessen Buch "Homosexualität in der NS-Zeit. Dokumente einer (!?) Diskriminierung und Verfolgung" sogar in schwulen Sex-Shops verkauft wird, kann in der überarbeiteten Neuausgabe seines Buches von 2004 kaum Belege für eine tatsächliche massenhafte Verfolgung Homosexueller in den ersten Jahren des Nazi-Terrors anführen. Trotz der suggestiven Zusammenstellung seiner Dokumentensammlung (die freilich bisweilen aus zweifelhaften und unkritisch übernommenen Quellen wie z. B. "ein zuverlässiger Augen- und Ohrenzeuge", der anonym bleibt, bestehen) kommt selbst Grau nicht umhin, der Wahrheit die Ehre zu geben und zwischen den Zeilen zuzugestehen, dass bis über die Mitte der Dreißiger Jahre hinaus in etlichen Nazi-Organisationen zahlreiche Homosexuelle relativ offen aktiv sein konnten. So muss Grau eingestehen, dass der Schwulenhasser Heinrich Himmler für die Zeit der Olympiade einen "Sondererlaß" herausgab mit dem Inhalt: "Anweisung an die Geheime Staatspolizei. Ich verbiete, in den nächsten Wochen gegen irgendeinen Ausländer wegen des § 175 ohne meine persönliche Genehmigung auch nur mit einer Vernehmung oder Vorladung vorzugehen." Bei genauem Lesen der von Grau gesammelten Gestapo-Dokumente stellt sich heraus, dass die Beschuldigung der "homosexuellen Verfehlungen" oftmals ein Mittel war, gegen Linke und Juden (und später gegen katholische Priester zwecks Schwächung des Einflusses der Kirche) vorgehen zu können. Selbst nach den groß angelegten Verfolgungen Homosexueller im Zuge der Röhm-Affäre Mitte 1934 gab es nicht nur zahlreiche weiterhin geöffnete Homosexuellen-Lokale - auch solche, die noch im März 1935 als Treffpunkte vor allem für schwule SA- und SS-Leute öffentlich bekannt waren -, sondern auch ein reges Prostitutions-Geschäft, auch mit männlichen Minderjährigen. Das zeigt ein von Grau abgedrucktes Besprechungsprotokoll des Jugendamtes Hamburg vom Oktober 1934, das sich mit dem schwulen Leben am Hamburger Hauptbahnhof befasst und in dem ein hochrangiger Beamter Homosexualität als solche verteidigt, solange sie nicht "asozial" ausgelebt werde, und bittet, "objektiv" und "sachlich zu bleiben".

Erst im Gefolge der Röhm-Affäre, so Grau, habe es "die ersten, mit großem propagandistischem Aufwand betriebenen Kampagnen gegen Homosexuelle" gegeben. Eine Razzia in Berlin dokumeniert er erst für den März 1935, bei der zahlreiche Schwulenlokale, jedoch meist "ohne Ergebnis", von der SS-Einheit "Leibstandarte Adolf Hitler" durchsucht worden waren. Es kam hierbei in der Tat zu Misshandlungen von Festgenommenen, doch Betroffene und ihre Freunde wandten sich im Juni 1935 mit Hilfeersuchen ausgerechnet an den Wehrmachts-General und späteren Kriegsverbrecher Wilhelm Keitel, er möge es doch bitte "dem Führer melden", denn: "Der Führer will Gerechtigkeit und Nächstenliebe", zitiert Grau das groteske Dokument eines Hilfeschreis verfolgter schwuler Nazis, "hier aber geschieht stündlich die furchtbarste Ungerechtigkeit und niedrigste sadistische Triebe toben sich aus" bei selbigem Führers Leibstandarte, "in aufrichtiger Verehrung grüßen Sie drei alte Soldaten mit Heil Hitler!"

Bemerkenswert ist, dass Grau in seinem 360 Seiten dicken Buch die gesamte Röhm-Clique unerwähnt lässt, die breit bekannten und prominenten Heines, Ernst, Röhrbein werden nicht einmal namentlich genannt, der fast vergessene pädophile Sadist, Freikorps-Kämpfer, SA-Führer und Polizeipräsident von Potsdam und Berlin, Wolf Heinrich Graf von Helldorf, schon mal gar nicht; Röhm selbst kommt nur als "Röhm-Affäre" vor, nicht jedoch als jahrelang gern gesehener Gast in Berliner Schwulenlokalen, und auch der Ausdruck "Röhm-Affäre" dient Grau nur als Datumsangabe -- so macht man einen unliebsamen Teil der eigenen Geschichte systematisch vergessen.

Was die Motzstraße angeht: Grau erwähnt sie nicht, druckt aber - sogar eingerahmt - einen Artikel aus dem "Berliner Tageblatt" vom 4. März 1933 nach: "Nachtlokale geschlossen". Hier werden 14 Berliner Bumslokale aufgeführt, die vom Polizeipräsidenten "mit sofortiger Wirkung geschlossen" wurden, darunter einige bekannte Schwulenbars -- nicht jedoch das "Eldorado"! Und Manfred Herzer, eine weitere graue Eminenz der Szene-offiziellen Schwulen- Geschichtsschreibung, meinte 1997 im Katalog zur Ausstellung "Goodbye to Berlin. 100 Jahre Schwulenbewegung", die das Schwule Museum Berlin gemeinsam mit der Akademie der Künste Berlin als ein Großereignis ausgerichtet hatte, zu einem ähnlichen Foto des "Eldorado" im Hakenkreuz-Schmuck, das angeblich im Mai 1933 in der Wiener Zeitung "Der Notschrei" abgedruckt war (im Ausstellungskatalog jedoch ohne Datumszeile der "Notschrei"-Seite faksimliert; nach der Mitteilung eines aufmerksamen Lesers der BIFFF...-Webseite soll das Foto am 15. 03. 1933 erschienen sein), und zu dem faksimilierten Bericht des "Berliner Tageblattes": die Bar sei "anscheinend schon vorher" (vor den anderen Schwulenbars?) "geschlossen und in eine Nazipropagandastelle umfunktioniert worden". Das "vorher" bleibt jedoch unkonkretisiert. Als im Jahr 1984 die weltweit viel beachtete erste große Ausstellung über die Homosexuellen-Geschichte Berlins stattfand ("Eldorado. Homosexuelle Frauen und Männer in Berlin 1850 - 1950. Geschichte, Alltag und Kultur"), schrieb Herzer im damaligen Katalog über die Bar: "Das 'Eldorado' hatte vermutlich schon vor der Nazimachtübernahme schließen müssen." Offenbar ist es bis heute ein Rätsel, wann und warum die bekannteste Berliner Schwulenbar der Weimarer Republik-Zeit schloss; niemand hatte versucht, das Rätsel aufzuklären, denn zu suggestiv unterstreicht das Foto der geschlossenen Bar mit den Hakenkreuz-Fenstern das Opfer-Klischee, an dem nicht gerüttelt werden darf. (Herzer freilich rüttelte heftig daran, als er 1985, bevor das Rotlicht-Milieu sich der Emanzipationsbewegung bemächtigt hatte, in der damals noch links-alternativen Szene-Zeitschrift "Siegessäule", die von einem Aktivisten-Komitee herausgebracht wurde statt von dem Rotlicht-Verleger Jackwerth, der später die Namensrechte einfach kaufte, gegen den "Opfermythos" anschrieb: die meisten Schwulen hätten "zu den willigsten Untertanen und Nutznießern des Nazistaates" gehört; verfolgt, gequält und ermordet worden seien nur die wenigsten -- lang ist's her, dass Szene-Größen derart offen sprachen.)

Die - freilich immer lückenhafte und zufällige - organisierte und grausame Verfolgung und Ermordung - überwiegend männlicher - Homosexueller durch das Nazi-Regime und seine willigen Schergen setzte erst in der zweiten Hälfte der Dreißiger Jahre ein und steigerte sich erst in den Kriegsjahren furios, was Graus Buch eindrücklich dokumentiert.

Die Leiden vieler, die in die Fänge des Nazi-Terrors gerieten, waren entsetzlich. Und sie wurden noch grausam verschärft, wenn sich herausstellte, dass die Personen nicht nur Linke oder Juden, sondern homosexuelle Linke oder homosexuelle Juden waren. Um so schlimmer, dass sich die heutige Gewaltsex-Szene, insbesondere auch die der Motzstraße und der benachbarten Fuggerstraße, am Leiden der Homosexuellen in den Nazi-KZ sogar noch sexuell erfreut und damit Geld macht -- zynischer und perfider geht's wohl nicht.

Kolonialistische Ideologie-Produktion im "Juni-Klub"

Ein paar Schritte neben dem alten "Eldorado", Motzstraße 22: im damaligen Haus des kolonialistischen "Deutschen Schutzbundes für das Grenz- und Auslandsdeutschtum", der maßgeblich die Kriegspolitik der Nazis mit vorbereitete, traf sich Anfang der 20er Jahre der "Juni-Klub", ein elitärer antidemokratischer Think Tank rechtsextremer Intellektueller um den Nationalrevolutionär Arthur Moeller van den Bruck (sein Buch von 1923 hieß "Das Dritte Reich"), der eifrig die Beseitigung der Weimarer Republik, die Errichtung eines autoritären Führer-Staates und die "mitteleuropäische Reichsidee" der Herrschaft Deutschlands insbesondere über Ost- und Südost-Mitteleuropa diskutierte. Moeller van den Bruck hatte schon 1914 zu Weltkiegs-Beginn die Position vertreten, Deutschland gebühre die Hegemonie über Europa, und er hatte dafür während des Weltkriegs in der Auslandsabteilung der Obersten Herresleitung als Propagandist gearbeitet - dort, wo bereits die späteren SA-Röhm-Weggefährten Erich Ludendorff und Kurt von Schleicher sassen, die Chefs der rechtsextremen militaristischen Männerbünde der Zwanziger Jahre. 
 
Der Juni-Klub gehörte zur ersten "Querfront" der Zwanziger Jahre, in der Nationalismus und völkischer Sozialismus, anti-liberale und pro-sowjetische (freilich mit "anti-bolschewistischer" Ausprägung) Ideen, Antisemitismus, Antiamerikanismus und Deutschlands Anspruch auf die Weltherrschaft demagogisch zusammengedacht wurden. "Geopolitik" war das Stichwort der Herrschaftsansprüche, und bei den Diskussions- und Vortragstreffen sorgten Industriellenvertreter neben "deutschen Sozialisten" und "Solidaristen" wie dem Rechtssozialdemokraten und späteren Nazi Otto Strasser dafür, dass der "Juni-Klub" und die ganze Querfront nicht etwa dem Kapital aus dem Ruder lief. Noch heute beruft sich die "Neue Rechte" auf die Ideen Moeller van den Brucks und seines Kreises. Der "Juni-Klub" war einer der wichtigsten Kreise gegen die Demokratie in der Weimarer Zeit, in der Motzstraße wurde Geschichte gemacht, doch eine Gedenktafel für (oder besser ausgedrückt: gegen) die anti-demokratische Hetze aus dem "Juni-Klub" sucht man vergebens.

Heute sitzt im früheren Haus des "Deutschen Schutzbundes für das Grenz- und Auslandsdeutschtum" der schwule Gewaltsex- und "Fetisch"-Laden und Internet-Versandhandel "Mr B", ein Hauptfinanzier der gesamten Szene, und verkauft rassistische Vergewaltigungs-Comics, in denen die kolonialen Phantasien vom ewig potenten, immer bereiten, gierigen, brutalen und mit riesigen Geschlechtsteilen ersehenen Afrikaner gepflegt werden, diesmal eben schwul. Sexuelle Kolonialphantasien über Afrikaner und Araber kommen heute in zahlreichen pornographischen Filmen vor, die in den Bars und Läden der Gewaltsex-Szene zu kaufen und/oder anzusehen sind; blanker und primitiver Rassismus ist der Hintergrund.
 
Springerstiefel für schwule Skinheads und politische Gewalttäter

In der Straße und den Nebenstraßen sind schon länger Militaria-Läden ansässig, die sich mit "Antiquitäten" des Tötens und Mordens Konkurrenz machen, von König und Kaiser bis Führer und "Reichsführer SS". Was Ideologie-Produzenten wie Steiner und Moeller van den Bruck in der Motzstraße erdachten, wird in den Militaria (alte Waffen, Orden,  Abzeichen, Fahnen, Uniformen, Helme, Stiefel, alte Fotos, Postkarten, Ölbilder usw.) der Antiquiätenhändler des Motzstraßen-Quartiers materiell greifbar, ersteigerbar, ist käuflich zur Ausstattung von Wohnungen, Clubräumen, gar "Fetisch"-Sex-Folterkellern der Ewiggestrigen.

Der Strafprozess gegen den Inhaber des "Auktionshauses für Geschichte" in der Motzstraße wegen Nazi-Propaganda ("Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen"), der 2001 nach einer Polizei-Razzia im Jahr 1998 stattfand und mit einer Geldstrafe endete, fand ein breites Presseecho. Die "taz" schrieb: "Bei einer Durchsuchung seiner Geschäftsräume hatte die Staatsanwaltschaft unter anderem Abzeichen und Gürtelschnallen mit SS-Runen und Hakenkreuzen sichergestellt. ... Zur Last gelegt wird ihm auch, einen Katalog über seine Versteigerungsgüter mit Objekten aus der NS-Zeit ins Internet gestellt zu haben. Darunter befand sich eine persönliche Standarte Adolf Hitlers, mit Hakenkreuz versehen" (taz Berlin 28. 03. 01). "Der Auktionator musste zudem eingestehen, in seinem Angbot bereits einmal eine Zyklon-B-Banderole gehabt zu haben. Auf den Vorhalt des Staatsanwalts, doch über die Beliebtheit des Internets bei Neonazis Bescheid zu wissen, erklärte Jens W., dies sei ihm 'entgangen'. Der Angeklagte wird vom Berliner Rechtsanwalt Carsten Schrank vertreten, der im vergangenen März für die NPD juristisch gegen ein Verbot einer geplanten Demonstration von Rechten am Brandenburger Tor vorgegangen war" (taz Berlin 07. 04. 01). "Ich habe kein schlechtes Gewissen", zitierte das Blatt den Auktionator zu dessen Versuch, getragene Kleidung von KZ-Häftlingen "mit rotem Dreieck (Kommunist)" für teures Geld zu versteigern. Bei sich zu Hause habe er neben Hitler-Gemälden ja auch Bilder von Honecker und Stalin hängen, das gehöre zu seiner "Sammlung". Und außerdem würden "'bestimmte Leute' etwa mit Springerstiefeln" (taz) gar nicht zu seinen Versteigerungen zugelassen. Pech für die "Fetisch"-Szene.

Zu den Militaria-Händlern haben in den letzten drei Jahren mindestens fünf Gewaltsex-Läden in der Straße eröffnet: "Fetisch" eben. Hier kaufen schwule Skinheads ihre Springerstiefel mit weißen Schnürsenkeln, dem Erkennungszeichen der Nazi-Schläger, um sie zu küssen, zu lecken, sich daran aufzugeilen. Der Laden "My Style Shop" wirbt sogar in Anzeigen offen mit dem Nazi-Outfit (siehe unten). Der Laden "Mr B", mit monatlichen ganzseitigen Werbeanzeigen in "Box" Sponsor des Kommunikationsorgans der heutigen schwulen Gewaltssex-Szene in Deutschland und auch mit der rechtsextremen Schwulen-Skinhead- und "Fetisch"-Szene verbandelt, die Sex mit Hitler-Bildchen mag, hat die weißen gegen die roten Schnürsenkel der vermeintlich "autonomen" Schläger vom Rostocker Stadthafen ausgetauscht - geradezu demonstrativ, aber die weißen hat er auch noch im Sortiment - und verkauft seine Springerstiefel nun just unterm alten "Juni-Klub". Geradezu typisch für die Rechts-Links-Querfront, die man im schwulen "Fetisch"- und Sado-Maso-Milieu antrifft und heutzutage ihre politische Heimat in der Tageszeitung "junge Welt" und der Gewaltsex-Zeitschrift "Box" hat, erscheint dieser "Fetisch"-Laden "Mr B", der sich ein geschichtsträchtiges Geschäftslokal ausgesucht hat.

Querfront der Gewalt



Bei "Mr B" gelernt (oben), bei "G8" in Rostock angewandt (unten):

    

Ob rechts, ob links -- wer kann heute noch die Che-Guevara-T-Shirts, die Anti-G8-Parolen, die Thesen Lafontaines von denen der NPD, den Antiamerikanismus, den Antisemitismus vom Antizionismus, die Schwarzen Blöcke und die Skinheads unter Sturmhauben und hinter Sonnenbrillen nach der politischen Richtung unterscheiden? Ob Nazi- oder "Autonomen"-Demo, ob schwul oder "hetero", die Jungs zelebrieren gleichermassen den Männlichkeitswahn, für den es damals männerbündlerische Freikorps und Frontkämpferbünde, ob "Stahlhelm" oder "nationalbolschewistisch", gab.
Oben: Reklame des "Mr B"-Fetisch-Ladens in der Motzstraße für den Kauf rot gesenkelter Springerstiefel, die ganzseitig in der Gewaltsex-Zeitschrift "Box" abgedruckt war. Unten: praktische Anwendung rot gesenkelter Springerstiefel beim Abfackeln von Autos mangels Synagogen während der G8-Krawalle am Rostocker Stadthafen im Juni 2007, mit rechts-links-Statussymbol "Pali-Tuch", Militärhose und Fuck-Finger: ob kahl, ob braun, ob Henna -- Hauptsache "blond" und es geht (einer) ab.

Was man hier alles kriegen kann! Zum Beispel bei "Mr B" -- dem "Juni-Klub" wären die Augen über gegangen: neben Skinhead-Artikeln auch Militärmützen, Armeestiefel, Koppeln, Pornofilme mit Sex in Militäruniformen, Dildos als Raketen geformt ("Airforce"-Stil) oder in Form von Artilleriegeschossen mit Handgranaten-ähnlichem Hodensack ("Army Kollektion") oder als Hafenpoller oder Torpedo ("Navy"-Stil) und in Munitionsform: "Dildo D-Day" wurde das Ding vorsichtshalber genannt, denn man möchte ja mit roten Schnürsenkeln nicht als Wehrmachts-Wichser dastehen. (Wie sich der US-Navy-Stil am Rostocker Stadthafen machte, wissen wir nicht, aber es ist ja bekannt, dass sich die dortigen Demontranten trotz alledem bei McDonald's verköstigten.) Und in der Rubrik "Toys" findet man im "Mr B Webshop" auch Pistolen und Handgranaten, die Mann dem Manne hinten rein rammt -- Learning by Doing, Man-növer bei jeder Gelegenheit und Lernen, wie der Feind elegant in die Luft zu sprengen ist. Und Folterfilme, Folterfilme, Folterfilme hat "Mr B", mit Methoden, die sich kein Heines und kein Mengele je hätte ausdenken können.

Schräg gegenüber bei "frontplay", in der Winkelspitze zwischen "Mr B" und dem ehemaligen "Eldorado", gibt es neben dem Skinhead-Bedarf, mit dem sich alle diese Motzstraßen-Läden, ob "Antik" oder schwul-"Fetisch", Konkurrenz machen, Front-gerechte Armeegürtel, Armee-Tarnjacken und "BW-Kampftaschen", auch in den Hindukusch-Design- Farben. Der Name des Ladens passt zur Gegend, Ernst Röhm idealisierte das "Frontkämpfertum", und "hysterische Weiber beiderlei Geschlechts", wie Röhm in seinem Buch "Die Geschichte eines Hochverräters" schrieb, das reich ist an militärischen und verdeckt erotischen Männlichkeitsphantasien, "müssen ausgeschifft werden". Bisweilen aber kann Mann und konnte Röhm sich noch der falschen "Weiber" bedienen, wie Delmers Geschichte zeigt, auch wenn sie anschließend verachtet werden bzw. ermordet wurden. Die scheinbar modernen Parolen des "Be Proud!" und der "Pride Parade" und der zugehörige Habitus stammen übrigens gar nicht aus den Siebziger Jahren; in einem privaten Brief, den Magnus Hischfelds "Wissenschaftlich- Humanitäres Komitee" in seinem "Mitteilungen" auf dem Höhepunkt der publizistischen Angriffe gegen Röhm 1932 veröffentlichte, hatte dieser geschrieben, er sei über seine Neigung zu echten Männern "absolut nicht unglücklich", sondern "im Innern vielleicht sogar darauf stolz". In seiner "Hochverräter"-Autobiographie hatte Röhm sich als Tabu-Brecher, ganz im Sinne der National- und Konservativen Revolutionäre damals und der Gewaltsex-Szene heute, bekannt, der Gefallen daran fand, es den Gutbürgerlichen mal so richtig zu zeigen. "Ich stelle vorweg fest", hatte er hier geschrieben, "daß ich nicht zu den Braven gehöre und keinen Ehrgeiz habe, ihnen zugesellt zu werden. Zu den 'Moralischen' will ich aber schon gar nicht zählen", denn "ich habe im Felde den Soldaten nicht danach beurteilt, ob er den moralischen Anforderungen der bürgerlichen Gesellschaft entsprach sondern danach, ob er ein Kerl war oder nicht." Tapferkeit, Entschlossenheit, Krieger-Sein, Heldentum, Draufgängertum, auch Skrupellosigkeit und Brutalität waren Röhms Ideale - und damit passte er in die heutige Motzstraße noch besser als in die damalige. Echte Männer, "Kerle" eben, beleben heute die Motzstrasse, und die heutige Zeitschrift "Box", die vor kurzem noch Röhm gedachte und die von heutigen Motzstraße-Läden durch Werbeanzeigen mit finanziert wird, zum Beispiel durch die ganzseitigen Anzeigen von "Mr B", hat sich im Juni 2007 vom Untertitel "Deutschlands Magazin für schwule Männer" in "Deutschlands Magazin für Kerle" umbenannt; jeden Monat steht das Bekenntnis nun auf der Titelseite. (Und im August 2007 ist hier einzufügen: Die "Box"-Leute sind so schnell mit ihren Reaktionen auf BIFFF...-Texte, dass sie seit August 2007 nunmehr ganz ohne Unterzeile erscheinen.)

Deutsche Leitkultur fürn Arsch --
aus der Dildo-Kollektion des "Mr B"-Online-Shops:
(Screenshots Juli 2007)

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Schuss in den Ofen, aber militärisch getarnt: Dildo-Projektil "D-Day" (oben links),
deutscher Gartenzwerg "The Ass Midget" für deutsche Arschkriecher (oben rechts), Dildo als "X-Large-Missile" (unten links), Handgranate (unten rechts) -- alles gleich englisch benannt und somit auch für den Auslandseinsatz bestens geeignet. Sex und Gewalt sind auf der Motzstraße seit je her Synonyme, das Leid der anderen dient der eigenen Belustigung.

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Handgranaten und Pistole für hinten rein -- aus Gummi, nur Übungsmunition.
Kriegsspielzeug für echte Kerle aus der "Toys"-Kollektion von "Mr B", Juli 2007. Klaus Wowereit scheint's politisch toll zu finden, denn er wirbt seit Jahren als Regierender Bürgermeister für diese Szene. Imagination des Schreckens, doch ohne den realen Schrecken der Kriegswaffen, die reale Tode kosten, kann diese Imagination nicht stattfinden, stellt sich bei "Fetisch"- und "Sado-Maso"-Leuten die sexuelle Lust nicht ein. Es ist hochgradig psychopathisch, sich am Leid der Anderen zu erfreuen, doch beim Motzstraßenfest wird diese Pathie mitgefeiert, sind diese Gewaltsex-Läden und -Gruppen ein selbstverständlicher und unhinterfragter Teil der "bunten" community. Die politische Gefahr der Bindung von Gewalt an einen Kernbereich der menschlichen Persönlichkeit, die Sexualität, wird nicht debattiert, kommt nicht einmal in den Sinn, obwohl das Straßenfest ebenso wie der Christopher-Street-Day-Umzug, an dem die Gewaltsex-Läden und -Gruppen ebenfalls maßgeblich beteiligt sind, immer noch als politische Demonstrationen gelten, mit Unterstützung des Regierenden Bürgermeisters und etlicher Polit-Prominenz.
 
Ein paar Schritte weiter - wenn Mann nicht gleich zu Militaria-Antik geht - gibt es im explizit schwulen "Fetisch"-Laden namens "Military Store" echte Stahlhelme und Gasmasken, mit Vorliebe aus deutschen Armeen -- die Straße quillt heute über von dem, womit die rechtsextremen Ideologen schon in der Zwanziger Jahren ein drittes Reich nebst Kolonien für ihre Finanziers erobern wollten. Im "Military Store", der zum Staßenfest, günstig gelegen gegenüber Disco-Bühne und Bier-Pilz, einen Hauptanziehungspunkt bildet, gibt es auch Polizeihelme und -Schlagstöcke, wie man sie von den einschlägigen Demos kennt. Pistolenhalfter, Armeejacken, Tarnnetze, gebrauchte originale Bundeswehr-Ausrüstungsstücke, sogar die deutsche Dienstflagge (schwarz-rot-gold mit Bundesadler im Wappenschild), die eigentlich nur dienstlich und mit Genehmigung des Dienstherrn einer Bundesbehörde gezeigt werden darf, bekommt man hier. Wenn das Geschäft geöffnet hat, stehen rechts und links vor dem Eingang, wie zur Bewachung, zwei Pappkameraden in Militäruniformen, mit dem Sturmgewehr geschultert.

Lange Geschichte --- ohne Gedenktafeln

Gedenktafeln für die schwulen SA-Sausen gegen Linke und Juden, die mit Besäufnissen im "Eldorado" begannen und nach getanem Zu- und Totschlag, aufgegeilt von der eigenen Gewalt gegen die Schwachen, mit dem Siegesfick untereinander dort wieder endeten, oder für die geistige Vorbereitung von Nazi-Herrschaft, Rassismus und Krieg sucht man vergebens an den Häusern der Motzstraße. Auch eine Mahnwache der Schwusos oder der schwul-lesbischen Grünen- und PDS-Gruppen vor den entsprechenden Häusern wird es während des "15. Lesbisch-Schwulen Stadtfestes" im Juni 2007 wieder nicht geben, gab es noch nie. Dieser Teil der Geschichte bleibt vergessen, passt nicht in ein Regenbogen-Stadtfest, das maßgeblich von den Gewaltsex-Läden für schwule Skinheads jeder Provenienz mit finanziert wird. Nicht von ungefähr heißt das Motto des Straßenfestes 2007: "Gleiche Rechte für Ungleiche".

Pappkamerad, still gestanden!
 
 
Die Soldaten-Puppe mit Stahhelm und geschultertem Gewehr hält Wache vor dem Eingang zum "Military Store", Motzstraße Ecke Eisenacher Straße.
Das soll dann wohl "sexy" sein.

Bitte keine Assoziationen! Als "die Bewegung" in den 70er und 80er Jahren begann, die deutsche Schwulen-Geschichte aufzuarbeiten, verschwanden massenweise Unterlagen, die Zusammenhänge zum Militär und zu den Nazis hätten beweisen können; sie verschwanden mit oder aus den Nachlässen, die die "oral history" unterfütterten. Die eigene Geschichte wurde erst mal gesäubert, um sie dann als angebliche "Bürgerrechtsbewegung der 20er Jahre" und als Nazi-Opfer-Geschichte wieder auferstehen zu lassen. Und manch ein Szene- Historiker war insgeheim froh, dass die wenigen übrig gebliebenen, mit zunehmender Schwulenbefreiung immer schwatzsüchtiger werdenden Verteranen, die viel über die politisch heterogene Homosexuellen-Szene der Berliner 20er und 30er Jahre und das sexuelle Miteinander über Partei- und Klassengrenzen hinweg zu erzählen wußten, schon sehr sehr alt waren ... Ob der Dokumentarfilmer Rosa von Praunheim sie vor ihrem Tod - wie Steven Spielberg die Shoah-Überlebenden - noch interviewt und ihre Zeugnisse für die Nachwelt gerettet hat? Einige schwule KZ-Opfer, die unter dem Terror zu Helfern der Peiniger wurden, hat er befragt, zum Beispiel den Friseur, der neu eingelieferte Mitgefangene am ganzen Körper rasieren mußte -- "die größte Strafe war ja für mich", sagt er im DVD-Bonus-Teil von Praunheims "Schwule Nazis"-Film aus dem Jahr 2005, "als sie die Juden brachten", denn die seien "ja so furchtbar schwer behaart", "und da ich Blockfriseur war, da mußte ich die Juden abrasieren". Und er unterstellt ihnen in diesem Praunheim-Interview sogar, dem schwulen Friseur unterstellt zu haben, sich aufgegeilt zu haben, wenn er auf SS-Geheiß und unter Todesangst auch ihre Schamhaare rasieren mußte: "Die Juden, die wußten doch, da geilt er sich dran auf", weil er ja erkennbar den rosa Winkel trug, und das alles ihm, "ich, der Harmloseste von allen!" Solidarität der Nazi-Opfer untereinander sieht anders aus, aber in Praunheims Film kann sich der schwule KZ-Friseur - erkennbar ist er keineswegs der Unterste in der Gefangenen-Hierarchie, wie ansonsten die selbst gezimmerte Geschichtslegende lautet - wenigstens noch über die "furchtbaren" Juden erheben, und zwar auf rassistische Weise wegen deren vermeintlich starker Körperbehaarung.

Vorbei auch die Zeit (1998), als der damalige Vorsitzende der jüdischen Gemeinde zu Berlin, Andreas Nachama, gegen den Nazi-Devotionalien-Handel auf der Motzstraße ansprach: "In einer Zeit, in der kahlrasierte Dummheit sich immer gewalttätiger artikuliert und mit den Symbolen der Ewiggestrigen schmückt, geht es hierbei nicht nur um eine moralische, sondern auch um eine politische Frage." Was sagen die Politikerinnen und Politiker, die das Stadtfest besuchen, heute zum Boom der Gewalt-, Militär- und auch Nazi-Fetisch-Läden in der Straße? Nichts, denn man/frau ist doch schließlich Opfer gewesen und will es bleiben! Und die Schwusos werden überhaupt heute von Kirstin Fussan geführt, einer Frau, die vor ihrem lesbischen Comingout noch als Berliner SPD-Abgeordnete Fussan-Freese auch beim rechtsextremen "Humanistischen Verband Deutschlands" (HVD) aktiv war. Im Juli 2007 gibt sie dem "junge Welt"-Autor und Terrorismus-Sympathisanten Markus Bernhardt für die rechtsextreme und Terrorismus-nahe Gewaltsex-Zeitschrift "Box" gerne ein Interview über die Arbeit der Berliner Schwusos. Kreise sind eben Kreise, die schließen sich immer.

Antisemitischer Buchladen im Steiner-Haus

(Dieser Buchladen existiert hier im Jahr 2010 nicht mehr. In dem Ladenlokal ist nun ebenfalls ein Gastronomiebetrieb.)

Die Spuren rechtsextremer Geschichte und Gegenwart sind überall auf der Straße zu finden. Zurück zum "Rudolf Steiner Haus", das mit dem Buchladen "Forum Hermeticum" einen der antisemitischsten Buchläden Berlins und mit dem "Café Steiner" ein Trinklokal für schwule Skinheads der Gewaltsex-Zeitschrift "Box" beherbergt.

Im Schaufenster des Buchladens: immer wieder Bücher des "Jan van Helsing"
(d. i. der vierzig Jahre alte Jan Udo Holey), dessen beide Bücher "Geheimgesellschaften" wegen ihres antisemitischen, volksverhetzenden Inhalts in den 90er Jahren verboten wurden und der danach etliche (gerade noch legale) Bücher ähnlicher Machart produzierte. Bis 2005 standen Helsings/Holeys Bücher als Beispiele des "esoterischen Antisemitismus" jedes Jahr im Verfassungsschutzbericht; er selbst, der auch gern mal aus Hitlers "Mein Kampf" zitiert, wurde in verschiedenen Verfassungsschutzberichten von Innenministern einiger Bundesländer und des Bundes als "rechtsextremistischer Esoteriker" bezeichnet – doch das "Forum Hermeticum im Rudolf Steiner Haus" Motzstraße 30 hat die bisher nicht verbotenen rechtsextremistischen Bücher Helsings/Holeys gleich rechts im Regal offen vorrätig, und immer wieder wechselnd liegt eines vorn im Schaufenster.
 

Ein Buchladen gegen Juden, ein Café für schwule Skinheads:
das "Rudolf-Steiner-Haus" in der Motzstraße.
 
 
 Motzstraße 30, Buchladen "Forum Hermeticum im Rudolf Steiner Haus" (rechts), "Café Steiner" (links). Die Plakette für Steiner und von Sievers (siehe Foto oben) befindet sich gleich links außerhalb des Bildes.

"Antisemitische Argumentationsmuster sind mittlerweile auch in Teilbereichen der eigentlich unpolitischen Esoterik salonfähig geworden", heißt es im Verfassungsschutzbericht des Bundesinnenministers für das Jahr 2004. "Spätestens seit dem Erscheinen der beiden Bände 'Geheimgesellschaften und ihre Macht im zwanzigsten Jahrhundert' des rechtsextremistischen Esoterikers Jan van Helsing (Pseudonym) finden antisemitische Verschwörungstheorien Resonanz in einer Gesellschaftsschicht, die ansonsten eher selten mit rechtsextremistischem Gedankengut in Verbindung gebracht wird", beschreibt der Verfassungsschutzbericht den Türöffner der Nazi-Szene, "Vehikel der Esoteriker sind dabei meist die sogenannten 'Protokolle der Weisen von Zion', eine antisemitische Fälschung aus den Anfangsjahren des 20. Jahrhunderts, in denen angeblich der Plan  einer umfassenden Verschwörung zur Eroberung der Welt durch den 'Weltbund der Freimaurer und Weisen von Zion' niedergelegt ist. In van Helsings 'Hände weg von diesem Buch!' heißt es zu den Zielen der angeblichen Verschwörer: ...", und dann zitiert der Verfassungsschutzbericht 2004 aus dem Buch, das groß im Schaufenster des "Forum Hermeticum" ausgestellt und angeboten wird. "Es hat sich so gefügt", dass man im Rudolf-Steiner-Haus sei, meint die Bedienung des "Forum Hermeticum"-Buchladens, denn "Zufälle gibt es nicht". Im Verfassungsschutzbericht des Landes Berlin, den Innensenator Ehrhart Körting (der bekanntlich das BIFFF... gar nicht mag) politisch verantwortet, findet man übrigens weder Jan van Helsing noch den Buchladen in der Motzstraße aufgeführt.

Van Helsings Dreck erzählt nicht nur die "Protokolle der Weisen von Zion" nach, sondern scheint auch dem "Mythus des 20. Jahrhunderts" des NSDAP-Ideologen Alfred Rosenberg nachempfunden, der sich ebenfalls auf die "Protokolle" bezog und bei dem van Helsing einen Teil seiner eigenen "Atlantis"-Phantasien abgeschrieben haben mag, die er modern um pornographische Außerirdische ergänzt: Der "Ufonaut", dessen Raumschiff die Hakenkreuzfahne als Hoheitszeichen trägt und der mit einem freundlichen "Heil Hitler!" grüßt, spricht deutsch und braucht Sperma für die Zucht einer neuen Rasse; deshalb sucht er einen solchen esoterischen Buchhändler auf, schreibt van Helsing in seinem Buch "Unternehmen Aldebaran", dessen Beststeller ausgerechnet die van-Helsing-Bücher selbst sind. Und der Buchhändler berichtet in dem van-Helsing-Buch über seine Begenung der schwulen Dritten Art: "Jetzt spüre ich, wie er etwas über meinen Penis stülpt und eine Maschine läuft. Ich bin sogar erregt. Ich spüre, wie etwas an meinem Penis reibt und bekomme einen Orgasmus". Später trifft der abgezapfte Buchhändler dann den antisemitischen Autor persönlich, so die "Aldebaran"-Geschichte, der ihm genau die esoterischen Zusammenhänge auf dem Weg zur Selbstvergöttlichung erklären kann, die in "Atlantis" wahr wird, wo Männer und Frauen getrennt leben und die Fortpflanzung durch künstliche Befruchtung erfolgt -- Jan Udo Holey alias Jan van Helsing lässt nichts aus! (In einem Video beschwerte sich Holey sogar, dass "Kontaktler" - Deutsche, die mit "Ufonauten" Kontakt gehabt hätten -, dass ferner die "Colonia Dignidad" des wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilten nazistischen Deutsch-Chilenen Paul Schäfer und schließlich sogar er selbst zu Unrecht als "Kinderschänder" diffamiert würden, schreiben Friedrich Paul Heller und der sozialdemokratische antifaschistische Autor Anton Maegerle in ihrem Buch "Die Sprache des Hasses" über Helsing/Holey.)

"Jan van Helsing"-Bücher im Schaufenster
des "Forum Hermeticum"-Buchladens
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"van Helsings" Eso-Faselei vom Krieg gegen den Osten und gegen den Westen (links), die alten Feinde der Nationalrevolutionäre, ein Krieg, der nach van Helsings Eso-Vorhersage schon 1999 zum Weltuntergang hätte führen sollen;
"van Helsings" Vermarktung seines Verbotes (Mitte, rechts), Blavatsky-Schrift (Mitte oben).
(Fotos 2006 und 2007)

Über van Helsings Büchern stehen im selben Regal – Stand: Juni 2007 - des Eso-Buchladens im Rudolf-Steiner-Haus in der Motzstraße die antisemitische Wahn-Ideen der Mathilde Ludendorff, Ehefrau des Erster-Weltkrieg-Generals und Hitler-Putschisten von 1923 Erich Ludendorff und Begründerin der Sekte "Bund für Gotterkenntnis", die alles Übel in den "Juden" sieht. Erich Ludendorff und Ernst Röhm, beim Putsch 1923 glimpflich davon gekommen, wollten gemeinsam den militärischen Teil der Nazis, die Freikorps und die SA, führen, um die "Bewegung" zu retten, als ihr Führer 1924 wegen des Putsches im Knast saß. Gegenüber den Ludendorff-Schriften, an der linken Wand des Ladens, stehen die Schriften Steiners und seiner Vordenkerin Blavatsky, der Erfinderin der antisemitischen "Wurzelrassenlehre", deren "Theosophie" Steiner während seiner Jahre in der Motzstraße zur nicht minder rassistischen ursprünglichen "Anthroposophie" umwandelte.

Wie es für diese Szene selbstverständlich ist, herrscht auch für van Helsing in den USA der nackte Faschismus, vor dem es nur Rettung durch deutsche Esoteriker geben könne, und selbstverständlich fordert er mit anderen Verschwörungstheoretikern "eine Wiederaufnahme der 9/11-Untersuchungen", wie er auf seiner Webseite "secret" kund tut, auf der er auch - ebenso selbstverständlich "deutsch synchronisiert" - das Verschwörungsvideo zugunsten von Al Qaida über die Anschläge auf das Wold Trade Center, "Loose Chance", publiziert. Die Webseite - Geschäftsführer: sein Vater Johannes G. Holey, ein altbekannter rechtsextremer Esoteriker - vereint so illustre Personen wie den verurteilten Antisemiten Trutz Hardo und den Ufo-Phantasten Erich von Däniken, der ein Mitstreiter des rechtsextremen Sektenpredigers Hubertus Mynarek ist -- man sieht, der Kreis ist doch recht klein, wenngleich mit erstaunlicher Wirkung! Damit nicht genug der Querverbindungen: Zum Papst-Besucht interviewte die Querfront-Tageszeitung "junge Welt", in der Skinheads immer einen Platz finden, wenn sie sich schwul geben, den "Kirchenkritiker" Mynarek, und einer der Hauptautoren von "junge Welt" ist bekanntlich wiederum der Al Qaida-nahe Gelegenheitsjournalist Markus Bernhardt, Mitglied der Berliner Redaktion der schwulen Gewaltsex-Zeitschrift "Box" und langjähriger "Box"-Autor. Und "Box" empfiehlt im redaktionellen Teil, siehe unten, seinen Lesern das "Café Steiner" im Rudolf-Steiner-Haus in der Motzstraße gleich neben dem Helsing-freundlichen Buchladen als Szenelokal für schwule Skinheads! Man sieht, die Verbindungen der Verschwörer-Szene sind doch recht eng, je absurder ihre Verschwörungstheorien desto enger, und ihre Politik macht sie auch in Bereichen, wo man es erst mal nicht vermuten würde. Rechtzeitig zum "Ostertreffen 2008" macht dann auch die einschlägig bekannte Zeitschrift "sergej/blu" in der Ausgabe März 2008 auf einer ganzen redaktionellen Seite Reklame für das "Café Steiner".

Griffbereit auf dem Auslagetisch bietet der "Forum Hermeticum"-Buchladen im Rudolf-Steiner-Haus in der Motzstraße rechtzeitig zum dortigen "15. Lesbisch-Schwulen Stadtfest" im Juni 2007 auch ein Buch Hans Blühers als Reprint feil, eines rechtsextremen schwulen Autors aus der Jugend- und Lebensreformbewegung der Kaiserzeit, der dann die Machtübergabe an Hitler begrüßte, vor der Revolution 1918 auch mit Magnus Hirschfeld zusammen arbeitete und der von seinem Herausgeber in diesem Reprint mit den Worten angekündigt wird: "Um es gleich zu sagen: Blüher war zeitlebens Antisemit". Ja dann! Und ausserdem war Blüher Mitglied im Juni-Klub und ging nach geistiger Erbauung im Hause 22 – wetten! – zur körperlichen auch gern mal die paar Schritte nebenan ins "Eldorado". Der für die damalige Zeit ziemlich offen schwule Blüher besang immer wieder sein homoerotisches Männlichkeitsideal des soldatischen Kämpfers und der heldenhaften Jungmannen und stieß über die Idealisierung dieses Männlichkeits-"Fetischs" zu den intellektuellen Nationalrevolutionären und Jungkonservativen, die seit den Schützengräben des Ersten Weltkriegs und den Freikorps-Kämpfen gegen die sozialistischen Revolutionen nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland, Ungarn und im Baltikum 1918 bis 1920 (wo im übrigen auch Erich Ludendorff die Konterrevolution der Freikorps mit organisierte) fließende Übergänge zu den Praktikern der Soldatenverbände und der SA hatten, ob schwul oder nicht. Blüher war der ideologische Vordenker der Röhm, Heines, Ernst usw., die an ihm schon "im Felde" des Weltkriegs und in den Nachgefechten der Freikorps-Kämpfe gegen die kurzzeitigen sozialistischen Republiken der Nachkriegszeit einen intellektuellen Anker für ihren relativ offenen homosexuellen Umgang untereinander hatten. In seinen Schriften aus der Kaiserzeit, und noch radikaler später, lud Blüher den heldischen Männerbund, zu dem er auch das Freizeitunternehmen "Wandervogel" zählte, in dem sich die Wanderer gegen die Unbill der freien Natur durchzusetzen hatten, ganz offen homoerotisch auf, und zwar mit dem eindeutig politischen Ziel, Führer- und Gefolgschafts- Persönlichkeiten für Deutschlands völkische Wiedergeburt zu schaffen.

Das Ziel mag heutzutage nicht mehr ganz so attraktiv sein. Der verschwörungsideologische Buchladen im Rudolf-Steiner-Haus macht daher auch mit esoterischer Sex-Literatur Kasse: "Magia Sexualis - Die sexualmagischen Lehren der Bruderschaft von Eulis", etliches zum angeblich schwulen "Templerorden", "Handbuch der Sexualmagie", und es fehlt auch nicht die Sado-Maso-Orgienliteratur der Satanisten und Aleister Crowleys, ebenso der im Sex-Geschäft so beliebte Tantra-Buddhismus. Im Gegensatz zu dem Buch "The Pink Swastika" von Scott Lively und Kevin Abrams, das die Motzstraße nicht erwähnt, wohl aber aus Blavatsky, Crowley und Tantra den "Homo-Occultism" als angeblichen Ursprung der Nazi-Verbrechen konstruiert, kann man hier tatsächlich Geschäftemacherei sowohl mit Ideologen der Barbarei als auch mit denen des körperlichen Genusses an ein und demselben Ort sehen. Bedauerlich, dass Verteidiger der Schwulenszene, die im Internet gegen Lively/Abrams auftreten, sich dabei auch gleich zu Verteidigern Blavatskys machen, als wollten sie die absurde These mancher Teile der amerikanischen religösen Rechten, der Nationalsozialismus entspringe samt seinen Vorläufern der Homosexualität einiger weniger seiner ideologischen und militaristischen Protagonisten, nachträglich doch noch bestätigen.

Mit "Box"-Terror-Nazis ins "Café Steiner"

Hat man nach dem Besuch des Buchladens noch Puste, kann man nebenan ins "Café Steiner" einkehren. Erst mal durchatmen, denn das Café ist hinten drin im Stil des Tuntenbarock eingerichtet. Auf die Frage: "Hammse watt mit‘m Buchladen nebenan zu tun, wennse schon so heissen?", folgt ein energisches "Nein!" der Bedienung. Das "Café Steiner" im "Rudolf Steiner Haus" Motzstraße 30 ist seit Januar 2007 offen schwul, mit Regenbogenaufkleber im Schaufenster. Es wird als Spezialcafé für die "Fetisch"-Szene empfohlen von der Gewaltsex-Zeitschrift "Box", in der schwule Skinheads sich als Stricher im Nazi-Outfit anbieten (Anzeigenseite "Profis", gern mit brutalem Nazi-Foto, siehe unten) und in der der Verbrecher Ernst Röhm als bedauernswerter Verführter verharmlost wurde, der "wie so viele andere schwule SA-Männer ... einem falschen Propheten nachgelaufen" sei. Schwule Nazis mögen Tuntenbarock, scheint es: schon Ernst Röhms Arbeitszimmer hatte dieses "Flair", wenn es nicht gerade nach Mord und Totschlag stank.    
 
Mit Wowi zum Nazi-Profi:   "Skinhead Sex - Ficken  Saufen  Oi!"
 
  
 
In denselben Heften, in denen "Box" mit Wowi-Bildchen für Wowereits Sado-Maso-Straßenfest warb, warben auch Skinheads im Nazi-Outfit als "Profi"-Prostituierte um Kunden, die Sex mit Nazi-Assoziationen mögen. Hier eine Anzeige aus der "Box"-Anzeigen-Rubrik "Profis".
(Telefonnummer durch BIFFF... geschwärzt)
 
Das BIFFF... und das Landgericht Berlin sehen in "Box" Anhaltspunkte für eine Nähe zum Terrorismus, sogar zum islamistischen, der bekanntlich seine eigene antisemitische Note bei der Vernichtung möglichst vieler Juden hat, das Kammergericht hält dies immerhin für möglich. "Hammse die 'Box' hier ausliegen? Die empfiehlt Ihr 'Café Steiner' ja mit nem redaktionellen Artikel janz doll!", doch die "Café Steiner"-Bedienung muss passen: "Die 'Box' haben wir hier sonst immer, ist aber schon vergriffen." Solch ein "Fetisch"-Andrang bei Rudolf Steiner – der eigentlich doch ein Schwulen-Hasser war, aber was soll’s! Wenn man sich wirklich von Steiners Rassismus und Biologismus distanzieren wollte, hätte man sich ja nicht "Café Steiner" genannt, sondern vielleicht "Anti-Steiner". Hat man aber nicht, auch wenn zum Beispiel erst im Juli 2007 der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, von den Trägern der Waldorf-Schulen eine Distanzierung von Steiner forderte, weil das Menschenbild seiner Ideologie "teilweise rassistische Züge" habe, wie Kraus im öffentlich-rechtlichen Deutschlandradio Kultur sagte: "In den Niederlanden ist man sehr auf Distanz zum Gründungsvater gegangen. Diese Distanz vermisse ich in Deutschland."

Kann "kahlrasierte Dummheit" überhaupt so weit denken? Das "Café Steiner" bewies schon zu Ostern 2007, beim Berliner "Skinhead-, Leder- und Fetisch-Treffen", für das auch "Box" kräftig geworben hatte, seine Beliebtheit bei denen, die sich an einem Outfit aufgeilen, das man seit 1923 von Nazi-Überfällen und Nazi-Demos kennt, die meist blutig enden, und das man in schwulen Gewaltsex-Läden auf der Motzstraße kaufen kann, wenn man es noch nicht bei einer Militaria-Auktion der Motzstraßen-Antiquitätenhändler ersteigert hat. Die wachsende Beliebtheit von schwulem Sex in garantiert echten SS-Uniformen auch in Berlin und die Internet-Link-Reise vom "Berliner Leder und Fetisch e. V. (BLF)", der das "Ostertreffen 2007" veranstaltete, bis hin zu englischen Hitler-Verehrern der Schwulengruppe "SA.SS": das alles hatte das BIFFF... im März 2007 kurz vor dem "Ostertreffen" veröffentlicht. Und prompt füllten Skinheads, die denen von den "Box"-Bildchen und von den Nazis-Demos zum Verwechseln ähnlich sahen, das "Café Steiner", auch wenn es sich nicht nach dem SS-General Steiner benannt haben mag, sondern nach dem rassistischen Anthroposophen. Menschenfreundlich sahen diese Gäste jedenfalls nicht aus.

Die Motzstraße entlang, im Zick-Zack-Kurs

Sie kamen aus der "Scheune", einer schwulen Fetisch-Bar, in der auch bekannte Rechte verkehren (dürfen) und die schräg gegenüber dem Steiner-Haus, direkt gegenüber dem früheren "Eldorado" liegt. Daneben gleich der Laden "frontplay" für den gehobenen Skinhead-Bedarf im Schwarz-Weiß-Rot-Stil, schnell über die Straße wechseln zum niederländischen Laden "Mr B", einem Hauptsponsor der Berliner Fetisch-Gruppen, deren Webseiten auch im Juni 2007 - trotz aller Kritik des BIFFF... vom März - in einem dichten Netz mit Links zu den "Amsterdam-Skinheads" und weiter zu den "Manchester-Skinheads" letztlich auch mit den schwulen Hitler-Nazis von "SA.SS" Internet-verbunden sind. Bei "Mr B" nicht fündig geworden? Weiter zum "Military Store" Ecke Eisenacher Straße, der auch Objekte der Nationalen Volksarmee anbietet, so dass sich der ostdeutsche Nazi in Wessi-Schöneberg heimisch aufgeilen kann, bevor er in einen Motzstraßen-Darkroom zur direkten Triebabfuhr taucht – alles "Fetisch", versteht sich.

 "Kahlrasierte Dummheit
schmückt sich mit den Symbolen der Ewiggestrigen"
 



Sie "lieben" die weißen Schnürsenkel der Springerstiefel.
Werbeanzeige des "Fetisch"-Ladens "My Style Shop" am Anfang der Motzstraße.

Immer noch nichts gefunden? Wieder rüber, zum "Berliner Auktionshaus für Geschichte", dessen Inhaber wegen Verbreiten von Propagandamitteln verfassungswidriger Organisationen (Hakenkreuz) eine Geldstrafe erhielt und sich vor Gericht von einem bekannten NPD-Anwalt vertreten ließ - geht nicht, zu offensichtlich belastet! Also wieder rüber zum "My Style Shop", der mit den weißen Nazi-Schnürsenkeln wirbt: hier darfst Du kaufen, denn der Laden unterstützt die Straßenfeste, für die Klaus Wowereit in seiner Eigenschaft als Regierender Bürgermeister von Berlin Grußworte schreibt – hier gibt’s bestimmt keine Mahnwache der Schwusos!

(Juni/Juli 2007)

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